Äußerung von Mathias Döpfner

„Gedanke und Tonlage dem Amt eines BDZV-Präsidenten nicht angemessen“

Es ist bei weitem nicht das erste Mal, dass Mathias Döpfner, der Vorstandsvorsitzende von Axel Springer, mit fragwürdigen Äußerungen auf sich aufmerksam macht. Umso mehr stellt sich die Frage, wie dazu eigentlich seine Verlegerkollegen stehen. Döpfner ist immerhin nicht nur Springer-Chef, er ist auch Präsident des Bundesverbandes Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV), also der oberste Lobbyist der Verlagsbranche.

Mathias Döpfner und seine BDZV-Stellvertreter Screenshot: BDZV

Wie Ben Smith, der Medienkolumnist der „New York Times“, berichtet, hat Döpfner in einer Nachricht an den Schriftsteller Benjamin von Stuckrad-Barre unter anderem geschrieben, der (nun ehemalige) „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt sei „der letzte und einzige Journalist in Deutschland, der noch mutig gegen den neuen DDR-Obrigkeitsstaat aufbegehrt“. „Fast alle anderen“ Journalisten seien „zu Propaganda-Assistenten“ geworden.

BDZV schweigt

Deutschland ein autoritärer Staat mit vielen willfährigen Journalistinnen und Journalisten, die nur dessen Propaganda verbreiten? Der BDZV will sich nicht dazu äußern. Auf Nachfrage von DWDL teilt der Verband mit, Döpfner habe „seine Aussagen im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE getroffen“, und:

„Der BDZV kommentiert grundsätzlich keine einzelnen Vorgänge unternehmerischer Tätigkeiten von Mitgliedsverlagen.“

Inwiefern es sich bei den Worten Döpfners um „unternehmerische Tätigkeiten“ handelt, bleibt ein Geheimnis des BDZV.

Die einzelnen Verlagschefs aber müssten ja eine Meinung haben zu dem, was Döpfner denkt, schließlich greift er mit seinen Worten ihre Redaktionen an. Wir haben deshalb die Chefs von acht großen Verlagen, die alle im BDZV-Präsidium sitzen, gefragt, wie sie zu der Äußerung stehen und ob Döpfner als BDZV-Präsident weiterhin haltbar ist.

Rechnen Sie bitte nicht mit einem Statement

Zwei Verlage haben schnell abgesagt. Ein Sprecher der „Rheinischen Post“ teilt bezüglich unserer Anfrage an Geschäftsführer Johannes Werle mit:

„Vielen Dank für Ihre Anfrage. Ich muss Sie jedoch um Ihr Verständnis bitten, dass Herr Werle derzeit – auch mit Blick auf den Trauerfall innerhalb der Herausgeberfamilie Droste sowie der Kurzfristigkeit Ihrer Anfrage – nicht für ein Statement zur Verfügung steht.“

Die Sprecherin der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) schreibt auf unsere Anfrage an Geschäftsführer Thomas Lindner:

„Herr Lindner ist diese Woche nicht im Büro – rechnen Sie also bitte nicht mit einem Statement.“

Vier weitere Verleger haben bisher, auch auf abermalige Nachfrage, gar nicht geantwortet:

  • David Koopmann, Vorstand der Bremer Tageszeitungen AG
  • Christian Wegner, Geschäftsführer der Südwestdeutschen Medien Holding (SWMH, unter anderem: „Süddeutsche Zeitung“)
  • Jan Dirk Elstermann, Verleger der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ)
  • Christian DuMont Schütte, Aufsichtsratsvorsitzender der DuMont Mediengruppe (unter anderem: „Express“, „Kölner Stadtanzeiger“)

Der Geschäftsführer der Madsack Mediengruppe, Thomas Düffert, ließ über sein Büro ankündigen, er werde noch ein Statement schicken. (Siehe Nachtrag.)

Funke: „Völlig unpassend“

Ein Verlag hat sich also bisher geäußert. Christoph Rüth, Geschäftsführer der Funke Mediengruppe („Hamburger Abendblatt“, WAZ), schreibt:

„Der Axel-Springer-Verlag hat die Aussagen von Mathias Döpfner heute ja eingeordnet und festgestellt, dass er die Bundesrepublik auch in Corona-Zeiten keineswegs für vergleichbar mit der DDR halte. Allem anderen hätten wir auch klar widersprochen. Die – wenn auch angeblich überspitzte – Formulierung ‚Propaganda-Assistenten‘ für die Mehrheit der Journalistinnen und Journalisten halten wir für völlig unpassend. So ein Gedanke und eine derartige Tonlage sind dem Amt eines BDZV-Präsidenten nicht angemessen. Die Journalistinnen und Journalisten in Deutschland sind nämlich ganz überwiegend ihrer Wächterfunktion nachgekommen und haben die Corona-Maßnahmen der Bundes- bzw. der Landesregierungen kritisch begleitet bzw. tun es noch.“

Das ist eine deutliche Ansage, auch angesichts des Schweigens der anderen Verleger. Ein vielsagendes Schweigen, das nicht neu ist.

Verleger drucksen rum

Vor zwei Jahren hatten wir schon einmal bei Verlegern angefragt. Damals hatte Döpfner in einem Beitrag für die „Welt“ behauptet, Medien würden mehrheitlich nicht die Realität abbilden, sondern verschweigen und verharmlosen. Es war jener Text, in dem Döpfner den Neonazi-Angriff von Halle nutzte, um eine Verschärfung der deutschen Flüchtlingspolitik zu fordern. Die Verleger drucksten damals auf unsere Anfrage hin mehrheitlich rum.

Auch sonst gibt es so gut wie keinen Gegenwind aus der Branche. Zum Beispiel, als Mathias Döpfner eine Bockwurst aus „Fake News“ verbreitete, wie 2017. Oder, auch 2017, öffentlich-rechtliche Sender als „Staatsfunk“ bezeichnete. Was er dann, als man ihn beim Wort nahm, nicht so gemeint haben wollte und Rückendeckung bekam, auch vom BDZV. Oder wenn er so oft zum Leistungsschutzrecht lügt, dass daraus eine ganze ArtikelSerie wird. Was aber natürlich Lügen sind, die den Interessen anderer Verleger dienen.

Der Springer-Konzern hat inzwischen versucht, Döpfners aktuelle Äußerung zu relativieren. Der Vorstandsvorsitzende halte die Bundesrepublik keineswegs für vergleichbar mit der DDR: „Das wäre komplett absurd und sollte für jeden offenkundig sein, der den publizistischen Äußerungen von Döpfner folgt.“ Soll nur „Ironie“ gewesen sein, „überspitzt“, „bewusste Übertreibung“.

Auch Döpfner sagt in einer aktuellen Videobotschaft an die Belegschaft, der Vergleich mit der DDR sei „aus dem Zusammenhang gerissen zitiert“ und als seine Meinung präsentiert worden:

„Dazu muss ich sagen: Eine private SMS ist kein Tweet, ist kein Post, ist keine öffentliche Rede. Und wenn man in einer privaten Unterhaltung aus dem Zusammenhang etwas zitiert, dann unterschlägt man Polemik, Ironie, Übertreibung.“

Er sage oder schreibe „manches Übertriebene und Unsinnige“ in privaten Unterhaltungen. Dass diese private Nachricht nun wie ein Zitat behandelt werde, sei eine „Grenzüberschreitung“.

Dabei passen die Worte, die Döpfner nun als ironische Privatmeinung verkauft, nicht nur perfekt zu früheren Äußerungen, sondern auch zur Radikalität, mit der „Bild“ in den vergangenen Monaten agierte – angeführt von Julian Reichelt und gestützt von einem Mann namens Mathias Döpfner.

Nachtrag, 21.10.2021. Madsack-Geschäftsführer Thomas Düffert hat sein Statement zur Sache inzwischen über die Deutsche Presse-Agentur verbreitet. Es lautet:

„Die Madsack Mediengruppe ist mit ihren Zeitungstiteln in Norddeutschland, aber insbesondere auch in vielen ostdeutschen Bundesländern journalistisch stark engagiert.

Die aus einem privaten Umfeld heraus nun öffentlich gewordenen Aussagen von Herrn Döpfner sind für alle Journalistinnen und Journalisten der Madsack Mediengruppe und sicherlich auch darüber hinaus eine unangemessene und verfehlte Herabsetzung. Mittlerweile wurden die Aussagen vom Axel-Springer-Verlag relativiert und entsprechend eingeordnet. Grundsätzlich sollte jedoch auch in privaten Diskussionen kein Zweifel an der Integrität und Unabhängigkeit der Redaktionen der Zeitungsverlage aufkommen, sondern diese gerade gegen derartige Vorwürfe verteidigt werden.“

Nachtrag, 27.10.2021. Die Wochenzeitung „Kontext“ hat 13 Verlage in Baden-Württemberg nach ihrer Meinung zu Döpfner gefragt. Die meisten antworteten nicht. Richard Rebmann, der bis vor drei Jahren Chef der Südwestdeutschen Medien-Holding und Vizepräsident des BDZV war, übte hingegen deutliche Kritik: „Mit seinen Äußerungen hat Herr Döpfner leider radikalen, rechten Kräften Vorschub geleistet, die von einer gelenkten Presse ausgehen.“

19 Kommentare

  1. Ich kann es noch fassen!!! Mathias Döpfner behauptet in seiner aktuellen Videobotschaft allen Ernstes !!!, die Vorwürfe der Frauen seien von Männern im Hintergrund, angeblich ehemaligen BILD Mitarbeitern , orchestriert worden, um JR gezielt zu stürzen.

    Frauen – Werkzeug um einen mächtigen Mann zu stürzen. Ihre Vorwürfe KÖNNEN ja nur Mittel zum Zweck gewesen sein. Julian Reichelts toxisches Verhalten? Gibt’s nicht. Ja Hallo.

    Wäre Mathias Döpfner nicht Verleger geworden, hätte er jetzt einen gut laufenden Telegram Kanal mit Verschwörungstheorien. Safe, wie die jungen Leute sagen.

    Für mich einer der positiven Aspekte dieser ganzen Misere: Daß Mathias Döpfners Gesinnung endlich mal in einem größeren Spotlight steht.

    Und das alles ausgerechnet vor seiner Reise in die USA hehe ;)

  2. Reichelt ist weg. Reicht das nicht? Er ist weg wegen seines anstößigen Verhaltens, nicht wegen seiner politischen Verlautbarungen. Wurde behauptet. Hätte Reichelt „Bild“ rotgrün angemalt, hätte man dann auch seinen Umgang mit jüngeren Kolleginnen investigativ recherchiert? Welches Verhalten wirft man Döpfner vor? Lediglich seine Meinungen. Weil das aber nicht reicht, heißt es, er hätte Reichelt eher rausschmeißen müssen. Aber Reichelt ist weg. Und das reicht nicht. „Bild“ muss weg. Aber ohne „Bild“ kein „Bildblog“. Ohne Medien kein „Übermedien“.

  3. Christoph Rüth ist der einzige Verleger, der sich traut den Mund aufzumachen. Alle anderen wagen es nicht, gegen den Vorsitzenden des Staatsrates Döpfner das Wort zu erheben. Oder so.

  4. Jetzt würde ich so eine Bemerkung auch nicht allzu hoch hängen, wenn die sozusagen im nicht-öffentlichen Raum getätigt wurde, aber andererseits müsste man darum auch nicht so herumdrucksen…

  5. @#2: Der Spruch “Ohne Umweltschmutz kein Umweltschutz” folgt einer ähnlichen Logik, die von Ihrer Art der Argumentation nicht weit entfernt ist. ;-)

  6. Der große Boss von Springer faselt etwas von einer „Grenzüberschreitung“, weil private Nachrichten geleakt wurden? Welche Grenze ist das genau und warum haben ausgerechnet Springer-Journalisten da anscheinend Passierscheine?
    Poschi-Springer dissed unterdessen die Schadenfrohen und zeiht sie der „Winzigkeit“. Hat der Mann eigentlich jemals Tweets seiner, höchstpersönlich rekrutierten Twitter-Pittpulls gelesen? Wie winzig sind die?

    Und, Herr Blechschmidt: Man wirft Döpfner gefährlichen Populismus und komplette Abwesenheit eines moralischen Kompasses vor.

    Und diese Dolchstosslegende von einer angeblichen „links-grünen“ Verschwörung. Die Opfer mal eben en passant als Intrigantinnen geschmäht, das Vorgehen abgewiegelt und beschönigt und eine Täter-Opfer Umkehr gebastelt, die sich gewaschen hat.
    Rechte Verblödungsstrategie seit 1918 ®

  7. Im Volksverpetzer-Blog gibt’s auch eine gute Abhandlung hierzu:
    https://www.volksverpetzer.de/schwer-verpetzt/axel-springer-system-reichelt/

    Und der Spiegel legt sich auch mit Springer:
    https://www.spiegel.de/kultur/mathias-doepfner-analyse-seiner-texte-und-reden-a-2d9a76a6-5c25-4e9e-ab86-bfda4bb7b5d0

    Im Kommentarbereich dort wirft man nun dem Spiegel vor, 70er-Jahre-Verhältnisse zu erschaffen.
    Das mit der Täter-Opfer-Umkehr haben die echt drauf.

  8. @ Florian Blechschmied, #2:

    Was heißt denn, man werde Döpfner nur seine Meinungen vor? Solche Aussagen muss man ja auch immer im Licht des Amtes sehen, auch wenn er sie nicht in dieser Position offiziell gemacht hat. Natürlich muss man nicht jedes private Wort auf die Goldwaage legen. Aber es gibt Grenzen, die hier meines Erachtens deutlich überschritten wurden. Stellen Sie sich vor, das Zitat käme von einem hochrangigen Politiker. Meinen Sie (bzw. fänden Sie es richtig), der könnte seinen Sturz mit dem schlichten Bemerken abwenden, es handele sich nur um seine persönliche Meinung, die er in einer privaten Konversation geäußert habe?

  9. #8 ich stimme voll zu. Mehr noch: Bei seiner im privaten Kontext geäußerten Ansicht liegt es nahe, daß sie seine echte Meinung filterlos widerspiegelt.
    Zumal sie sich mit dem Kurs der BILD des letzten Jahres deckt + vergangenen Äußerungen.
    Seinen Versuch, das nun als ironisch, überspitzt und aus dem Kontext gerissen hinzustellen halte ich für bewusst irreführend und verschleiernd. Gut, was bleibt ihm übrig.
    Er kann ja gerne mal erklären wie exakt er das gemeint haben will.

  10. @8: Und es stimmt auch einfach nicht, dass es um „unliebsame“ Meinungen ginge. Das ist doch die Reproduktion des weinerlichen rechten Narrativs „die mögen uns alle nicht weil wir eine andere Meinung haben“. Das Adjektiv ist hier wichtig. Was der Döpfner gesagt hat ist ja indirekt demokratieschädigend und nicht einfach „vom Mainstream abweichend“.
    (An der Stelle: Wer ist eigentlich „Mainstream“, wenn nicht die Springerpresse? Hanebüchen.)
    Und: Jeder hat ’ne Meinung. Die darf auch jeder sagen. Und der darf auch jeder widersprechen. Widerspruch ist nicht Gänssel Gultscha.

    Man stelle sich mal vor, irgendein Linker hätte was mit DDR geraunt ….
    Die Verhältnismäßigkeit ist eben in der Realität genau das Gegenteil von dem, das die weinerlichen Rechten kolportieren.

    Döpfner wirft man übrigens auch vor, das „System Reichelt“ jahrelang wider besseren Wissens toleriert hat. Und dass er auch nach dem „Compliance-„Verfahren (bester Euphemismus ever) die Ergebnisse ignoriert hat und dass er erst durch den geplanten Politico Erwerb auf Abstand zu Reichelt gehen musste, weil die NYT eben auch recherchiert hat. Aber das steht ja auch überall, weswegen ich so Kommentare wie #2 absolut nicht nachvollziehen kann.

  11. Ach, selbst, wenn der Skandal um Reichelt eine kaum auf Tatsachen beruhende Schutzkampagne wäre – seit wann hält die Springerpresse kaum auf Tatsachen beruhende Schmutzkampagnen für etwas anderes als ein legitimes, demokratisches Mittel? Ja, gut, seitdem die anderen das auch machen. Sowas aber auch.

  12. Ja, gut, dass der Arme jetzt seinen Absprung geschafft hat.

    Mal sehen, wann er seine Memoiren veröffentlicht.

  13. „Die richtige Mischung aus Fakten, Fiktionen, Tatsachen und Träumereien ist für den Erfolg auf dem Boulevard so wichtig wie das geheime Leberwurst- oder Cola-Rezept. Julian Reichelt hat dieses Rezept nie verstanden, und allein das wäre ein guter Grund gewesen, ihn zu feuern.“
    (Zitat: Ex-„Bild“-Journalist Georg Streiter in der Süddeutschen Zeitung)
    So sieht´s doch aus!

  14. Jetzt kommt erst mal ein weinerlicher Interviewmarathon bei Compact und Co., dann ein Opfer-Verschwörungs-Buch für den Umsatz (Zielgruppe hat er ja schon): https://www.volksverpetzer.de/social-media/reichelt-rauswurf-aluhuete/)

    Er muss sich dann entscheiden, ob er dauerhaft die Verschwörungshanserl als Zielgruppe will, oder im „gemäßigt“ konservativen Lager bleibt (das sich auch immer weiter radikalisiert):
    https://www.spiegel.de/kultur/natascha-strobl-ueber-den-radikalisierten-konservatismus-a-adfd52d8-8435-4918-b763-bfcb878ee24b

    Der wird uns noch lange erhalten bleiben, da bin ich sicher.
    Lass den Armen jetzt erst mal paar Monate Urlaub auf der Südhalbkugel machen. Vielleicht trifft er ja auch Bodo Schiffmann und man entdeckt lukrative Synergieeffekte. Ich glaube, man unterschätzt immer noch die Kaufkraft der Idealisten. Und die Niedertracht der Opportunisten.

  15. @Frank Reichelt

    Habe gesehen, dass der Artikel hinter der Bezahlschranke war, aber wird denn noch darauf eingegangen, wie die „richtige Mischung aus Fakten und Fiktionen“ so aussieht? 50 zu 50 oder doch anders?

    Ich muss ja sagen, diese Bild-Typen aus der Diekmann-Zeit, die sich jetzt mit großer Klappe hinstellen (und da ist Streiter ganz vorne dabei) widern mich beinahe so an wie die Republikaner aus der Bush-Zeit, die sich so wunderbar aufrichtig gegen Trump positioniert und dafür dann Beifall erhalten haben. Die guten alten Zeiten, als man Bundespräsidenten gestürzt/völkerrechtswidrige Kriege angezettelt hat. Geschenkt hat man sich damals natürlich nichts, aber man hatte noch Anstand! Oder so.

  16. Mein Hasswort: „die Verlage“, und zwar immer dann, wenn nicht alle Verlage, sondern nur entweder die Zeitschriften- oder die Buchverlage gemeint sind.
    Das Geschäft mit Zeitungen und Zeitschriften einerseits und Büchern andererseits ist wirtschaftlich ziemlich unterschiedlich organisiert, wird im Deutschen aber gemeinschaftlich mit dem Verb „verlegen“ beschrieben. (Etymologisch hat das wohl nichts mit „weglegen“ zu tun, sondern kommt vom „vorlegen“ im Sinne von „Geld vorstrecken“.)
    Wie dem auch sei: Der BDZV vertritt Zeitungsverlage, der VDZ vertritt Zeitschriftenverlage, der Börsenverein des Deutschen Buchhandels vertritt Buchverlage. Ich verstehe schon, dass man sich als Journalist um eine abwechslungsreiche Sprache bemühen muss und ich verstehe auch, dass man Aussagen an ihren Kontext rückbinden muss, um Metonymien oder ähnliche sprachliche Figuren aufzulösen. Trotzdem stört mich die Aussage, Döpfner sei der „oberste Lobbyist der Verlagsbranche“. Wieso steht Döpfner denn über Rudolf Thiemann (Präsident des VDZ) oder Karin Schmidt-Friderichs (Vorsitzendes des Börsenvereins)? Ich habe den leisen Verdacht, diese Aussage könnte Ausdruck einer kleinen Betriebsblindheit von Übermedien sein, einer Betriebsblindheit, für die möglicherweise Bücher weniger „medienhaft“ sind als die Presse und eine Lobbyistin für Buchverlage deshalb weniger wert als ein Lobbyist für Zeitungsverlage.

  17. In den Badischen Zeitung wurde heute eine deutliche Distanzierung von Döpfners Äußerungen abgedruckt, unterschrieben vom Verleger Wolfgang Poppen und Chefredakteur Thomas Fricker.

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