Eine Pagode in der myanmarischen Stadt Mandalay ist durch ein Erdbeben zusammengestürzt.
Player: videoMehr als 1.000 Tote nach schwerem Erdbeben in Thailand

Erdbeben in Südostasien Zahl der Todesopfer in Myanmar steigt auf mehr als 1.000

Stand: 29.03.2025 06:24 Uhr

Das Erdbeben war in mehreren Ländern in Südostasien zu spüren. Am stärksten getroffen wurde Myanmar. Laut Militärjunta stieg die Zahl der Todesopfer inzwischen auf mehr als 1.000. Auch aus Thailand wurden Tote gemeldet.

Die Zahl der Toten nach dem starken Erdbeben in Myanmar ist nach offiziellen Angaben auf mehr als 1.000 angestiegen. Die Militärregierung sprach von 1.002 Toten und 2.376 Verletzten Der Chef der Militärjunta Min Aung Hlaing habe eine sofortige Rettungsaktion in den betroffenen Regionen angeordnet. Die Junta hatte die Zahl der Toten am Freitag mit 144 angegeben.

Die Militärregierung von Myanmar hatte bereits die internationale Gemeinschaft um Hilfe gebeten. Für weitere Teile des Landes wurde der Notstand ausgerufen. Die Maßnahme gelte für die Hauptstadt Naypyidaw, Mandalay und für sechs Regionen und Bundesstaaten des Landes, meldete der staatliche Fernsehsender MRTV.

Player: video"118 Menschen sind noch vermisst", F. Bahrdt, ARD Singapur, zzt. Bangkok, zum Erdbeben in Thailand

"118 Menschen sind noch vermisst", F. Bahrdt, ARD Singapur, zzt. Bangkok, zum Erdbeben in Thailand

tagesschau, 29.03.2025 12:00 Uhr

Seit dem Militärputsch 2021 herrscht in Myanmar, dem früheren Birma, Gewalt und Chaos. Verschiedene Rebellengruppen kämpfen teils erfolgreich gegen die Armee. Aus vielen Regionen des Landes dringen deshalb nur spärliche oder noch gar keine Informationen zum Ausmaß der Schäden und möglichen Opferzahlen.

Karte: tektonische Platten in Myanmar

Das Epizentrum des starken Bebens lag in Myanmar. Das Land wird von einer tektonischen Verwerfung durchzogen.

Beben erreichte Stärke von 7,7

Das Erdbeben ereignete sich am frühen Nachmittag Ortszeit. Das Epizentrum lag in der Nähe der zweitgrößten Stadt Myanmars, Mandalay. Laut dem deutschen Helmholtz-Zentrum für Geoforschung und der US-Erdbebenwarte (USGS) hatte das Beben eine Stärke von 7,7. Ein zweites Beben zwölf Minuten später soll die Stärke 6,4 gehabt haben. Der Erdbebenherd befand sich in nur etwa zehn Kilometern Tiefe.

Erschütterungen waren auch in Teilen Chinas, Indiens und Bangladeschs zu spüren. In China war vor allem die an Myanmar angrenzende Provinz Yunnan betroffen, wie das chinesische Staatsfernsehen berichtete - unter anderem auch die Großstadt Kunming und die bei Touristen beliebten Orte Lijiang und Dali.

Moschee und Kloster eingestürzt

In einigen Gebieten Myanmars wurden die schweren Auswirkungen des Bebens rasch sichtbar. In der Stadt Mandalay sei eine Moschee eingestürzt, zehn Besucher sollen dabei getötet worden sein, wie die myanmarische Nachrichtenagentur Khit Thit Media unter Berufung auf Rettungskräfte berichtete. In Taungoo starben demnach mindestens fünf Menschen beim Einsturz eines Klosters, in dem Vertriebene untergebracht gewesen sein sollen. Zudem sollen in einem eingestürzten Hotel in Aung Ban, einem Ort im Landesinnern nahe dem Epizentrum, zahlreiche Menschen eingeschlossen sein. 

Neben Straßenschäden und eingestürzten Gebäuden könnten auch Dämme entlang des Flusses Irrawaddy beschädigt worden sein und brechen, warnte das Rote Kreuz in Myanmar. Der Fluss ist eine wichtige Lebensader in Myanmar.

Player: videoVerwüstungen nach schwerem Erdbeben in Myanmar und Thailand

Verwüstungen nach schwerem Erdbeben in Myanmar und Thailand

Christiane Justus, ARD Singapur, tagesschau24, 28.03.2025 21:30 Uhr

Mit Schaufeln auf der Suche in den Trümmern

Auch Henry Braun, der für die Welthungerhilfe in Myanmar im Einsatz ist, erreichen von den weiteren Mitarbeitenden der Organisation in dem Land Meldungen über umfassende Zerstörung, wie er im Gespräch mit tagesschau24 berichtete. Zahlreiche Gebäude seien beschädigt oder eingestürzt. Das Team der Welthungerhilfe in Mandalay werde die Nacht im Freien verbringen, sämtliche Hotels der Stadt seien geschlossen oder aufgrund der zahlreichen Hilfesuchenden bereits ausgelastet.

Bei der Suche nach unter Trümmern Verschütteten fehle es in Myanmar vor allem an schwerem Gerät, sagte Braun weiter. Die Menschen müssten wohl mit Schaufeln nach möglichen Opfern suchen.

30-stöckiges Haus in Bangkok eingestürzt

Auch das benachbarte Thailand wurde von dem Beben erschüttert. In der Hauptstadt Bangkok brach der Rohbau eines 30-stöckigen Hochhauses nach Erschütterungen in sich zusammen. Rettungskräfte suchen noch nach Überlebenden. Nach Angaben des thailändischen Verteidigungsministeriums werden dort noch mehr als 100 Menschen vermisst. Es gibt unterschiedliche Angaben zur Zahl der Toten und Vermissten. Medien berichten von bisher zehn geborgenen Todesopfern in Bangkok. Drei Todesfälle sollen offiziell bestätigt worden sein.

Thailands Ministerpräsidentin Paetongtarn Shinawatra, die angesichts des Erdbebens eine Reise abgesagt hatte, sagte der Bevölkerung jegliche notwendige Hilfe zu. Sie habe alle relevanten Behörden angewiesen, sich darauf vorzubereiten, Nothilfe zu leisten, erklärte die Ministerpräsidentin. Zudem warnte sie vor möglichen Nachbeben. "Ich möchte alle bitten, ruhig zu bleiben und nicht in Panik zu verfallen, bitte seien Sie vorsichtig."

Ein buddhistischer Mönch steht inmitten der Trümmer des durch ein Erdbeben eingestürzten Klosters in Naypyitaw in Myanmar.

Auswärtiges Amt rät zur Vorsicht

Das Auswärtige Amt rief deutsche Staatsbürgerinnen und -bürger, die sich derzeit in Thailand aufhalten, zur Vorsicht auf. Betroffene sollten die Nachrichten verfolgen und die Verhaltenshinweise der örtlichen Behörden sowie ihres Reiseanbieters oder Hotels beachten. Zudem rief die Behörde dazu auf, sich in die Krisenvorsorgeliste des Ministeriums einzutragen beziehungsweise bereits vorhandene Angaben zu aktualisieren.

Dem Deutschen Reiseverband liegen derzeit eigenen Angaben zufolge jedoch keine Informationen über verletzte Urlauberinnen und Urlauber aus Deutschland vor, die sich in Thailand aufhalten. Aktuell seien mehrere Tausend Touristen aus der Bundesrepublik in Thailand, die wenigsten davon würden sich in Bangkok aufhalten.

Player: videoAndreas Hilmer, NDR, zu Hintergründen und Folgen des schweren Erdbebens in Südostasien

Andreas Hilmer, NDR, zu Hintergründen und Folgen des schweren Erdbebens in Südostasien

tagesschau24, 28.03.2025 15:00 Uhr

EU stellt Soforthilfe bereit

Die EU aktiviert nach dem verheerenden Erdbeben in Südostasien den Copernicus-Satellitendienst und stellt erste 2,5 Millionen Euro für Soforthilfe bereit. Die Folgen des Erdbebens werden mit Unterstützung des Satellitendienstes besser zu beurteilen sein, wie die zuständige Europäische Kommission am Abend mitteilte.

Das Geld soll dazu beitragen, den am stärksten betroffenen Menschen zu helfen. Die humanitäre Hilfe der EU werde über sorgfältig geprüfte Organisationen bereitgestellt, heißt es. Je nach Lage und Bedarf vor Ort sollten gegebenenfalls weitere EU-Hilfen mobilisiert werden.

Auch die USA wollen helfen

Auch US-Präsident Donald Trump kündigte Hilfe an. "Wir werden helfen. Wir haben bereits Leute alarmiert. Ja, es ist schrecklich, was passiert ist, erklärte Trump. Außenministeriumssprecherin Tammy Bruce sagte, bei der US-Reaktion auf das Beben werde man sich an Hilfeersuchen und Berichten aus der Region orientieren.

Die US-Entwicklungshilfebehörde USAID verfüge noch über ein Team von Katastrophenexperten, das im Notfall sofort reagieren könne, erklärte Bruce. Die jüngsten Kürzungen bei USAID hätten die "Fähigkeit, diese Aufgaben zu erfüllen, nicht beeinträchtigt".

Aus dem Bundesinnenministerium hieß es, das Technische Hilfswerk prüfe bereits Möglichkeiten des Einsatzes, um Hilfe vor Ort leisten zu können.

Die Weltgesundheitsorganisation aktivierte ihr Katastrophenmanagementsystem. Die Folgen des Bebens stellten eine "sehr, sehr große Bedrohung für Leben und Gesundheit" dar, betonte eine Sprecherin der Organisation. Die WHO bereite nun die Lieferung von Hilfsgütern vor.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 29. März 2025 um 08:00 Uhr.