Ziel der Bundesregierung ist es, bis 2050 den Gebäudebestand klimaneutral zu gestalten. Entsprechend groß ist der Handlungsbedarf bei den Themenfeldern Energieeinsparung, Energieeffizienzsteigerung und Senkung des CO2-Ausstoßes. Mit Quartierskonzepten sollen die Kommunen dieses bundesweite Vorhaben vor Ort in die Tat umsetzen. Wichtig ist dabei vor allem die direkte Ansprache der Eigentümer. Die Stadt Kaarst will nun mit einem Modellprojekt zu ersten Ergebnissen kommen. Auf Vorschlag der Verwaltung wurde das Blumenviertel als Modellquartier gewählt. Die Straßen zwischen Maubisstraße und Kampwebersheide werden von Bungalows und Reihenhäusern aus den späten 60er und 70er Jahren dominiert. Mit einer Infokampagne geht die Stadt nun auf deren Eigentümer zu.

Erika Katopodi, neue Klimaschutzmanagerin der Stadt Kaarst, wird mit dem Umwelt- und Klimateam der Stadt in den kommenden Wochen mit Flyern und Türhängern die Eigentümer des Quartiers direkt kontaktieren. Unter anderem erhalten die Eigentümer eine sogenannte ThermoCard, mit der Kältebrücken sofort identifiziert werden können. Das beiliegende Infomaterial macht den Mehrwert einer Sanierung deutlich.

Erika Katopodi: „Zunächst geht es natürlich um einen Beitrag zum Klimaschutz. Energieeinsparungen und somit die Reduzierung des CO2-Ausstoßes leisten einen unmittelbaren Beitrag für ein besseres Klima“, sagt Katopodi. Mittel- und langfristig machten sich die Investitionen zudem durch die erzielten Einsparungen bei den immer teureren fossilen Energieträgern bezahlt: „Angesichts der Fördermöglichkeiten rechnen sich die Investitionen also in dreifacher Hinsicht: fürs Klima, fürs eigene Portemonnaie und bei der Wertsteigerung des Eigenheims“, sagt Katopodi.

Die Stadt arbeitet bei dem Modellprojekt mit der Klimaagentur Rhein-Ruhr zusammen. Geschäftsführer Jens Watenphul sieht in Kaarst sehr gute Bedingungen für eine energetische Sanierung. „Der Gebäudebestand passt. Sehr viele der 40 bis 50 Jahre alten Gebäude würden von der energetischen Sanierung profitieren. Die finanziellen Ressourcen der Haushalte würden das auch ermöglichen. Wir setzen darauf, durch unsere Informationen die vielen persönlichen Vorteile für eine energetische Stadtsanierung in möglichst vielen Köpfen zu platzieren und wollen durch die Kampagne tatsächliche Ergebnisse erzielen. Insbesondere die Photovoltaik-Technik wird stärker nachgefragt: Sie ist deutlich günstiger, effizienter geworden und durch die E-Autos noch einmal interessanter geworden.“

Ähnlich sieht es Dominik Broda, Vorsitzender des Mobilitäts-, Umwelt-, Klimaschutz- und Landwirtschaftsausschusses (MUKL): „Kaarst hat Nachholbedarf, aber wir haben sehr gute Voraussetzungen, um unser Ziel zu erreichen. Als Kommune können wir bei den Bestandsimmobilien nur gemeinsam mit den Eigentümern zu guten Ergebnissen kommen. Es geht nun also darum, auf sie zuzugehen, auf Fördermöglichkeiten des Landes und Bundes hinzuweisen und die Vorteile einer energetischen Sanierung oder PV-Anlage deutlich zu machen.“

Lothar Heyer hat die Vorteile einer Sanierung seines Winkelbungalows am Nelkenweg bereits erkannt. Unabhängig von der ortsüblichen Fernwärme, heizt Heyer seine Immobilie mit Sonnenkraft, die Kollektoren liefern Energie für eine sparsame Klimaanlage: „Ich habe mich intensiv mit dieser Thematik auseinandergesetzt und eine sehr gute Lösung für mich gefunden. Mein Energieverbrauch ist minimal und ich bin unabhängig von Preissteigerungen.“

Welche Lösung individuell passend ist, kann eine Energieberatung zeigen. Die Stadt vermittelt entsprechende Angebote. Alle Informationen zu dem Modellprojekt stehen gebündelt auf www.kaarst.de/blumenviertel.