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Kinder-Medien-Studie
Kinder konsumieren klassisch

Lesen Kinder noch Zeitschriften, die extra für sie produziert werden oder spielen diese gedruckten Medien keine Rolle mehr? Diese Frage interessiert die Zeitschriften-Verlage, die deshalb seit einigen Jahren eine Kinder-Medien-Studie in Auftrag geben. Und in diesem Jahr hat die Studie einige alte Klischees bestätigt.

Von Claudia Van Laak | 06.08.2019
Schüler arbeiten mit einem Tablet.
Laut Kinder-Medien-Studie nutzt ein Viertel der Kinder ausschließlich elektronische Medien. (Martin Schutt / dpa-Zentralbild)
Kinder bis 13 mögen es klassisch. Die allermeisten setzen sich vor den Fernseher und sie schalten das Radio ein. Malte Rieken vom "Zeit"-Verlag erläutert:
"Medienkonsum auch im audiovisuellen Bereich spielt eine große Rolle. 88 Prozent schauen linear Filme, Serien oder Fernsehsendungen. Bei den auditiven Medien hören über zwei Drittel Hörspiele und Musik, wenn sie im Radio laufen."
YouTube oder Streaming-Dienste werden erst mit zunehmendem Alter interessant. Grundschulkinder lieben Micky Maus, Donald Duck oder Benjamin Blümchen - auch hier sind die Klassiker weiter populär. Allerdings liest ein Viertel der Kinder überhaupt keine Bücher, Zeitschriften, Magazine oder Comics - sie nutzen ausschließlich elektronische Medien.
Klischee ist Realität
Welche Themen interessieren Mädchen, welche Jungs? Was wollen sie lesen, hören, sehen? Das Klischee ist hier Realität: 78 Prozent der Mädchen interessieren sich für Feen und Prinzessinnen, 80 Prozent der Jungs für Superhelden. Bernd Hellermann vom Verlag "Gruner & Jahr":
"Mit Puppen spielen, Malen, Basteln, Handarbeit - das sind die klassischen Mädchenthemen. Da ist ein Vorurteil bestätigt, das wissen Sie aber selber, wenn Sie Kinder haben. Actionfiguren und Experimentierkästen - das sind die klassischen Jungsthemen. Das bestätigt die Studie, dass da die Interessen und Vorlieben auch eindeutig so sind, wie man das auch im Alltag erlebt."
Allerdings: für gesellschaftlich relevante Themen, für Natur, Umwelt und Politik, interessieren sich Mädchen und Jungen gleichermaßen.
Smartphones hoch im Kurs
Nicht verwunderlich: Immer früher wollen Kinder ein eigenes Smartphone - jedes fünfte Kita-Kind wünscht sich eins. Bei den Grundschulkindern sind es sogar mehr als die Hälfte. Malte Rieken: "Wer noch kein Smartphone hat, der möchte eins haben. Kriegt er aber nicht."
Anders bei den älteren Kindern: hier besitzen bereits acht von zehn ein eigenes Smartphone. Die Folge: Die Nutzung von WhatsApp geht steil nach oben, hat in den letzten zwei Jahren um 15 Prozent zugelegt.
"WhatsApp hat einfach eine große Verbreitung und erreicht jetzt die Hälfte dieser Zielgruppe. Facebook ist hier eher leicht abnehmend, es ist über den Zenit. Instagram und Snap-Chat wachsen an, das sind die jüngeren Kanäle unter den Sozialen Netzwerken."
Studie zeichnet heile Kinder-Medien-Welt
Die Zeitschriftenverlage zeichnen in ihrer heute veröffentlichten Studie eine mehr oder weniger heile Kinder-Medien-Welt. Liebe Eltern, alles in Ordnung, ihr könnt beruhigt sein - das ist der Tenor. Bernd Hellermann von "Gruner & Jahr":
"Das Vorurteil hier, Kinder sitzen im dunklen Kinderzimmer mit ihrem Smartphone, das sie ja zu großen Teilen haben. Wenn sie 10 Jahre alt sind, hat fast jedes Kind ein eigenes Smartphone. Sie legen es zur Seite, natürlich auch im Dialog mit den Eltern, und sie sind weiter draußen unterwegs."
Fraglich, ob die Daten der aktuellen Kinder-Medien-Studie diesen Schluss wirklich zulassen. Neun von zehn Kindern verbringen ihre Freizeit mit Freunden, 83 Prozent spielen im Freien - so die Zahlen. Wie viel Zeit die Kinder im Freien verbringen, das sagt die Studie jedoch nicht. Und: Wer im Wald mit dem Smartphone daddelt, der spielt ebenfalls im Freien.