Hulkar Sabirova … Mein Seelenort: Zuhause in Berlin Charlottenburg - Deutsche Oper Berlin

Hulkar Sabirova … Mein Seelenort: Zuhause in Berlin Charlottenburg

Als Sopranistin ist Hulkar Sabirova viel auf Reisen. Ausgleich und Geborgenheit findet sie in ihrer Berliner Wohnung. Hier tankt sie Kraft und bereitet sich auf ihre Rollen vor – immer mit dabei: ihre beiden Katzen

Mein Seelenort ist meine Wohnung in Berlin-Charlottenburg – nicht besonders exotisch, aber mein Zuhause. Ich wohne seit etwa eineinhalb Jahren dort und fühle mich nirgendwo so wohl und geborgen. Als Sängerin bin ich viel unterwegs, ich bin oft auf Reisen, lerne neue Leute, neue Häuser, neue Städte, manchmal auch neue Kulturen kennen. Das ist ein Teil meiner Arbeit, den ich sehr schätze, es ist aufregend und interessant. Trotzdem ist es für mich wichtig, einen Ort im Kopf zu haben, an dem ich mich wirklich verankert fühle, der mein Hafen ist. Meine Wohnung ist dieser Ort für mich. Ich freue mich immer darauf, dorthin zurückzukehren, egal wo ich gerade bin und wie schön es dort ist.

Wenn ich hier bin, sitze ich morgens gerne in der Küche und trinke meinen Kaffee mit Blick auf den schön begrünten Innenhof. Ich lasse die Gedanken schweifen, träume vor mich hin. Ansonsten mache ich es mir auf meiner blauen Couch im Wohnzimmer gemütlich. Ich mag es kuschelig, koche Tee, höre Jazzmusik oder Oper, schaue einen Film. Sobald ich dort Platz nehme, lassen meine beiden Katzen ihren riesigen Kratzbaum im Flur links liegen und springen zu mir hoch, um zu kuscheln. Sie heißen Flocky und Fanny, sind beide um die zwei Jahre alt und wahnsinnig süß. Ich habe sie zur selben Zeit geholt, als ich mit meinem Lebensgefährten in diese Wohnung gezogen bin. Wir haben sie gemeinsam zu einem Zuhause gemacht. Meine Liebe zu Katzen geht noch auf meine Kindheit zurück. In Usbekistan, meiner Heimat, gibt es sehr viele Straßenkatzen, sie streunen überall herum. Als ich klein war, haben meine Mutter und ich oft Baby-Katzen mit nach Hause gebracht, um sie aufzupäppeln. Einige davon blieben dann eine Zeit lang bei uns.

Während der Corona-Lockdowns übte Sabirova ihre Partien viel zuhause ein. Seitdem »singt« auch ihr Kater Flocky – manchmal die ganze Nacht lang © Max Zerrahn
 

Meine Mutter hat ein ebenso großes, wenn nicht sogar größeres Herz für Katzen als ich, derzeit hat sie fünf oder sechs bei sich wohnen. Mir genügen die beiden. Für mich sind sie wie zwei Batterien. Ich lade mich regelrecht an ihnen auf, durch sie tanke ich neue Energie. Ich finde, dass Katzen diese Kraft haben: Wenn man müde ist oder ein bisschen niedergeschlagen, muss man sich nur an sie schmiegen und schon geht es einem deutlich besser. Zumal meine beiden sehr amüsant sind. Sie haben zum Beispiel die lustige Eigenschaft, mich nachzuahmen, also mit mir zu singen. Oder besser gesagt: Flocky singt. Manchmal die ganze Nacht lang. Er trällert vor sich hin, richtig laut. Ich glaube, er hat sich das während der Corona-Krise und den gefühlt fünfzig Lockdowns angeeignet: Da ich nicht mehr in die Oper gehen konnte, um zu üben, habe ich viel zu Hause gesungen, meistens im besagten Wohnzimmer. Flocky und Fanny saßen oft neben mir und dienten mir als stillschweigendes Publikum – bis Flocky eines Tages begann, lauthals mitzusingen. Das war eine Ausnahmesituation, denn normalerweise übe ich wenig zu Hause.

Ich bereite mich natürlich vor, ich arbeite mit dem Text, dem Subtext, studiere die musikalischen Formen und Linien, die Emotionen meiner Rolle. All das passiert noch vor dem Singen und ist sehr wichtig, um die Farben herauszuarbeiten und das Ganze glaubhaft wirken zu lassen. Das mache ich zuhause auf der Couch, zum tatsächlichen Üben gehe ich dann meist rüber in die Deutsche Oper Berlin.

Auch hierfür ist meine Wohnung fantastisch geeignet, denn sie liegt direkt um die Ecke. Ich kann quasi von meinem Wohnzimmer in den Probenraum rüberstolpern. Diese Nähe gefällt mir. Zum einen führt sie dazu, dass die Verbindung zur Musik immer aufrechterhalten bleibt und der Kontakt zu diesem Raum nie wirklich abbricht, es keine Grenze gibt. Zum anderen gibt es mir das Gefühl, die Gemütlichkeit meiner Wohnung in die Oper mitnehmen zu können. Die Deutsche Oper ist für mich ja ohnehin so etwas wie meine musikalische Heimat. Hier liegen meine Wurzeln als Sängerin: Nach dem Studium bin ich erst als Stipendiatin gekommen, dann war ich fest im Ensemble. Es war mein allererster Vertrag, ein ganz neues Leben, ich konnte es damals kaum glauben. Ich habe all meine ersten Schritte hier gemacht, deshalb fühle ich mich hier auch wirklich wie zuhause. Es mag komisch klingen, aber die Wände dieses Hauses geben mir Wärme, wenn ich hier singe ist es für mich fast so, als sänge ich in meinem Wohnzimmer.

Der Kontakt zu ihren Tieren wirkt sich positiv auf ihr Wohlbefinden aus: »Meine Katzen sind wie zwei Batterien, ich lade mich regelrecht an ihnen auf«, so die Sopranistin © Max Zerrahn
 

Das ist gerade für die Rolle der Leonora in LA FORZA DEL DESTINO ein großer Vorteil. Dieses Stück und diese Partie sind für mich ein Meilenstein, ein ganz großer Schritt in ein neues Fach. Deshalb bin ich wahnsinnig dankbar dafür, diesen Schritt in meinem gefühlten Zuhause zu gehen und das neue Terrain in einem so heimischen Rahmen erkunden zu dürfen. Es ist ein unglaublich großartiges, furchtbar trauriges Stück: Ein dummer Unfall zerstört das Leben von zwei jungen Menschen, die sich lieben und nichts anderes wollten, als zusammen zu sein. Stattdessen werden sie ihr Leben auf der Flucht verbringen. Es ist eine tolle Aufgabe, das zu singen, und es ist anspruchsvoll: Die Partitur ist unheimlich vielseitig, man muss viele Farben aus seiner Stimme herausholen. Insgesamt begeistert mich an diesem Stück vor allem die Musik; sie ist pure Schönheit, in Noten gepackt. Deshalb kann man auch heute noch nachempfinden, was die Helden fühlen, auch wenn sich die Welt, das Leben, unser Verhältnis zu Liebe und Beziehungen vollkommen verändert haben: Die Musik weckt Emotionen in uns, die zeitlos sind. Das macht sie unsterblich.

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