Phänologische Jahreszeiten

Das phänologische Jahr wird in 10 "phänologische Jahreszeiten" eingeteilt. Fixiert werden diese Jahreszeiten durch bestimmte Wachstumsstadien an ausgewählten Pflanzen – sogenannte Leitphasen.

Frühling

Vorfrühling

Leitphasen:

  1. Hasel (Blüte)
  2. Schneeglöckchen (Blüte)

Der Vorfrühling beginnt, wenn die Kätzchen der Haselsträucher stäuben und die Schneeglöckchen blühen. In dieser Jahreszeit blüht auch die Erle und somit beginnt für die Allergiker die unangenehme Heuschnupfen-Zeit. Diese drei Phasen variieren zeitlich sehr stark, so dass sie von Mitte Dezember bis in den März hinein auftreten können.

Erstfrühling

Leitphasen:

  1. Forsythie (Blüte)
  2. Stachelbeere (Blattentfaltung)

Die Forsythienblüte ist ein deutlich sichtbares Zeichen für den Beginn des Erstfrühlings. Wo sie nicht gemeldet wird, übernimmt die eher unscheinbare Blattentfaltung der Stachelbeere diese Funktion. Die Stachel- und Johannisbeeren eröffnen die Obstblüte, es folgen dann nacheinander Pflaume, Birne und Kirsche. In diese Jahreszeit fällt für die meisten heimischen Laubgehölze auch die Laubentfaltung.

Vollfrühling

Leitphasen:

  1. Apfel (Blüte)
  2. Stiel-Eiche (Blattentfaltung)

Mit der Apfelblüte hält der Vollfrühling Einzug. Jetzt ist die Zeit der Blütenfülle. Es blühen nicht nur die Obstbäume, sondern auch viele Wildpflanzen und Ziersträucher, z.B. der Flieder. Auch die spät austreibenden Laubbäume entfalten jetzt ihr Laub und Raps und Wintergetreide wachsen schnell in die Höhe. Die steigenden Temperaturen und die längere Sonneneinstrahlung sorgen für eine allgemein stürmische Pflanzenentwicklung. Der phänologische Beobachter muss jetzt sehr aufmerksam sein, damit er die vielen phänologischen Phasen mitbekommt.

Sommer

Frühsommer

Leitphasen:

  1. Schwarzer Holunder (Blüte)
  2. Robinie (Blüte)

Mit dem Blühbeginn des Schwarzen Holunders setzt der Frühsommer ein. Die Blüte der Gräser ist jetzt auf ihrem Höhepunkt und auch der Winterroggen stäubt, womit die Hauptzeit des Heuschnupfens ins Land gezogen ist. In diese Zeit fällt auch die Heuernte und die Imker schleudern nach der Raps- oder Robinienblüte den Blütenhonig (Frühtracht). Wenn es jetzt nicht zu warm und zu trocken ist, dann sind günstige Voraussetzungen für eine gute Ernte gegeben.

Hochsommer

Leitphasen:

  1. Sommer Linde (Blüte)
  2. Johannisbeere (Fruchtreife)

Wenn die Linden blühen und im Garten die reifen Johannisbeeren und Süßkirschen gepflückt werden, dann ist Hochsommer, der auch schon Erntezeit ist. Als erste Getreideart ist die Wintergerste druschreif, sie wird gefolgt vom Winterraps. Die übrigen Getreidearten reifen nach und nach ab, das Sommergetreide ist überwiegend in der „Kornfüllungsphase“.

Spätsommer

Leitphasen:

  1. Frühapfel (Fruchtreife)
  2. Eberesche (Fruchtreife)

Die Jahreszeit wird eröffnet, wenn der Frühapfel, der bekannteste ist der ‚Klarapfel‘, zum ersten Mal gepflückt werden kann. Winterroggen und Winterweizen werden geerntet. Danach kommt das Sommergetreide, wobei der Hafer den Schlusspunkt bei der Ernte des heimischen Getreides setzt. Gegen Ende des Spätsommers setzt die Heideblüte ein und verwandelt die Heidegebiete in ein Blütenmeer.

Herbst

Frühherbst

Leitphasen:

  1. Schwarzer Holunder (Fruchtreife)
  2. Kornelkirsche (Fruchtreife)

Der Frühherbst beginnt, wenn Holunderbeeren und Kornelkirschen reif sind. Die Aussaatzeit beginnt mit der Winterraps-Bestellung. Und nachdem die ersten Birnen gepflückt sind, wird mit der Aussaat der Wintergerste begonnen. Auf den Äckern dominiert zu dieser Zeit der Mais, der seine volle Höhe erreicht hat.

Vollherbst

Leitphasen:

  1. Rosskastanie (Fruchtreife)
  2. Stiel-Eiche (Fruchtreife)

Wenn die ersten Früchte der Rosskastanie und Stiel-Eiche reif vom Baum fallen, dann hält der Vollherbst seinen Einzug. Die Obsternte findet mit der Ernte der spätreifenden Äpfel ihren Abschluss. Die Landwirte ernten noch den Mais, die Spätkartoffeln und die Rüben und bestellen die Felder mit Winterroggen und Winterweizen. In den Weinbaugebieten ist die Lese in vollem Gange. Gegen Ende des phänologischen Vollherbstes verfärben sich bis auf wenige Ausnahmen die Blätter der Laubgehölze.

Spätherbst

Leitphasen:

  1. Stiel-Eiche (Blattverfärbung)
  2. Eberesche (Blattfall)

Der Spätherbst beginnt, sobald sich das Laub der Stiel-Eiche herbstlich verfärbt und viele andere Laubgehölze ihre Blätter abwerfen. Winterraps und Wintergetreide verleihen den Feldern noch einmal einen grünen Schimmer, bevor die Vegetation in die Vegetationsruhe kommt.

Winter

Leitphasen:

  1. Stiel-Eiche (Blattfall)
  2. Apfel, spätreifend (Blattfall)
  3. Europäische Lärche (Nadelfall)

Der Blattfall der Stiel-Eiche, des spätreifenden Apfels und der Nadelfall der Europäischen Lärche markieren den Beginn des phänologischen Winters. Die heimischen Pflanzen sind an das mitteleuropäische Klima angepasst und verharren auch in Winterruhe, wenn milde Witterungs-Phasen folgen. Drei Ausnahmen sind unter dem Vorfrühling beschrieben. Die ehemals nicht hier beheimateten Kulturen Winterraps und Wintergetreide können bei hohen Temperaturen schon verfrüht ins vegetative Wachstum kommen und so ihre größte Winterhärte einbüßen. Nachfolgende tiefe Temperaturen, vor allem Kahlfröste, können die genannten Kulturen dann „auswintern“ (bis zum Totalausfall schädigen).