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Die Konferenz der Europäischen Rabbiner (CER) zeichnet die Laienbewegung Sant'Egidio und ihren Gründer Andrea Riccardi aus. (Foto: Eli Itkin) Die Konferenz der Europäischen Rabbiner (CER) zeichnet die Laienbewegung Sant'Egidio und ihren Gründer Andrea Riccardi aus. (Foto: Eli Itkin) 

Italien: Europas Rabbiner zeichnen Sant´Egidio aus

Die katholische Basisgemeinschaft Sant´Egidio wurde für ihr Engagement gegen Antisemitismus gewürdigt. Am Donnerstagabend überreichte die Konferenz der Europäischen Rabbiner (CER) dem Gründer von Sant´Egidio, Andrea Riccardi, den sogenannten „Moshe Rosen Preis“. Es handelt sich um eine der wichtigsten Auszeichnungen der Rabbinerkonferenz.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Der „Rabbiner Moshe Rosen Preis“ der Konferenz der Europäischen Rabbiner wolle damit den „herausragenden Einsatz für bürgerschaftliches Engagement, für ein tolerantes Europa und die ungebrochene Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft“ der katholischen Laienbewegung würdigen, hieß es am Donnerstagabend in Rom.

Sant´Egidio-Gründer Riccardi sei seit vielen Jahren ein Pionier bei der Stärkung der interreligiösen Beziehungen und des Dialogs zwischen den katholischen und jüdischen Gemeinschaften Europas durch seine Arbeit als Gründer der Gemeinschaft Sant'Egidio, die 1968 nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil als Laienvereinigung gegründet wurde.

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Seit ihrer Gründung sei die Gemeinschaft Sant'Egidio in mehr als 70 Ländern der Welt aktiv und zähle derzeit rund 50.000 Mitglieder, erinnert die Rabbinerkonferenz in einer Medienmitteilung. Sant´Egidio setze sich „für Freundschaft, Respekt und Zusammenarbeit zwischen Menschen verschiedener Religionen und Kulturen“ ein. In Rom und vielen anderen europäischen Städten arbeite Sant’Egidio mit jüdischen Gemeinden zusammen und veranstaltet jährliche Gedenk- und Gedenkveranstaltungen für die Opfer des Holocaust.

Verantwortung auch für andere

CER-Präsident Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt hob in seiner Rede Sant'Egidio als eine Gemeinschaft hervor, die Verantwortung übernimmt – „nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere“. Damit nahm er Bezug auf die derzeitige Weltlage. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt er dazu:

„Es ist so viel von Hass und Rassismus die Rede und deshalb müssen sich alle, die sich verantwortlich fühlen, für ihre eigenen Gemeinden – vor allem eigenen Glaubensgemeinden – zusammenfinden. Gemeinsam müssen sie sich gegen diesen neuen Trend des Rassismus und Antisemitismus einsetzen.“

Alles, was seit 1945 in Bezug auf die Regeln für eine friedliche Weltordnung aufgebaut wurde, breche derzeit „vor unseren Augen“ zusammen, so Rabbiner Goldschmidt weiter.

„Heute ist leider der Antisemitismus und Rassismus wieder salonfähig geworden. Das müssen wir stoppen. Das können wir nur, wenn wir alle uns zusammenfinden. Deshalb sind wir hier, denn wir erkennen, dass Sant´Egidio eine große Arbeit in Rom leistet. Auch von Seiten der katholischen Kirche und des Vatikans wurde während der vergangenen Jahren viel gemacht. Das Engagement gegen Antisemitismus ist äußert wichtig, aber wir sind noch mitten in einer neuen Welle des Antisemitismus. Wir brauchen deshalb jegliche Stimmen, die sich dagegen äußern. Die Welt muss diese Stimmen unbedingt hören.“

Kunst des Möglichen

In seiner Dankesrede hob Andrea Riccardi hervor, dass Rabbiner Moshe Rosen die Kunst des Möglichen in sehr schwierigen Zeiten praktizierte. „Die Zeiten heute werden nicht schwieriger sein, wenn wir wachsam sind, aber besonders wenn wir als Juden und Christen vereint und verbündet sind, um den Antisemitismus einzudämmen“. Angesichts des wachsenden Antisemitismus forderte Riccardi einen neuen „Pakt der Geschwisterlichkeit von Christen und Juden in Europa“. „Antisemitismus ist das erste Kapitel des Buches der Schrecken und des Hasses, von dem wir glaubten, dass es für immer im Bücherregal geschlossen ist. Auf unverantwortliche Weise haben zu viele Menschen die Seiten dieses Buches wieder geöffnet.“

Zu den Rednern und Gästen der gestrigen Preisverleihung gehörten der Oberrabbiner von Rom, Riccardo Di Segni, Oberrabbiner David Rosen, Direktor für interreligiöse Angelegenheiten des American Jewish Committee (AJC) und Boris Mints, Vorsitzender des CER Förderrates. Als Europäisches Rabbinat vertritt die CER über 700 Rabbiner von Dublin bis Wladiwostok und damit die größten jüdischen Gemeinden Europas. Die CER tritt für die religiösen Rechte der Juden in Europa ein. Präsident der CER ist seit 2011 der Oberrabbiner von Moskau, Pinchas Goldschmidt.

(pm/vatican news)

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25. Oktober 2019, 11:44