Serienbau in den Startlöchern
Südkorea gibt Gas bei seinem neuen Kampfjet KF-21

Unterstützt von Lockheed Martin hat Südkorea seinen eigenen, modernen Kampfjet entwickelt: die KF-21 Boramae. Sechs Prototypen fliegen, und das offenbar erfolgreich: Die Industrie bereitet sich auf den Serienstart in diesem Jahr vor.

KAI KF-21 am Boden von unten
Foto: Zhang Hui/VCG via Getty Images

Ein vielseitiger Kampfjet mit zeitgemäßer Avionik, Tarnkappeneigenschaften und hauseigenem AESA-Radar, einfach zu warten und günstig in der Anschaffung: All diese Attribute soll die KF-21 Boramae aus Südkorea auf sich vereinen. Mit diesem Profil weckt der Fighter von Korea Aerospace Industries (KAI) nicht nur Begehrlichkeiten im eigenen Land – sondern gerät auch in den Fokus möglicher Exportkunden, die sich F-35 und Co. nicht leisten können, wollen oder dürfen. Vor allem in Südostasien haben einige Nationen ein Auge auf den Korea-Kampfjet geworfen – mit Indonesien ist eine davon gar als Projektpartner mit an Bord, wenngleich die Indonesier bislang vor allem durch liederliche Zahlungsmoral aufgefallen sind.

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Serienstart wie geplant

Nicht nur in Südkoreas Hauptstadt Seoul blickt man folglich aufmerksam auf den Verlauf des Testprogramms, das die sechs fliegenden Boramae-Prototypen derzeit abspulen. Tatsächlich scheint die Flugerprobung weitgehend nach Maß zu laufen, denn am 10. Januar gab die koreanische Rüstungsagentur DAPA bekannt, dass man sich – vor dem Hintergrund der bislang gesammelten Ergebnisse – wie geplant auf den Start der Serienproduktion in diesem Jahr vorbereite. Demgemäß könnten 2026 die ersten KF-21 zur südkoreanischen Luftwaffe stoßen, so die DAPA weiter. Bereits jetzt könne man die Boramae anhand der dokumentierten Leistungen als "vorläufig kampftauglich" einstufen. Auch Überschallflüge und Waffentests haben die Testmaschinen bereits absolviert.

Tests bei Extrembedingungen

Bis tatsächlich der Startschuss für die Massenfertigung erfolgt, muss die Boramae-Testflotte – zwei Doppel- und vier Einsitzer – aber noch ein paar Punkte im Lastenheft abarbeiten. "Wir werden die Leistung des KF-21 weiterhin durch umfangreiche Flugtests wie Luftbetankungstests und Luft-Luft-Raketenstarts überprüfen", kündigte DAPA-Direktor Eom Dong-hwan an. Außerdem müsse die KF-21 zeigen, wie sie und ihre Systeme mit extremen Umwelteinflüssen zurechtkommen. Dazu zählen Starkregen und Frost, aber auch große Hitze. Diese Tests sind nicht zuletzt für das in Südkorea von Hanwha Systems entwickelte AESA-Radar bedeutsam.

ROKAF

Die KF-21 Boramae ähnelt den US-Kampfjets F-35 und F-22. Kein Wunder: Bei der Entwicklung leistete Lockheed Martin Schützenhilfe.

Ein Zwei-Drittel-Koreaner

Die KF-21 Boramae ist laut Hersteller KAI ein Kampfjet der "Generation 4.5". Ihr Design zielt grundsätzlich auf eine geringe Radarsignatur ab, jedoch besitzt die Boramae keine internen Waffenschächte. Rund zwei Drittel aller Komponenten sollen aus südkoreanischer Produktion kommen, wenngleich KAI bei Schlüsselkomponenten wie Triebwerk oder Schleudersitz auf bewährte Technik aus dem Ausland setzt. So wird die KF-21 von zwei GE F414-Turbofans angetrieben, Piloten sitzen auf dem Mk.18-Feuerstuhl von Martin-Baker. Raytheon steuert die Klimaanlage, die Zapfluft- und Kabinendruckregelung sowie die Flüssigkeitskühlung für die Elektronik bei.

Phantom-Ersatz

Südkorea möchte mit der KF-21 ihre alten F-4 Phantom II und Northrop F-5 ersetzen. Geplant ist die Beschaffung von 120 Maschinen bis 2032. Interesse an dem Flugzeug zeigten zuletzt neben Indonesien, Thailand und den Philippinen auch Peru und der Irak sowie die Vereinigten Arabischen Emirate. In Europa gilt Polen als möglicher Kunde, das bei KAI bereits den leichten Kampfjet FA-50 gekauft hat.

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Erscheinungsdatum 11.04.2024