Der neue Star der Kunstszene ist knapp 200 Kilogramm schwer, grunzt mit Genuss und stammt aus Südafrika: Pigcasso. Ihr Name deutet es schon an, die Künstlerin hat vier Beine und ist ein Schwein. Genauer gesagt, ein gerettetes, das auf einem Gnadenhof in Südafrika lebt, seit es vergangenes Jahr aus einem Betrieb für Massentierhaltung geholt wurde.
Wenn Pigcasso laut ihren Besitzern nicht frisst, sich die Nackenborsten im Garten scheuert oder schläft, dann steht sie vor der Leinwand und lässt ihrer Kreativität freien Lauf. Ihre Werke sind das, was man wohl expressionistisch oder abstrakt nennt: immer farbenfroh mit deutlicher Strichführung. Die Videos einer Session erreichen bis zu 20 Millionen Menschen in den sozialen Netzwerken. Touristen wollen sich mit ihr fotografieren lassen.
„Wir zwingen sie nicht“, sagte Tierschützerin Joanne Lefson, die die Farm Sanctuary SA gegründet hat, dem Portal „The Citizen“. „Sie malt, wenn sie Lust dazu hat.“ Dass Pigcasso ein künstlerisches Talent besitzt, entdeckte Lefson beim Spielen. Sie wollte ihre neue Mitbewohnerin, die gemeinsam mit ihrer Schwester Rosi im Alter von vier Wochen aus dem Fleischbetrieb geholt wurde, unterhalten. Doch statt sich den Ball zu schnappen, war Pigcasso von Pinseln fasziniert. Mit einem Clickertraining, bei dem erwünschtes Verhalten verstärkt wird, zeigte Lefson ihr schließlich, wie sie Farbe auf die Leinwand bringen kann.
Pigcassos außergewöhnliches Hobby hat natürlich noch einen tieferen Sinn. Es soll zeigen, dass Schweine viel intelligentere Tiere seien als landläufig angenommen, sagt Lefson. Und dass sie ein besseres Schicksal erwarten sollten, als in engen Ställen leben zu müssen, um später als Fast Food zu enden. Pigcassos Werke werden im Online-Shop der Farm verkauft, alle natürlich mit einer Signatur des Künstlers: der in Farbe getauchten Schnauze.