Kliniken und Corona: Die trügerischen Hospitalisierungsraten des RKI
Die Zahl der Covid-Patienten in Kliniken soll künftig über die Pandemiebekämpfung entscheiden. Nur zeigen ZEIT-ONLINE-Rechnungen: Die Lage wird systematisch unterschätzt.
Der Bundesrat hat beschlossen, dass künftig die Zahl der Menschen, die mit Covid-19 ins Krankenhaus kommen, anstelle der Sieben-Tage-Inzidenz als Richtwert für Schutzmaßnahmen dienen soll. Eine Analyse von ZEIT ONLINE zeigt, dass die Hospitalisierungsinzidenz des RKI im Schnitt um 79 Prozent höher liegt als ursprünglich gemeldet, da das RKI die Fälle nach dem Testdatum und nicht nach dem Einweisungsdatum sortiert. Das RKI plant derzeit keine Änderung dieser Praxis, obwohl eine Erfassung nach Einweisungsdatum genauer und aktueller wäre. Die Aktualität der Daten ist entscheidend für das Management der Pandemie, da Maßnahmen nicht rückwirkend verhängt werden können. Es gibt jedoch noch Schwachstellen, wie die fehlende regionale Aufschlüsselung der Daten und die fehlenden konkreten Grenzwerte für Maßnahmenüberschreitungen.
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Seit Beginn der Pandemie schauen viele morgens auf eine Zahl: die Sieben-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen. Sie war der Leitindikator für die Politik in dieser Pandemie. Damit ist nun Schluss. Künftig soll die Zahl der Menschen, die mit Covid-19 ins Krankenhaus kommen, als Richtwert dienen. Das hat der Bundesrat am Freitag beschlossen, der Bundestag hatte bereits vorher zugestimmt. Damit sind die Neuinfektionen nicht mehr ausschlaggebend, wenn es etwa um die Verordnung von Schutzmaßnahmen geht. Union und SPD reagieren damit auf die Tatsache, dass Infektionen mittlerweile seltener zu schweren Erkrankungen führen, weil viele Menschen geimpft sind.