
Bad Oeynhausen. „Ich trete an, um zu gewinnen.“ Die SPD will Henrike Diestelhorst zur Kandidatin für das Bürgermeisteramt bei der Kommunalwahl am 14. September nominieren. „Das Votum des Stadtverbandsvorstands ist einstimmig gefallen“, sagt Stadtverbandsvorsitzender Gerhard Beckmann bei der Vorstellung der Kandidatin. Damit nominiert die SPD - stimmt die Stadtwahlkreiskonferenz am 5. April für den Vorschlag des Stadtverbandsvorstandes - 26 Jahre nach dem Ende der Amtszeit von Toni Fritz wieder eine Frau für das Rennen ums Bürgermeisteramt.
Diestelhorst ist seit fünf Jahren ehrenamtlich in der Kommunalpolitik aktiv und bereits als stellvertretende Bürgermeisterin tätig. Dieses Ehrenamt will sie nach der Kommunalwahl am 14. September gegen den Posten an der Verwaltungsspitze eintauschen. Sie fordert damit Amtsinhaber Lars Bökenkröger (CDU) heraus. 2016 ist Diestelhorst in die SPD eingetreten, weil sie als Mitarbeiterin der Stadtwerke, die „strukturierte Arbeit“ der Genossen kennengelernt habe.
Die SPD habe nach einer Kandidatin gesucht, die verantwortungsbewusst, kontaktfreudig, emphatisch, durchsetzungsstark und führungserfahren sei, erklärt Angelika Buttler. „Wir suchten jemanden, der oder die hoch motiviert ist, zu Selbstreflexion fähig und bereit ist zu lernen“, so die stellvertretende Landrätin weiter. „Ich bin mit Henrike Diestelhorst befreundet und weiß, dass sie all diese Fähigkeiten mitbringt.“ Außerdem sei es ihr ein Anliegen, eine Frau zu präsentieren, die auch andere junge Frauen motivieren könne, sich in der Kommunalpolitik zu engagieren. Buttler bescheinigt Diestelhorst, gut vernetzt auf Kreis-, Landes- und Bundesebene zu sein und sich sehr klar positionieren zu können, bei Dingen, die ihr wichtig seien.
„Es ist mir unangenehm, so gelobt zu werden“

„Es ist mir unangenehm, so gelobt zu werden“, sagt die derart Gepriesene, nachdem auch SPD-Fraktionschef Olaf Winkelmann und Stadtverbandsvorsitzender Gerhard Beckmann ihr die ungeteilte Unterstützung der fünf Ortsvereine und der Fraktion zugesichert hatten. Ihr Netzwerk, ihre berufliche Erfahrung als Verwaltungsbeamtin, die seit 2006 bei den Stadtwerken tätig ist und dort das Kundencenter leitet, und ihre Empathie tauchen wiederholt auf, als die heimische SPD-Spitze ihre Wahl begründet.
„Für mich ist das ein großer Schritt“, sagt Diestelhorst. „Ich will das aber unbedingt machen, weil Bad Oeynhausen mich braucht.“ Den Amtsinhaber erwähnt sie nicht ein einziges Mal, als sie zusammen mit Olaf Winkelmann mehr Transparenz in der Kommunalpolitik anmahnt und verspricht, die Kooperation zwischen den städtischen Töchtern, der Stadtverwaltung und dem Rat zu verbessern. „Wir müssen die Bürger eher und intensiver mitnehmen und Beteiligungsverfahren deutlich früher stattfinden lassen“, assistiert Winkelmann. Diestelhorst beschreibt sich selbst als strukturiert und selbstkritisch, als emphatisch und kommunikativ. Sie möchte sich für die Gemeinschaft der Bad Oeynhausenerinnen und Bad Oeynhausener, die in dieser „unwahrscheinlich schönen Stadt“ lebten, einsetzen. „Bad Oeynhausen kann mehr“, sagt sie und will das Gradierwerk aus dem Siel in die Innenstadt holen, den ZOB am Sültebusch belassen und auf dem ZOB-Gelände einen Wochenmarkt oder gar eine Markthalle errichten.
Henrike Diestelhorst setzt auf Gespräche und pragmatische Lösungen
Die 1975 in Bünde geborene Diestelhorst, die in Werste lebt, setzt auf Gespräche und pragmatische Lösungen, die nicht immer viel Geld kosten müssten. So gehe es ihr darum, das gestörte Sicherheitsgefühl der Einheimischen zu heilen, die Versorgungslücke bei Kita-Plätzen im Norden der Stadt zu schließen und den Gesundheitsstandort auch nach Bau des neuen Krankenhauses zu stärken. Diestelhorst will mehr sozialen Wohnungsbau, wobei sie darunter vor allem günstige Mieten und bezahlbare Nebenkosten, nicht aber die Sozialbindung der Wohnungen versteht. Ein Partner für eine derartige Angebotssteigerung könnte die Städtische Gesellschaft für Wohnen (SGW) sein, sagt sie. Es könne nicht angehen, dass der Wohnungsmarkt immer mehr Luxuswohnungen in Toplagen anbiete und für Normalverdiener kaum etwas biete.
Politik sei ihr Hobby und sie ist überzeugt davon, dass Bad Oeynhausen eine Alternative verdient habe. Ein Großteil ihrer Freizeit widme sie jetzt schon der Kommunalpolitik, weil es ihr Spaß mache, sich für die Gemeinschaft zu engagieren. Ihr Leitspruch lautet. „Nicht meckern, sondern sich einbringen!“
Schon Anfang 2024 habe er das Gespräch mit Henrike Diestelhorst gesucht, sagt Gerhard Beckmann. Es habe zwar auch drei externe Bewerber gegeben, von denen zwei aber angesprungen seien. Den dritten habe der Stadtverbandsvorstand für nicht geeignet erachtet. Früh sei ihm klar gewesen, dass Diestelhorst die richtige Kandidatin sei, sagt der Stadtverbandsvorsitzende. Die habe sich wegen eines schweren Schicksalsschlags zunächst Bedenkzeit erbeten und dann zugesagt. Diestelhorst glaubt zwar, dass es auch der Bad Oeynhausener Kommunalpolitik guttun würde, wenn mehr Frauen sich engagierten, will aber nicht auf ihr Geschlecht reduziert werden. „Dafür kann man nichts“, so die Bewerberin.
📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke