Die Helden des Alltags brauchen Verstärkung

Pflege-und Sozialberufe

Die Helden des Alltags brauchen Verstärkung

Mitarbeiter in Krankenhäusern sowie in Alten- und Pflegeheimen sind in den letzten Wochen schier über sich hinausgewachsen. Gerade die Corona-Pandemie hat eindrucksvoll gezeigt, wie unverzichtbar ihr alltäglicher Einsatz für das Funktionieren des Gemeinwesens ist.Jetzt braucht man mehr konkrete, attraktive Angebote für junge Menschen, die in der Pflege ihren Traumjob finden wollen. Denn hochmotivierte, leistungswillige Bewerber werden weiter gesucht. Ihre Karrierechancen könnten wohl kaum besser sein - die Gesundheits- und Pflegewirtschaft gilt bundesweit als eine der stärksten und zukunftsträchtigsten Branchen.

Qualitätsoffensive für eine bessere Ausbildung

Mit „BEST PLACE TO LEARN®“ ist Deutschlands erstes Gütesiegel für die Pflegeausbildung an den Start gegangen. Das Gütesiegel soll Pflegeschulen, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen dabei unterstützen, ihre Ausbildung stetig zu verbessern und bei Schulabgängern attraktiver zu werden. Die Zertifizierungsgesellschaft AUBI-plus versteht die Einführung des Ausbildungssiegels als überfällige Antwort auf den Pflegenotstand und den Fachkräftemangel. Es sei an der Zeit, eine Qualitätsoffensive für eine Top-Pflegeausbildung auf betrieblicher Ebene zu starten, heißt es.

Bonus für Pflege-und Rettungskräfte

Ob in Krankenhäusern, in Alten- und Pflegeheimen sowie stationären Einrichtungen der Behindertenhilfe – Frauen und Männer in der Pflege leisten in der derzeitigen Krisensituation Herausragendes. Denn während andere Beschäftigte im „Home Office“ von Zuhause aus arbeiten können, sind die Pflegenden an der Front. Und das täglich 24 Stunden.

Als Zeichen der Anerkennung für dieses Engagement honoriert der Freistaat Bayern die Berechtigten mit einer einmaligen finanziellen Zuwendung. Den Bonus erhalten Pflegekräfte in Krankenhäusern, Rehabilitationskliniken, Alten- und Pflegeheimen, stationären Einrichtungen für Menschen mit Behinderung und ambulanten Pflegediensten sowie Notfallsanitäterinnen und -sanitätern und Rettungsassistentinnen und -assistenten.

Wer regelmäßig mehr als 25 Stunden pro Woche arbeitet, erhält 500 Euro. Berechtigte, die regelmäßig 25 Stunden pro Woche oder weniger arbeiten, bekommen 300 Euro. Rund 215.000 Anträge auf die Prämie sollen beim Landesamt für Pflege (lfP) bereits gestellt worden sein.

Neben dem bayerischen Corona-Pflegebonus wurde inzwischen auch eine bundesweite, staatliche Pflege-Prämie beschlossen, wonach Beschäftigte in der Altenpflege im laufenden Jahr einen gestaffelten Anspruch auf eine einmalige Sonderleistung in Höhe von bis zu 1.000 Euro erhalten. Weitere Informationen beim Landesamt für Pflege:

www.stmgp.bayern.de/lfp/

Neues Pflegeberufegesetz

Zum 1.1.2020 ist das Pflegeberufegesetz an den Start gegangen. Durch die Reform werden die bislang getrennt gehaltenen Ausbildungen in der Altenpflege, der Gesundheits- und Krankenpflege sowie der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege zu einem jetzt einheitlich geltenden Berufsbild zusammengeführt. Die Ausbildung endet mit dem Abschluss „Pflegefachfrau/Pflegefachmann“.

Studie zur Angehörigen-Pflege

Rund die Hälfte der Pflegebedürftigen in Deutschland wird zu Hause von Angehörigen versorgt, ohne Unterstützung durch einen ambulanten Pflegedienst, zeigt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Die Pflege übernehmen hauptsächlich enge Familienangehörige wie Partner, Kinder oder Schwiegerkinder.

Nur knapp sechs Prozent der Pflegenden sind jünger als 30 Jahre. Die meisten Angehörigen, die ein Familienmitglied pflegen, sind zwischen 30 und 60 Jahre alt. Rund 61 Prozent der Pflegenden sind Frauen, knapp 39 Prozent Männer. Frauen wenden im Schnitt 2,9 Stunden pro Tag für die Pflege auf, Männer 2,2 Stunden. Der Durchschnitt liegt bei 2,6 Stunden.

„Mehr junge Menschen für den Pflegeberuf begeistern!“

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Josefine und Friedrich Heimerer
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Julian-Anselm Bayer

Vor 40 Jahren gründeten Friedrich und Josefine Heimerer die Heimerer Schulen. Heute gehört das mittelständische Familienunternehmen mit Firmensitz in Landsberg am Lech zu den größten Bildungsanbietern in Bayern und Sachsen - mit langjähriger Expertise in der Aus- und Weiterbildung therapeutischer Berufe, Pflegeberufe und in der Pädagogik.

Im Interview erklären Geschäftsführer Friedrich Heimerer und Julian-Anselm Bayer, Leiter der Berufsakademie München was die Heimerer Unternehmensgruppe ausmacht und welche Relevanz das Thema COVID-19 aktuell für die Pflegeausbildung hat.

Welche konkreten Berufsfelder bilden Sie aus?

Friedrich Heimerer: „Neben der Ergo- und Physiotherapie sowie den Erziehern sind unsere größten Ausbildungsrichtungen die Altenpflege sowie Gesundheits- und Krankenpflege, welche seit diesem Jahr generalisiert als Pflegefachfrau/-mann durchgeführt werden.“

Das Thema Pflege ist brandaktuell. Was macht die (Pflege-)Ausbildung bei Heimerer so besonders?

Friedrich Heimerer: „Wir versuchen die jungen Menschen bestmöglich auf ihren Beruf als Pflegekraft vorzubereiten, indem wir im stetigen Austausch sowohl mit unseren Schülern als auch mit den Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern stehen. Daher bieten wir den Absolventen weiterführende Bildungsangebote an. Diese beinhalten eine enorme Bandbreite an hochwertigen Fort- und Weiterbildungen an unseren Heimerer Akademien und nun auch Studiengängen.“

Ihr Unternehmen feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Jubiläum – Was ist das Erfolgsrezept?

Friedrich Heimerer: „Der Austausch mit unseren Partnern und Teilnehmern ist ein Schlüssel zum Erfolg. Damit sind unsere Ausbildungen immer aktuell und zielgruppengerecht. Wir halten immer Ausschau nach den neuesten Lehrmethoden und entwickeln auch eigene Konzepte für digitales Lernen, nicht erst seit Corona. Wichtig ist mir persönlich auch der familiäre und verständnisvolle Umgang mit und unter den Mitarbeitern.“

Herr Bayer, Sie sind ausgebildeter Pflegepädagoge und langjähriger Dozent im Gesundheitswesen: aus aktuellem Anlass sind Sie sofort eingesprungen, als der Bedarf an Pflegepersonal aufgrund von Covid-19 anstieg. Welche Erfahrungen haben Sie bei Ihrem Einsatz im Pflegeheim gesammelt?

Julian-Anselm Bayer: „Es war hart. Für mich persönlich eine Herausforderung, weil ich doch schon einige Jahre nicht mehr in der Pflege tätig bin. Aber auch die Situation in der Einrichtung, mit vielen erkrankten und verstorbenen Bewohnern und Mitarbeitern. Das war arbeiten am Limit. Aber es hat mir auch wieder vor Augen geführt, warum ich diesen Beruf einmal ergriffen habe und wie wertvoll und systemrelevant Menschen in sozialen Berufen zu sehen sind.“

Was bräuchte es Ihrer Meinung nach, um die Pflege in Deutschland auf gesunde Füße zu stellen?

Julian-Anselm Bayer: „Es muss eine grundlegende Debatte geben, was uns alle dieser Dienst am Menschen wirklich wert ist. Dazu gehört sicherlich eine angemessene Bezahlung, aber eben auch ein zukunftsfähiges Ausbildungssystem inkl. entsprechender akademischer Bildungsmöglichkeiten, mit engagierten und gut ausgestatteten Schulen, Hochschulen und Lehrkräften wie bei den Heimerer Schulen, um mehr junge und kompetente Menschen für den Pflegeberuf zu begeistern.“