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Die Fama ...

Literarischer Korrespondent
... und die Frauen. Ein exklusiver Einblick in die Welt des neuen „Asterix“-Heftes „Die Tochter des Vercingetorix“

In einem Sommer ohne gallischen Hahn bei einer Fußball-Europa- oder -Weltmeisterschaft kann es popkulturell nur einen Trost geben: die gallische Comicbiennale. Seit Längerem erscheinen die neuen Asterix-Hefte in den ungeraden Jahren, seit Jean-Yves Ferri (Text) und Didier Conrad (Zeichnung) die Reihe 2013 übernommen haben, sogar regelmäßig alle zwei Jahre. „Die Tochter des Vercingetorix“, Asterix-Band Nummer 38, ist für den 24. Oktober angekündigt. WELT-Leser bekommen bis Ende August montags einen exklusiven Comicstrip präsentiert, der aus dem neuen Asterix-Heft inspiriert ist. Die Übersetzung ins Deutsche besorgte Klaus Jöken.

Dass die neue Geschichte auch einen aktuellen Bezug auf die Konjunktur der absurden Storys, Verschwörungstheorien und Fake News haben wird, hätte man eigentlich schon am Titel ablesen können. Dass Vercingetorix, der von Caesar bei Alesia besiegte Gallierführer, eine Tochter haben könnte, hat ungefähr dieselbe Sprengkraft wie etwa die Behauptung, Hitlers geheimer Enkel lebe als Hundezüchter in Wisconsin.

Die Römer hatten für das Gerücht eine eigene Gottheit, die Fama, die zugleich auch den Ruhm verkörpert, wovon heute noch der Fame übrig geblieben ist. Bei Gerüchten über höchst prominente Gäste im Dorf, deren Identität auf keinen Fall verraten werden darf, verbinden sich die beiden Bedeutungsebenen der Fama. Über Celebritys sprießen stets die wildesten Gerüchte. Obwohl die Fama grammatikalisch und mythologisch weiblich ist, sind es in unserem Strip die Männer, die gerade die abwegigste Story für die unumstößliche Wahrheit halten. Warum sollen die Aremoricaner nicht auf dem Mond gewesen sein, wenn doch der Himmel so nah ist, dass er einem in jedem Moment auf den Kopf fallen könnte? Und warum soll es nicht die Schwester Kleopatras sein, die am Tag zuvor inkognito ins Dorf gekommen ist? Die beiden Frauen, Gutemine, die Häuptlingsgattin (und heimliche Regentin des Dorfes), und die namenlose Frau des Methusalix, die unbestrittene Dorfschönheit, können da nur den Kopf schütteln. Was dieser Verschwörungstheorix sich nur wieder ausdenkt. Dass dessen langer blonder Haarschopf wie ein dezentes Trump-Zitat wirkt, ist sicher nicht überinterpretiert.

Gutemine weiß durch ihre privaten Kontakte zur politischen Führung vielleicht schon mehr; ganz so weit weg sind die Schwadroneure nicht von der Wahrheit. In jedem Fall bedeutet ein Gast im Dorf Ärger, und eine Gästin erst recht, was auch daran liegt, dass die beiden Superhelden Asterix und Obelix immer noch Singles und äußerst anfällig für weibliche Reize sind.

Beispielsweise schaffte es die bildhübsche Studentin Falbala in „Asterix als Legionär“, die beiden dazu zu bewegen, sich zur römischen Armee einziehen zu lassen, um ihren zwangsrekrutierten Verlobten zu befreien. Schwer verliebt führen die beiden ihre Mission aus und gehen natürlich am Ende leer aus. Auch die Frau des Methusalix, wohl mehr als ein halbes Jahrhundert jünger als ihr unverdrossen hedonistischer Gatte, wäre wohl längst ins Visier der beiden Junggesellen geraten. Aber wer will sich mit einem Veteranen anlegen, der sich schon mit den Römern anlegte, als der Zaubertrank noch nicht zum trendigen Energydrink geworden war?

Als Dorfältester hätte Methusalix sicher die besten Erinnerungen an die Ära Vercingetorix, die Zeit vor der römischen Besatzung, was für den kommenden Band gleich mehrere Fragen aufwirft: Sammelt sich etwa doch noch einmal der gallische Widerstand gegen das verhasste Imperium? Will die Tochter des Vercingetorix nur den wertvollen Arvernerschild zurück? Oder kommt Asterix doch noch einmal unter die Haube, mit einer gallischen Traumhochzeit, einer Art keltischen Royal Wedding, zu der Methusalix auf dem Tisch tanzt und Troubadix zur Leier singt? Gerüchte besagen, der begnadete Komponist schreibe bereits an einem Hochzeitsmarsch.

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