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Öffentliche Präsentation von Hrdlicka-Entwurfsskizzen

Samstag, 3. Februar 2024, 10:00 - 16:00 Uhr

Gedenkkirche Plötzensee, Heckerdamm 226, 13627 Berlin

Pfr. Hannes Langbein, Prof. Bernd Wolfgang Lindemann, Pfr. Michael Maillard, Friedemann Graef (Saxofon) u.a.

Wiederentdeckt – Neu gesehen: Skizzen für den Plötzenseer Totentanz

Öffentliche Vorstellung von zwei Entwurfsskizzen für den Plötzenseer Totentanz von Alfred Hrdlicka


Zwei bis vor Kurzem als verschollen geglaubte Werke des Wiener Malers und Bildhauers Alfred Hrdlicka (1928 – 2009) werden am 3. Februar 2024 erstmals öffentlich in der Ev. Gedenkkirche Plötzensee gezeigt.

Es handelt sich um Entwurfsskizzen für den „Plötzenseer Totentanz“, den Hrdlicka 1969 bis 1972 für den Kirchraum des Ev. Gemeindezentrums Plötzensee in der Nähe der ehemaligen NS-Hinrichtungsstätte Plötzensee schuf. Der Totentanz gilt als eines der wichtigsten Werke zeitgenössischer kirchlicher Kunst in Berlin.

Die nun wiederentdeckten Entwurfsskizzen stammen aus dem Nachlass von Pfarrer Christof Karzig (29.10.1934 – 20.11.2022). Sie wurden nach dessen Tod von seiner Witwe der Ev. Kirchengemeinde Charlottenburg-Nord überlassen. Es sind auf farbigem Büttenpapier angefertigte Zeichnungen in der Größe von ca. 65 x 50 cm.

Zur Vorstellung der Hrdlicka-Zeichnungen veranstaltet das Ökumenische Gedenkzentrum Plötzensee ‚Christen und Widerstand‘ einen Seminartag am Samstag, 3.2.2024, von 10.00 bis 16.00 Uhr.

Die feierliche Enthüllung der Skizzen wird um 11.00 Uhr durch Pfarrer Hannes Langbein (Kunstbeauftragter der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz) und Pfarrer Michael Maillard (Ökumenisches Gedenkzentrum Plötzensee) geschehen, musikalisch umrahmt von Friedemann Graef (Saxophon).

Ort: Evangelische Gedenkkirche Plötzensee (Heckerdamm 226,13627 Berlin).

(Zu den Hintergründen können Sie unter mehr lesen.)

Programm des Veranstaltungstages am 3.2.2024

9.30 Uhr      
Begrüßungskaffee
(Möglichkeit zur individuellen Erkundung des Kirchraumes und des Totentanzes)

10.00 Uhr    
Begrüßung
Einführung (Pfr. Michael Maillard):
Die Entwurfsskizzen für den Plötzenseer Totentanz - eine Entdeckungsreise (mit Projektion der Fotos)

11.00 Uhr    
Öffentliche Präsentation der beiden Entwurfsskizzen aus dem Nachlass von Pfr. Karzig (Pfr. Hannes Langbein, Pfr. Michael Maillard; Musik: Friedemann Graef (Saxophon)

11.30 Uhr    
Vortrag Prof. Dr. Bernd Wolfgang Lindemann: Ein kunsthistorischer Blick auf die Entwurfsskizzen

ca. 13.00     Mittagspause mit Imbiss
(und Gelegenheit zu einer Kurzbesichtigung der benachbarten Kath. Gedenkkirche Maria Regina Martyrum bzw. Betrachtung des Plötzenseer Totentanzes)

Für den Mittags-Imbiss bitten wir um Anmeldung:
    https://forms.churchdesk.com/f/Vi8oQuPGvK
    oder kontakt@gedenkzentrum.de.

14.00 Uhr    
Andacht (Pfr. Hannes Langbein,  Martin L. Carl (Orgel))

anschließend         
Gang zur Gedenkstätte Plötzensee (ca. 25 Minuten Fußweg), dort kurze Besinnung anlässlich des Todestages von Alfred Delp (2.2.1945)

Eine Veranstaltung des Ökumenischen Gedenkzentrums Plötzensee

Nähere Informationen erteilt: Michael Maillard
maillard@charlottenburg-nord.de
Tel. (030)394 24 88 und 381 34 78

 

Weitere Veranstaltungen im Rahmen der „Ökumenischen Plötzenseer Tage 2024“

Donnerstag, 25. Januar
18.30 Uhr     Ökumenisches Friedensgebet
Kath. Gedenkkirche Maria Regina Martyrum
Heckerdamm 230, 13627 Berlin

19.30 Uhr     Neujahrsemfang des Ökumenischen Gedenkzentrums Plötzensee
(mit einem Foto-Rückblick auf 2023)
Ev. Gedenkkirche Plötzensee
Heckerdamm 226, 13627 Berlin

Sonntag, 28. Januar
9.30 Uhr       Gottesdienst zum Shoah-Gedenken
(mitgestaltet von Konfirmandinnen und Konfirmanden)
Ev. Gedenkkirche Pötzensee
(Veranstalter: Ev. Kirchengemeinde Charlottenburg-Nord)

10.00 Uhr    Heilige Messe mit Gedenken an Nikolaus Groß (mit der KAB)
Kath. Gedenkkirche Maria Regina Martyrum

Donnerstag, 1. Februar
19.00 Uhr     „KlangRaum“ – Meditativer Gottesdienst
„Lasst uns dem Leben trauen, weil Gott es mit uns lebt“
Psalmen – Musik – Stille mit Texten von Alfred Delp (in Plötzensee ermordet am 2.2.1945)
mit Eva-Maria de Oliveira Pinto (Orgel)
Tiago de Oliveira Pinto (Violine)
Kath. Gedenkkirche Maria Regina Martyrum
(Veranstalter: Karmel Regina Martyrum)

Sonntag, 4. Februar
18.00 Uhr     "Abendzeit"- musikalischer Gottesdienst
"Lamm Gottes"
Musik: Casimir Schäfer (Orgel), Liturgie: Pfn. Eva Markschies und Team
Ev. Gedenkkirche Plötzensee
(Veranstalter: Ev. Kirchengemeinde Charlottenburg-Nord)


Hintergrundinformationen

Der Plötzenseer Totentanz schlägt eine Brücke vom Ev. Gemeindezentrum Plötzensee zur nahegelegenen ehemaligen Hinrichtungsstätte Plötzensee, in der zwischen 1933 und 1945 fast 3.000 Menschen ermordet wurden (heute: Gedenkstätte Plötzensee). Der Wiener Künstler Alfred Hrdlicka schuf ihn zwischen 1969 und 1972 für den Kirchraum des Gemeindezentrums, das am 1 Advent 1970 eingeweiht wurde: 16 großformatige Zeichnungen mit Bleistift, Kohle, Tusche, Deckweiß und Rötel auf grundieren Tischlerholzplatten von je 3,50 m Höhe und 1 m Breite. Szenen mit biblischen und gegenwartsbezogenen Themen verweisen auf die heutige Bedrohung der Menschen und Völker durch Gewalt, Macht und Willkür. Auf allen Tafeln sind zwei Rundfenster zu sehen sowie ein Balken mit Fleischerhaken – ein Hinweis auf den ehemaligen Hinrichtungsschuppen im nahegelegenen Gefängnis. Mit den Tafeln Emmaus – Abendmahl – Ostern findet der Zyklus einen hoffnungsvollen Abschluss.

Der Gemeindekirchenrat der Ev. Kirchengemeinde Charlottenburg-Nord hatte Alfred Hrdlicka im April 1969 mit Vorentwürfen für einen „Plötzenseer Totentanz“ beauftragt. Der Künstler fertigte daraufhin eine Reihe von Entwurfsskizzen an, von denen 14 im Juni 1969 im Gemeindezentrum ausgestellt wurden. Sie dienten dem GKR als Grundlage für die endgültige Beauftragung.

Danach verlor sich die Spur der Zeichnungen. In der Gemeinde war nur eine einzige, qualitativ schlechte Kopie einer der Skizzen bekannt. Von den anderen waren aus den Unterlagen im Gemeindearchiv lediglich teilweise die Titel bzw. die dargestellten Motive bekannt.

Recherchen anlässlich des 50. Jahrestages der Einweihung des Gemeindezentrums Plötzensee führten zur „Entdeckung“ von etlichen der Skizzen. Einige waren in Büchern veröffentlicht, andere – wahrscheinlich bislang unveröffentlichte – wurden in Museen gefunden, die dankenswerterweise Fotos zur Verfügung stellten.

Der größte Fund waren zwei Originale, die sich in der Wohnung von Pfarrer Christof Karzig befanden. Von ihrer Existenz war bis dahin in der Kirchengemeinde Charlottenburg-Nord nichts bekannt. Karzig war von 1963 bis 1975 Pfarrer in Charlottenburg-Nord und zusammen mit Pfarrer Bringfried Naumann (1934 – 2023) an der Entstehung von Gemeindezentrum und Totentanz beteiligt. Nach seinem Tod am 20.11.2022 überließ seine Witwe die Zeichnungen der Kirchengemeinde.

Es sind mit Kohle auf Karton gezeichnete Blätter mit der Größe von 64 x ca. 50 cm.

Die eine Zeichnung zeigt vier Personen mit auf dem Rücken gefesselten Händen, flankiert von zwei Uniformierten, in dem Raum, der sich im Plötzenseer Hinrichtungs-schuppen neben dem eigentlichen Hinrichtungsraum befindet – dem heutigen Ausstellungsraum der Gedenkstätte Plötzensee. Durch die heute noch vorhandene Tür auf der linken Seite fällt der Blick auf die Eisentraverse, an deren einem Haken ein schon Hingerichteter hängt.

Hierbei dürfte es sich um die Entwurfsskizze handeln, die im Briefwechsel zwischen Hrdlicka und Gemeinde als „Die auf die Hinrichtung Wartenden (rötlicher Grund)“ bezeichnet wird. Das Motiv hat Alfred Hrdlicka bei der Gestaltung des Plötzenseer Totentanzes nicht weiterverfolgt.

Auf dem anderen Blatt ist auf gelblichem Grund ebenfalls der Hinrichtungsraum von Plötzensee mit seinen Rundbogenfenstern zu sehen. Rechts sitzt ein Mensch in Sträflingskleidung mit vor Schrecken aufgerissenen Augen. Links wird einer abgeführt – wohl zur Hinrichtung, brutal angepackt, runtergedrückt, gedemütigt von einem Uniformierten.

Auch dieses Motiv „Der gewaltsam Abgeführte“ hat Hrdlicka zunächst bei der Umsetzung des Plötzenseer Totentanzes nicht weiter bearbeitet. Für die nachträglich in Auftrag gegebenen Tafeln „Emmaus – Abendmahl – Ostern“ hat er dann allerdings auf diesen Entwurf zurückgegriffen, dabei aber die Stimmung und Aussage stark verändert.

Der „Plötzenseer Totentanz“ in der Ev. Gedenkkirche Plötzensee kann Mo-Fr von 10 bis 12 Uhr und Do von 16 bis 18 Uhr besichtigt werden.

Adresse: Heckerdamm 226, 13627 Berlin

 

Die Gedenkkirche im Gemeindezentrum Plötzensee ist Station auf dem Pfad der Erinnerung, der die Hinrichtungsstätte Plötzensee mit drei Gedenkkirchen im Charlottenburger Norden verbindet.

Im Gemeindezentrum ist das Ökumenische Gedenkzentrum Plötzensee ‚Christen und Widerstand‘ angesiedelt.