Der Aufbruch zu neuen Horizonten. Neue
Sichtweisen zur europäischen Frühbronzezeit
Abschlusstagung der Forschergruppe FOR55o
vom 26. bis 29. November 2o1o in Halle (Saale)
Herausgeber Harald Meller und François Bertemes
19
2019
TAGUNGEN DES L ANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE
© Karol Schauer, Salzburg
© Karol Schauer, Salzburg
Tagungen des
Landesmuseums für Vorgeschichte Halle
Band 19 | 2019
Der Aufbruch zu neuen Horizonten.
Neue Sichtweisen zur europäischen
Frühbronzezeit
Abschlusstagung der Forschergruppe FOR55o
vom 26. bis 29. November 2o1o in Halle (Saale)
Tagungen des
Landesmuseums für Vorgeschichte Halle
Band 19 | 2019
Der Aufbruch zu neuen Horizonten.
Neue Sichtweisen zur europäischen Frühbronzezeit
Abschlusstagung der Forschergruppe FOR55o
vom 26. bis 29. November 2o1o in Halle (Saale)
herausgegeben von
Harald Meller und
François Bertemes
Halle (Saale)
2o19
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isbn
Wissenschaftliche Redaktion
Endredaktion
Redaktion und Übersetzung
der englischen Texte
Technische Bearbeitung
Zeichnungen Umschlag
o863-7679
978-3-948618-o3-2
Nele Lüttmann, Brigitte Schiefer-Kutzschrad • Halle (Saale)
Manuela Schwarz
Nele Lüttmann
Susanne Kubenz • Halle (Saale), Birte Janzen
Karol Schauer • Salzburg
Für den Inhalt der Arbeiten sind die Autoren
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©
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Layout, Satz und Produktion
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Vorgeschichte Halle (Saale). Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich
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FF Celeste, News Gothic
Carolyn Steinbeck • Berlin
Susanne Kubenz • Halle (Saale)
Salzland Druck • Staßfurt
Inhalt
11 Uwe Sträter
Grußwort
13 Harald Meller und François Bertemes
Vorwort der Herausgeber
15 Literaturverzeichnis der seit 2004 innerhalb der jeweiligen Projektgruppen
der FOR550 erschienenen Artikel
EINLEITUNG
21 François Bertemes
Der Aufbruch zu neuen Horizonten – Die Funde von Nebra, Sachsen-Anhalt,
und ihre Bedeutung für die Bronzezeit Europas: Die DFG-Forschergruppe FOR55o
TRANSDISZIPLINÄRE UNTERSUCHUNGEN ZU HORTFUNDEN
33 Daniel Berger und Christian-Heinrich Wunderlich
Oberfläche, Werkspuren, Tauschierung: Ästhetische Metallbearbeitungstechniken
der frühen Bronzezeit im Zusammenhang mit dem Hortfund von Nebra
55 Gregor Borg, Ernst Pernicka, Anja Ehser, Nicole Lockhoff, G. Simon Camm,
and Courtenay V. Smale
From distant lands – Provenance studies of natural gold in comparison to the
gold of the Sky Disc of Nebra
79 Joachim Lutz und Ernst Pernicka
Die Kupferlagerstätten in den Ostalpen: Geochemie und Archäometallurgie
87 Jörg Adam
Kriminaltechnische Untersuchung der Erdanhaftungen an der Himmelsscheibe
93 Regine Maraszek
Traditionen sakraler Landschaften in Mitteldeutschland vom 2.–1. Jt. v. Chr.
101 Harald Meller
Fürsten, Goldwaffen und Armeen. Überlegungen zum Goldfund von Dieskau und
dessen möglicher Herkunft aus dem frühbronzezeitlichen Großgrabhügel Bornhöck
bei Dieskau, Saalekreis
113 Ralf Schwarz
Die Beile aus den Horten von Dieskau III und Halle-Kanena III und die archäologischen
Implikationen der chemischen und metallkundlichen Analysen
133 Nicole Lockhoff, Joachim Lutz und Ernst Pernicka
Neue isotopengeochemische Methoden zur Untersuchung archäologischer Metallobjekte –
Eine Fallstudie zur Kupferisotopie an frühbronzezeitlichen Hortfunden aus Mitteldeutschland
145 Harald Meller
Zur Farbigkeit der Waffen in der mitteldeutschen Aunjetitzer Kultur und ihrer
Interpretation als militärisches Ordnungssystem
159 Christian-Heinrich Wunderlich, Jan-Heinrich Bunnefeld und Harald Meller
Buntmetall. Farbigkeit und ästhetische Eigenschaften von Legierungen der Aunjetitzer Kultur
183 Jan-Heinrich Bunnefeld
Werkzeuge, Waffen oder Insignien? – Zu den sogenannten gerippten »Doppeläxten«
der Aunjetitzer Kultur
205 Hélène Blitte
Bronzezeitliche Hortfunde in Nordwestfrankreich und dem Mittelelbe-Saale-Gebiet.
Vergleichende räumliche und statistische Untersuchungen
BESTATTUNGEN DER AUNJETITZER KULTUR
215 Carola Metzner-Nebelsick
Bestattung als Privileg und soziale Distinktion – Bemerkungen zum Bestattungswesen
der Aunjetitzer Kultur in Mitteldeutschland
225 Katja Martin
Die Metallurgengräber der späten Kupfer- und frühen Bronzezeit Mitteleuropas –
Der Metallurg und sein Handwerk im archäologischen Befund
245 Harald Meller
Das Fürstengrab von Leubingen neu betrachtet – Zur Konstruktion von herrschaftlicher
Legitimität durch Bezugnahme auf die Vorgängerkulturen
261 Vera Hubensack
Individualität bei den Aunjetitzern? Sonderbestattungen der Frühbronzezeit in Mitteldeutschland
SIEDLUNGEN DER AUNJETITZER KULTUR
271 Christiane Schmidt
Die frühbronzezeitlichen Flachlandsiedlungen und die Hauslandschaft in Mitteldeutschland
281 Peter Ettel
Frühbronzezeitliche Siedlungen auf der Höhe in Mitteldeutschland
293 Maik Evers und Matthias Witt
Die frühbronzezeitliche Besiedlung der Makroregion um Nebra –
Siedlungsstrukturelle Untersuchungen und GIS basierte Geofaktorenanalysen
325 Immo Heske
Die Zeit des Logos – Zum Beobachtungskorridor der Himmelsscheibe von Nebra am Nordharz
333 Andreas Nette
Die frühbronzezeitlichen Hausbefunde von Eulau, Burgenlandkreis
345 Dörte Hansen
Die frühbronzezeitlichen Siedlungsspuren von Zwenkau-West, Lkr. Leipzig (Sachsen)
359 Dörte Hansen und Lars Kleinsteuber
Die frühbronzezeitliche Befestigungsanlage auf dem Schlossberg von Mutzschen, Lkr. Leipzig
(Sachsen) – Ergebnisse der Grabungskampagne 2oo7
371 Peter Ettel, Karina Grömer, Sebastian Ipach und Florian Schneider
Die Ausgrabungen der Friedrich-Schiller-Universität Jena 2oo2–2oo6 in der
Salzsiedersiedlung bei Erdeborn, Lkr. Mansfeld-Südharz
395 Miroslav Dobeš und Petr Limburský
Vlíněves (Tschechische Republik) während Äneolithikum und Frühbronzezeit
KREISGRABENANLAGEN
405 André Spatzier
Pömmelte-Zackmünde – A Circular Sanctuary of the Final Neolithic and Early Bronze Age.
An Overview of the Research Results
421 André Spatzier
The enclosure complex Pömmelte–Schönebeck: The dialectic of two circular monuments
of the late 3rd to early 2nd millennium BC in Central Germany
445 Wolfhard Schlosser
Archäoastronomische Untersuchungen im Rahmen der Forschergruppe
449 Joshua Pollard, Mike Parker Pearson, Paul Garwood, Colin Richards,
Julian Thomas, and Kate Welham
Stonehenge in the Bronze Age
Das Fürstengrab von Leubingen neu betrachtet –
Zur Konstruktion von herrschaftlicher Legitimität
durch Bezugnahme auf die Vorgängerkulturen
Harald Meller
Zusammenfassung
Summary
Die mitteldeutsche Aunjetitzer Kultur entstand aus dem The central German Únětice Culture emerged from the
Zusammenschluss der Schnurkeramik- und Glockenbecher- genetically verifiable fusion of the Corded Ware and the Bell
kultur, der genetisch nachweisbar ist. Bei der entwickelten Beaker Cultures. The developed Circum-Harz Group of the
Aunjetitzer Kultur in der Circumharzer Gruppe handelte es Únětice Culture was a highly stratified society ruled by
sich um eine stark hierarchische Gesellschaft, die von Fürsten princes. The latter are archaeologically identifiable by
beherrscht wurde. Letztere sind archäologisch in herausra- means of prominent burial mounds and rich grave goods.
genden Grabhügeln und reichen Beigaben fassbar. Diese The steep hierarchy and rulership required legitimisation in
steile Hierarchie und Herrschaft bedurfte einer Legitimie- order to stabilise it permanently. By reference to the princely
rung, um sie dauerhaft zu stabilisieren. Entsprechende Insze- grave at Leubingen, it is possible to comprehend respective
nierungsstrategien sind klar am Fürstengrab von Leubingen self-staging strategies. It combines elements of both precednachzuvollziehen. Es vereint Elemente beider Vorgängerkul- ing cultures, placing the prince above individual group interturen, womit der Fürst sich über die einzelnen Gruppeninter- ests in order to legitimise his exercise of power over all memessen stellte, um legitime Herrschaft über alle Gesellschafts- bers of society. The adding of a much older Early Neolithic
mitglieder auszuüben. Weitere »historische« Legitimität shoe-last adze created further »historical« legitimacy, so did
wurde durch die Beigabe eines viel älteren frühneolithischen the construction of the tumulus using material from an older
Schuhleistenkeils, aber auch durch den Aufbau des Hügels settlement. The burial customs adopted both at the princely
mit Material aus einer älteren Siedlung geschaffen. In den burial in Helmsdorf and at the Bornhöck barrow reflect the
Fürstengräbern von Helmsdorf und dem Bornhöck treten die- same or similar strategies. The rich princely gold vestments
selben oder ähnliche Strategien zutage. Der reiche fürstliche illustrate the deliberate creation of a new tradition for the
Goldornat stellt die bewusste Erschaffung einer neuen Tradi- continuation of charisma that is documented for at least sevtion zur Verstetigung von Charisma dar, die zumindest über eral following generations. Together with the military organimehrere Generationen belegt ist. Zusammen mit der Militär- sation, which suggests a monopoly of force, the long existorganisation, die ein Gewaltmonopol nahelegt, dem langen ence of the Circum-Harz Group in clearly defined territories
Bestehen der Circumharzer Gruppe in klar definierten Herr- and its hierarchy, one could speak of an early state organisaschaftsgebieten und ihrer Hierarchie könnte man von einem tion according to Max Weber (1922). Likewise, Stefan Breufrühen Staat nach Max Weber (1922) sprechen. Auch Stefan er’s extension of the theory of the state (1998), according to
Breuers Erweiterung der Staatstheorie (1998), wonach der which the king acts as representative of the gods to the comKönig als Repräsentant der Götter vor der Gemeinschaft fun- munity, probably applies at least to the late phase of the Cirgiert, trifft wahrscheinlich zumindest auf die späte Phase der cum-Harz Group with the Bornhöck, the gold find from
Circumharzer Gruppe mit dem Bornhöck, dem Goldfund von Dieskau, and especially the Nebra Sky Disc.
Dieskau und vor allem der Himmelsscheibe von Nebra zu.
Einleitung
Aspekten. Insbesondere zeigt sich in der entwickelten Circumharzer Gruppe der mitteldeutschen Aunjetitzer Kultur,
Das Ende des Neolithikums im ausgehenden 3. Jt. v. Chr. die mit charakteristischen Grabfunden, Siedlungen und
markiert in Mitteldeutschland tiefgreifende soziale, religi- typischen Hortfunden von 22oo –16oo v. Chr. im Gebiet
öse und wirtschaftliche Veränderungen, die zur Entste- nördlich, östlich und südlich des Harzes auf den fruchtbahung einer neuen archäologischen Kulturgruppe, der sog. ren Schwarzerdeböden der Lössbörde verbreitet ist (u. a.
Aunjetitzer Kultur, am Beginn der mitteleuropäischen Zich 1996; Evers 2o12), eine außerordentlich hohe soziale
Bronzezeit führen. Diese unterscheidet sich von den älteren Stratifizierung sowie damit verbunden die Entstehung von
Kulturen der Schnurkeramik und Glockenbecher, aber auch umfassender und nachhaltiger Herrschaft1. Im Unterschied
von den jüngeren bronzezeitlichen Kulturen in vielen zu den Vorgängerkulturen bestand die herrschende Gruppe
1 Siehe z. B. Meller 2o14; Schwarz 2o14; Knoll/
Meller 2o16; Meller/Schunke 2o16, 455–462.
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246
HARALD MELLER
nun nicht mehr aus einer relativ breiten Schicht, wie zuvor Großgrabhügel entweder zerstört und geplündert (Bornden Trägern von Waffen, goldenen Lockenringen oder höck, s. u.) oder noch nicht untersucht ist (z. B. Evessen, Lkr.
Schmiedewerkzeug (Bertemes 2o1o; Meller 2o14, 616–62o; Wolfenbüttel [Niedersachsen]; vgl. Zich 2o16, 391)7.
Schwarz 2o15, 695–7o3). Die Herrschaft war stattdessen
nur auf einzelne Fürsten beschränkt, die den alten Eliten
entwachsen waren, nun aber auch über deren Nachfolger Die Entstehung der Aunjetitzer Kultur in Mitteldeutschland
herrschten, die sich weiterhin durch goldene Lockenringe
zu erkennen gaben. Die außerordentliche, absolut wirkende Zu Recht wird die Entstehung der Aunjetitzer Kultur unter
Macht Einzelner manifestierte sich so erstmalig in Mittel- Beteiligung v. a. der Glockenbecher-, aber auch der Schnureuropa. Diese neue Herrschaftsform bedurfte zur Begrün- keramikkultur seit langem diskutiert (u. a. Zich 1996, 34o –
dung sicherlich, wie historische Beispiele zeigen 2, eines 344; Schwarz 2o15). In Mitteldeutschland gelingt der erste
Narrativs und gleichzeitig einer Legitimation. Nach Max Nachweis der Schurkeramikkultur frühestens für die Zeit
Weber (1922, 122–148) ist die Legitimation von Herrschaft, um 28oo v. Chr. Die archäologischen Nachweise für diese
also die Frage, warum eine Herrschaft anerkannt wird, ent- Kultur nehmen ab 23oo v. Chr. ab und enden um etwa
scheidend. Er definiert dabei drei Idealtypen: die rationale, 22oo v. Chr. Die ältesten Hinterlassenschaften der Glockendie traditionale und die charismatische Herrschaft 3.
becherkultur datieren um 25oo v. Chr., ihr Ende ist um ca.
Dieses Phänomen der Herrschaftslegitimation lässt sich 21oo v. Chr. anzusetzen. Damit überlappten sich beide Kuleindrucksvoll an den bereits seit langem bekannten früh- turen zeitlich um immerhin etwa 3oo Jahre (Schwarz 2o15).
bronzezeitlichen Fürstengräbern von Leubingen, Lkr. Söm- Die zeitliche Koexistenz ist insbesondere deshalb bemermerda (Thüringen), und Helmsdorf, Lkr. Mansfeld-Südharz, kenswert, als dass sich beide Kulturen auch denselben Vernachvollziehen. Beide zählen zu den wichtigsten Grabfun- breitungsraum, nämlich die äußerst fruchtbaren Bördeden Mitteleuropas. Dies liegt zum einen in ihrem Beigaben- landschaften des nördlichen, östlichen und südlichen
reichtum und aufwendigen Grabbau begründet, aber auch Harzvorlandes teilten (Abb. 1,1)8. Dabei existierten beide
daran, dass durch die erhaltene Holzkonstruktion in beiden Kulturen als Nachbarn, aber nicht nebeneinander innerFällen eine exakte dendrochronologische Datierung mög- halb derselben Siedlungen (Abb. 1,2). Scheinbar setzten
lich war4. Zum anderen wurden sie, obgleich es sich um sich auf Dauer die Träger der innovativeren GlockenbecherFunde aus der Pionierzeit der Archäologie handelt, für die kultur durch, während ab 22oo v. Chr. auch die Aunjetitzer
damalige Zeit in ausgezeichneter Qualität dokumentiert Kultur fassbar wird. Diese verdrängte die Glockenbecher(Klopfleisch 1878; Höfer 19o6; Größler 19o7). Dies gilt kultur zunehmend (Abb. 1,3; Schwarz/Meller in Vorb.).
besonders für das Fürstengrab von Leubingen, das bereits
Inzwischen wissen wir durch genetische Untersuchun1877 durch Friedrich Klopfleisch ausgegraben, aber erst gen, dass dies ein nur durch die archäologischen Funde
19o6 durch Paul Höfer auf Grundlage der Berichte und erzeugtes und interpretiertes Bild ist9. Lediglich die materiZeichnungen Klopfleischs ausführlich publiziert werden elle Kultur – und vielleicht auch die kulturelle Identität –,
konnte (Höfer 19o6). Zwar wurde das Grab von Leubingen nicht aber die Menschen wandelten sich. Aus genetischer
auch in jüngerer Zeit umfangreich in der Literatur bespro- Sicht existierte ein erheblicher »schnurkeramischer« Bevölchen und interpretiert 5, jedoch scheint ein wesentlicher kerungsbestandteil weiter (Brandt 2o17, 189). Es scheint,
Punkt, nämlich der bewusste Traditionsbezug auf die spät- dass dieser sich im Laufe der Zeit in die Glockenbecherkulneolithischen Vorgängerkulturen als Basis für die Kons- tur integrierte und beide Bevölkerungsgruppen an der Enttruktion herrschaftlicher Legitimität, nicht ausreichend wicklung der neuen Aunjetitzer Kultur maßgeblich beteibeachtet6. Für das Verständnis der Entwicklung der Aunje- ligt waren (Schwarz 2o15, 692).
titzer Kultur, insbesondere im Hinblick auf Formen der
Die Träger der schnurkeramischen Kultur wanderten
Herrschaft und sozialen Stratifizierung, ist dieser Grabfund ursprünglich aus den osteuropäischen Steppengebieten ein
zentral (vgl. Meller 2o19, 4o –53). Dabei ist wohl davon aus- (Allentoft u. a. 2o15; Haak u. a. 2o15). Nach neuesten Stuzugehen, dass es sich bei Leubingen nicht um das früheste dien scheint gleiches für die ihnen folgenden GlockenbeAunjetitzer Fürstengrab, sondern das Produkt einer Ent- cherleute zu gelten, wobei diese aus südlicheren Gebieten
wicklung handelt, da der überwiegende Teil der Aunjetitzer zu stammen scheinen10. Auffällig ist, dass beide Gruppen
2 Siehe z. B. die Begründung des Prinzipats
unter Augustus (Eydam 2o14).
3 Weber (1922, 28–29; 122–124) unterscheidet
dabei Herrschaft, die Akzeptanz und somit
auch Legitimität voraussetzt, von Macht, die
als »jede Chance, innerhalb einer sozialen
Beziehung den eigenen Willen auch gegen
Widerstreben durchzusetzen« (Weber 1922,
28) definiert wird. Mit sozialer Macht im
Sinne eines Mittels, um bestimmte Ziele zu
erreichen, und den unterschiedlichen Quellen der Macht beschäftigt sich ausführlich
Mann 199o. Zur aktuellen Diskussion von
Macht und Herrschaft in der Vormoderne
siehe Sammelband Becher u. a. 2o18 und
speziell zu monarchischer Herrschaft in der
Alten Welt vom Alten Ägypten bis in die
Spätantike und ins europäische Frühmittelalter den Sammelband Rebenich 2o17,
jeweils mit weiterführender Literatur.
4 Zur Dendrodatierung: Becker u. a. 1989. Eine
Neudatierung der Totenlade aus dem Fürstengrab von Helmsdorf (Curt-EngelhornZentrum Archäometrie gGmbH Mannheim,
MAD 1479 und MAD 148o) ergab ein Dendrodatum von 1829/1828 v. Chr. (Waldkante).
5 U. a. S. Hansen 2oo2, 151 f.; Sørensen 2oo5;
Kienlin 2oo8; Bertemes 2o1o, 154; Meller
2o14, 628–647.
6 Erste Hinweise dazu finden sich bei: Fischer
1956, 19o; Knapp 1999; Strahm 2o1o, 168–174.
7 Vgl. die Kartierung möglicher Aunjetitzer
Fürstengräber bei Zich 2o16, 384 Abb. 14.
8 Die Karten entstammen dem Aufsatz
Schwarz/Meller in Vorb.
9 Die genetischen Untersuchungen wurden
durch die Universität Mainz und das MaxPlanck-Institut Jena durchgeführt; siehe
Haak u. a. 2o15; Brandt 2o17.
1o Gronenborn/Haak 2o18, 77; vgl. dazu die
Auffassung der Herkunft aus Westeuropa:
Olalde u. a. 2o18.
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DAS FÜRSTENGR AB VON LEUBINGEN NEU BETR ACHTET
2300–2200
v. Chr.
2300–2200 v.Chr.
2400–2300
v. Chr.
2400–2300 v.Chr.
Glockenbecherkultur
Glockenbecherkultur (Stufe 2)
(Stufe
2)
Schnurkeramikkultur (Stufe 2)
Schnurkeramikkultur
Schwarzerde
(Stufe 2)
Schwarzerde
N
Glockenbecherkultur
Glockenbecherkultur (Stufe 3)
(Stufe 3)
Schnurkeramikkultur (Stufe 3)
Schnurkeramikkultur
Schwarzerde
(Stufe 3)
Schwarzerde
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HA
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50 km
2200–2050
v. Chr.
2200–2050 v.Chr.
Glockenbecherkultur
Glockenbecherkultur (Stufe 4)
(Stufe
4)
Aunjetitzer Kultur (Stufe 1)
Aunjetitzer
Schwarzerde Kultur
(Stufe 1)
Schwarzerde
N
EL B E
2
0
50 km
Abb. 1 Verbreitung der Schnurkeramikkultur, Glockenbecherkultur
und Aunjetitzer Kultur in Sachsen-Anhalt und benachbarten Regionen in
Thüringen. Es zeigt sich deutlich, dass die Schnurkeramik- und Glockenbecherkultur für längere Zeit nebeneinander auf den sehr ertragreichen
Schwarzerdeböden und an den Flüssen siedelten, bevor die Schnurkeramikkultur im 23. Jh. v. Chr. langsam verschwand und in der Glockenbecherkultur aufging. Um 22oo v. Chr. entstand aus der Mischung beider
Bevölkerungsgruppen die Aunjetitzer Kultur (Fundpunkte und Chronologie nach R. Schwarz).
Mu l de
HA
str
RZ
Sa
166), ein Umstand, der ebenfalls für eine gemeinsame Herkunft aus dem Steppenraum spricht. Warum schließlich
die schnurkeramische Kultur aus dem archäologischen
Befund verschwand, ob durch Integration oder Assimilation, ist bislang ungeklärt.
Un
Möglicherweise waren die Träger der Glockenbecherkulstr
u
tur innovativer und verfügten so über die größere kulturelle Strahlkraft. Dies legt zumindest die Ablösung eines
kleinen rechteckigen schnurkeramischen Heiligtumes
durch die große glockenbecherzeitliche Kreisgrabenanlage
von Pömmelte, Salzlandkreis, nahe (Spatzier 2o17, 268–
272; siehe Beitrag Spatzier zu Pömmelte-Zackmünde im vorliegenden Band, Abb. 2)11.
0
50 km
3
In den Gräbern der Aunjetitzer Kultur lassen sich genetisch die Träger der Schnurkeramik- und Glockenbecherüber die erwähnten 3oo Jahre hinweg dafür Sorge trugen, kultur nachweisen (Brandt 2o17, 189 f.). Die später so eindass ihre kulturelle Identität durch eine jeweils spezifische heitlich erscheinende mitteldeutsche Aunjetitzer Kultur
bipolar geschlechtsdifferenzierte Bestattungssitte und erwuchs somit aus einer Mischung der beiden Bevölkeunterschiedliche Trinkgefäße erhalten blieb, obwohl sie rungsgruppen im Circumharzer Raum des 3. Jts. v. Chr.
über durchaus ähnliche Grab- und Trinksitten und auch Gerade die gelungene Verschmelzung beider unterschiedSozialstrukturen verfügt zu haben scheinen (Strahm 2o1o, licher Bevölkerungsgruppen und Kulturen könnte einen
ale
t
11 Interessant erscheint in diesem Zusammenhang auch die mit dem Bodenradar 2o17 entdeckte rechteckige Steinsetzung im südlichen inneren Steinkreis der großen
Kreisgrabenanlage von Avebury nahe Stone-
henge in Südengland. Sie könnte zusammen
mit dem Obelisken im späten 4. oder frühen
3. Jt. v. Chr. errichtet worden sein. Dabei
lässt sie an das schnurkeramische Grabengeviert von Pömmelte denken, hängt aber
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anscheinend auch mit einem älteren neolithischen Hausgrundriss zusammen, dessen
Ausrichtung sie widerspiegelt (Gillings u. a.
2o19, 372–373).
247
248
HARALD MELLER
Schnurkeramikkultur
2800–2200 v. Chr.
Glockenbecherkultur
2500–2100 v. Chr.
Fürstengrab von Leubingen
1942 ± 10 v. Chr.
Schmiedegeräte
Goldschmuck
Dolch
Holzkammer
Grabhügel
Überausstattung
Amphore
»Antiquität«
als Legitmation
Totenausrichtung
Abb. 2 Vergleich von kulturellen Elementen der Schnurkeramik- und Glockenbecherkultur mit dem Grabbau und Inventar des Fürstengrabes von Leubingen. Deutlich wird, dass in diesem Grab einzelne Elemente von beiden Vorgängerkulturen übernommen und inkorporiert wurden. Dies diente wohl
dazu, beide Kulturgruppen bewusst miteinander zu verschmelzen und dadurch die Fürstenherrschaft zu legitimieren.
entscheidenden Faktor des außerordentlichen Erfolgs und
langen Bestehens der Aunjetitzer Kultur dargestellt haben.
Das Circumharzgebiet ist eines der fruchtbarsten Gebiete
weltweit. Mit seinen tiefgründigen Schwarzerdeböden im
Regenschatten des Harzes sind die landwirtschaftlichen
Bedingungen hier ideal (vgl. Kainz 1999, 21 f.; 27–29). Dies
führte dazu, dass über Jahrtausende jeweils eine Kulturgruppe die andere verdrängte (Muhl/Reichenberger 2oo8;
Schwarz 2o13; Schwarz/Meller in Vorb.).
Ist die lange Koexistenz von Schnurkeramik- und Glockenbecherkultur schon ungewöhnlich und möglicherweise mit vorherigen Bevölkerungsverlusten durch die Pest
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DAS FÜRSTENGR AB VON LEUBINGEN NEU BETR ACHTET
oder andere Seuchen im Zuge der Einwanderung von Bevölkerungsgruppen aus der Steppe zu erklären (Rasmussen
u. a. 2o15; Andrades Valtueña u. a. 2o17), so ist die Transformation beider Kulturgruppen in eine neue gemeinsame
Kultur äußerst bemerkenswert.
Die Legitimation von Herrschaft
Dieser Prozess lässt sich am Beispiel des Fürstengrabes von
Leubingen (1942 ± 1o v. Chr.) nachvollziehen. Dabei ist zu
betonen, dass der Verschmelzungsprozess offenbar bereits
23oo v. Chr. begann und um 2o5o v. Chr. weitgehend abgeschlossen war (s. Abb. 1,1–3). Ausgezeichnet sichtbar wird
dies am Keramikspektrum von Pömmelte (s. u.), aus dem
schnurkeramische Formen bereits verschwunden sind. Aus
dieser Zeit kennen wir zwar vereinzelt reiche Bronzehortfunde (von Brunn 1959; Meller 2o13, 516–517 Tab. 2), die
bereits eine stärkere soziale Differenzierung der Bevölkerung andeuten, jedoch noch keine Fürstengräber.
Die Analyse des Grabes von Leubingen legt nahe, dass
es sich bei dessen Grabbau und Beigabenensemble nicht
um eine zufällige Vermischung der materiellen Inventare
zweier Kulturgruppen, sondern vielmehr um einen
bewusst herbeigeführten Einigungsprozess durch die
politische Führung auf der emotional hoch aufgeladenen
und sozial bedeutenden öffentlichen Bühne einer Fürstenbestattung handelte, die sich über Tage, wenn nicht sogar
Wochen hinzog12. Allein für den Bau der Grabkammer
und des Steinkerns ist ein erheblicher Zeitaufwand zu veranschlagen, aber besonders die Aufschüttung des Hügels
war ein langwieriger Akt, wie die Untersuchungen am
Bornhöck zeigen (Meller/Schunke 2o16). Bei der Betrachtung von Grabbau und Grabbeigaben des Leubinger Grabes zeigt sich klar, dass die wesentlichen Distinktionselemente der Grabsitten der Schnurkeramikkultur mit denen
der Glockenbecherkultur zu einem Gesamtbild neuer Qualität verschmolzen wurden. Dies ist insofern bemerkenswert, als die Erinnerung an die schnurkeramischen Traditionen damit mindestens 25o Jahre überbrückt. Am
deutlichsten zeigt dies Abb. 2, in der die schnurkeramischen und glockenbecherzeitlichen Kulturelemente des
Leubinger Fürstengrabes vergleichend dargestellt sind.
Zum schnurkeramischen Erbe zählen der große, mindestens 48,5 m im Durchmesser messende Grabhügel13 und
die hölzerne zeltartige Grabkammer, die typisch für
bedeutende schnurkeramische Gräber sind (z. B. Moos
2oo6; Häusler 2o11, 331). Weiterhin steht eine Überausstattung an Waffen, hier durch zwei Beile, drei Dolche und
einen Stabdolch vertreten, in schnurkeramischer Tradition, wo sie in Form von Äxten und Beilen in reich ausgestatteten Gräbern zu finden ist (Abb. 3; vgl. auch Strahm
2o1o, 168). Hinzu kommt das am Fußende des Toten plat-
12 Zur wichtigen legitimierenden Funktion
von Herrscherbegräbnissen in historischer
Zeit siehe Rader 2oo3.
13 Durch Sondageschnitte an der Hügelbasis
im Frühjahr 2o17 und 2o18 konnte der
zierte große Gefäß, das funktional den schnurkeramischen Amphoren entspricht, aber im Gegensatz zu diesen
unverziert ist.
Gleichzeitig liegen in Leubingen die charakteristischen
Objekte für die typischen reichen Grabfunde der Glockenbecherkultur vor. Dazu zählen insbesondere zwei goldene
Noppenringe sowie die Dolchbeigabe (Hille 2o12, 48 f.; Meller 2o14, 616–628). Außerdem wurden Schmiedewerkzeuge
beigegeben – eine Sitte, die für reiche Gräber der Glockenbecherkultur charakteristisch ist (Bertemes 2o1o, 154).
Allerdings wurde in Leubingen auf die in reichen Glockenbechergräbern übliche Beigabe von Bechern und Füßchenschalen, v. a. aber von Pfeilspitzen, die für die Bogenbewaffnung stehen, als Distinktionsmerkmal verzichtet14.
Auch die Frage nach der Position und Orientierung der
Bestatteten trägt Wesentliches zur Diskussion bei. Im
Gegensatz zu den üblichen Bestattungen in Hocklage, die
in ihrer Orientierung eine klare kulturelle Zuordnung zu
einer der beiden Kulturen zulassen, wurde im Grab von
Leubingen eine andere, neutrale Lösung gewählt. Der Leubinger Fürst wurde ausgestreckt auf dem Rücken niedergelegt und nahm so keine der von einer der beiden Kulturen
bevorzugten Positionen ein.
Dass dieser Wille zur Vereinheitlichung nicht nur auf den
exzeptionellen Leubinger Befund beschränkt war, belegt die
Einführung neuer Bestattungssitten für breitere Bevölkerungsgruppen. Die schnurkeramische Tradition bestand in
einem bipolar geschlechtsdifferenzierten Hockerbestattungsritus in Ost-West-Orientierung mit Blick nach Süden,
während die Glockenbecherkultur einen ebenfalls bipolar
geschlechtsdifferenzierten Hockerbestattungsritus mit einer
Orientierung in Nord-Süd-Richtung und Blick nach Osten
pflegte (s. Abb. 2). In der Schnurkeramikkultur wurden die
männlichen Toten folglich auf der rechten Seite, die weiblichen Toten auf der linken Seite in Hocklage beigesetzt. Die
Glockenbecherkultur bestattete ihre Toten genau umgekehrt
(Fischer 1956, 12o –123; 163–165; Häusler 2o11, 341 f.). Die
Bestatteten in durchschnittlichen Aunjetitzer Gräbern wiederum wurden wie in der Glockenbecherkultur in Flachgräbern bestattet und blicken alle nach Osten, auf den bipolaren
Ritus jedoch wurde verzichtet (Fischer 1956, 174 f.; Häusler
2o11, 352–355). Ihr Kopf befindet sich stets im Süden. Somit
liegen beide Geschlechter – die Männer wie in der Schnurkeramikkultur und die Frauen wie in der Glockenbecherkultur – auf der rechten Seite.
Während in den Kulturen der Schnurkeramik und Glockenbecher aufgrund der zahlreichen Männergräber mit
Waffenbeigaben, aber auch wegen bestimmter Verletzungsmuster und der Ehrung mancher Krieger durch die Errichtung von Statuenmenhiren, offenbar von einem Teil der
Männer das Ideal des »heroischen« Einzelkämpfers gelebt
wurde, eingebettet in eine »heroische« Lebensform, ändert
sich dies in der Aunjetitzer Kultur grundlegend15. In den
Durchmesser neu errechnet werden (freundl.
Mitt. M. Küßner, Thüringisches Landesamt
für Denkmalpflege und Archäologie [TLDA];
siehe Küßner/Wechler 2o19, 434).
TA G U N G E N D E S L A N D E S M U S E U M S F Ü R V O R G E S C H I C H T E H A L L E • B A N D 19 • 2 019
14 Das beste Beispiel für reiche Glockenbecherbestattungen mit Pfeilspitzen ist der Amesbury Archer aus Wiltshire, England, mit 17
Pfeilspitzen (Fitzpatrick 2o11, 9o –91).
15 Vgl. Vandkilde 2oo6; Meller 2o15; Meller u. a.
2o15; Schwarz 2o15, 699–7o3; Meller 2o17.
249
250
HARALD MELLER
Abb. 3 Das Inventar des Fürstengrabes von
Leubingen knüpft sowohl an Schnurkeramikals auch an Glockenbechertraditionen an. Die
Überausstattung an Waffen ist mit der Schnurkeramikkultur zu verbinden, während die zwei
goldenen Noppenringe, die Dolche und die
Schmiedewerkzeuge an reiche Bestattungen der
Glockenbecherkultur erinnern. Der deutlich
ältere frühneolithische Schuhleistenkeil diente
sicher als Zeichen der Legitimation.
5 cm
»normalen« Gräbern der Aunjetitzer Kultur finden sich keine
Waffen mehr; diese werden ausschließlich in den Fürstengräbern und wenigen anderen gut ausgestatteten Bestattungen gefunden, in denen sie offenbar militärische und evtl.
auch zivile Anführer kennzeichnen. Dabei bestehen diese
Waffen aus goldglänzender Zinnbronze und heben sich farblich von den Waffen aus den Hortfunden ab (siehe Beiträge
Meller und Wunderlich u. a. im vorliegenden Band).
Ein weiterer Ausdruck der Vereinigung der Beigabensitten beider Bevölkerungs- und Kulturgruppen sind die keramischen Gefäße der Aunjetitzer Kultur, die sich aus den
Keramikformen der Glockenbecher-, aber auch der Schnurkeramikkultur entwickelten. Anders als in den beiden Vorgängerkulturen ist die Keramik jedoch nun weitestgehend
unverziert (Zich 1996, 43; Maraszek u. a. 2o11, 75 f.)16. Geht
man davon aus, dass die Keramikverzierung regionale SpeTA G U N G E N D E S L A N D E S M U S E U M S F Ü R V O R G E S C H I C H T E H A L L E • B A N D 19 • 2 019
DAS FÜRSTENGR AB VON LEUBINGEN NEU BETR ACHTET
Abb. 4 Unter den Beigaben des Fürstengrabes
von Helmsdorf finden sich – wie auch im über
1oo Jahre älteren Grab von Leubingen – eine
deutlich ältere neolithische Steinaxt (verschollen, hier zeichnerisch wiedergegeben) als Legitimationszeichen und ein aus den gleichen
Schmuckstücken bestehender Goldornat, der
den charismatischen Herrschaftsanspruch der
Fürsten verdeutlicht.
5 cm
zifika und damit möglicherweise Clans oder andere gesellschaftliche Gruppen betonte, deutet die unverzierte, fast
standardisierte Keramik ebenfalls darauf hin, dass die früher durch Ziergruppen klar erkennbaren Bevölkerungsgruppen künftig nicht mehr unterscheidbar sein sollten.
Dabei ist anzunehmen, dass die Keramikverzierung nur ein
Identitätsmerkmal neben anderen war, z. B. Textilmustern,
Wandbemalungen oder Tatauierungen17. Es ist durchaus
vorstellbar, dass während der langen Laufzeit der Aunjetitzer Kultur der unbedingte Wille zur Vereinigung dazu
führte, dass tatsächlich die Kenntnis der ursprünglichen
Herkunft soweit vergessen gemacht werden konnte, dass es
über längere Zeit nicht nur zu einheitlichen kulturellen
Äußerungen kam, sondern auch größere soziale Verbände
entstanden.
Es lässt sich also festhalten, dass es dem ersten belegbaren Fürsten der Aunjetitzer Kultur bzw. den ihn Bestatten-
16 Allerdings ist zu betonen, dass bereits in der
späteren Glockenbecherkultur die Tendenz
zu verzierungsloser Keramik besteht
(Schwarz 2o15, 686).
den ein zentrales Anliegen war, Elemente beider Kulturen
in den neuen Bestattungsbrauch zu übernehmen. Der
Grund dafür liegt auf der Hand: Offenbar sollte eine neue
kulturelle Identität aus den »fürstlichen« Bestattungsmerkmalen beider Vorgängerkulturen geschaffen werden. Der
Fürst selbst sollte in seiner Abstammung und Identität keiner der beiden Einzelkulturen bevorzugt zuzuweisen sein.
Nur so war es möglich zu zeigen, dass er über den einzelnen
Gruppeninteressen stand und legitime Herrschaft über alle
Mitglieder der Gesellschaft ausübte.
Dass darüber hinaus die Notwendigkeit zur Konstruktion
einer zusätzlichen »historischen« Legitimität bestand, zeigt
der große durchlochte Schuhleistenkeil, der sehr wahrscheinlich einen zufälligen spätneolithischen oder frühbronzezeitlichen Bodenfund aus der mehr als 27oo Jahre älteren Stichbandkeramikkultur darstellt18. Es handelt sich hier um einen
Spaltkeil zur Bearbeitung von großen Hölzern. Für die bron-
17 Tatsächlich sind für die Circumharzer
Gruppe bislang weder Textilien noch Wandmalereien oder Tatauierungen bekannt,
jedoch vorauszusetzen, wie Beispiele mit
günstigeren Überlieferungsbedingungen
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oder ethnografische Beispiele nahelegen
(vgl. Fernández-Götz 2oo 9, 16): Fischer 1956,
2o7; Gröning 2oo1; Knoll 2o18.
18 Freundl. Hinw. D. Kaufmann, Halle (Saale)
(vgl. Kaufmann in Vorb.). Siehe auch Klassen 2oo4, 4o; Strahm 2o1o, 168.
251
252
HARALD MELLER
zezeitlichen Entdecker des frühneolithischen Fundes muss
der Schuhleistenkeil allerdings eher wie eine mythische
Waffe vorzeitlicher Riesen gewirkt haben, benutzten sie doch
selbst Beile – allerdings wesentlich kleineren Formats – als
ihre Hauptwaffe. Insofern handelt es sich hier um eine fast
schon sprechende Beigabe, die in aller Deutlichkeit zeigt, was
diejenigen, die den Leubinger Fürsten bestatteten, anstrebten.
Die Ausstattung des Toten mit der kaum benutzbaren »Riesenaxt« eines mythischen Ahnen diente wahrscheinlich der
Konstruktion von historischer, traditionaler Legitimität, insbesondere aber der Übertragung von charismatischen Qualitäten, die sich in ebenfalls außergewöhnlichen, seltenen und
mit Bedeutung aufgeladenen Gegenständen – wie dem stichbandkeramischen Schuhleistenkeil – manifestierten (vgl.
Breuer 199o, 64 f.; Kienlin 2oo8, 195; Strahm 2o1o, 168). Analog dazu wurde im jüngeren Fürstengrab von Helmsdorf
(1829/1828 v. Chr.) ebenfalls eine deutlich ältere, wohl mittelneolithische Rundnackenaxt gefunden (Abb. 4; Größler 19o7,
Taf. 2,7). Dies belegt, dass ein Zufall auszuschließen ist, sondern – im Gegenteil – ein Ausstattungsmuster vorliegt19.
Teil der gleichen Inszenierungsstrategie ist der neu
geschaffene Goldornat aus einem schweren Armring, zwei
Nadeln, zwei Lockenringen und einem Spiralröllchen (Meller 2o14, 628–649)20. Dass es auch hier um das bewusste
Erschaffen von Traditionen und davon abgeleiteter Legitimation ging, wird durch die identische formale Zusammensetzung der Goldornate in den zeitlich über 1oo Jahre
auseinanderliegenden Fürstengräbern von Leubingen und
Helmsdorf deutlich. Dafür spricht auch die kontinuierliche
Nutzung derselben spezifischen Goldquellen für Armringe,
Nadeln, Lockenringe und Spiralröllchen in den Goldornaten, die eine bestimmte Bedeutung von Gold bestimmter
Herkunft nahelegt (s. Abb. 3–4; Lockhoff/Pernicka 2o14,
23o –232; Meller 2o14, 628–632). Allein das Gewicht des
neuen Goldornats beträgt in Leubingen 255,8 g, in Helmsdorf 176,7 g und ist damit bei beiden ein Vielfaches der älteren, glockenbecherzeitlichen Lockenringe aus Golddraht,
die höchstens wenige Gramm wiegen (Meller 2o14, 616–
62o). Dies demonstriert zusätzlich den Anspruch der neuen
Fürsten, der weit über die Rolle der spätneolithischen
Häuptlinge, die wir beispielsweise in Apfelstädt, Lkr. Sömmerda (Küßner 2oo6; Küßner 2o15), fassen, hinausging.
Mit etwa 1868 g war der Goldfund von Dieskau, Saalekreis,
19 Zahlreiche Beispiele zur vielfältigen Nutzung von Relikten der Vergangenheit in
griechisch-römischer Zeit finden sich bei
Hartmann 2o1o. Unter anderem wurden sie
zu Legitimationszwecken gebraucht (Hartmann 2o1o, 562–592).
2o Goldene Armringe werden hier zum ersten
Mal in der Vorgeschichte Mitteleuropas zur
Distinktion verwendet und stehen somit am
Beginn einer langen Tradition (MetznerNebelsick 2o1o; Knoll u. a. 2o14; Meller
2o19a). Bemerkenswerterweise wurde auch
in Grab 75 von Fuente Álamo, Prov. Murcia
(Spanien), ein goldener Armring beigegeben
(Schubart 2o12, 139–141). Dies ist insofern
von Bedeutung, als die El Argar-Kultur in
vielen Details, z. B. apsidiale Häuser, ähnliche genormte unverzierte Keramikformen,
Pithosbestattungen, Distinktion durch Edelmetallschmuck, Bezüge zur Aunjetitzer Kul-
wenn man die fehlenden und in ihrer Form unbekannten
acht Objekte einbezieht, noch um ein Mehrfaches schwerer
als die Goldornate von Leubingen und Helmsdorf21. Er
stammt ursprünglich wahrscheinlich aus dem zwischen
1844 und ca. 19oo abgetragenen Großgrabhügel Bornhöck
bei Dieskau (Meller/Schunke 2o16; siehe Beitrag Meller zu
Fürsten, Goldwaffen und Armeen im vorliegenden Band).
Zur Legitimation schuf man wohl auch einen klaren
räumlichen Bezug zu den Vorfahren der direkten Vorgängerkulturen 22. Unter dem Hügel des Grabs von Helmsdorf
fand sich eine schnurkeramische Bestattung (Größler 19o7,
4o –43). Da der Hügel von Leubingen nicht komplett untersucht ist, kann er hier nicht zum Vergleich herangezogen
werden. Am Bornhöck, aber ebenso in Leubingen konnte
beobachtet werden, dass die Hügelschüttung teilweise aus
einer mit Funden durchsetzten Kulturschicht einer älteren
Siedlung bestand 23. Auch hier wurde bewusst an die Vergangenheit der dort siedelnden Ahnen angeknüpft und
gleichzeitig eine wichtige Lebensgrundlage und wohl Besitz
des Bestatteten mitgegeben: der fruchtbare Ackerboden.
Neben dem identischen Goldornat und der Anknüpfung
an die Vorfahren dürfte bei der Konstruktion von Traditionen auch der nahezu identische innere Aufbau der Grablegen von Leubingen und Helmsdorf, aber auch des Bornhöck
wesentlich gewesen sein. Alle drei bekannten Fürstengrabhügel wiesen im Innern eine zeltartige Holzkammer und
darüber eine Steinpackung auf (Abb. 5; Höfer 19o6; Größler
19o7; Meller/Schunke 2o16). Der Grabhügel von Leubingen
hatte einen Durchmesser von mindestens 48,5 m, der von
Helmsdorf betrug 34,o m. Mit einer Höhe von 8,5 m war der
Hügel von Leubingen deutlich höher als der ca. 6,8 m hohe
Hügel von Helmsdorf. Der Bornhöck, mit einem Durchmesser von 65,o m und einer Höhe von etwa 13,o m, war im
Volumen um ein Mehrfaches größer. Betrachtet man die Beigabenausstattung der drei Fürstengräber in Relation zur
Grabgröße, so ergibt sich auch hier eine klare Abstufung.
Dies zeigt schon allein das Verhältnis der Goldgewichte
zueinander, wenn der Goldfund von Dieskau tatsächlich
ursprünglich aus dem Bornhöck stammt (siehe Beitrag Meller zu Fürsten, Goldwaffen und Armeen im vorliegenden
Band). Im Falle von Leubingen und Helmsdorf unterscheidet sich Leubingen weiterhin durch die Doppelung der Beigaben von Dolchen und Beilen, die bei Helmsdorf fehlt 24.
tur aufweist (vgl. Lull u. a. 2o13, 596–6o2).
Im Gegensatz zur Aunjetitzer Kultur ist das
distinktive Metall in El Argar aber nicht
Gold, sondern Silber (Lull u. a. 2o14).
21 Freundl. Hinw. K. Michel, Zürich, basierend
auf einem Brief von C. von Bülow (Filipp/
Freudenreich 2o14, 745). Die Berechnung
des ehemaligen Gesamtgewichts der Goldfunde beruht auf dem im Brief angegebenen
Gewicht von 4 Pfund, wobei ein Pfund in
Preußen 467,711 g entsprach.
22 Die Errichtung der besonders großen dreischiffigen Langhäuser von Dermsdorf, Lkr.
Sömmerda (Thüringen), und Zwenkau, Lkr.
Leipzig (Sachsen), über schnurkeramischen
Gräbern schuf ebenfalls einen direkten legitimierenden Bezug zu den Vorfahren (Meller 2o19, 62–65). Historische Legitimität
sollte z. B. sicherlich auch der architektoni-
sche Bezug auf die mykenischen »Zyklopenmauern« an der Nikebastion im Zugangsbereich der Akropolis in Athen, Griechenland,
bezeugen (Nawracala 2o19, 3o4–319). Der
Erinnerung an die Zerstörungen durch die
Perser dienen sollte wiederum die Verwendung der Säulentrommeln des sog. Vor-Parthenons auf der Akropolis in der nach der
Zerstörung im Jahr 48o v. Chr. wiederaufgebauten nördlichen Umfassungsmauer
(Schneider/Höcker 2oo1, 1o5–1o 9).
23 Klopfleisch 1878, 553; Meller/Schunke 2o16,
441–447; freundl. Mitt. M. Küßner, TLDA.
24 H. Größler hält den Zerfall weiterer kleiner
Bronzeobjekte für möglich (Größler 19o7,
23). Angesichts der erhaltenen Bronzefunde
erscheint es mir allerdings unwahrscheinlich, dass auch größere Objekte davon
betroffen sein könnten.
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DAS FÜRSTENGR AB VON LEUBINGEN NEU BETR ACHTET
Abb. 5 Vergleich der drei bekannten Fürstengräber. Die Konstruktion der Grabkammern in den Grabhügeln verrät schnurkeramische Traditionen,
während die Größen auf eine ausgeprägte gesellschaftliche Stratifizierung mit rigiden Abgrenzungen hindeutet (Maße: Leubingen: Grabungskizzen
F. Klopfleisch; Klopfleisch 1878; Höfer 19o 6; freundl. Mitt. K. Schauer, Salzburg, und M. Küßner, TLDA; Helmsdorf: Größler 19o7; Kutzke 19o7; Bornhöck: Meller/Schunke 2o16).
Dass die Fürsten sich nicht nur durch Statussymbole von
der Normalbevölkerung abhoben, sondern sich auch in
ihrem Lebensstil deutlich unterschieden, zeigt die ErnähTA G U N G E N D E S L A N D E S M U S E U M S F Ü R V O R G E S C H I C H T E H A L L E • B A N D 19 • 2 019
rung des Fürsten von Helmsdorf, die in außergewöhnlich
hohem Maße aus tierischen Produkten bestand (Knipper
u. a. 2o15).
253
254
HARALD MELLER
Abb. 6 Die stark stratifizierte Gesellschaft der Circumharzer Gruppe der Aunjetitzer Kultur nach ihren Grabbeigaben. Personen, die mit Bronzeobjekten
wie Ösenkopfnadeln, Dolchen oder (sehr selten) Beilen bestattet wurden, standen über der Durchschnittsbevölkerung, die mit Keramikgefäßen, ohne Beigaben oder vielleicht auch überhaupt nicht archäologisch nachweisbar bestattet wurde. Hochrangige Personen waren durch goldene Lockenringe gekennzeichnet, während die Fürsten von Leubingen und Helmsdorf, besonders aber der übergeordnete Fürst von Dieskau, reiche Beigaben erhielten.
Charismatische Herrschaft und Zwangsmonopol
Im Verlauf der mitteldeutschen Frühbronzezeit kam es in
der Aunjetitzer Kultur zu einer signifikanten Änderung
der tradierten Gesellschafts- und Herrschaftsformen. In
der Circumharzer Gruppe entstand eine stark hierarchische Gesellschaft, an deren Spitze Fürsten herrschten. Um
diese Herrschaft dauerhaft zu stabilisieren, bedurfte sie
sicherlich einer Legitimierung. Wie beschrieben, manifestiert sich diese Inszenierungsstrategie am besten im Fürstengrab von Leubingen, dem ältesten Befund dieser Art,
aber auch in den Fürstengräbern von Helmsdorf und dem
Bornhöck.
Welche der von Weber (1922, 122–148) unterschiedenen
Herrschaftsformen – rationale, traditionale, charismatische Herrschaft – sind zu erkennen? Es offenbaren sich
sowohl Elemente der traditionalen als auch der charismatischen Herrschaft in den Fürstengräbern. Die offenbar
bewusste Anknüpfung an die Vorgängerkulturen, die
räumliche Nähe zu ihren Hinterlassenschaften und die Beigabe deutlich älterer neolithischer Steinäxte stellen Strate-
gien traditionaler Herrschaftslegitimation dar. Gleichzeitig,
teils mit der traditionalen Bedeutung überlappend, sind die
z. T. als Überausstattung vorliegenden goldglänzenden
Waffen aus Zinnbronze, aber auch die neolithischen Steinäxte als Anzeiger charismatischer Qualitäten der Fürsten
zu sehen. Um eine Dauerhaftigkeit der fürstlichen Herrschaft zu erreichen, musste die charismatische Qualität
aber von Einzelpersonen hin zu charismatisch aufgeladenen Symbolen und Institutionen verlagert werden, die
schließlich Elemente einer traditionalen Legitimierung bilden konnten. Dies zeigt sich in der Einführung und fortwährenden Verwendung der fürstlichen Goldornate ebenso
wie in der Nutzung wiederkehrender Mittel zur Herrschaftslegitimierung, wie sie in den Fürstengräbern, aber
auch den großen Männer- oder Fürstenhäusern von Dermsdorf und Zwenkau mit Bezug zu schnurkeramischen Grabhügeln erkennbar wird (Meller 2o19, 62–65).
Nachfolgend soll die Hypothese aufgestellt werden, dass
die Circumharzer Gruppe der mitteldeutschen Aunjetitzer
Kultur nicht nur von Fürsten beherrscht wurde, sondern
dass es sich sogar um einen frühen Staat im Sinne Webers
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DAS FÜRSTENGR AB VON LEUBINGEN NEU BETR ACHTET
(1922, 29) handelte (Meller 2o19, 69–72)25. Die Webersche Dieskauer Region auszugehen. Spätestens mit der ErrichStaatsdefinition ist weitgehend anerkannt und wurde zudem, tung des Bornhöcks werden die Verhältnisse klar. Militäribeispielsweise durch Stefan Breuer (1998), qualifiziert wei- sche Dominanz und hierarchische Organisation sind die
terentwickelt. Im Gegensatz zu anderen Staatstheorien, wie Zutaten, mit denen aus einem (traditionalen bzw. charismaetwa der von Pierre Bourdieu (2o14), geht die Webersche tischen) Herrschaftsverband ein neuartiger politischer VerTheorie nicht nur von Überlegungen zur Moderne aus, son- band mit einem Monopol legitimen physischen Zwangs
dern auch von historischen Gegebenheiten.
wurde. Damit sind die notwendigen Fixpunkte für die
Dass es nicht nur Herrschaft, sondern einen Herrschafts- Webersche Staatsdefinition gegeben.
verband gemäß Weber gab, belegt der militärisch organiBetrachten wir die Verhältnisse nun in einer Fortentsierte Verwaltungsstab, der sich in der Armee und ihrer hie- wicklung der Analyse durch Breuer (199o; 1998), sehen wir
rarchischen Differenzierung offenbart (Meller 2o15; Meller auch hier alle notwendigen Merkmale. Die »oligopolisti2o17; siehe Beitrag Meller zur Farbigkeit der Waffen im vor- schen Ordnungen der legitimen physischen Gewaltsamkeit«
liegenden Band). Dass es sich darüber hinaus bei dem Herr- der Schnurkeramik- und Glockenbecherkultur verschwanschaftsverband auch um einen politischen Verband nach den mit dem Gewaltmonopol durch eine fortgesetzte »HieWeber handelte, zeigt die Dauerhaftigkeit der Aunjetitzer rarchisierung und Vertikalisierung«, die v. a. durch die »VerKultur und ihrer Hierarchie im Circumharzer Gebiet über fügung über das knappste und wichtigste Gut […]: das
mehr als vier Jahrhunderte, wobei das Circumharzer Gebiet Charisma« bedingt war (Breuer 1998, 39). Das personenbeals Territorium des Herrschaftsverbandes und die dort sie- zogene Charisma wurde spätestens durch die Goldornate zu
delnden Gruppen als »Staatsvolk« im Weberschen Sinne einem »Amts- und Erbcharisma« (Breuer 1998, 39). Eine
gelten kann (Abb. 6; Weber 1922, 627).
Monopolisierung des »Übernatürlichen als den imaginären
Die Frage nach dem Monopol des physischen Zwanges Quellen des Wohlstands« ist hier jedoch noch nicht zwinlässt sich ebenfalls beantworten. Durch die Entdeckung des gend gegeben (Breuer 1998, 39). Den exklusiven Zugang zur
Großgrabhügels Bornhöck und dessen Verbindung mit dem übernatürlichen Sphäre erhielten aber spätestens die FürsGoldfund von Dieskau wird deutlich, dass hier eine ganz ten des Bornhöck und des Goldfundes von Dieskau. Im Verandere Qualität von Herrschaft als in Leubingen und gleich zu Leubingen und Helmsdorf wird dies schon durch
Helmsdorf vorliegt. Da es sich bei der Aunjetitzer Kultur die fast orientalisch anmutende Sitte der Beigabe goldener
um eine stark normierte herrschaftlich inszenierte Ord- Waffen symbolisiert (siehe Beitrag Meller zu Fürsten, Goldnung handelte, unterstreicht die Abstufung der Goldge- waffen und Armeen im vorliegenden Band).
wichte von Dieskau (ca. 1868 g, vgl. Anm. 18) über LeubinVollkommen klar werden die Verhältnisse aber bei der
gen (255,8 g) zu Helmsdorf (176,7 g) das hierarchische Analyse der zeitgleichen Himmelsscheibe von Nebra, die in
Gefälle der Fürsten. Diese setzen sich zudem stark von den ihrer ältesten Fassung nur durch Fernkontakte erklärbar ist
nachgeordneten militärischen und evtl. auch zivilen Füh- und schlussendlich ähnlich wie ein Aunjetitzer Fürst mit
rern mit goldenen Lockenringen ab (max. 1o g Gold) (Meller einer Überausstattung aus jeweils zwei Schwertern und Bei2o19a). Die normierte Ordnung lässt sich auch an den len »bestattet« wird (S. Hansen 2o1o, 83–85; Meller 2o1o,
Durchmessern der Großgrabhügel von 65,o m über 48,5 m 57–62; 7o; vgl. Meller/Michel 2o18). Insbesondere zeigt der
bis zu 34,o m ablesen.
rationale geistige Gehalt der Himmelsscheibe eine für prähisDas für die Einhaltung der Staatsdefinition notwendige torische Verhältnisse höchst ungewöhnliche Unabhängigkeit
Monopol des legitimen physischen Zwangs ergibt sich aus des gestaltenden Individuums, v. a. aber die Möglichkeit zur
der unterschiedlichen Größe der Armeen. Die Dieskauer Schaffung eines Lunisolarkalenders. Dieser wiederum
Region verfügte wohl seit der Zeit von Leubingen, also dem ermöglicht eine außergewöhnlich präzise Zeitsetzung und
2o. Jh. v. Chr., über militärische Truppen, die um ein Mehr- hilft sogar bei der Einschätzung des Zeitpunkts von Mondfaches größer waren als diejenigen des Leubinger und des finsternissen (R. Hansen 2oo7; Schlosser 2o1o, 924). InsbeHelmsdorfer Gebietes, die wiederum in einem proportiona- sondere die Setzung einer neuen Zeit zeigt den Anspruch auf
len Verhältnis zueinander stehen (siehe Beitrag Meller zu Kontrolle und die staatliche Macht der Aunjetitzer Fürsten 26.
Fürsten, Goldwaffen und Armeen im vorliegenden Band). Dazu gehört auch der Wille zur Vereinheitlichung, wie er sich
Insofern ist trotz des vergleichsweise späten Nachweises von den Grabsitten bis zum Hausbau zeigt (vgl. Schunke/
des Dieskauer Großgrabhügels Bornhöck um spätestens Stäuble 2o19). Damit überschritten die Dieskauer Fürsten,
18oo v. Chr. möglicherweise bereits für das 2o.–19. Jh. denen man die Himmelsscheibe am ehesten zuordnen würde,
v. Chr. von einer zentralen Herrschaftsausübung in der klar die Definitionsgrenzen des Häuptlingstums27. »Aus
25 Die Problematik der Anwendung des Begriffes »Staat« auf prähistorische Gesellschaften, insbesondere in Mitteleuropa, ist mir
vollkommen bewusst. Ebenso ist mir die
Diskussion zur Einordnung und Begriffsbestimmung der unterschiedlichen archäologischen und ethnologischen Befunde präsent, z. B. Eder 198o; Haldon 1993; Earle
1997; Lull/Micó 2o11 (mit weiterer Literatur).
26 Entsprechende Beispiele dafür, dass die Festlegung von Kalendern und der Zeitrechnung eng mit Herrschaft verknüpft sind, finden sich vom Julianischen Kalender, der von
Gaius Julius Caesar (1oo –44 v. Chr.) im
Römischen Reich eingeführt wurde (Malitz
1987), bis zum Französischen Revolutionskalender, in dem der 22. September 1792 als
Stichtag für das »Jahr 1 der Republik« galt
und eine völlig neue Zeitrechnung mit Dekaden à 1o Tagen, neuen Tages- und Monatsna-
TA G U N G E N D E S L A N D E S M U S E U M S F Ü R V O R G E S C H I C H T E H A L L E • B A N D 19 • 2 019
men etc. eingeführt wurde, die aber letztlich
scheiterte (Meinzer 1992). Auch die Bezeichnungen »vor unserer Zeitrechnung« (v. u. Z.)
und »unserer Zeitrechnung« (u. Z.), die den
christlichen Bezug vermeiden und in verschiedenen Kontexten in ähnlicher Form
aufkamen, gehören letztlich in diesen
Zusammenhang.
27 Vgl. auch Metzner-Nebelsick 2o17 mit weiterführender Literatur.
255
256
HARALD MELLER
einem Repräsentanten der Gemeinde gegenüber den Göttern
kann der Häuptling nunmehr zu einem Repräsentanten der
Götter gegenüber der Gemeinde werden, welcher allein über
die Heilsgüter verfügt – eine Umkehrung, die gleichbedeutend ist mit der Transformation des Häuptlingstums in den
charismatischen Staat« (Breuer 1998, 39). Es ist genau diese
»Veränderung […] auf symbolischer Ebene«, die »den Staat
vom Häuptlingstum unterscheidet« (Breuer 1998, 4o).
Kurz nach 16oo v. Chr. zerfiel der »Aunjetitzer Staat«
letztlich durch bis dahin blockierte direkte Kontakte zwi-
schen südlicher gelegenen Regionen und Südskandinavien
(Meller 2o13, 521–523; Vandkilde 2o14). In der Folge kam es
bis zu den germanischen Gesellschaften der frühen Römischen Kaiserzeit in Mitteldeutschland nicht mehr zu einer
vergleichbaren Hierarchisierung.
Selbstverständlich handelt es sich hier um eine modellhafte Hypothese, die in Zukunft v. a. wirtschaftsarchäologisch anhand der Siedlungsfunde zu prüfen sein wird.
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19. Oktober 2o13 in Halle (Saale). Tagungen
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19. Oktober 2o13 in Halle (Saale). Tagungen
Landesmus. Vorgesch. Halle 11/II (Halle
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K. Kristiansen/T. Booth/N. Rohland/S. Mallick/
A. Szécsényi-Nagy/A. Mittnik/E. Altena/M. Lipson/I. Lazaridis/T. K. Harper/N. Patterson/
N. Broomandkhoshbacht/Y. Diekmann/Z. Faltyskova/D. Fernandes/M. Ferry/E. Harney/
P. de Knijff/M. Michel/J. Oppenheimer/K. Stewardson/A. Barclay/K. W. Alt/C. Liesau/P. Ríos/
C. Blasco/J. Vega Miguel/R. Menduiña García/
A. Avilés Fernández/E. Bánffy/M. BernabòBrea/D. Billoin/C. Bonsall/L. Bonsall/T. Allen/
L. Büster/S. Carver/L. Castells Navarro/
O. E. Craig/G. T. Cook/B. Cunliffe/A. Denaire/
K. Egging Dinwiddy/N. Dodwell/M. Ernée/
C. Evans/M. Kuchařík/J. Francès Farré/C. Fowler/M. Gazenbeek/R. Garrido Pena/M. HaberUriarte/E. Haduch/G. Hey/N. Jowett/T. Knowles/K. Massy/S. Pfrengle/P. Lefranc/O. Lemercier/A. Lefebvre/C. Heras Martínez/V. Galera
Olmo/A. Bastida Ramírez/J. Lomba Maurandi/
T. Majó/J. I. McKinley/K. McSweeney/B. Gusztáv Mende/A. Modi/G. Kulcsár/V. Kiss/A. Czene/R. Patay/A. Endrődi/K. Köhler/T. Hajdu/
T. Szeniczey/J. Dani/Z. Bernert/M. Hoole/
O. Cheronet/D. Keating/P. Velemínský/M. Do-
beš/F. Candilio/F. Brown/R. Flores Fernández/
A.-M. Herrero-Corral/S. Tusa/E. Carnieri/L. Lentini/A. Valenti/A. Zanini/C. Waddington/G. Delibes/E. Guerra-Doce/B. Neil/M. Brittain/M. Luke/
R. Mortimer/J. Desideri/M. Besse/G. Brücken/
M. Furmanek/A. Hałuszko/M. Mackiewicz/
A. Rapiński/S. Leach/I. Soriano/K. T. Lillios/
J. L. Cardoso/M. Parker Pearson/P. Włodarczak/
T. D. Price/P. Prieto/P.-J. Rey/R. Risch/
M. A. Rojo Guerra/A. Schmitt/J. Serralongue/
A. M. Silva/V. Smrčka/L. Vergnaud/J. Zilhão/
D. Caramelli/T. Higham/M. G. Thomas/
D. J. Kennett/H. Fokkens/V. Heyd/A. Sheridan/
K.-G.Sjögren/P. W. Stockhammer/J. Krause/
R. Pinhasi/ W. Haak/I. Barnes/C. Lalueza-Fox/
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Totenkult von Alexander dem Großen bis
Lenin (München 2oo3).
Rasmussen u. a. 2o15
S. Rasmussen/M. E. Allentoft/K. Nielsen/L. Orlando/M. Sikora/K.-G. Sjögren/A. G. Pedersen/
M. Schubert/A. Van Dam/C. M. O. Kapel/
H. B. Nielsen/S. Brunak/P. Avetisyan/A. Epimakhov/M. V. Khalyapin/A. Gnuni/A. Kriiska/
I. Lasak/M. Metspalu/V. Moiseyev/A. Gromov/
D. Pokutta/L. Saag/L. Varul/L. Yepiskoposyan/
T. Sicheritz-Pontén/R. A. Foley/M. M. Lahr/
R. Nielsen/K. Kristiansen/E. Willerslev, Early
Divergent Strains of Yersinia pestis in Eurasia
5,ooo Years Ago. Cell 163,3, 2o15, 571–582.
Rebenich 2o17
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Boston 2o17).
Schlosser 2o1o
W. Schlosser, Die Himmelsscheibe von Nebra –
Astronomische Untersuchungen. In: H. Meller/F. Bertemes (Hrsg.), Der Griff nach den
Sternen. Wie Europas Eliten zu Macht und
Reichtum kamen. Internat. Symposium in
Halle (Saale) 16.–21. Februar 2oo5. Tagungen
Landesmus. Vorgesch. Halle 5/II (Halle [Saale]
2o1o) 913–933.
Schneider/Höcker 2oo1
L. Schneider/C. Höcker, Die Akropolis von
Athen. Eine Kunst- und Kulturgeschichte
(Darmstadt 2oo1).
Schubart 2o12
H. Schubart, Die Gräber von Fuente Álamo.
Ein Beitrag zu den Grabriten und zur Chronologie der El Argar-Kultur. Madrider Beitr. 32
(Wiesbaden 2o12).
Schunke/Stäuble 2o19
T. Schunke/H. Stäuble, Zum Verständnis der
Aunjetitzer Langhäuser und der Versuch einer
Typologie. In: H. Meller/S. Friederich/M. Küßner/H. Stäuble/R. Risch (Hrsg.), Siedlungsarchäologie des Endneolithikums und der frühen Bronzezeit. 11. Mitteldt. Archäologentag
vom 18. bis 2o. Oktober 2o18 in Halle (Saale).
Tagungen Landesmus. Vorgesch. Halle 2o/I
(Halle [Saale] 2o19) 393–417.
Schwarz 2o13
R. Schwarz, Das Mittelneolithikum in Sachsen-Anhalt – Die Kulturen und ihre Erdwerke.
In: H. Meller (Hrsg.), 33oo BC. Mysteriöse
Steinzeittote und ihre Welt. Sonderausstellung vom 14. November 2o13 bis 18. Mai 2o14
im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle
(Halle [Saale] 2o13) 231–238.
Schwarz 2o14
R. Schwarz, Goldene Schläfen- und Lockenringe – Herrschaftsinsignien in bronzezeit-
lichen Ranggesellschaften Mitteldeutschlands.
Überlegungen zur Gesellschaft der Aunjetitzer Kultur. In: H. Meller/R. Risch/E. Pernicka
(Hrsg.), Metalle der Macht – Frühes Gold und
Silber. 6. Mitteldt. Archäologentag vom 17. bis
19. Oktober 2o13 in Halle (Saale). Tagungen
Landesmus. Vorgesch. Halle 11 (Halle [Saale]
2o14) 717–742.
Schwarz 2o15
R. Schwarz, Kultureller Bruch oder Kontinuität? – Mitteldeutschland im 23. Jh. v. Chr. In:
H. Meller/H. W. Arz/R. Jung/R. Risch (Hrsg.),
22oo BC – Ein Klimasturz als Ursache für den
Zerfall der Alten Welt? 7. Mitteldt. Archäologentag vom 23. bis 26. Oktober 2o14 in Halle
(Saale). Tagungen Landesmus. Vorgesch.
Halle 12 (Halle [Saale] 2o15) 671–713.
Schwarz/Meller in Vorb.
R. Schwarz/H. Meller, Migrationen im Mittelund Spätneolithikum in Mitteldeutschland.
Forschber. Landesmus. Vorgesch. Halle (Halle
[Saale] in Vorb.).
Sørensen 2oo5
M. L. S. Sørensen, The Grammar of Drama:
An Analysis of the Rich Early Bronze Age
Grave at Leubingen, Germany. In: T. L. Kienlin (Hrsg.), Die Dinge als Zeichen: Kulturelles
Wissen und materielle Kultur. Internat. Fachtagung an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität, Frankfurt am Main, 3.–5. April 2oo3.
Univforsch. Prähist. Arch. 127 (Bonn 2oo5)
283–291.
Spatzier 2o17
A. Spatzier, Das endneolithisch-frühbronzezeitliche Rondell von Pömmelte-Zackmünde,
Salzlandkreis, und das Rondell-Phänomen des
4.–1. Jt. v. Chr. in Mitteleuropa. Forschber. Landesmus. Vorgesch. Halle 1o (Halle [Saale] 2o17).
Strahm 2o1o
C. Strahm, Die ökonomischen und ideellen
Bedingungen der Formation frühbronzezeitlicher Eliten. In: H. Meller/F. Bertemes (Hrsg.),
Der Griff nach den Sternen. Wie Europas Eliten zu Macht und Reichtum kamen. Internat.
Symposium in Halle (Saale) 16.–21. Februar
2oo5. Tagungen Landesmus. Vorgesch. Halle
5/I (Halle [Saale] 2o1o) 163–175.
Vandkilde 2oo6
H. Vandkilde, Warriors and warrior institutions in Copper Age Europe. In: T. Otto/H. Thrane/H. Vandkilde (Hrsg.), Warfare and society.
Archaeological and social anthropological perspectives (Aarhus 2oo6) 393–422.
Vandkilde 2o14
H. Vandkilde, Breakthrough of the Nordic
Bronze Age: Transcultural Warriorhood and a
Carpathian Crossroad in the Sixteenth Century BC. European Journal Arch. 17, 2o14,
6o2–633.
Weber 1922
M. Weber, Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriss Sozialökonomik 3 (Tübingen 1922).
Zich 1996
B. Zich, Studien zur regionalen und chronologischen Gliederung der nördlichen Aunjetitzer
Kultur. Vorgesch. Forsch. 2o (Berlin, New York
1996).
Zich 2o16
B. Zich, Aunjetitzer Herrschaften in Mitteldeutschland – »Fürsten« der Frühbronzezeit
und ihre Territorien (»Domänen«). In: H. Meller/H. P. Hahn/R. Jung/R. Risch (Hrsg.), Arm
und Reich – Zur Ressourcenverteilung in prähistorischen Gesellschaften. 8. Mitteldt.
Archäologentag vom 22. bis 24. Oktober 2o15
in Halle (Saale). Tagungen Landesmus. Vorgesch. Halle 14/II (Halle [Saale] 2o16) 371–4o6.
TA G U N G E N D E S L A N D E S M U S E U M S F Ü R V O R G E S C H I C H T E H A L L E • B A N D 19 • 2 019
DAS FÜRSTENGR AB VON LEUBINGEN NEU BETR ACHTET
Abbildungsnachweis
1
2
3
Karten: R. Schwarz, LDA; Grafik:
B. Janzen, LDA
J. Filipp, Bad Bibra
J. Lipták, München
4
5–6
Fotos: J. Lipták, München;
Umzeichnung der Steinaxt:
M. Wiegmann, LDA, nach Größler
19o7 Taf. 2,7
J. Filipp, Bad Bibra
Anschrift
Prof. Dr. Harald Meller
Landesamt für Denkmalpflege und
Archäologie Sachsen-Anhalt –
Landesmuseum für Vorgeschichte
Richard-Wagner-Straße 9
o6114 Halle (Saale)
Deutschland
sekretariat@lda.stk.sachsen-anhalt.de
TA G U N G E N D E S L A N D E S M U S E U M S F Ü R V O R G E S C H I C H T E H A L L E • B A N D 19 • 2 019
259
Bislang erschienene Bände in der Reihe
»Tagungsbände des Landesmuseums für
Vorgeschichte Halle«
Die Reihe der Tagungsbände des Landesmuseums wurde
2oo8 ins Leben gerufen. Anlass dazu war die Konferenz
»Luthers Lebenswelten«, die im Jahr 2oo7 in Halle ausgerichtet wurde. Bereits der zweite Tagungsband widmete
sich mit dem Thema »Schlachtfeldarchäologie« dem Mitteldeutschen Archäologentag, der seit 2oo8 jährlich vom
Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie SachsenAnhalt veranstaltet und zeitnah publiziert wird. Dem
großen Anteil internationaler Autorinnen und Autoren
entsprechend, erscheinen viele Beiträge dieser Reihe in englischer Sprache mit deutscher Zusammenfassung.
Mit dem bislang zuletzt erschienenen Tagungsband
konnten die Vorträge und Posterpräsentationen der internationalen Tagung »Ringe der Macht« in zahlreichen Artikeln
renommierter Forscher verschiedenster Fachdisziplinen vorgelegt werden.
Siedlungsarchäologie des
Endneolithikums und der frühen Bronzezeit
Late Neolithic and Early
Bronze Age Settlement Archaeology
11. Mitteldeutscher Archäologentag
vom 18. bis 2o. Oktober 2o18 in Halle (Saale)
Herausgeber Harald Meller, Susanne Friederich, Roberto Risch,
Mario Küßner und Harald Stäuble
20/I
Band 18
2019
TAGUNGEN DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE
Band 20
Band 1/2oo8 Harald Meller/Stefan Rhein/Hans-Georg
Stephan (Hrsg.),
Luthers Lebenswelten.
Tagung vom 25. bis 27. September 2oo7
in Halle (Saale).
ISBN 978-3-939414-22-3, € 19,oo
Band 21
Band 4/2o1o Harald Meller/Regine Maraszek (Hrsg.),
Masken der Vorzeit in Europa I.
Internationale Tagung vom 2o. bis 22. November 2oo9
in Halle (Saale).
ISBN 978-3-939414-54-4, € 19,oo
Band 2/2oo9 Harald Meller (Hrsg.),
Schlachtfeldarchäologie. Battlefield Archaeology.
1. Mitteldeutscher Archäologentag vom
o9. bis 11. Oktober 2oo8 in Halle (Saale).
ISBN 978-3-939414-41-4, € 35,oo
Band 5 I–II/2o11 Harald Meller/François Bertemes (Hrsg.),
Der Griff nach den Sternen. Wie Europas Eliten
zu Macht und Reichtum kamen.
Internationales Symposium in Halle (Saale)
16.–21. Februar 2oo5.
ISBN 978-3-939414-28-5, € 89,oo
Band 3/2o1o Harald Meller/Kurt W. Alt (Hrsg.),
Anthropologie, Isotopie und DNA – biografische
Annäherung an namenlose vorgeschichtliche
Skelette?
2. Mitteldeutscher Archäologentag vom
o8. bis 1o. Oktober 2oo9 in Halle (Saale).
ISBN 978-3-939414-53-7, € 19,oo
Band 6/2o11 Hans-Rudolf Bork/Harald Meller/
Renate Gerlach (Hrsg.),
Umweltarchäologie – Naturkatastrophen und
Umweltwandel im archäologischen Befund.
3. Mitteldeutscher Archäologentag vom
o7. bis o9. Oktober 2o1o in Halle (Saale).
ISBN 978-3-939414-64-3, € 32,oo
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Lieferbar sind folgende Bände:
Band 7/2o12 Harald Meller/Regine Maraszek (Hrsg.),
Masken der Vorzeit in Europa II.
Internationale Tagung vom 19. bis 21. November 2o1o
in Halle (Saale).
ISBN 978-3-939414-9o -2, € 32,oo
Band 8/2o12 François Bertemes/Harald Meller (Hrsg.),
Neolithische Kreisgabenanlagen in Europa.
Neolithic Circular Enclosures in Europe.
Internationale Arbeitstagung 7. bis 9. Mai 2oo4
in Goseck (Sachsen-Anhalt).
ISBN 978-3-939414-33-9, € 59,oo
Band 9/2o13 Harald Meller/François Bertemes/
Hans-Rudolf Bork/Roberto Risch (Hrsg.),
16oo – Kultureller Umbruch im Schatten des TheraAusbruchs? 16oo – Cultural change in the shadow of
the Thera-Eruption? 4. Mitteldeutscher Archäologentag vom 14. bis 16. Oktober 2o11 in Halle (Saale).
ISBN 978-3-9445o7- oo -2, € 69,oo
Band 1o/2o13 Harald Meller/Christian-Heinrich Wunderlich/
Franziska Knoll (Hrsg.),
Rot – die Archäologie bekennt Farbe.
5. Mitteldeutscher Archäologentag vom
o4. bis o6. Oktober 2o12 in Halle (Saale).
ISBN 978-3-9445o7- o1-9, € 49,oo
Band 11 I–II/2o14 Harald Meller/Roberto Risch/
Ernst Pernicka (Hrsg.),
Metalle der Macht – Frühes Gold und Silber.
Metals of power – Early gold and silber.
6. Mitteldeutscher Archäologentag vom
17. bis 19. Oktober 2o13 in Halle (Saale).
ISBN 978-3-9445o7-13-2, € 119,oo
Band 12 I–II/2o15 Harald Meller/Helge Wolfgang Arz/
Reinhard Jung/Roberto Risch (Hrsg.),
22oo BC – Ein Klimasturz als Ursache für den
Zerfall der Alten Welt? 22oo BC – A climatic breakdown as a cause for the collapse of the old world?
7. Mitteldeutscher Archäologentag vom
23. bis 26. Oktober 2o14 in Halle (Saale).
ISBN 978-3-9445o7-29-3, ¤ 1o9,oo
Band 13 I–II/2o16 Judith M. Grünberg/Bernhard Gramsch/
Lars Larsson/Jörg Orschiedt/Harald Meller (Hrsg.),
Mesolithic burials – Rites, symbols and social
organisation of early postglacial communities.
Mesolithische Bestattungen – Riten, Symbole und soziale
Organisation früher postglazialer Gemeinschaften
International Conference Halle (Saale),
18th–21st September 2o13.
ISBN 978-3-9445o7-43-9, ¤ 81,oo
Band 14 I–II/2o16 Harald Meller/Hans Peter Hahn/
Reinhard Jung/Roberto Risch (Hrsg.),
Arm und Reich – Zur Ressourcenverteilung in
prähistorischen Gesellschaften – Rich and Poor –
Competing for resources in prehistoric societies.
8. Mitteldeutscher Archäologentag vom
22. bis 24. Oktober 2o15 in Halle (Saale).
ISBN 978-3-9445o7-45-3, ¤ 89,oo
Band 15/2o16 Harald Meller/Alfred Reichenberger/
Christian-Heinrich Wunderlich (Hrsg.),
Alchemie und Wissenschaft des 16. Jahrhunderts.
Fallstudien aus Wittenberg und vergleichbare Befunde.
Internationale Tagung vom 3. bis 4. Juli 2o15 in Halle
(Saale).
ISBN 978-3-9445o7-48-4, ¤ 49,oo
Band 16/2o17 Harald Meller/Susanne Friederich (Hrsg.),
Salzmünde – Regel oder Ausnahme?
Salzmünde – rule or exception?
Internationale Tagung vom 18. bis 2o. Oktober 2o12 in
Halle (Saale).
ISBN 978-3-9445o7-11-8, ¤ 75,oo
Band 17/2o17 Harald Meller/Falko Daim/Johannes Krause/
Roberto Risch (Hrsg.),
Migration und Integration von der Urgeschichte bis
zum Mittelalter. Migration and Integration from Prehistory to the Middle Ages.
9. Mitteldeutscher Archäologentag vom
2o. bis 22. Oktober 2o16 in Halle (Saale).
ISBN 978-3-9445o7-61-3, ¤ 49,oo
Band 18/2o18 Harald Meller/Detlef Gronenborn/Roberto
Risch (Hrsg.),
Überschuss ohne Staat – Politische Formen in
der Vorgeschichte. Surplus without the State –
Political Forms in Prehistory.
1o. Mitteldeutscher Archäologentag vom
19. bis 21. Oktober 2o17 in Halle (Saale).
ISBN 978-3-9445o7-83-5, ¤ 69,oo
Band 2o I–II/2o18 Harald Meller/Susanne Friederich/
Mario Küßner/Harald Stäuble/Roberto Risch (Hrsg.)
Siedlungsarchäologie des Endneolithikums
und der frühen Bronzezeit. Late Neolithic
and Early Bronze Age Settlement Archaeology.
11. Mitteldeutscher Archäologentag
vom 18. bis 2o. Oktober 2o18 in Halle (Saale).
ISBN 978-3-9445o7-94-1, ¤ 149,oo
Band 21 I–II/2o18 Harald Meller/Susanne Kimmig-Völkner/
Alfred Reichenberger (Hrsg.),
Ringe der Macht. Rings of Power.
Internationale Tagung vom o9. bis 1o. November 2o18
in Halle (Saale).
ISBN 978-3-9445o7-97-2, ¤ 79,oo
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o8134 Langenweißbach
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