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Steigende Coronazahlen Intensivärzte fordern sofortige Rückkehr zum Lockdown in Deutschland

Deutschlands Intensivmediziner warnen vor einer heftigen dritten Welle, wenn Lockerungen nicht schnell zurückgenommen werden. Es gelte jetzt, sich in den Sommer zu retten.
Intensivpflegerinnen versorgen einen Covid-19-Patienten

Intensivpflegerinnen versorgen einen Covid-19-Patienten

Foto: Robert Michael / dpa

Angesichts steigender Coronazahlen fordern Deutschlands Intensivärzte, Lockerungen zurückzunehmen. »Von den Daten, die wir jetzt haben und sehen und mit dem Durchsetzen der britischen Mutante würden wir sehr stark dafür plädieren, jetzt sofort wieder in einen Lockdown zu gehen, um einfach eine starke dritte Welle zu verhindern«, sagte Christian Karagiannidis am Montag im Sender rbb. Der Lungenarzt ist Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN).

Er hoffe sehr, dass die Länder die beschlossene Notbremse bei einem Inzidenzwert von 100 durchsetzen, so Karagiannidis weiter. Bund und Länder hatten eine Rückkehr in den Lockdown vereinbart, wenn in einer Region die Zahl der Neuinfektionen die Marke von 100 pro 100.000 Einwohnern in sieben Tagen erreicht. Das würde etwa bedeuten, dass Geschäfte und Friseure schließen müssen. Allerdings halten sich nicht alle Städte an diese Vereinbarung.

»Man sieht sehr deutlich, dass wir sehr schnell wieder in steigende Intensivzahlen geraten werden, sofern wir dem Virus jetzt die Möglichkeit dazu geben«, sagte Karagiannidis. Derzeit sind rund 2800 Covid-19-Patienten in intensivmedizinischer Behandlung. Karagiannidis warnte davor, diese Zahl könne ohne Gegensteuern schnell wieder auf 5000 bis 6000 Patienten steigen.

Belastung auf Intensivstationen dauerhaft hoch

»Wir gewinnen auch nicht viel, wenn wir jetzt die nächsten ein, zwei Wochen offen lassen, weil wir ganz schnell auf einem hohen Niveau ankommen und es auf dem hohen Niveau doppelt so schwierig sein wird, von den Zahlen wieder herunterzukommen«, sagte Karagiannidis. Wichtig sei es, nun die über 50- und über 60-Jährigen schnell zu impfen. Dann würden auch weniger Menschen schwer an Covid-19 erkranken.

Die Belastung für das Personal auf den Intensivstationen sei bis heute ohne Unterbrechung sehr hoch und steige nun wieder, sagte Karagiannidis, der selbst als Arzt an einer Kölner Lungenklinik arbeitet. Es gelte, sich in den Sommer zu retten. Positiv sei, wenn umfangreich auf Corona getestet werde. So könnten wahrscheinlich rund 50 bis 60 Prozent der Infektionsfälle entdeckt werden.

Infektionszahlen in Deutschland steigen weiter an

Zu Wochenbeginn stieg die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner zum fünften Mal in Folge deutlich an – und lag bundesweit bei 82,9 (Vortag: 79,1). Einen solchen Wert hatte es zuletzt am 3. Februar gegeben. Danach war die Inzidenz einige Zeit gesunken, ein Tiefstand wurde mit 56,8 am 19. Februar erreicht. Auch die Zahl der Neuinfektionen lag am Montag mit 6604 registrierten Fällen deutlich höher als vor einer Woche, als 1600 Fälle weniger gemeldet wurden.

Weitere Sorgen bereitet die Entwicklung der sogenannten Reproduktionszahl. Der R-Wert lag laut Lagebericht des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Sonntagabend bei 1,19. Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 119 weitere Menschen anstecken.

Angesichts einer drohenden dritten Welle werden auch Forderungen nach mehr Tempo beim Impfen immer lauter. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will daher mit den Länderchefs am Mittwoch über Impffragen beraten – unter anderem über den Start der Impfungen in Arztpraxen.

irb/dpa

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