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Briefe

Wie der Turmbau zu Babel
aus DER SPIEGEL 7/2008

Wie der Turmbau zu Babel

Nr. 6/2008, Titel: Dubai - Das Über-Morgenland / Goldrausch am Golf

Die Aussagen von Scheich Mohammed Ibn Raschid Al Maktum sind wegweisend, und es ist zu hoffen, dass Frau Merkel bei seinem Besuch in Deutschland zumindest ansatzweise begreift, welche Chancen sich bieten, wenn wir unser Verhältnis zu den GCC-Staaten von deutsch-europäischen Interessen ausgehend definieren.

RABEN STEINFELD (MECK.-VORP.) JÜRGEN KUROPKA

Dubais maßlose Gigantomanie - Vergleiche mit dem Turmbau zu Babel drängen sich auf - ist ein zynischer Schlag ins Gesicht eines jeden armen Volkes, das um nicht weniger als sein nacktes Überleben kämpft.

LEHRTE (NIEDERS.) REINER DÜWELHENKE

Obwohl es in Dubai alles im Überfluss gibt, muss ich sagen, dass ich mich in Afghanistan wohler gefühlt habe. Alles hier ist sehr künstlich, architektonische Bauten aus anderen Ländern werden kopiert, und ich frage mich oft, wo ist die arabische, Dubaitypische Seele geblieben? Wenn Sie zur Altstadt fahren, suchen Sie vergeblich eine Möglichkeit, mit Einheimischen in Kontakt zu kommen, das Dienstleistungsgewerbe - die Geschäfte insbesondere - ist durchweg von Ausländern besetzt. Die Emiratis selbst leben für sich, privilegiert, lassen andere für sich arbeiten. Man kann sich alles kaufen, was das Herz begehrt - nur mir als Araber, der inzwischen in Deutschland heimisch geworden ist, fehlt die arabische Seele hier in Dubai.

DUBAI DR. YAAROB AL GHANEM

Bei einem Erdbeben besteht für die künstlichen Inseln vor der Küste die Gefahr der plötzlichen Verflüssigung des Untergrunds, der aus wassergesättigtem Sand besteht. In diesem Fall würde sich der Untergrund wie eine zähe Flüssigkeit verhalten und darauf stehende Gebäude würden versinken. Stabile Untergrundverhältnisse sind hier nur durch eine Vibrationsverdichtung des aufgespülten Sands zu gewährleisten. Allein um die größte Insel Palm Deira aufzuschütten, werden circa zehn Jahre benötigt.

BOCHUM DR.-ING. PETER JORDAN

So wie die aufgespülten Palmenarme von »Jebel Ali« ins Meer fingern, greifen die Petro-Dollar der Emiratis immer stärker ins Weltwirtschaftsgefüge ein. Wie stark und mit welcher Kraft, macht der ausgezeichnet recherchierte Artikel transparent.

HAMBURG PROF. DR. DR. JÖRG ZIEGENSPECK

Besser hätte es ausgesehen, wenn diese Staaten sachgerecht in Förderung des Meeresschutzes vor der eigenen Haustür und der nachhaltigen Entwicklung der Gehölzvegetation sowie international in die Erhaltung und Ausweitung der tropischen Regenwälder investieren würden. Denn das Produkt Öl wird global verbreitet und verbrannt, also sollte auch global kompensiert werden. Eine Kompensationsabgabe direkt gebunden an die Menge geförderten Öls und eingezahlt in einen internationalen Fonds zur Bewahrung der Biosphäre ist hier überfällig.

OEDERQUART (NIEDERS.) GEORG RAMM BUND CUXHAVEN

Es ist ein Treppenwitz der Weltgeschichte, dass gerade die Quelle des Reichtums, das Erdöl, mit dafür ursächlich ist, dass die sagenhaft teuren künstlichen Sandinseln im Meer vor der Küste Dubais bald wieder in demselben versinken.

BÖTZINGEN (BAD.-WÜRTT.) HANSJÖRG PFISTER

Diese orientalische Weisheit ist ja »zukunftsweisend": Schon jetzt investiert der Scheich angesichts der Endlichkeit der Ölreserven in die Dienstleistungsbranche. Die Skifahrer werden dann sicher einmal mit dem Fahrrad nach Dubai ins Schneeparadies kommen. Der Klimawandel hat es ihnen in den Alpen und anderswo so richtig verdorben.

GERMERING (BAYERN) DR. HANS ALBRECHT

Das erinnert mich sehr an Kuweit 1977, das mir wie eine Fata Morgana vorkam, dennoch Begehrlichkeiten und Neid hervorrief und bekanntlich den Irak mobilisierte. Man kann nur hoffen, dass dieser »arabisch-globalisierende Kapitalismus« nicht Kräfte weckt, die weitaus größere Alpträume als damals wahr werden lassen ...

BERLIN KLAUS ROTHBARTH

Faszinierend, diese Mischung aus Größenwahn und Naivität.

BERLIN HANS-JÜRGEN RUSSOW

Wenn Dubai auch nur ein Zehntel des Geldbetrages, der in unsinnige Prestigeobjekte fließt, in die Erforschung der Solarenergie stecken würde, hätten wir kein CO2-Problem. Wenn es noch etwas in diesem Staat im absoluten Überfluss gibt (außer Öl und Geld), so ist dies ja wohl zweifelsohne die Sonne.

KÖLN STEFAN WAGEMANN

Hier wird die eigene Identität und Herkunft einer zunehmenden Verwestlichung geopfert. Dass man auch auf Traditionen fußend die Zukunft gestalten kann, zeigt der Oman in vorbildlicher Weise.

DORTMUND JENDRIK SUCK

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