Robert Habeck in Paris :
Macrons grüner Hoffnungsträger

Von Michaela Wiegel, Paris
Lesezeit: 1 Min.
Robert Habeck im September in Berlin
Der Vorsitzende der Grünen Robert Habeck wird in Paris freundlicher empfangen als seinerzeit Angela Merkel. Sogar Regierungsmitglieder waren zu Gesprächen bereit. Sie hoffen auf einen „Aufbruch für Europa“.

In wohl kaum einer europäischen Hauptstadt ist Robert Habeck so sehnlich erwartet worden wie in Paris. Mit dem Grünen-Politiker aus Deutschland verbinden sich in der Führungsriege um Präsident Macron Hoffnungen, in naher Zukunft doch noch einen „Aufbruch für Europa“ zu vollbringen.

So zumindest begründete der Grünen-Vorsitzende am Donnerstag in Paris, warum er einen „gewissen Erwartungsdruck“ bei seinen Gesprächspartnern gespürt habe. Anders als die CDU-Vorsitzende Angela Merkel in der Chirac-Ära musste Habeck nicht darum betteln, mit Regierungsmitgliedern ins Gespräch zu kommen. Der Vorsitzende der Regierungspartei La République en marche, Stanislas Guérini, ein ausgemachter Gegenspieler der französischen Grünen, empfing ihn ebenfalls.

Habeck sparte nicht mit Kritik an der Bundesregierung. Die große Koalition sei wie „gelähmt“, bestenfalls „eingeschlafen“, führte Habeck bei einer Diskussionsrunde mit überwiegend deutschen Studenten im Heinrich-Heine-Haus aus. Ihrer Führungsrolle für die EU werde die Bundesregierung nicht gerecht. Aber auch über die Pannen der Macron-Regierung („da läuft nicht alles so cool“) mokierte er sich.

Den Aachener Vertrag, der just am Donnerstag der Nationalversammlung zur Ratifizierung vorgelegt wurde, erwähnte Habeck erst gar nicht. Das wurde ihm aber nicht verübelt, genauso wenig wie die fehlenden Sprachkenntnisse, die er mit einer spätpubertären Trotzphase im Französischunterricht begründete. Finanz- und Wirtschaftsminister Bruno Le Maire konnte sein Glück kaum fassen, dass sein Gast am deutschen Dogma der Schwarzen Null rütteln will. Beeindruckt zeigte sich Habeck vom Willen in Paris, an die Ratifizierung neuer Freihandelsverträge soziale und ökologische Bedingungen zu knüpfen.