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Comic-Besprechung - Ein Jahr ohne Cthulhu

Geschichten:
Ein Jahr ohne Cthulhu
Autor: Thierry Smolderen, Zeichner / Colorist: Alexandre Clerisse


Story:
Auln-sur-D`Arcq ist eine Stadt in der französischen Provinz. Für die Jugend gibt es Mitte der 1980er nicht viel Abwechslung abgesehen von dem Kiosk in dem ein Videospielautomat aufgestellt ist. Eine kleine Gruppe trifft sich regelmäßig, um Rollenspiele durchzuführen. Als eine neue Schülerin auf die Schule kommt und sich manche ihrer Zuneigung versichern wollen, eskalieren die Emotionen und es kommt zu einem grauenvollen Mord.


Meinung:
Autor Thierry Smolderen und der Zeichner Alexandre Clerisse lieben es, ihre Geschichten in unterschiedlichen Jahrzehnten anzusiedeln.  So spielte das Imperium des Atoms in den 1950ern und Ein diabolischer Sommer in den 1960ern. Die aktuelle Graphic Novel Ein Jahr ohne Cthulhu spielt nun in den 1980ern und liegt somit voll im Trend. Nicht zuletzt durch die erfolgreiche TV-Serie Stranger Things erlebt das Jahrzehnt gerade ein Revival.

Allerdings kann man den Autoren kaum vorwerfen, auf einen bereits fahrenden Zug aufzuspringen, schließlich verfolgen sie weiterhin ihre Linie. Auch ist das nicht eine stilistische Spielerei. Natürlich sind sie postmodern indem sie in ihren Geschichten möglichst viele popkulturelle Referenzen einbauen. Allerdings ist das kein Selbstzweck, sondern diese Elemente sind immer handlungstragend. Insofern kann die jeweilige Story auch kaum in einem anderen Jahrzehnt spielen.

Ein Jahr ohne Cthulhu würde kaum funktionieren wenn es zeitlich anders eingeordnet worden wäre. Denn aufkommende Elemente der 80er wie Videospiele, der Beginn des PC-Zeitalters, Rollenspiele in Dungeons and Dragons Manier, die Wiederentdeckung von H. P. Lovecraft, Okkultismus und spirituell angehauchte Archäologie wie etwa die Thesen von Erich von Däniken und anderen, Esoterik und damit verbundener Naturglaube, kommen hier alle vor und greifen nicht einfach nur Geisteshaltungen und Inventar der 80er Jahre auf, um ein Setting zu erschaffen, sondern spielen eine Rolle für die Charaktere und damit auch für die Story. Diejenigen welche etwa an Druiden oder Hexenkraft glauben, handeln dementsprechend auch und sind zumindest in einem Fall handlungsbestimmend.

In der Geschichte greifen die Autoren auf einen realen Kriminalfall in der französischen Provinz zurück. Mitte der 1980er gab es einen schrecklichen Mordfall und die als schuldig ausgemachten Jugendlichen spielten gerne Rollenspiele, welche dann auch als eine Ursache für die Bluttat ausgemacht worden waren (wie später Musik oder Videospiele, Geschichte wiederholt sich). Doch hier ist die Story etwas überfrachtet und man verfranst sich in den vielen verschiedenen Personen, anstatt einem klaren Kriminalfall zu folgen. Was zum einen daran liegt, dass die Geschichte aus der Perspektive der Jugendlichen erzählt und ihre Lebenswelt immerhin glaubhaft entworfen wird. Zum anderen werden hier übernatürliche Elemente suggeriert. Das erinnert teilweise stark an einen Giallo, italienische Horror-Thriller. Nicht nur vom Inhalt her: ein wahnsinniger Mörder geht um und scheinbar übernatürliche Elemente spielen eine Rolle. Hier wie auch in den Gialli überwog der Stil vor dem Inhalt. Optisch beeindruckend, waren die Skripts meist recht schwach. Schwach kann man das Skript von Smolderen nicht nennen, aber es lässt ein bisschen an Stringenz vermissen und die Auflösung kommt nicht gerade elegant daher. Mehr Suggestion wäre hier schöner gewesen. Auch wenn einige Fragen offen bleiben, aber es bleibt der Eindruck der Überkonstruktion und damit Überfrachtung.

Die Zeichnungen von Clerisse hingegen sind schön aufgeräumt und haben eine klare Struktur die auch immer wieder zitieren. So sind manche Sequenzen wie aus alten PC-Spielen gestaltet oder erinnern an Horrorfilme aus den 1980ern. Vor allem die Architektur und die Panoramen sind schon teilweise sehr abstrakt und zeigen die aus den Fugen geratene Welt. Allerdings ist das kein Verfremdungseffekt mehr, um die zerbrechende Psyche zu zeigen, denn dafür gibt es keinen Kontrast. Dennoch haben die Zeichnungen ihren ganz eigenen Charme und ergänzen sich hervorragend mit der Geschichte. Trotz einiger Schwächen also ein lohnender Band, auch wenn er an den Vorgänger Ein diabolischer Sommer nicht heranreicht.



Fazit:
Ein stimmungsvoller Band mit faszinierenden Zeichnungen, der aber leider etwas überkonstruiert und damit überfrachtet ist.


Ein Jahr ohne Cthulhu - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Ein Jahr ohne Cthulhu

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Carlsen

Preis:
€ 24,99

ISBN 10:
3551728208

ISBN 13:
978-3551728203

184 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Zeichnungen
  • interessante Charaktere
  • Flair der 1980er
Negativ aufgefallen
  • Überkonstruktion und damit überfrachtet
  • Stil vor Inhalt
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 23.04.2020
Kategorie: Alben
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