Das Bundesverdienstkreuz aus China ist nicht gut genug

Der höchste Orden des Landes kam jahrelang aus China – in minderwertiger Qualität. Der Bundespräsident will mehr Geld, um die Billigprodukte aus Fernost zu ersetzen.

Das Große Bundesverdienstkreuz.
Das Große Bundesverdienstkreuz.Imago Images

Berlin-Bei manchen Preisen ahnt man schon, dass etwas nicht stimmen kann. Das Suppenhuhn für zwei Euro hat wohl niemals glücklich gescharrt, das T-Shirt für einen Fünfer macht den Textilhändler reich, gewiss aber nicht die Näherin. Und welches Schmuckstück für weniger als drei Euro sollte schon länger glänzen als für die Dauer eines Kindergeburtstags?

Solche Fragen kann man sich stellen, und trotzdem fallen Menschen immer wieder herein auf die Verlockung des niedrigen Preises. Auch das Bundespräsidialamt musste im Zuge der laufenden Haushaltsverhandlungen kleinlaut einen Mehrbedarf von 65.000 Euro im Jahr anmelden. Es habe Qualitätsprobleme bei Orden und Etuis gegeben, erklärt die Ordenskanzlei in Schloss Bellevue in den Erläuterungen zu ihrem Haushaltsplan. Ferner sei durch einen Hinweis bekannt geworden, „dass die Emaillierung der Kreuze des Verdienstordens für alle Ordensstufen in China erfolgt“. Und dieses Email war offensichtlich minderwertig. Obendrein gingen die mitgelieferten Etuis aus dem Leim.

Die offensichtlichen Qualitätsprobleme alarmierten die Beamten im Bundespräsidialamt. Sie schrieben den Lieferauftrag in diesem Jahr neu aus. Doch nur eine Firma gab schließlich ein Angebot ab: der bisherige Lieferant, die Firma Steinhauer & Lück aus Lüdenscheid, die neben dem Bundespräsidialamt auch Schützen- und Karnevalsvereine mit Abzeichen und Plaketten beliefert.

Nach dem neuen Liefervertrag ist Steinhauer & Lück nunmehr verpflichtet, soziale Mindeststandards zu gewährleisten. Ganz einfach ist das jedoch nicht. Die Emaillierung nämlich ist ein unstetes Handwerk. Erfunden haben es einst die alten Griechen und Ägypter. In Deutschland erlebte die Technik vor 100 Jahren ihre Hochphase. Inzwischen gibt es hierzulande jedoch kaum noch Hersteller, die das Verfahren anbieten.

Die Bundesverdienstkreuze – rund 1000 werden im Jahr verliehen – werden darum seit dem Sommer in einer französischen Email-Werkstatt hergestellt. Umsonst gibt es anständige Sozialstandards jedoch nicht. 25 Euro pro Stück werden für die Emaillierung veranschlagt – bisher waren es geizverdächtige 2,67 Euro. Die Etuis, in denen die Orden überreicht werden, stammen künftig aus thüringischer Fertigung zu 15 Euro pro Stück statt 2,60 Euro.

40 statt fünf Euro an Materialkosten muss der Bund also künftig für die Ehrung verdienter Bürger berappen, alles hat eben seinen Preis. Die Linke-Finanzpolitikerin Gesine Lötzsch nannte es einen Treppenwitz, dass Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Orden aus chinesischer Produktion überreichen müsse. Aber gute Qualität sei die Voraussetzung für lang andauernde Freude, erklärte die ehemalige DDR-Bürgerin. „Ich habe seit über 40 Jahren mein Abzeichen für gutes Wissen und konnte noch keine Schäden feststellen.“

Hinweis: In einer früheren Version hieß es, die Emaillierung der Bundesverdienstkreuze werde erst zukünftig in Frankreich erfolgen. Das Bundespräsidialamt weist darauf hin, dass dies bereits seit dem Sommer geschieht. Wir haben den Text entsprechend geändert.