Zwischen Anime-Himmel und Spielhölle in Ludwigshafen

Viele Gäste kamen in martialischer Kleidung, bestückt mit Spielzeugwaffen. Diese Teilnehmerin mag es eher bunt und lustig. Foto: Alfred Gerold
© Alfred Gerold

Comic-Fans in ausgefallenen Kostümen haben beim Festival Anime- und Manga-Festival „Hanami“ den Ludwigshafener Pfalzbau belagert. Waffen mussten draußen bleiben.

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LUDWIGSHAFEN. Es war ein regelrechtes Schaulaufen skurriler Gestalten: Am vergangenen Wochenende fiel eine Invasion grellbunter Comic-Charaktere in die Ludwigshafener Innenstadt ein. Vor und im Pfalzbau-Theater marschierten junge Menschen in fantastischen Kostümen mit schleimgrünen, feuerroten und babyblauen Perücken auf den Köpfen umher. Manche trugen schwarze Engelsflügel mit riesiger Spannweite auf dem Rücken oder tentakelähnliche Arme hinter sich. Dort fand wieder das zweitägige japanische Manga- und Anime-Festival „Hanami“ statt, in seiner 14. Ausgabe, mit Besuchern aus der ganzen Bundesrepublik.

Nicht wenige Manga-Figuren aus japanischen Comic-Heften tragen als martialisches Markenzeichen diverse Waffen mit sich. Deshalb stand im Foyer des Pfalzbau-Theaters eine mit drei Mitarbeitern besetzte Theke zur Kontrolle von mitgebrachten dekorativen Waffen wie Schwertern, Speeren, Äxten und Beilen bereit. „Damit in den Sälen niemand verletzt wird“, begründete der ehrenamtliche Helfer Patrick Schneider das Vorgehen. Darum sollten die Spielzeugwaffen aus weichem Schaumstoff bestehen, um eine Verletzungsgefahr auszuschließen. „Waffen aus hartem Holz dürfen nicht mit hineingenommen werden“, erklärte der 27-jährige Kontrolleur.

Früher fand das japanische Manga-Festival „Hanami“ im benachbarten Kulturzentrum „Das Haus“ statt, seit 2012 finden sich die Comic-Freaks jährlich im Theater im Pfalzbau ein und erleben in Workshops, bei Videospielen, Tanz und Fantasy-Theater eine gute Zeit. Außerdem fand im Rahmen dieser Convention zum ersten Mal die Ludwigshafener Cosplay-Meisterschaft statt: Eine Jury kürte die einfallsreichsten Kostüme.

„Wir im Organisationsteam arbeiten hier alle ehrenamtlich, die Helfer kommen aus ganz Deutschland. Diese Convention wird von dem Verein Animexx aus München veranstaltet“, erläuterte Pressesprecherin Nina Pechaczek, die eigens aus Münster angereist war für das Spektakel. Unter den Stargästen, die für eine Autogrammstunde eingeladen wurden, befand sich die Synchronsprecherin Shandra Schadt, die deutsche Stimme der amerikanischen Popsängerin und Schauspielerin Miley Cyrus in deren Serien-Rolle „Hannah Montana“. Daneben spricht Schadt auch die laszive Jessica Alba mit Cowboyhut in dem gewalttätigen Neo-Noir-Thriller „Sin City“ von 2005 und viele Anime-Figuren – aus diesem Grund erhielt die 37-Jährige die Einladung nach Ludwigshafen. Anhänger der Anime-Szene kennen Shandra Schadt hauptsächlich als Stimme der weiblichen Figur Seras Victoria in der Vampir-Fernsehserie „Hellsing“.

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In einem abgedunkelten Saal befand sich die digitale Spielhölle des Vereins „Gamesroom Swamp“ mit etlichen Flachbildschirmen, auf denen aktuelle Konsolen-Spiele die jugendlichen Besucher in Atem hielten. Eine lange Warteschlange bildete sich neben dem actionreich blinkenden Bildschirm mit dem begehrten Konsolenspiel „Beat Saber“: Bei diesem Spiel muss der Teilnehmer eine VR-Brille aufsetzen und mit zwei virtuellen Laserschwertern knifflige Hindernisse zerschlagen. Besonders ins Auge fiel der Flachbildschirm mit dem lustigen Actionspiel „Cuphead“ über einen drolligen Tassenkopf, der waghalsige Abenteuer bestehen muss. Mit seiner Retro-Cartoon-Grafik im Stil früher Walt-Disney-Filme hinterlässt das Spiel, dem jedoch ein enormer Schwierigkeitsgrad innewohnt, bleibenden Eindruck.