Massaker in Dänemarks größtem Einkaufszentrum: Augenzeuge filmt Todesschützen von Kopenhagen

Polizei nimmt verdächtigen Dänen (22) fest

Quelle: vifogra, AP, Harry Styles via Twitter
Von: René Garzke und Ingrid Raagaard

Schock in Dänemarks Hauptstadt!

Im Kopenhagener Einkaufszentrum „Fields“ sind am frühen Sonntagabend mehrere Menschen erschossen worden. Weitere seien verletzt worden, sagte Polizeichefinspektor Søren Thomassen am Sonntagabend bei einer Pressekonferenz.

Ein furchtloser Augenzeuge filmte den Attentäter. Zu sehen ist ein Mann mit einem Gewehr vor Geschäften im Einkaufszentrum, Schüsse sind zu hören.

Das Video hat Mahdi Al-Wazni aufgenommen. Der Zeitung „Jyllands-Posten“ sagte er, dass er den Täter entdeckte, als er nach seiner Tochter (2) suchte.

Ein Augenzeuge filmte den Schützen im „Fields“: Er trug eine Langwaffe, Dreiviertelhose und eine Weste. Hier steht er vor dem Internetcafé „G4me Time“ (links im Bild) und dem Kino „Nordisk Film Biografer“

Ein Augenzeuge filmte den Schützen im „Fields“: Er trug eine Langwaffe, Dreiviertelhose und eine Weste. Hier steht er neben dem Internetcafé „G4me Time“ (links im Bild) und dem Kino „Nordisk Film Biografer“

Foto: Twitter

Al-Wazni: „Er trug Jagdkleidung. Kurze Hosen und eine schwarze Weste. Er trug eine umgedrehte Mütze. Er konnte sehen, dass ich ihn gefilmt habe.“

Der Täter habe gelacht und gesagt, es seien keine echten Schüsse. „Vielleicht wolle er mich austricksen und ein bisschen näher heranführen“, so Al-Wazni. „Er schoss und schlug Scheiben ein. Ich glaube, er hat fünf bis sechs Mal geschossen, aber ich habe nicht gesehen, dass er jemanden getroffen hat.“

Kurz darauf nahmen die Ermittler in der Nähe des Shopping-Centers einen Verdächtigen fest. Bei ihm handelt es sich um einen 22 Jahre alten „ethnischen Dänen“, sagte Thomassen.

▶︎ Ein Terror-Motiv schließen die Ermittler bislang nicht aus!

Polizisten führen einen Verdächtigen ab

Polizisten führen den verdächtigen Dänen ab

Foto: Claus Bech/AP

Thomassen: „Die Polizei kann im Moment weder bestätigen noch zurückweisen, dass es mehr als einen Täter gab. Alles, was ich dazu im Moment sage, ist mit einer gewissen Unsicherheit verbunden.“ Im Einkaufszentrum seien an mehreren Stellen Schüsse gefallen.

Der Schütze habe dunkle Kleidung getragen und sei nicht maskiert gewesen, sagte Augenzeugin Rikke Levandovski zu TV2.

Polizeichefinspektor Søren Thomassen sichtlich geschockt auf der Pressekonferenz

Polizeichefinspektor Søren Thomassen sichtlich geschockt auf der Pressekonferenz

Foto: Emil Helms/AP

Die Kopenhagener Oberbürgermeisterin Sophie H. Andersen (47) hatte kurz nach dem Vorfall in Dänemarks größtem Shopping-Center getwittert: „Es ist sehr ernst.“ Die Stadt stehe in engem Kontakt mit der Polizei und sei bereit zu helfen.

Die Polizei rief nach dem Vorfall dazu auf, dass Menschen, die im „Fields“ waren, sich bei ihren Verwandten melden sollten.

Das Telefonnetz und teilweise auch das Internet waren teilweise so überlastet, dass Anrufe unmöglich waren. Auch einzelne Webseiten waren nicht mehr aufrufbar. Die Polizei forderte deshalb dazu auf, Verwandten und Freunden eine SMS zu senden.

Die Zeitung „Ekstra Bladet“ berichtete kurz vor 18.30 Uhr, dass viele Menschen fluchtartig das Einkaufszentrum verlassen hätten.

Eine Mutter mit ihren zwei Kindern bei der Flucht aus dem Einkaufszentrum

Eine Mutter mit ihren zwei Kindern bei der Flucht aus dem Einkaufszentrum

Foto: OLAFUR STEINAR GESTSSON/AFP

„Plötzlich brach überall Chaos aus“

Eine Augenzeugin bei „TV2“: „Ich stand mit meiner Freundin im obersten Stockwerk und konnte sehen, wie die Leute plötzlich zum Ausgang liefen. Dann hörten wir einen Knall und wir rannten auch raus.“

Ein anderer Kunde aus dem Shopping-Center sagte dem öffentlich-rechtlichen Rundfunksender „DR“, dass er mit seiner Familie in einem Bekleidungsgeschäft gewesen sei, als er „drei-vier Knallgeräusche“ hörte: „Richtig laute Knallgeräusche. Es hörte sich so an, als ob die Schüsse direkt neben dem Geschäft abgefeuert wurden.“

Auch der Zeitung „Jyllands-Posten“ sagten Zeuginnen, sie hätten Schüsse gehört. „Man wusste nicht, was passiert. Plötzlich brach überall Chaos aus“, so Emilie Jeppesen (20).

Ihre Freundin Astrid Kofoed Jørgensen sagte: „Jeder im Restaurant wurde in die Küche geschickt, dann saßen wir dort und konnten drei oder vier Schüsse hören.“

Auch diese Menschen brachten sich vor dem oder den Schützen in Sicherheit

Auch diese Menschen brachten sich vor dem oder den Schützen in Sicherheit

Foto: RITZAU SCANPIX/via REUTERS

Konzert von Harry Styles abgesagt

Rund 650 Meter von dem Einkaufszentrum entfernt befindet sich auch die große Mehrzweckhalle Royal Arena. Dort war am Sonntag ein ausverkauftes Konzert des britischen Sängers Harry Styles (28) geplant.

Mehrere Tausend Fans waren zunächst noch in die Halle gelassen worden und warteten dort. Der Fernsehsender TV2 meldete am Sonntagabend, den Fans in der Halle sei gesagt worden, dass das Konzert aus Sicherheitsgründen nicht stattfinde. Die Fans seien gebeten worden, die Halle ruhig zu verlassen.

Zuvor hatte der Veranstalter auf Facebook noch geschrieben, dass der Auftritt des Musikers stattfinde. Das war allerdings, bevor die Todesopfer bekannt wurden.

Styles selbst schrieb auf Snapchat: „Mein Team und ich beten für alle, die von der Schießerei im Kopenhagener Einkaufszentrum betroffen sind. Ich bin schockiert.“

Die dänische Königsfamilie sagte zudem einen Empfang ab, den sie am Sonntagabend anlässlich der Tour de France geben wollte. Sonntag war der letzte Tag, an dem die Tour durch Dänemark fuhr.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.