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Deutschland Innenminister de Maizière

"Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern"

"Ein Teil dieser Antworten würde Bevölkerung verunsichern"

Die Absage des Länderspiels gegen die Niederlande geht nach Worten von Bundesinnenminister de Maizière auf Hinweise auf eine Gefährdung zurück. Genaue Details verriet er nicht und bat um Vertrauen.

Quelle: Die Welt

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Terroralarm in Hannover: Innenminister de Maizière ließ das Fußball-Länderspiel im letzten Moment absagen. Auf einer denkwürdigen Pressekonferenz erklärt er seine Nicht-Informations-Linie.

Die Menschen in Hannover waren nicht ausgelassen, sie wollten ein Zeichen setzen an diesem Abend in Hannover. Gegen den Terror. Für das Leben. So weit ist es nicht gekommen.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière befand sich zusammen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel im Anflug auf Hannover, wo die beiden das Fußballspiel Deutschland gegen die Niederlande besuchen wollten, als er eine schwerwiegende Entscheidung traf. Nach einer, so der Minister, sich immer weiter verdichtenden Hinweislage auf einen möglichen Terrorakt im Umfeld des Stadions, empfahl er seinem niedersächsischen Kollegen Boris Pistorius und dem stellvertretenden DFB-Präsidenten Reinhard Rauball, das Spiel kurzfristig abzusagen. Die beiden ließen sich die Lage kurz erläutern, stimmten dann sofort zu.

Augenzeugin berichtet von der Stadionräumung

Kurz vor dem Fußball-Länderspiel in Hannover erhielten die Sicherheitsbehörden Warnungen vor Attentätern im Stadion. Eine Augenzeugin berichtet von den Vorfällen am Stadion.

Quelle: Die Welt

Wenig später wurde zunächst das Stadion von Hannover, dann das Umfeld des Stadions zügig geräumt. Die Nationalmannschaften von Deutschland und Holland, die beide noch nicht im Stadion angekommen waren, wurden in ihre Quartiere zurückgeschickt. Die Spieler beider Teams traten noch am Abend den Heimweg an; einige mit Autos, einige mit dem Flugzeug. Auch die Zuschauer im und vor dem Stadion zogen innerhalb einer Stunde ab. Danach sperrte die Polizei das Areal um die Arena weiträumig ab. Und ein Rätselraten begann: Warum?

Im Umfeld des Stadions hieß es aus Kreisen von Lokal- und Landespolitikern, die sich an einer Lichterkette zum Gedenken an die Opfer der Anschläge von Paris beteiligen wollten, dass die Polizei in einem Auto Sprengstoff gefunden habe, in unmittelbarer Nähe des Stadions. Die Absage, so ein Vertreter der Stadt Hannover, sei unvermeidbar gewesen.

In der Innenstadt von Hannover und im Umfeld des Stadions hatten sich inzwischen Polizisten mit Maschinenpistolen postiert. Auch das Innenministerium von Hannover wurde abgeschirmt.

Denkwürdige Pressekonferenz

Drinnen gaben de Maizière, Pistorius und Rauball mittlerweile eine Pressekonferenz, die im Gedächtnis haften bleiben wird. Der Bundesinnenminister berichtete zwar, wann und wo er die Warnungen, die zur Absage des Spiels geführt hatten, erhalten habe. Den Inhalt dieser Warnungen, den Grund also, der zur Absage des Fußballspiels geführt hatte, den nannten weder de Maizière noch Pistorius. Stattdessen bat de Maizière die Öffentlichkeit "um einen Vertrauensvorschuss" in dieser "ernsten Lage".

"Es war beabsichtigt, einen Sprengsatz im Stadion zu zünden"

Wegen eines drohenden Sprengstoff-Anschlags von Islamisten wurde das Länderspiel kurzfristig abgesagt. Schwer bewaffnete Polizisten durchsuchten Stadion und Umgebung, gefunden wurde aber nichts.

Quelle: Die Welt

Wenn er berichten würde, welcher Art die Hinweise auf den bevorstehenden Terrorakt gewesen und von wem diese Hinweise gekommen seien, würde er die "Sicherheit des Landes" gefährden. Teile der Antwort, so de Maizière weiter, würden "die Bevölkerung verunsichern", andere Teile die künftige Arbeit der Sicherheitsbehörden erschweren. Eine Linie der Nicht-Information, an die sich auch Pistorius hielt. Stattdessen betonten die beiden Politiker, wie überaus schwer ihnen die Entscheidung gefallen sei; wie schwierig es sei, in solchen Fällen abzuwägen, zwischen ernst zu nehmenden Hinweisen und solchen, die eher der allgemeinen Verunsicherung dienten.

In der Tat hatte es im Vorfeld des Länderspiels, nach den Pariser Anschlägen, Drohungen gegen die Veranstaltung gegeben, die die Behörden als Wichtigtuerei einordneten. Erst im Laufe des frühen Freitagabend, so der Bundesinnenminister, sei die Qualität der Hinweise so angestiegen, dass er sich "im Zweifel für den Schutz der Menschen entschieden habe". Wie groß die Gefahr wirklich war, blieb bis zum späten Abend also offen. Entsprechend schossen die Spekulationen ins Kraut, entsprechend erhielt aber auch eine Aussage Gewicht, die der Hannoversche Polizeipräsident Kluwe kurz nach der Absage des Spiels gemacht hatte.

"Konkrete Gefährdungslage für ganz Hannover“

Er berichtete laut NDR, dass "jemand einen Sprengsatz im Stadion habe zünden wollen". Der Behördenleiter ging deshalb von einer "konkreten Gefährdungslage für ganz Hannover aus", die Menschen in Hannover sollten lieber zu Hause bleiben.

Hier räumt die Polizei den Stadionbereich in Hannover

Das Fußballländerspiel Deutschland gegen Niederlande wurde kurzfristig abgesagt. Das Stadion in Hannover und der Vorplatz wurden geräumt. Die Polizeidurchsage im Video.

Quelle: Die Welt

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In Berliner Sicherheitskreisen hieß es wenig später, dass der entscheidende Hinweis vom französischen Geheimdienst gekommen sei. Dieser habe sich auf einen Iraker aus dem Weserbergland bezogen. Ob der Mann tatsächlich am Stadion gewesen ist, stehe allerdings nicht fest. Unbestätigt blieben auch Berichte, nach denen auch ein Krankenwagen nach Sprengstoff durchsucht worden sei.

Fest stand am Abend dagegen, dass es bisher keine Festnahmen im Zusammenhang mit dem Terroralarm gegeben hat und dass auch noch kein Sprengstoff aufgefunden wurde. Diverse Gegenstände seien zwar überprüft, ein Paket im hannoverschen Hauptbahnhof sogar gesprengt worden. Der Verdacht, darin könne sich Sprengstoff befinden, habe sich aber nicht bestätigt.

Das Schlusswort eines Abends, der im Zeichen der Terrorgefahr stand, aber ganz anders als gedacht, sprach Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil: Die Absage des Fußballspiels und die Räumung des Stadions, so der bekennende Fußballfan, seien "leider notwendig" gewesen. Der Dank gelte den Sicherheitskräften, die sehr gute Arbeit geleistet hätten. Der Dank gelte aber "auch den Zuschauern". Die hätten sich in Hannover "äußerst besonnen" verhalten.

Hier geht es zum Liveticker zu den Anschlägen von Paris mit allen aktuellen News und Entwicklungen.

Deutschland diskutiert über de Maizières Worte

De Maizières Begründung zur Absage des Länderspiels in Hannover verunsichert die Bevölkerung. Eigentlich wollte er Verunsicherung vermeiden und deutete eine mögliche Bedrohung deshalb nur an.

Quelle: Die Welt

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