Weiden in der Oberpfalz
08.06.2020 - 18:32 Uhr

Vierjähriger plötzlich tot: Stiefmutter vor Gericht

Vor gut acht Monaten ist in Netzaberg bei Eschenbach ein vierjähriger Junge gestorben. Die 26-jährige Stiefmutter soll ihn erstickt haben. Nun muss sie sich vor dem Landgericht Weiden wegen Totschlags verantworten.

Die Angeklagte (Mitte) mit ihren Verteidigern.

Als ganz normalen Tag schilderte die Angeklagte im Totschlagsprozess, der am Montag vor der 1. großen Strafkammer des Landgerichts begann, den 3. November letzten Jahres. Bis sie kurz nach Mitternacht ihren vierjährigen Stiefsohn in seinem Zimmer auf dem Boden liegend gefunden habe. Dieser habe eingenässt gehabt. Blasen seien aus seinem Mund gekommen. Eine Nachbarin, die einen epileptischen Anfall vermutet habe, habe den Rettungsdienst gerufen. Der schnell eingetroffene Notarzt habe fast eine Stunde lang reanimiert und dann den Tod feststellen müssen.

Da bei der Obduktion des Kindes Einblutungen und Verletzungen im Hals und Kehlkopfbereich festgestellt worden waren, geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass die Philippinin, die an diesem Abend mit ihren drei Stiefkindern und einem einjährigen Baby allein zuhause war, den Vierjährigen gewürgt, ihm Mund und Nase zugehalten und ihn so erstickt hat. Die 26- Jährige wurde drei Tage nach dem Vorfall in U- Haft genommen.

Die mit einem Amerikaner Verheiratete und in der Netzaberg- Siedlung (Eschenbach) Lebende berichtete, dass sie keinerlei Probleme mit der Erziehung der vier, acht, sieben und ein-jährigen Kinder gehabt habe. Auch nicht mit der Haushaltsführung und den finanziellen Mitteln. Dass sie die Stief-Kinder am liebsten wieder zur leiblichen Mutter nach Amerika gegeben hätte und die Kleinen häufig unbeaufsichtigt gewesen seien, wie ihr Oberstaatsanwalt Berhard Voit vorhielt, sei nicht richtig. Beamte der Polizeiinspektion Eschenbach, die bald nach den Sanitätern eingetroffen waren, sagten als Zeugen aus, dass die Doppelhaushälfte keinen übermäßig vermüllten Eindruck gemacht habe. Die, ihr zu Hilfe gekommene 28-jährige Hausfrau aus der direkten Nachbarschaft berichtete, dass sie den Buben in die stabile Seitenlage gedreht hatte. Dieser habe geschwitzt gehabt. Schaum sei aus seinem Mund gekommen. Man habe nie gehört, dass die Kinder vernachlässigt worden seien. Dr. Thomas Wenske, der stellvertretende Chefarzt der Psychiatrischen Klinik der Universität Erlangen, attestierte der Angeklagten psychische Gesundheit. Gegebenenfalls wäre sie voll schuldfähig.

Die Verhandlung vor Landgerichtspräsident Gerhard Heindl, Richter Matthias Bauer, Richterin Susanne Pamler und zwei Schöffen wird am Montag, 15. Juni um 9 Uhr fortgesetzt. Die Angeklagte wird von Rechtsanwältin Jutta Carrington- Conerly (Grafenwöhr) und Rechtsanwalt Michael Haizmann (Regensburg) verteidigt.

Grafenwöhr10.11.2019
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