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AKTUELLE FORSCHUNGEN Goseck – neue Forschungen zum Ringheiligtum und zum Benediktinerkloster Die Kreisgrabenanlage von Goseck François Bertemes und Andreas Northe, Halle (Saale) Neolitische Kreisgräben werden heute allgemein als Zeugen einer ersten europäischen Monumentalarchitektur angesehen. Sie gehören zweifelsfrei zu einem sehr aktuellen Thema der Jungsteinzeitforschung und stoßen auch in der breiten Öffentlichkeit auf großes Interesse. Das war nicht immer so, da diese Befundgattung erst relativ spät die Aufmerksamkeit der Fachwelt erweckte. Noch vor etwas mehr als dreißig Jahren galten die wenigen bis dahin vor allem aus Bayern bekannten Beispiele als Exoten und man maß ihnen keine besondere Bedeutung bei der kulturhistorischen Beurteilung früher bäuerlicher Gesellschaften in Europa zu. Es ist im Wesentlichen das Verdienst der Luftbildarchäologie, dass in den 197oer und 198oer Jahren die Anzahl derartiger Befunde rapide anstieg, wobei sich zunächst die bayerische Bodendenkmalpflege bei ihrer Erforschung besonders verdient machte. Neben der Luftbildarchäologie lieferten systematische geophysikalische Prospektionen (Becker 199o) sowie schließlich auch gezielte Sondagebzw. Rettungsgrabungen erste wichtige Informationen über Aufbau, Konzeption und Bedeutung. Insbesondere war es aber auch die bis heute andauernde systematische Erforschung der österreichischen Anlagen, die belegte, dass derartige Rondelle zum festen kulturellen Bestandteil der Kultur mit Stichbandkeramik, der Lengyel-Kultur und mit ihnen verbundener gleichzeitiger Kulturgruppen im Donaueinzugsgebiet gehören, wobei sich ein Dichtezentrum in Niederösterreich, im angrenzenden Südmähren, in der Westslowakei und Niederbayern abzeichnete (Petrasch 199o; Daim/Neubauer 2oo5). Die politische Wende ermöglichte in den 199oer Jahren erstmals eine systematische Befliegung der bis dahin luftbildarchäologisch kaum erschlossenen Gebiete Mittel- und Ostdeutschlands, der Tschechischen Republik, der Slowakei und Ungarns. Auf diese Weise erfuhr das Verbreitungsbild noch einmal eine nicht unerhebliche räumliche Ergänzung. Heute geht man nunmehr von etwa 2oo solcher Anlagen in Mitteleuropa aus1. Als besonders interessant erwies sich eine Häufung von Rondellen im Mittelelbe-Saale-Gebiet. Allein in Sachsen-Anhalt wurden bis heute knapp 2o Kreisgräben aus der Luft entdeckt, von denen allerdings aufgrund morphologischer Merkmale lediglich vier der Stichbandkeramik zugewiesen wurden2. Neben der Luftbildarchäologie führten die im Zuge der Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur durchgeführten linearen Großprojekte sowie Untersuchungen im Vorfeld des Braunkohletagebaues vor allem in Sachsen (Stäuble 2oo7) und auch in Sachsen-Anhalt zu weiteren Entdeckungen (Schmidt 2oo6). Durch eine Intensivierung der Kreisgrabenforschung in Mitteldeutschland versprach man sich deshalb eine kulturhistorische Neubewertung des Phänomens. Das interdisziplinäre Forschungsprojekt »Kreisgrabenanlage Goseck – Archäologie multimedial« Die Felduntersuchungen eines bronzezeitlichen Kreisgrabens des ausgehenden 3. Jahrtausends v. Chr. in Drama (Bulgarien) und dessen Herausstellung als Heiligtum (Bertemes 2oo2) waren im damaligen Institut für Prähistorische Archäologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg der Anlass, eine jungsteinzeitliche Kreisgrabenanlage in Sachsen-Anhalt systematisch zu untersuchen (Abb. 1). Auf dieser Basis sollten die in Bulgarien gewonnenen Erkenntnisse einem diachronen und interkulturellen Vergleich zugeführt werden. Das Projekt sollte zusätzlich mittelfristig in eine umfassende landschaftsarchäologische Untersuchung der Mikroregion münden, in welche die Anlage eingebettet ist. Hintergrund ist das bessere Verständnis dieses Phänomens durch eine Betrachtung im größeren regionalen Kontext und der Vergleich zu zeitgleichen Anlagen im weiteren Umfeld3. Dafür sollen sämtliche vorhandenen Archivalien aufgearbeitet, weitere Prospektionen und Surveys sowie gezielte Feststellungsgrabungen durchgeführt werden. Gemeinsam mit dem Landesarchäologen H. Meller entschied man sich danach für ein Rondell bei Goseck im Burgenlandkreis. Die Gründe für diese Entscheidung waren sehr verschieden: Zum einen zeigten die über Jahre hinweg dokumentierten Luftbilder eine durch intensive Beackerung der Fläche bedingte bedrohliche Abnahme der Substanz des Bodendenkmals, zum anderen war eine geophysikalische Prospektion Archäologie in Sachsen-Anhalt · 5 · 2010 9 AKTUELLE FORSCHUNGEN Mittelneolithische Kreisgrabenanlagen Stichbandkeramik-Kultur Oberlauterbacher Gruppe Lengyel-Kultur Großgartacher Gruppe Rössener Kultur Berlin Prag Wien Bratislava Abb. 1 Verbreitung mittelneolithischer Kreisgrabenanlagen (4900 und 4600 v. Chr.) in den mitteleuropäischen Kulturgebieten von Stichbandkeramik, Oberlauterbacher Gruppe, Lengyel, Großgartacher Gruppe und Rössen. bereits erfolgt. Vor allem aber garantierte die überschaubare Größe der Anlage mit ca. 75 m Durchmesser eine großflächige Untersuchung. Außerdem war der Befund mit nur einem Begrenzungsgraben und zwei begleitenden Palisaden nicht zu komplex strukturiert. Zusätzlich schien das Vorkommen von nur drei Toren besonders interessant, da derartige Rondelle bislang nur selten belegt sind. Von 2oo2 bis 2oo4 wurde die Anlage vollständig ausgegraben und dokumentiert. Die Einführung und Nutzung multimedialer Anwendungen ermöglichte zusätzlich die zeitnahe und öffentlichkeitswirksame Präsentation der Ausgrabung und erster Ergebnisse (Bertemes u. a. 2oo4). Durch die offensive PR-Arbeit wurde nicht nur der kulturgeschichtliche Erkenntnisgewinn einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht, sondern das Interesse an der archäologischen Arbeit sowie an der Bedeutung des Gosecker Bodendenkmals in Politik und Öffentlichkeit nachhaltig geweckt. Auf dieser Basis war es möglich, Mittel für eine in Mitteleuropa einmalige exakte Rekonstruktion am Fundort selbst einzuwerben sowie einen »InfoPoint« im Schloss Goseck zu realisieren, um dem Besucher einen Einblick in das Phänomen stichbandkeramischer Kreisgrabenanlagen und in jungsteinzeitliche Lebenswelten zu gewähren4. Prospektion und Ausgrabung – Die Erforschung des Kreisgrabens von Goseck Wiederentdeckt – Die Prospektionen am Rondell Obwohl Bewuchsanomalien auf Feldern westlich des Dorfes bereits in den 7oer Jahren durch Agrarflieger bemerkt wurden, entdeckte erst O. Braasch bei seinen für das Landesamt gezielt durchgeführten Luftbildprospektionen im Jahr 1991 den 10 Archäologie in Sachsen-Anhalt · 5 · 2010 Kreisgraben für Wissenschaft und Öffentlichkeit (Braasch/Kaufmann 1992, 192 Abb. 6; Braasch 2oo2, 67 Fig. 7.9; Fröhlich 1997, 29 f.). In den folgenden Jahren wurden weitere Befliegungen durch R. Schwarz unternommen (Fröhlich 1997, 29 ff.; Schwarz 2oo3, 447 ff.). Diese ersten Prospektionsergebnisse zeigten einen annähernd kreisförmigen Graben im Boden, der im Norden, Südosten und Südwesten durch drei Tore unterbrochen war und auf den im Norden und Südosten zwei deutlich schmälere Gräbchen zuliefen. Im Inneren waren Spuren paralleler Pfostenkreise und wenige Gruben erkennbar. Eine erste geophysikalische Prospektion erfolgte 1995 durch A. R. Volker (Volker 1998, 83 ff.; Volker 2oo2, 61 ff.). Dabei konnten weitere Details der Anlage erkannt werden, die besonders deutlich in einer Übereinanderprojektion beider Prospektionsverfahren zu erkennen sind (Abb. 2): zwei konzentrische Palisaden im Inneren, der Graben mit seinen drei Toren und rechwinklig nach außen umbiegenden Torwangen. Zusätzlich konnten innerhalb und außerhalb des Erdwerkes zahlreiche weitere Gruben erfasst werden. Die ersten beiden Kampagnen der Jahre 2002 und 2003 In einer ersten dreiwöchigen Grabungskampagne wurde 2oo2 unmittelbar nördlich des Südost-Tores ein 5o m x 1o m großer Schnitt untersucht5. Hier ließ die Geomagnetik auf eine gute Befunderhaltung hoffen. Unmittelbar nach dem maschinellen Abtragen des Oberbodens hoben sich sämtliche archäologischen Befunde wegen ihrer humoseren Verfüllung deutlich in Farbe und Konsistenz vom eiszeitlichen Schotteruntergrund ab. Die Grabungen erbrachten Funde und Befunde aus drei verschiedenen Kulturperioden. AKTUELLE FORSCHUNGEN Abb. 2 Goseck, Burgenlandkreis. Übereinanderprojektion von Luftbild- und Geophysikbefund der Kreisgrabenanlage. Der an dieser Stelle ca. 2 m breite Graben erwies sich als Spitzgraben mit 1,7 m erhaltener Tiefe und schmaler gerader Sohle. Scherbenfunde aus der Verfüllung bestätigten seine Datierung in die mittelneolithische Stichbandkeramik-Kultur. Im Inneren wurde der Graben von zwei im Abstand von ca. 5 m parallel verlaufenden, konzentrischen Gräbchen begleitet, die mit einer Breite von o,2–o,4 m wesentlich schmäler waren, als die Geomagnetik dies angedeutet hatte. Östlich des Erdwerkes zog von Ostnordost nach Westsüdwest ein ca. 6 m breiter und mindestens 16 m langer Pfostenbau in die Grabungsfläche (Abb. 3; Bertemes u. a. 2oo4, 14o f. Abb. 7). Die Hauswände bestanden aus locker gesetzten Holzpfosten, die wohl ehedem mit Flechtwerk und Lehmverputz verbunden waren. Da die Pfostengruben nur noch mit geringer Tiefe erhalten waren, fehlen datierende Funde. Dennoch finden die Orientierung des Gebäudes und seine locker-unregel- Archäologie in Sachsen-Anhalt · 5 · 2010 Abb. 3 Goseck, Burgenlandkreis. Befundplan der Grabungskampagnen 2002–2004. 11 AKTUELLE FORSCHUNGEN Abb. 4 Goseck, Burgenlandkreis. Gefäß aus einer linienbandkeramischen Kinderbestattung. Vier Seitenansichten und Abrollung des komplexen Ritzmusters auf dem flaschenförmigen Gefäß. 12 mäßig gesetzte Firstpfostenreihe gute Entsprechungen bei (früh-)bronzezeitlichen Hausbefunden, wie sie in den letzten Jahren auch in Mitteldeutschland vermehrt nachgewiesen werden konnten (Stäuble 1997; Brauer 2oo5). Vor der südlichen Längswand wurde ein Kindergrab der Linienbandkeramik-Kultur entdeckt. Dem auf der linken Körperseite in Hockstellung bestatteten, etwa 1–2 jährigen Kind waren zwei Gefäße beigegeben. Eines war unverziert und lagerungsbedingt zerbrochen, das andere, eine Flasche, blieb vollständig erhalten. Neben den typischen kurvolinearen bzw. spiralförmigen, eingeritzten und mit Einstichen gefüllten Bändern zeigt sie, von vier Ösen begrenzt, auf einem Viertel des Umfanges eine Verzierung, die ein komplexes System gleichschenkliger Dreiecke wiedergibt (Abb. 4; Bertemes u. a. 2oo4, 14o ff.). Im Jahr 2oo3 wurde die Grabungsfläche auf insgesamt 12oo m2 vergrößert. Neben dem Südosttor konnten so ein größerer Teil des Grabens und der Innenpalisaden sowie zahlreiche Grubenbefunde untersucht und dokumentiert werden. Als besonders aufschlussreich erwies sich die Ausgestaltung des Torbereiches. Wie erwartet bogen beide Grabenenden rechtwinklig nach außen um und bildeten zwei ca. 6 m lange, nahezu parallel verlaufende Wangen von 1,5–2,o m Breite. Diese Archäologie in Sachsen-Anhalt · 5 · 2010 waren mit leicht trichterförmigem Querschnitt bis 1,3 m unter die Planumoberfläche erhalten, wobei die Querprofile zwei unterschiedliche Aushubphasen erkennen ließen. Der bereits im Luftbild erfasste, vom Südosten auf die südliche Torwange ziehende Befund erwies sich als o,3–o,5 m breites, seicht u-förmig ausgehobenes Gräbchen ohne datierendes Fundmaterial. Das erste Palisadengräbchen im Inneren des Grabens folgte nach 6 m und war im Süden bereits z. T. nicht mehr erhalten. Die flache Sohle beider Gräbchen reichte an der tiefsten Stelle noch o,4 m unter die Planumoberfläche. In diesem Fundamentgräbchen waren unangespitzte Pfosten von o,2–o,3 m Durchmesser verbaut, wie teilweise noch erhaltene Standspuren erkennen ließen. In der Verlängerung des Südosttores waren beide Palisaden unterbrochen, wobei das Kopfende jeweils durch einen etwas mächtigeren Einzelpfosten markiert war. Die Lücke im inneren Ring betrug exakt o,6 m, die im äußeren hingegen o,8 m. Im Gegensatz zur inneren bog die äußere Palisade im Torbereich nahezu rechtwinklig nach innen um. Bei der Dokumentation der Fläche fiel auf, dass von der Innenfläche aus betrachtet die beiden südlichen Kopfenden exakt in der Flucht der südlichen Torwange liegen (Abb. 3). AKTUELLE FORSCHUNGEN Wenige Meter nördlich des Durchlasses konnte eine weitere kleine Lücke im äußeren Palisadenring dokumentiert werden, welche die Stelle einer wannenförmig eingetieften Grube zu markieren schien. In dieser Grube brannte offensichtlich ehemals ein intensives Feuer, wie die durchgeglühten Grubenwände andeuteten. Da keine Ascheoder Kohleschicht nachzuweisen war, musste die Grube danach gründlich gereinigt worden sein. Bezeichnenderweise kamen in der oberen, etwas dunkleren Grubenverfüllung schlecht erhaltene menschliche Extremitätenknochen eines erwachsenen Individuums zum Vorschein, während hingegen sämtliche Körper- oder Schädelknochen fehlten (Abb. 5). Da die Knochen nur teilweise im anatomischen Verband lagen, ist davon auszugehen, dass man sie hier in einem wahrscheinlich bereits teilskelettierten Zustand deponiert hat. Stratigraphisch gesehen muss die Grube vor der Errichtung der Palisade zumindest teilweise wieder verfüllt gewesen sein. Ob die Grube bzw. die »Sonderbestattung« allerdings unmittelbar vor und somit in kausalem Zusammenhang mit der Errichtung der Palisade zu sehen sind, bleibt unklar. Jedoch scheint die Unterbrechung der Palisade im Bereich der Grube darauf hinzuweisen, dass die Erbauer von der Grube wussten und man eventuell wegen einer besonderen Bedeutung dieser Stelle die Palisade hier nicht durchlaufend errichtete. Ähnliche Brandspuren wurden auch in zwei weiteren Gruben beobachtet. In der Verfüllung einer dieser Gruben kamen fünf eng nebeneinander liegende Finger- und Mittelhandknochen einer rechten Hand zum Vorschein, die ebenfalls einem erwachsenen Individuum zugewiesen werden konnten. Das während der Grabung 2oo3 geborgene archäologische Material – insbesondere aber die Keramik aus der Grabenverfüllung – bestätigte den bereits im Vorjahr getroffenen Datierungsansatz. Als wichtig für die Interpretation und weitere Planung des Projektes erwiesen sich erste Ergebnisse zu einer möglichen astronomischen Bedeutung der Anlage. Anhand des georeferenzierten Grabungsplanes konnte W. Schlosser vom Institut für Astro-Physik der Universität Bochum nachweisen, dass die festgestellte Flucht der südlichen Kopfenden der Palisaden eine Visurlinie ergibt, die präzise auf den Horizontpunkt des Sonnenaufgangs zur Wintersonnenwende am Beginn des 5. Jahrtausends v. Chr. orientiert ist (Bertemes/ Schlosser 2oo4, 51). Mit dieser Vorrichtung ließ sich demnach vor knapp 7 ooo Jahren der Zeitpunkt der Wintersonnenwende bestimmen. Die Grabungskampagne 2004 Aufgrund der Grabungsergebnisse der beiden ersten Kampagnen (Bertemes u. a. 2oo4) und der erkennbaren stetigen Zerstörung des Bodendenk- N Grubenverfüllung Palisadengräbchen menschliche Knochen Bereich mit Knochensplittern Ocker Gerölle Silex mals durch intensive landwirtschaftliche Nutzung des Platzes entschloss man sich, die Anlage 2oo4 im Rahmen einer siebenmonatigen Kampagne einer vollständigen archäologischen Untersuchung durch das damalige Institut für Prähistorische Archäologie und das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie zu unterziehen6. Die in den vorherigen Grabungen gewonnenen Informationen zum Aussehen des Grabens und seiner Verfüllungsgeschichte konnten im Jahr 2oo4 weiter präzisiert werden (Abb. 6). Wie bei allen bislang untersuchten mittelneolithischen Rondellen war auch der Gosecker Graben weitestgehend V-förmig ausgehoben worden. Lediglich einige Profile im Süden zeigten einen eher wannenförmigen Grabenquerschnitt (Abb. 6a). Wegen des hier anstehenden stark kiesigen und somit instabilen Substrates hatten die Erbauer der Anlage anscheinend auf die Ausführung einer spitzen Sohle verzichtet. Im Gesamtverlauf der Sohle fallen ferner unterschiedlich tief ausgehobene Segmente auf. Diese sind nicht ausschließlich auf Substratunterschiede zurückzuführen. Vermutlich hatte man den Verlauf des auszuhebenden Grabens in einzelne Segmente unterteilt und diese Archäologie in Sachsen-Anhalt · 5 · 2010 50 cm Abb. 5 Goseck, Burgenlandkreis. Neolithische »Sonderbestattung« in einer wannenförmig eingetieften Grube im Bereich der kleinen Lücke der äußeren Palisade. 13 AKTUELLE FORSCHUNGEN Abb. 6 Goseck, Burgenlandkreis. Profile des stichbandkeramischen Kreisgrabens (a,b) und des Grabens der Gaterslebener Kultur (c). 14 zum Abgraben unterschiedlichen Arbeitsgruppen zugewiesen (Bertemes/ Northe 2oo6). Der Graben war auf seiner Gesamtlänge mit jenen drei unterschiedlichen Schichtpaketen verfüllt (Abb. 6), die bereits in den Vorjahren dokumentiert werden konnten (Bertemes u. a. 2oo4, 139). Von ihnen ist lediglich die mittlere anthropogen eingebracht. Im Osten war diese Schicht deutlich mächtiger ausgeprägt und bestand teilweise aus mehreren kompakten Schichten mit zahlreichen bis zu Kindskopf großen Geröllsteinen, die nach dem Auflassen der Anlage in den bereits teilweise verfüllten Graben eingebracht worden waren. Der auf diese Art nahezu zu zwei Dritteln verfüllte Graben stand danach allerdings längere Zeit offen, so dass er nur allmählich zusedimentierte und eine Bodenbildung im oberen Schichtenpaket einsetzen konnte (Bertemes/ Northe 2oo6). Zu den wichtigsten Erkenntnissen der Grabung 2oo4 zählen Befunde in einigen Querprofilen des Grabens, die Hinweise auf den Verbleib des Aushubs liefern. Sie zeigen im oberen Drittel deutlich eine asymmetrische Verfüllung mit kiesig-sandigem Material (Abb. 6b). Dieses Material entspricht dem anstehenden eiszeitlichen Archäologie in Sachsen-Anhalt · 5 · 2010 Untergrund und kann daher nur als sekundär eingebrachter ehemaliger Aushub angesprochen werden. Bei diesen Profilen ist die kiesige Schicht in der Regel von außen in den Graben gerutscht. Offensichtlich war der Aushub demnach außen vor dem Kreisgraben als Wall aufgeschüttet. Unter Berücksichtigung des Grabenprofils hatte dieser Wall bei einer angenommen Höhe von 1,5 m eine Breite von ca. 5 m bzw. bei einer Höhe von 2,5 m eine Breite von 3 m. Diese Beobachtung widerlegt für Goseck die in der Literatur vielfach geäußerte Meinung, es habe bei neolithischen Rondellen keine begleitenden Wälle gegeben und der Aushub sei weggebracht und außerhalb der Anlage einplaniert worden (Fera u. a. 2oo5, 66; Petrasch 199o, 476). Auch die für andere Rondelle geäußerte Vorstellung, man habe den Aushub im Zwischenraum der Palisadenringe aufgeschüttet (Němejcová-Pavúková 1995, 2o2 ff.), trifft für Goseck sicher nicht zu. Da mehrere Bereiche zwischen den Palisaden Gruben aufweisen, die außerdem teilweise die Palisadengräbchen überlagern, kann der Aushub nicht zwischen den Palisaden gelagert worden sein (Abb. 3). Zudem lassen die Ausgestaltung der Torbereiche sowie weitere 2oo4 nachgewiesene Unterbrechungen im Palisadenverlauf eine derartige Rekonstruktion nicht zu. Aufgrund dieser sicher nicht erhaltungsbedingten Unterbrechungen musste das bis dahin angenommene Bild umlaufend blickdicht geschlossener Palisaden korrigiert werden. Entlang einer gedachten Nord-Süd-Achse durch die Anlage waren diese exakt symmetrisch in der Ostund Westhälfte der Palisadenkreise angeordnet. Diese Lücken unterscheiden sich in Gestalt und Ausmaß deutlich von den drei »Toren«. Im Osten und Westen waren es schmale Unterbrechungen, während sich im Nordosten und Nordwesten breiter unterbrochene Bereiche mit einzeln gesetzten Pfosten abzeichneten (Abb. 7). Anschließende astronomische Untersuchungen ergaben auch für diese paarweisen Unterbrechungen Ausrichtungen auf wichtige Termine im Kultjahr der frühen bäuerlichen Gemeinschaften. Die Funde Aufgrund der räumlichen Verteilung der Kleinfunde wird deutlich, dass die Tore im Norden, Südosten und Südwesten wichtige Aktionsbereiche der Anlage markieren. Zum einen befanden sich die meisten Funde in der Verfüllung der Torwangen und angrenzenden Grabenbereiche. Andererseits konzentrierten sich in der Nähe dieser Bereiche zahlreiche stichbandkeramische Gruben. Als besonders interessant erwiesen sich Gruben im Bereich des Südwesttores, deren Wände und Sohlen – ähnlich der genannten Gruben am Südosttor – durch massive Feuereinwirkung inten- AKTUELLE FORSCHUNGEN siv geglüht waren (Abb. 3). Wenn auch die genaue Funktion dieser Befunde zunächst unklar bleibt, dürfte es sich bei diesen Gruben wahrscheinlich um Erdöfen gehandelt haben. Die meisten Scherben aus der unteren und mittleren Verfüllschicht sind recht groß und kaum abgerollt, wodurch sie unmittelbar mit der Nutzungszeit der Anlage in Verbindung gebracht werden können (Abb. 8). Vermutlich sind sie Überreste des während der Rituale verwendeten Geschirrs, das nach seiner kultischen Nutzung nicht dem profanen häuslichen Bereich zugeführt werden durfte und im Bannbereich der Anlage im Graben »entsorgt« wurde. Daneben kamen einige wenige Arbeitsgeräte aus Knochen und Geweih, einige Feuersteinartefakte – meist Klingenfragmente –, aber kaum Felssteingeräte vor. Besonders erwähnenswert ist eine »Deponierung« von fünf Klingen, die vielleicht in einem nicht mehr erhaltenen Behältnis aus organischem Material in den Graben gelangten. In der gesamten Grabenverfüllung fanden sich des Weiteren in unterschiedlicher Konzentration Knochen verschiedener Haustierarten. Im Bereich der Tore konnten jedoch Konzentrationen von Rinderschädelteilen und -hornzapfen (z. T. auch vom Ur) beobachtet werden. Unklar ist jedoch, ob sie bewusst hier deponierte Reste darstellen oder als Bukranien zu interpretieren sind, die ursprünglich an den Pfosten im Torbereich befestigt gewesen und sekundär in den Graben gelangt sind. Ebenfalls sekundär verlagert sind ferner einzelne Menschenknochen, die aber offensichtlich in keinem funktionalen Zusammenhang mit der Anlage stehen, da sie aus dem obersten Schichtpaket der Grabenverfüllung stammen und wahrscheinlich durch Tiere in den Graben verschleppt wurden. Datierung der Erbauungs- und Nutzungszeit Bisher wurde eine Serie von über 4o Knochenproben einer Radiokarbondatierung unterzogen7. Die Datierungsproben stammen dabei sowohl von der Grabensohle als auch aus den darüber liegenden Verfüllungsschichten. Die ersten Daten bestätigten die bereits aufgrund der keramischen Funde angenommene frühe Errichtung der Anlage im 49. Jh. v. Chr. Andererseits belegen sie aber auch, dass die Anlage wohl bis zum Beginn des 47. Jh. v. Chr. in ihrer ursprünglichen Funktion genutzt worden ist (Abb. 9). Diese Daten entsprechen auch dem typologischen Spektrum der gefundenen Keramik, die in die Stufen Ib und II der Stichbandkeramik-Kultur nach Kaufmann zu datieren sind (Kaufmann 1976, 16 ff.) (Abb. 8). Nur die Daten aus der oberen Grabenverfüllung gehören in das 46. Jh. v. Chr., was auch durch einzelne nach-stichbandkeramische Scherben bestätigt wird, die allerdings nur teilweise sicher kulturell eingrenzbar sind und am ehesten in einen spätlengyel- oder trichterbecherzeitlichen Horizont einzuordnen sind. Die relativ kurze Nutzungszeit während der Stichbandkeramik-Kultur entspricht Beobachtungen an anderen mitteleuropäischen Anlagen, wonach sämtliche Kreisgrabenanlagen ab dem 46. Jh. v. Chr. in ihrer ursprünglichen Funktion nicht weiter genutzt worden sind (Petrasch 199o, 517 f.). Datierbares Material aus den Palisadengräbchen konnte hingegen nicht geborgen werden, weshalb konkrete Angaben zum zeitlichen Verhältnis der Palisaden zueinander und zum Kreisgraben weiterhin offen bleiben. Archäologie in Sachsen-Anhalt · 5 · 2010 Abb. 7 Goseck, Burgenlandkreis. Unterbrechungen in den Palisaden mit astronomischer Ausrichtung (links Beltaine, rechts Sommersonnenwende). Beltaine ist der im Irischen überlieferte zweite Höhepunkt im keltischen Jahreslauf, er wurde in der Nacht zum und während des 1. Mai bei den Inselkelten gefeiert als Frühlingsund Fruchtbarkeitsfest, geht aber auf sehr viel ältere Vorstellungen zurück (vgl. Abb.28). Abb. 8 Goseck, Burgenlandkreis. Auswahl von Keramikfunden aus dem stichbandkeramischen Kreisgraben. 15 AKTUELLE FORSCHUNGEN Das Rondell und sein Kontext – Die landschaftsarchäologischen Untersuchungen Wesen und Bedeutung der Interaktion Kultur – Natur bzw. Mensch – Umwelt sind seit einigen Jahrzehnten eine der zentralen Fragestellungen unseres Faches. Dazu gehört auch die Frage, wie der Mensch den Lebensraum nach seinen Bedürfnissen organisiert hat. Von der traditionellen Siedlungsarchäologie verlagert sich allmählich das wissenschaftliche Interesse immer mehr in Richtung Landschaftsarchäologie. Ziel ist dabei, die Lebensräume der ur- und frühgeschichtlichen Menschen nicht mehr nur unter ökologischen, wirtschaftlichen und verkehrstechnischen Gesichtspunkten und Fragen des Rohstoffangebotes zu untersuchen, sondern diese auch unter gesellschaftlichen und im weitesten Sinne kultisch-religiösen Aspekten zu verstehen. Landschaftsarchäologie wird somit als Archäologie einer Kulturlandschaft verstanden (Scarre 2oo2). Weitere archäologische Forschungen widmen sich seit 2oo5 dem Umfeld der Kreisgrabenanlage von Goseck, einer Landschaft, die sich vom Neolithikum bis in die Neuzeit durch eine besonders hohe Fundstellendichte auszeichnet (Abb. 1o). Aus diesem ca. 5o km2 umfassenden Raum liegen umfangreiche Luftbilddaten, oberirdisch sichtbare Bodendenkmäler, Grabungen, Altfunde und Fundmeldungen sowie Survey- und geophysikalische Prospektionsdaten vor. Forschungsziele sind eine landschaftsarchäologische Rekonstruktion des Lebensraumes und seiner Entwicklung im Laufe der Zeit, die Beschreibung von Beziehungen zu zeitgleichen Siedlungen und Bestattungsplätzen8 und die Behandlung weiterer infrastruktureller Gesichtspunkte, da nur so die komplexe Bedeutung der Kreisgrabenanlage für die Mikroregion verstanden werden kann (vgl. Meyer/Raetzel-Fabian 2oo6). Abb. 9 Goseck, Burgenlandkreis. Radiokarbondaten von Knochenproben aus dem stichbandkeramischen Kreisgraben. Die Grabungen der Jahre 2oo5 und 2oo6 bildeten den Auftakt der Untersuchungen der unmittelbaren Umgebung der Kreisgrabenanlage und der Mikroregion um Goseck. Neben Grabungen im Umfeld des Rondells umfassen sie Grabungen zur Frühgeschichte, zum Mittelalter und zur Neuzeit der Mikroregion, die von H.-G. Stephan in Zusammenarbeit mit R. Schwarz und J. Weinig durchgeführt werden, sowie die wissenschaftliche Aufarbeitung der bronzezeitlichen Funde aus der Gegend9. Die bisherigen Grabungsergebnisse zur neolithischen Besiedlung sind hoch spannend, wenn auch sicherlich nicht so spektakulär wie in den Vorjahren10. Bisher konnten insgesamt vier Hektar nördlich, östlich und südöstlich der Kreisgrabenanlage geophysikalisch prospektiert und dabei u. a. der weitere Verlauf des nördlichen Gräbchens sowie östlich ein Langhaus festgestellt werden, das eventuell den Bereich einer Siedlung anzeigt, die während der Nutzungszeit der Kreisgrabenanlage bestand. In dem 2oo6 weiter südöstlich prospektierten Bereich ergaben sich Hinweise auf eine mit einem Graben umfasste Siedlung aus mehreren Langbauten. Neuere Luftbilder und vor allem die Ergebnisse einer Baubegleitung im Rahmen der Befestigung eines an der Kreisgrabenanlage vorbeilaufenden Weges konnten diese Befunde einer linienbandkeramischen Siedlung zuweisen. Während der Baubegleitung bestätigte sich die Annahme einer stichbandkeramischen Siedlung östlich der Kreisgrabenanlage ebenfalls durch angeschnittene zeitgleiche Siedlungsgruben. Ebenfalls durch Luftbilder neu entdeckt wurde ein Bereich mit mehreren rechteckigen und ovalen Gruben etwa 4oo m südlich des Kreisgrabens, der wahrscheinlich eine Nekropole darstellt (Abb. 11). Durch diese Daten können die Planungen zukünftiger landschaftsarchäologischer Grabungen sehr gezielt vorgenommen werden. Atmospheric data from Stuiver et al. (1998); OxCal v3,9 Bronk Ramsey (2003); cub r:4 sd:12 prob usp[chron] Goseck 75 5660±35BP Goseck 139 5620±35BP Goseck 380-XIV 5670±40BP Goseck 190-III 5880±40BP Goseck 301-VII 5905±35BP Goseck 386/XV 5820±40BP Goseck 380-XI 5945±35BP Goseck 201 5900±35BP 5500 CalBC 5000 CalBC 4500 CalBC Calibrated date 16 Archäologie in Sachsen-Anhalt · 5 · 2010 4000 CalBC AKTUELLE FORSCHUNGEN Abb. 10 Goseck, Burgenlandkreis. Siedlungskammer um die Kreisgrabenanlage bzw. das Gebiet der vorgesehenen landschaftsarchäologischen Untersuchungen zwischen Saaletal Naumburg-Weißenfels, unterer Unstrut und Zeuchfelder Trockental. Funde und Befunde im Kontext der Kreisgrabenanlage Da der im Norden auf die westliche Torwange zulaufende Graben (Graben I) bereits auf den Luftbildern einen deutlichen Bezug zum Nordtor der Kreisgrabenanlage zeigte, war hier eine Grabung zur Klärung der chronologischen Einordnung des Befundes notwendig. Nach ursprünglicher Annahme wurde dieses Gräbchen als eventuelle Markierung einer »Prozessionsstraße« zur Kreisgrabenanlage angesehen. Die Untersuchungen beschränkten sich auf eine ca. 3o m x 4o m große Fläche (Abb. 12). Hier konnte der Graben auf einer Länge von 35 m dokumentiert werden. Im nördlichen Teil besaß er eine ca. 5 m breite Unterbrechung, im mittleren Bereich überlagerte er einen von Südosten nach Nordwesten ziehenden schmaleren Graben (Graben II), der auf einer Länge von ca. 25 m dokumentiert werden konnte und anscheinend im Bereich der nordwestlichen Grabungsecke nach Nordosten umbog. Beide Gräben zeigen einen wannenförmigen Querschnitt und waren bis in eine Tiefe von 1,2 m erhalten (Abb. 6c). Bei den wenigen keramischen Funden aus Graben I handelt es sich ausnahmslos um eine unverzierte graubraune bis dunkelgraue, uneinheitlich gefärbte Ware mit geglätteter Oberfläche. Die unverzierten Wandungsfragmente besitzen meist kein aussagekräftiges Profil. Einige Fragmente lassen jedoch einen mehr oder weniger deutlichen Schulterumbruch erkennen. Nicht selten sind dort halbkugelige bis konische Knubben angebracht. Derartige Merkmale finden am ehesten Entsprechungen in der spät-lengyelzeitlichen Gaterslebener Kultur. Die Warenart der wenigen Scherben aus Graben II stimmt mit den Funden aus Graben I überein. Nach-stichbandkeramische Keramik ähnlicher Machart und Gestaltung fiel, wie oben erwähnt, bereits in den obersten Verfüllungsschichten des Kreisgrabens besonders im Norden und Osten auf. Demnach muss dieser auch noch zur Mitte des 5. Jahrtausends v. Chr. teilweise offen gelegen haben und offensichtlich nachgenutzt worden sein. Etwa 1,5 m westlich der Unterbrechung des Grabens I befand sich in einer ca. o,4 m x o,3 m großen und noch ca. o,25 m tiefen, ovalen Grube ein kleines zentrales Leichenbrandhäufchen, neben dem zwei Feuersteinklingen und zwei stark beschädigte Gefäße niedergelegt waren. Eines der beiden Gefäße konnte nach seiner Blockbergung nahezu vollständig zusammengesetzt werden. Dieses ca. 7 cm hohe Gefäß weist einen ausgebildeten, konkaven Standboden, einen leicht konischen Bauch und ein durch einen deutlichen Umbruch abgesetztes, recht gerades Oberteil auf. Dicht oberhalb des Umbruchs liegen zwei halbkugelige Knub- Archäologie in Sachsen-Anhalt · 5 · 2010 17 AKTUELLE FORSCHUNGEN Graben Langhaus Graben Langhäuser Graben Nekropole? Abb. 11 Goseck, Burgenlandkreis. Geophysikalisch und luftbildarchäologisch nachgewiesene Befunde im näheren Umfeld der stichbandkeramischen Kreisgrabenanlage. Abb. 12 Goseck, Burgenlandkreis. Befundplan der Grabungskampagne 2005 (vgl. Abb. 11 links oben). 18 ben, die zu einem Verbund von ursprünglich vier kreuzständigen Knubben zu ergänzen sind (Abb. 13). Im Bruch ist ein mineralisch gemagerter Ton mit graubraunem Tonkern zu erkennen. Die Tonschale ist gelbbraun bis graubraun und die Gefäßoberfläche außen leicht geglättet. Durch Form und Ware des Gefäßes ist dieser Befund ebenfalls mit der Gaterslebener Kultur zu verbinden, für die – neben der Körperbestattung in gehockter Lage – Brandbestattungen nicht untypisch sind (Kroitzsch 1973, 12 f.). Ein weiteres Grab kam an der westlichen Grabungskante zum Vorschein. In einer 1,5 m brei- Archäologie in Sachsen-Anhalt · 5 · 2010 ten, rundlichen Grube lag in o,5 m Tiefe ein schlecht erhaltener, nordwest-südost-orientierter linker Hocker mit Kopf im Norden (Abb. 14). Um die Bestattung herum waren in die Grubenfüllung mehrere Feuersteinabschläge und -klingenbruchstücke eingebettet. Eine Zuordnung zur Gaterslebener Kultur ist aufgrund des Fehlens keramischer Beigaben nicht sicher, wenn auch durchaus wahrscheinlich, da neben den vornehmlich rechten auch linke Hockerbestattungen überliefert sind (Schirmer 1938, 37 f.). Neben einigen Pfostengruben im zentralen Bereich der Grabungsfläche wurde eine nicht datierbare Pfostengrubenkonzentration im Nordostteil dokumentiert. Die im Abstand von ca. 2 m liegenden Pfostenlöcher können zu einem mindestens 5 m langen und 4 m breiten, nordwest-südost-orientierten Hausgrundriss verbunden werden. Da in der gesamten Grabungsfläche jedoch keine Funde vorhanden waren, die sicher jünger oder älter als die Gaterslebener Kultur sind, ist für diesen Befundkomplex eine Zuweisung zu dieser Kultur nicht unmöglich. Eine kulturelle Zuordnung des Befundes aufgrund architektonischer Merkmale ist schwierig, da bisher keine Hausbefunde aus dieser Kultur bekannt sind (Steinmann 1994, 86). Im Jahr 2oo6 wurde begonnen, eine 7oo m2 große Fläche östlich der Kreisgrabenanlage zu untersuchen. Sie umfasst jene geomagnetischen Anomalien, die als Hinweise auf wandbegleitende Materialentnahmegruben eines Langhauses interpretiert wurden und in unmittelbarer Nähe zu den während der Baubegleitung 2oo5 angeschnittenen stichbandkeramischen Siedlungsgruben liegen. Unmittelbar unter der Unterkante der Pflugschicht kamen zahlreiche Gruben, Pfostengruben und Gräbchen zum Vorschein, die als Beleg dafür gewertet werden können, dass diese Stelle während der Linien- und Stichbandkeramik, aber auch in post-bandkeramischer Zeit besiedelt war. Die Pfostengruben und die Gräbchen im Osten der Grabungsfläche gehören mehreren, sich teilweise überlagernden Gebäuden an, deren Grundrisse aufgrund des zu geringen Ausschnittes noch nicht ganz erschlossen werden konnten (Abb. 15). Das keramische Fundmaterial umfasst Scherben der mittleren und jüngeren Linienbandkeramik sowie der älteren, aber vorwiegend mittleren bis jüngeren Stichbandkeramik. Vereinzelte Stücke gehören in nach-stichbandkeramische Zeit und können vor allem der Gaterslebener Kultur zugeordnet werden. Die Steinindustrie umfasst neben dem üblichen Geräteinventar auffallend viele Kernsteine und Präparationsabschläge. In der Westhälfte der Grabungsfläche kamen auf einer Fläche von ca. 2oo m2 Reste einer ungestörten Kulturschicht mit jungsteinzeitlichen Befunden zum Vorschein, die sich kleinräumig AKTUELLE FORSCHUNGEN Abb. 13 Goseck, Burgenlandkreis. Gefäß aus der Brandbestattung der Gaterslebener Kultur. Gefäßhöhe 7 cm. in einer Senke erhalten hat. Sie besteht aus grauschwarzem, humosem Material mit zahlreichen bandkeramischen Keramikfragmenten, Silexartefakten, Tierknochenbruchstücken, Holzkohleflitter und kleinen Hüttenlehmpartikeln. In diese Schicht sind in einem Abstand von ca. 8 m jene bereits in der Geomagnetik erkannten nordwestsüdost-verlaufenden Längsgruben eingetieft, ohne dass sich hier die Grubenränder bisher deutlich absetzen. Diese Gruben sind mit dem Wandversturz eines verbrannten Hauses verfüllt, der wohl auch die Ursache für die deutliche Erkennbarkeit während der geophysikalischen Prospektion war. Aufgrund der Einzigartigkeit dieses Befundes beschloss man, diesen Bereich vorerst unberührt zu lassen, wieder abzudecken und erst im folgenden Jahr mit entsprechender Sorgfalt auszugraben11. Wohnen an der Kreisgrabenanlage – Die Dokumentation eines bandkeramischen Hauses Da sich die angenommenen Befunde während der Kampagne 2oo6 zunächst nicht von der umliegenden humosen Kulturschicht abgrenzen ließen, wurde der Bereich 2oo7 in 2 m x 2 m große Sektoren unterteilt und schachbrettartig ausgegraben, um flächendeckend Längs- und Querprofile als Kontrollmöglichkeit zu erhalten (Abb. 16). Bereits nach einigen Zentimetern waren zahlreiche Gruben und Grubenkomplexe sowie die hausbegleitenden Längsgruben mit mehr oder weniger deutlichen Befundgrenzen zu erkennen. Nur einige wenige Gruben waren erst erkennbar, als der anstehende Kies erreicht wurde und sich die Eintiefungen farblich und durch ihre Substanz klar vom Anstehenden abhoben (Abb. 17). Ein Großteil dieser Gruben kann anhand ihrer Verfüllung, Form und Lage als Pfostengruben eines ehemaligen Hauses angesprochen werden. Dieses nordwest-südost-ausgerichtete Gebäude ließ sich auf einer Länge von 14,5 m Länge und 8 m Breite zwischen den Längsgruben dokumentieren, wobei weder der nordwestliche noch der südöstliche Hausabschluss sicher erfassbar waren. Zumindest die östliche Hausseite lässt sich durch Befunde, die 2oo6 dokumentiert wurden, nördlich und südlich erweitern (Abb. 18). Die Längsseiten des Hauses wurden durch 4o–6o cm breite und teilweise bis zu 3o cm in Archäologie in Sachsen-Anhalt · 5 · 2010 Abb. 14 Goseck, Burgenlandkreis. Neolithische Körperbestattung (Gaterslebener Kultur?). 19 AKTUELLE FORSCHUNGEN Gruben, Gräbchen, Pfostenlöcher N »Kulturschicht« Hüttenlehm 0 Pflugspuren Abb. 15 Goseck, Burgenlandkreis. Befundplan der Grabungskampagne 2006. 20 den Kies eingetiefte Pfostengruben gebildet, die in unregelmäßigen Abständen von 1,o–2,5 m in 3o–5o cm Entfernung von den erkennbaren Kanten der hausbegleitenden Längsgruben lagen. Die Standspuren zeigen, dass in den Gruben bis zu o,3 m starke Pfosten direkt auf dem Grubenboden oder knapp darüber standen. Rechtwinklig zu den Längspfostenreihen verlaufen in Abständen von 3,o–4,2 m vier Reihen von Bindern, deren Gruben einen Durchmesser von o,8–1,o m hatten. Größtenteils waren diese Gruben nur bis auf den anstehenden Kies eingetieft, vereinzelt wurde aber auch bis zu 4o cm in den Kies gegraben. Auch in diesen Pfostengruben waren zum Teil noch Standspuren von 4o–5o cm starken Pfosten zu erkennen. Das Fehlen einer Pfostengrube in der südlichen Binderreihe ist wohl auf das Abbaggern bis auf den Kies im Jahr 2oo6 in diesem Bereich zurückzuführen. Die Anordnung dieser Querreihen entspricht nicht der Innengliederung linienbandkeramischer Langhäuser, sondern der Aufteilung in stichbandkeramischen Gebäuden. Hiermit und durch die typische Ausrichtung bandkeramischer Häuser sind bereits erste Hinweise auf eine relative Gleichzeitigkeit des Siedlungsplatzes mit der nur 15o m entfernten Kreisgrabenanlage gegeben. Unge- Archäologie in Sachsen-Anhalt · 5 · 2010 10 m wöhnlich erscheint jedoch, dass die Längswände offensichtlich nicht aus Doppelpfostenreihen bestehen, wie man sie z. B. von stichbandkeramischen Hausbefunden aus Zwenkau-Harth (Quitta 1958) oder Böhlen-Zeschwitz (Hoffmann 1957) kennt. Bei diesen Gebäuden wurde jedoch festgestellt, dass die Pfosten der inneren Reihe häufig deutlich schmäler waren und weniger tief gesetzt wurden. Eventuell waren diese in Goseck fehlenden Pfosten im Mutterboden nicht erkennbar oder bereits im Vorjahr beim Abtrag des Pflughorizontes abgebaggert worden. Im Bereich der östlichen Pfostenreihe konnten dennoch drei Pfostengruben dokumentiert werden, die ca. 2o cm vor der Pfostenreihe standen und eventuell Reste der zu erwartenden zweiten Pfostenreihe sind. Zu diesen Befunden passen außerdem drei Pfostenlöcher 12 m südöstlich in dieser Flucht, die bereits 2oo6 dokumentiert wurden und 3o cm vor einer breiteren Pfostengrube lagen, die sich ebenfalls in der Flucht der östlichen Längsseite des Hauses befand (Abb. 18). Aufgrund des Fehlens datierbarer Funde in diesen Pfostenlöchern kann eine Zusammengehörigkeit aber nicht mit Sicherheit angenommen werden. Dass stichbandkeramische Bauten jedoch nicht immer durch äußere Doppelpfostenreihen AKTUELLE FORSCHUNGEN gekennzeichnet sind, zeigen z. B. auch Hausbefunde aus anderen Verbreitungsgebieten der Stichbandkeramik-Kultur (z. B. Godłowska 1969; Günther 1973; Modderman 1969; Modderman 1977; Riedhammer 2oo3). Besonderes Interesse galt den beiden hausbegleitenden Längsgruben. Fanden sich doch hier Hinweise auf eine Zerstörung des Hauses durch Brand. In beiden Längsgruben konnten bereits 2oo6 zum Teil recht große und gut erhaltene verbrannte Reste des ehemaligen Wandverputzes dokumentiert werden. Da zahlreiche Fragmente deutlich erkennbar die Abdrücke der ehemaligen hölzernen Wandkonstruktion zeigen, werden von der Auswertung der Funde interessante Details zur Bauweise bandkeramischer Langhäuser erwartet (Abb. 19). Ursprünglich wurde angenommen, dass während des Brandes oder kurz danach die Hauswände nach außen kippten und sich dadurch der verziegelte Wandverputz in den Längsgruben erhielt. Nach der Untersuchung weiterer Befunde im Bereich des Hauses wurde jedoch klar, dass der verbrannte Bauschutt absichtlich in bereits offene Gruben, wie die Längsgruben, gebracht wurde. Offensichtlich wurde der Platz somit nachträglich bereinigt, um neuen Nutzungsraum zu schaffen. Für die Entsorgung wurden jedoch nicht nur Siedlungsgruben aus der Nutzungszeit des Hauses benutzt. Im Rahmen der Bereinigung scheinen zusätzlich Gruben im Bereich des ehemaligen Hauses ausgehoben worden zu sein, um den Bauschutt aufzunehmen (Abb. 2o). Gruben, Gräbchen, Grubenkomplexe Erdofen? hausbegleitende Längsgruben neolithische Kinderbestattung zum Haus gehörige Pfostengruben Steinkeil-Depot Pfostenstandspuren Mahlstein-Depot Abb. 16 Goseck, Burgenlandkreis. Grabungsfläche 2007. Abb. 17 Goseck, Burgenlandkreis. Befundplan der Grabungskampagne 2007. N 0 Archäologie in Sachsen-Anhalt · 5 · 2010 10 m 21 AKTUELLE FORSCHUNGEN N Pfostengruben 2007 Pfostengruben 2006 hausbegleitende Längsgruben 2007 Abb. 18 Goseck, Burgenlandkreis. Hausgrundriss der Kultur mit Stichbandkeramik. 22 Eventuell brannte das Haus jedoch nicht vollständig ab, so dass einige Pfosten zumindest teilweise erhalten blieben. Diese Reste wurden offensichtlich aus dem Boden gezogen und vielleicht weiterverwendet. Die so hinterbliebenen Eintiefungen dienten danach ebenfalls als Raum zur Entsorgung des Bauschuttes (Abb. 21). Installationen im Inneren des Hauses konnten nicht festgestellt werden, da der ehemalige Laufhorizont nicht mehr erhalten war. Interessant sind jedoch zwei Befunde, deren Gleichzeitigkeit mit dem Haus zwar nicht sicher, aber wahrscheinlich ist. So fand sich im nordwestlichen Teil des Hauses eine ovale Grube, die 1,3 m lang, 8o cm breit und noch 5o cm tief erhalten war. Die Grubenfüllung enthielt neben einigen verziegelten Lehmbrocken und vereinzelten stichbandkeramischen Scherben zwei vollständige Mahlsteine, die direkt auf dem Grubenboden lagen (Abb. 22). Einer der beiden lag dabei umgedreht an den zweiten gelehnt. Obwohl dieser Befund nicht den Eindruck hinterlässt, als wären die Mahlsteine achtlos in der Grube entsorgt worden, müssen Aussagen zu den Hintergründen der Niederlegung offen bleiben. Gegen eine Ansprache als Arbeitsplatz sprechen jedoch die relativ enge Grubensituation und das Fehlen weiterer Funde, insbesondere botanischer Makroreste. Eine sichere Datierung der Grube in stichband- Archäologie in Sachsen-Anhalt · 5 · 2010 0 10 m keramische Zeit ist allein anhand der Mahlsteine nicht möglich, da ihr Aussehen durch die Handhabung geprägt ist und somit auch eine Datierung in andere Epochen ermöglicht. Der zweite interessante Befund lag ca. 2 m südöstlich davon. Hier konnte eine Grube aufgedeckt werden, die unmittelbar und ohne klare Befundabgrenzung an einer zum Haus gehörenden Pfostengrube lag. In ihrer Verfüllung lagen 2o cm über der Grubensohle auf gleicher Höhe drei geschliffene Felsgesteingeräte. Hierbei handelt es sich um einen 3o cm langen, 6 cm hohen und 5 cm breiten durchbohrten Schuhleistenkeil, neben dem ein 16 cm langes, 5 cm breites und 2 cm hohes trapezförmiges Querbeil lag. Direkt unter diesem Querbeil kam ein zweiter, 2o,5 cm langer, 3,5 cm hoher und 3 cm breiter Schuhleistenkeil zum Vorschein. Alle diese Geräte wurden aus ortsfremdem Amphibolit hergestellt und waren sehr fein poliert (Abb. 23). Klare Gebrauchsspuren zeigt keiner der Funde. Die sehr kleinen Aussplitterungen im Bereich der Klingen können nur während des Schleif- oder Poliervorgangs entstanden sein. Lediglich der kleinere, undurchbohrte Schuhleistenkeil besitzt am Nacken größere Absplitterungen. Die Politur des Nackens reicht aber etwas über die Kanten der abgesplitterten Bereiche hinaus, was gegen eine nutzungsbedingte Absplitterung spricht (Abb. 24). Ganz offensichtlich AKTUELLE FORSCHUNGEN Abb. 19 Goseck, Burgenlandkreis Auswahl verbrannter Fragmente des ehemaligen Lehmverputzes. waren die Geräte vor ihrer Niederlegung nie in Gebrauch gewesen. Der gesamte Befund lässt nur den Schluss zu, dass die Geräte absichtlich und mit einer gewissen Sorgfalt in die Grube gelegt wurden. Offen bleiben muss, ob es sich bei diesem Depotfund um einen Verwahrfund oder vielleicht ein »Opfer« handelt. Aufgrund des großen Arbeitsaufwandes, den die Herstellung solcher Geräte erforderte, und der Tatsache, dass es sich um eingehandeltes Rohmaterial handelt, wird der hohe Wert dieser Gegenstände klar12. Unklar bleibt aber, ob die Geräte als Fertigprodukte eingehandelt oder vor Ort zugerichtet wurden. Da die Keile nie benutzt wurden, scheinen sie eine Bedeutung für den Besitzer gehabt zu haben, die wohl weit über mögliche praktische Funktionen hinaus ging. Sicherlich haben wir hier Artefakte vor uns, die besondere Prestige- oder Statussymbole waren. Mitunter wird das Fehlen von Nutzungsspuren, wie z. B. beim Depotfund von Seebergen (Hennig 1963), aber auch als Argument für die Ansprache als Werkstattverwahrfund herangezogen. Hier finden sich aber neben fertig gestellten Artefakten auch häufig Halbfabrikate oder sogar unbearbeitetes Rohmaterial wie im Falle des Verwahrfundes in der stichbandkeramischen Siedlung bei Zwenkau-Harth (Quitta 1955). Für uns ist jedoch gerade das Fehlen von Abfallprodukten oder Halb- fabrikaten ein Indiz für eine völlig anders geartete Motivation der Niederlegung, die eventuell sogar kultisch begründet sein kann (Baumann 1962). Ein weiterer erwähnenswerter Befund fand sich südöstlich des Gebäudes. Direkt am südlichen Ende der östlichen Längsgrube wurde beim Tiefergehen innerhalb eines Grubenkomplexes eine ca. 3 m lange und 1 m breite längsovale, ost-west orientierte Grube erfasst, deren Sohle zwei unterschiedliche Niveaus besaß. Der Grubenboden war bis zu 4o cm in den anstehenden Kies eingetieft und gemessen von der heutigen Geländeoberkante ca. 8o cm tief. Der östliche Bereich war dabei ca. 1o cm tiefer als der westliche, wobei zwischen beiden Höhen ein fließender Übergang bestand (Abb. 25). Die Grubenwände waren – soweit dokumentierbar – relativ steil. Für das westliche Grubenende konnte aufgrund der Überschneidung mit anderen Befunden jedoch kein klares Grubenprofil erkannt werden. Auf dem leicht muldenförmigen Grubenboden im Osten befand sich eine bis 12 cm dicke Lehmschicht, die aufgrund größerer Hitzeeinwirkung rot gebrannt war. Darüber lag eine noch 4o cm dicke, schwarzgraue aschig-humose Schicht, in deren unterem Drittel sich eine Anhäufung größerer Gerölle fand, unter denen eine große Anzahl von Brocken aus Muschelkalk auffiel. Der Archäologie in Sachsen-Anhalt · 5 · 2010 23 AKTUELLE FORSCHUNGEN handelte es sich vor allem um unspezifische Scherben, die lediglich als allgemein jungsteinzeitlich angesprochen werden konnten. Die konkrete Funktion des Ofens ist derzeit noch unklar. Das Fehlen botanischer Großreste spricht wohl gegen eine Verwendung als Darre. Auch eine Nutzung als Backofen bleibt unsicher. Eventuell hängen aber die knapp über dem Grubenboden liegenden Gerölle und hier besonders die Muschelkalkbrocken mit der ursprünglichen Funktion zusammen. Unsicher bleibt auch die Datierung. Gegen eine Zugehörigkeit zum Haus scheinen jedoch die unmittelbare Nähe des Hauses und die Lage des »Ofenzugangs« im Windschatten des Gebäudes zu sprechen. Sicher nach-stichbandkeramisch ist ein Befund, der aufgrund seiner Lage zunächst als eventuelle Pfostengrube angesprochen wurde. In der Flucht der östlichen Längswand des stichbandkeramischen Hauses konnte in unmittelbarer Nähe zur Längsgrube eine 4o cm x 6o cm große ovale Grube dokumentiert werden, die die Bestattung eines ca. ein- bis zweijährigen Kindes enthielt. Das Kind lag in Hockstellung auf der rechten Seite mit dem Kopf im Südosten, nach Nordosten blickend (Abb. 27). Die Beigabe eines 1o cm hohen verzierungslosen Gefäßes scheint das Grab entweder in eine späte Phase der StichbandkeramikKultur oder in post-bandkeramische Zeit zu datieren und kann somit eventuell auch der Rössener Kultur zugeordnet werden. Zusammen mit diesem Fund und den Funden der Grabung im Jahr 2oo5 weisen die zahlreichen linien- und stichbandkeramischen Befunde in unmittelbarer Nähe der Kreisgrabenanlage auf die intensive Besiedlung des Gebietes um Goseck in den ersten tausend Jahren seit Ankunft der ersten sesshaften Bauern in Mitteldeutschland hin. Abb. 20 Goseck, Burgenlandkreis. Grube mit eingebrachtem Bauschutt (verbrannter Lehmverputz). Abb. 21 Goseck, Burgenlandkreis. Pfostengrube mit eingebrachtem Bauschutt (verbrannter Lehmverputz) im Bereich des ehemaligen Pfostens. 24 Boden des höheren, westlichen Teils bestand aus einer ca. 1 cm starken, grauweißen kalkig-tonigen Schicht, über die sich ebenfalls die schwarzgraue Schicht zog. Hier lagen deutliche weniger Gerölle und ausschließlich in der Nähe des Grubenrandes (Abb. 26). Allein aufgrund der verziegelten Lehmschicht im westlichen Teil kann dieser Befund wohl als »Ofen« angesprochen werden, wobei das Fehlen ungebrannter Grubenränder bei diesem Befund sonderbar erscheint. Reste oder Hinweise auf kuppelartige Überbauten konnten nicht festgestellt werden. Daher scheint dieser Ofen wirklich unterirdisch angelegt worden zu sein, wie dies häufig für die bandkeramische Zeit festgestellt werden konnte (Petrasch 1986; Lüning u. a. 2oo4). Datierendes Material wurde nur in sehr geringem Maße in der Verfüllung gefunden. Neben einigen wenigen stichbandkeramischen Scherben Archäologie in Sachsen-Anhalt · 5 · 2010 Zur Deutung der Kreisgrabenanlage von Goseck Seit den 198oer Jahren wurden sehr unterschiedliche Funktionsinterpretationen für neolitische Kreisgräben vorgeschlagen. Für die einen handelte es sich um Viehkrale, für andere hingegen soll es sich um Befestigungen handeln, die man im Fall von kriegerischen Auseinandersetzungen aufsuchen konnte. Nicht selten wurden sie mit Markt- und Versammlungsplätzen in Verbindung gebracht. Weiterhin sehen zahlreiche Forscher in ihnen Heiligtümer und Kultplätze. Aufgrund der durch die geophysikalische Prospektion festgestellten Ausrichtung der bayerischen Anlagen vermutete bereits H. Becker eine astronomische Bedeutung mittelneolithischer Rondelle (Becker 199o, 139 ff.). Die meisten der vorgeschlagenen Interpretationen kranken aber daran, dass sie ausschließlich monokausal durchdacht sind. Ansätze, die AKTUELLE FORSCHUNGEN auf monokausalen Überlegungen basieren, sind jedoch in der Urgeschichte, wo insbesondere die profanen und sakralen Bereiche eng miteinander verwoben sind und gesellschaftliche oder wirtschaftliche Belange in der Regel auch eine kultisch/religiöse Dimension haben, sicher nicht ausreichend. Allerdings tut man sich in der Forschung nach wie vor schwer damit, die Erkennbarkeit von Religion, Kult und Ritual im archäologischen Material zu definieren. Gleiches gilt für die räumliche Verortung der damit vollzogenen Handlungen, d.h. den Kultplatz im eigentlichen Sinn (Bertemes 1991; Bertemes 2oo 2, 123 ff.). Eine wesentliche Herausforderung liegt demnach darin, bisher fehlende, allgemein akzeptierte methodische Richtlinien bzw. theoretische Grundlagen zu schaffen (Bertemes/ Biehl 2oo1, 1 ff.). Erschwert wird das Ganze dadurch, dass die archäologischen Daten nicht aus sich selbst heraus ihren kultischen oder religiösen Hintergrund zu erkennen geben. Allzu oft wird eine spezielle Befundgattung oder ein spezieller Fundtyp allein aufgrund ihrer scheinbaren »Außergewöhnlichkeit« oder einer aus heutiger Sicht nicht mehr erkennbaren profanen Funktion unreflektiert der sakralen Sphäre zugewiesen. Da besonders im Falle schrift- und bilderloser Kulturen die archäologischen Daten die mit ihnen verbundenen Rituale und kultischen Handlungen selbst nicht überliefern, können wir allenfalls den Ort des Geschehens oder aber die »verdinglichten« Überreste solcher Handlungen (Deponierungen, »Entsorgungen« usw.) bzw. die dabei verwendeten Hilfsmittel (Kultgeschirr, Opfer usw.) nachweisen. Mit der Frage, wie sich urgeschichtliche Kultplätze zu erkennen geben, hat sich F. Bertemes in den letzten Jahren ausführlich auseinandergesetzt und ist dabei zum Schluss gekommen, dass sie ausschließlich aus den archäologisch festgestellten Merkmalen der Befunde und Funde sowie deren speziellen Fundumständen im Gesamtkontext erschlossen werden kann. Dafür wurde ein umfassender Fragenkatalog entworfen, der die bei einer solchen Analyse zu berücksichtigende Punkte auflistet (Bertemes 1991; Bertemes 2oo2, 132). Die Kreisgrabenanlage von Goseck kann – wie auch für zahlreiche andere mittelneolithische Rondelle nachgewiesen – als zentraler Bezugspunkt einer durch topographische Merkmale begrenzten Mikroregion angesehen werden. Ihre Positionierung auf dem oberen Teil eines leichten Hanges ermöglicht den Blick über ca. 3o km2 Siedlungsgebiet. Die durch drei Eingänge charakterisierte, etwa kreisrunde Anlage besaß eine zu stichbandkeramischer Zeit unbebaute Innenfläche. Auch in unmittelbarer Umgebung befanden sich zu dieser Zeit keine weiteren Bauten. Hinweise auf gleichzeitige Häuser finden sich erst in einer Entfer- nung von rund 15o m östlich der Anlage. Die Abgrenzung des Platzes nach außen wird durch einen an der ehemaligen Oberfläche13 2,5–3 m breiten, tiefen Spitzgraben markiert und durch den außen vorgelagerten Wall zusätzlich unterstrichen sowie optisch betont. Für die zwei Palisadenringe wurden schätzungsweise 2ooo Baumstämme mit einem Durchmesser von ca. 2o–3o cm verwendet. Da diese ca. o,7–1,o m unter die neolithische Oberfläche eingetieft waren, kann unter heutigen statischen Gesichtspunkten von einer aufgehenden Höhe von mindestens 3 m ausgegangen werden. Die Konzeption der Anlage macht eine primär strategische Funktion wenig wahrscheinlich. Vor allem der außen vorgelagerte Wall macht fortifikatorisch kaum Sinn, da von hier aus recht einfach das Innere der Anlage mit Schuss- oder Wurfwaffen angegriffen werden konnte. Zusätz- Archäologie in Sachsen-Anhalt · 5 · 2010 Abb. 22 Goseck, Burgenlandkreis. Im Bereich des Hauses deponierte Mahlsteine. Abb. 23 Goseck, Burgenlandkreis. Im Bereich des Hauses deponierte Amphibolit-Keile (v.l.n.r. durchbohrter Schuhleistenkeil, Schuhleistenkeil, Flachhacke). 25 AKTUELLE FORSCHUNGEN Abb. 24 Goseck, Burgenlandkreis. Schneiden der AmphibolitKeile und Nacken (Mitte unten) des undurchbohrten Schuhleistenkeils. lich wirken die Tore eher als offene Durchlässe als Übergänge bzw. Landbrücken über den Graben, für die sich keinerlei Hinweise auf eine Verschließung bzw. Verbarrikadierung fanden. Der Bauaufwand und die dadurch erzielte Monumentalität der Anlage sprechen außerdem gegen eine einfache Nutzung als Viehkral, da ein wesentlich einfacher zu errichtendes Gehege aus Buschwerk oder einfachen Zäunen den gleichen Zweck erfüllen könnte. Zusätzlich ließen Phosphatanalysen keine Unterschiede zwischen dem Inneren der Anlage und der Umgebung erkennen. Sowohl der Wall als auch der zweifache Palisadenring verhinderten aber die Einsehbarkeit des Innenraumes und verbargen so die Geschehnisse im Inneren der Anlage. Gleichzeitig wurde innen befindlichen Personen sicher ein Gefühl der Abgeschiedenheit vermittelt, da die Außenwelt ihrerseits ebenfalls nicht mehr einsehbar war. Dieses Gefühl wird auch heute noch zusätzlich dadurch unterstrichen, dass Geräusche der Umgebung nur sehr begrenzt nach innen dringen, andererseits das eigene gesprochene Wort, von den Palisaden reflektiert, mit einem Widerhall wahrgenommen wird. Die architektonische Konzeption der Anlage bewirkt somit eine Fokussierung der Aufmerksamkeit und erfüllt dadurch eines der Kriterien, die bereits Renfrew und Bahn als wichtige archäologische Indikatoren für Rituale ansahen (Renfrew/Bahn 1996, 391; Renfrew 1984). Vor dem Hintergrund einer möglichen kultischen Funktion der Anlage sind ebenfalls die Gruben bemerkenswert, die sich an den beiden südlichen Toren konzentrierten und den Nachweis der Einwirkung intensiven Feuers lieferten. Eventuell spielten sie eine Rolle bei der Zube- 26 Archäologie in Sachsen-Anhalt · 5 · 2010 reitung von Festspeisen oder – wie besonders im Fall der Gruben mit eingeschlossenen menschlichen Knochen – bei besonderen Handlungen während der Erbauung der Anlage. Weitere Hinweise für eventuell vollzogene Festspeisen liefern die zahlreichen Reste geschlachteter Tiere, vor allem Rinder. Die vielen, z. T. sehr großen Fragmente von Rinderschädeln und Hornzapfen sowie die zahlreichen Keramikfunde aus den Torbereichen des Grabens markieren diese Stellen als Aktionszentren kultischer Handlungen, die durch den in den Schädeln sicherlich konzentrierten Symbolgehalt des Rindes betont werden. Dass Rinder in bandkeramischer Zeit wahrscheinlich eine über den wirtschaftlichen Nutzen hinausgehende Bedeutung hatten, belegen Gefäße mit hornartigen Applikationen. Auch das oben erwähnte Klingendepot besaß vielleicht einen rituellen Hintergrund. Die Ausrichtung des Südost- und des Südwesttores sowie der Unterbrechungen in der Palisade erfolgte nach astronomischen Gesichtspunkten (Abb. 28). Das Südost- und Südwesttor sind gemäß der Sonnenaufgangs- und -untergangspunkte zur Wintersonnenwende orientiert. Unter Berücksichtigung der Geländemorphologie konnte W. Schlosser Berechnungen durchführen, welche belegen, dass auch die weiteren Unterbrechungen der Palisaden im Osten und Westen astronomisch exakt ausgerichtet sind und die Sonnenauf- und -untergangspunkte zur Sommersonnenwende und Ende April/Anfang Mai (Beltaine/Walpurgisnacht) markieren. Bereits die Manifestierung solcher für frühe bäuerliche Gemeinschaften bedeutsamen Termine spricht für eine kultische Nutzung der Anlage. Mit diesen Vorrichtungen konnte man einerseits die für das AKTUELLE FORSCHUNGEN Abb. 27 Goseck, Burgenlandkreis. Neolithische Kinderbestattung. 28 Erst nach der letzten Eiszeit kommt es im Zuge der Neolithisierung zu gravierenden Veränderungen. Die produzierende Wirtschaftsweise im Neolithikum und mit ihr einhergehende Domestikationen und Kultivierungen hatten nicht nur Auswirkungen auf Umwelt, Pflanzen und Tiere, sondern veränderten auch tiefgreifend das gesellschaftliche, religiöse und psychische Verhalten der Menschen. Dabei spielt der Konflikt zwischen der wilden und der domestizierten Welt eine bestimmende Rolle. Die domestizierte Welt war ständig den physischen wie auch metaphysischen Übergriffen aus der sie umgebenden Wildnis ausgesetzt. Die Wildnis wurde als Bedrohung der eigenen Ordnung angesehen. Die Grenze zwischen beiden Welten erwies sich als wenig stabil und war nur mit erheblichem Aufwand zu erhalten. Dieser Konflikt generierte ein gesteigertes Schutzbedürfnis, das zur Bildung bewusst konzipierter, materialisierter Grenzen geführt hat, die zur Sicherung der Siedlungen, Felder und Herden dienten. Die Grenze wurde zum physischen Hindernis, wie sie auch die frühen Bauern Mitteleuropas in Form von Palisaden, Zäunen und komplexen Erdwerken aus Gräben und Wällen errichteten. Durch diese »Sichtbarmachung« werden Grenzen erstmals auch archäologisch fassbar. Der umhegte, abgeschlossene Raum zeigt uns, dass im Neolithikum das duale Konzept »Innen und Außen« mit der Konnotation außen = Gefahr und innen = Sicherheit eine besondere Rolle gespielt hat. Dies lässt auf eine im Vergleich zu jener bei den Wildbeutern weit reichende Veränderung des Sinngehaltes der Grenze schließen. Ein derartiger Bedeutungswandel ist auch auf anderen Gebieten, wie z. B. der Gesellschaft und dem Kult fassbar. Neben Naturheiligtümern kommen nun erstmals auch architektonisch konzipierte Heiligtümer als genau festgelegte Kultplätze Archäologie in Sachsen-Anhalt · 5 · 2010 vor, die in der Regel eine sichtbare Abgrenzung des sakralen Bereiches von der profanen Umwelt erkennen lassen. In diesem speziellen Fall dürfte das Konzept lauten: innen = sakral und außen = profan. Im kultischen Geschehen stand das Überleben der Sippe im Vordergrund und so vollzog man in diesen Heiligtümern Riten, die die Fruchtbarkeit der Felder, der Herde aber auch der eigenen Gruppe sichern sollten. Die mit der produktiven Nahrungsmittelwirtschaft einhergehenden Handlungen ihrerseits – sowie übrigens auch das Ausbeuten natürlicher Ressourcen – wurden als Eingriffe in die natürliche Ordnung verstanden. Durch Opferungen musste diese deshalb wieder hergestellt werden. Das Konzept der Grenze gliedert ebenso den Ablauf der natürlichen Zyklen in deutlich getrennte Phasen. Der Übergang von der einen zur nächsten Phase erfolgte durch das »Überschreiten« dieser Grenzen. Heiligtümer wie das stichbandkeramische Rondell von Goseck zeigen, dass bei der Wahrung der Ordnung die genaue Bestimmung astronomischer Wendepunkte wie die Sonnenwenden oder auch die Äquinoktien von größter Bedeutung war. An der in solchen Anlagen erfolgten kalendarischen Bestimmung richtete man den Ablauf des bäuerlichen Jahres aus. Aber auch andere Zyklen wie z. B. der Lebenszyklus Geburt – Leben – Sterben – Tod wurden nicht in ständigem Fluss verstanden, sondern in einzelne Phasen bzw. Seinszustände unterteilt. Die Grenze zwischen zwei Phasen konnte nur mit Hilfe genau festgelegter Riten überwunden werden. Somit ist das neolithische Konzept der Grenze ebenfalls eng mit dem des Übergangs verbunden. Mit den gesellschaftlichen bzw. kultischen Riten, die beim Überwinden solcher Grenzen vollzogen wurden, hat sich erstmals der Ethnologe und Volkskundler A. van Gennep ausführlich beschäftigt (van Gennep 19o9). Er beschrieb und klassifizierte erstmals sämtliche Formen von Übergangsriten. Analog zum beschriebenen Konzept der Grenze handelt es sich auch hier um zeitliche, räumliche, aber auch gesellschaftliche Übergänge. Dabei herrscht die Auffassung vor, dass beim Passieren eines Übergangs die gegebene Ordnung in Frage gestellt wird. Durch genau definierte Rituale muss deshalb dieser Übergang markiert und Störungen der Ordnung durch Opferungen minimiert werden. Lassen sich zwar Markierungen im günstigsten Fall archäologisch nachweisen, so hinterlassen Riten sowie der Akt und die Bedeutung einer Opferung keine Spuren. Lediglich das dem Erdreich übergebene materielle Resultat der Opferung oder der geopferte Gegenstand ist für den Archäologen fassbar. Van Gennep untergliedert Übergangsriten in drei Bereiche: »rites de passage, rites de marge« und »rites d’agrégagation«. Der Amerikaner V. Turner fasste seinerseits diese Begriffe unter den AKTUELLE FORSCHUNGEN Abb. 28 Goseck, Burgenlandkreis. Plan der astronomischkalendarischen Ausrichtungen der Kreisgrabenanlage. Der 29. April entspricht dem Frühlings- und Fruchtbarkeitsfest Beltaine. heute in der Ethnologie und Archäologie geläufigen Bezeichnungen »Separation«, »Liminalität« und »Reintegration« zusammen (Turner 1967; Turner 1969). Torkonstruktionen, Landbrücken, Durchlässe durch sakrale oder profane Erdwerke, befestigte Siedlungen oder umfriedete Ländereien wurden von den Menschen des Neolithikums stets mit größter Sorgfalt gestaltet. Im Sinne van Genneps stellen sie räumliche Übergänge dar, die einer sichtbaren Markierung bedurften. Übergänge stellen Schwellen oder eine Art Niemandsland dar. Nicht selten häufen sich hier Reste von blutigen und unblutigen Opferungen. Im gesellschaftlichen Rahmen spielen z. B. der Übergang eines Kindes in die Welt der Erwachsenen, d. h. in die Gesellschaft, die Ab- und Rückgliederung eines Kranken, die Hochzeit, die Geburt und der Tod eine besondere Rolle. Inhaltlich regelten die dabei vollzogenen Riten die Auflösung des bisherigen Status eines Individuums, die Initiation sowie die Vorbereitung seines Übergangs in einen neuen Status. Mit Ausnahme des Totenrituals hinterlässt der weitaus größte Teil der bei gesellschaftlichen Übergängen vollzogenen Riten allerdings keine archäologischen Spuren. So bleibt die Vorstellung, dass neolithische Anlagen wie das Rondell von Goseck auch im Rahmen von Initiationsriten genutzt wurden, letztlich spekulativ, auch wenn allein die architektonische Konzeption eine solche Nutzung durchaus zulässt. Ein wesentlicher Bestandteil einer Initiation ist das »Verbergen« der mit ihr verbundenen Hand- lungen vor den Außenstehenden. Die blickdichten Palisaden der Kreisgrabenanlage und die engen Tore würden dafür eine gute Voraussetzung bilden. Man kann sich vorstellen, dass das Kind als Nichtwissender das Tor und somit die Grenze des hinter ihm liegenden Lebensabschnittes passierte, die Initiation erfuhr und als neuer Mensch in die Gemeinschaft heraustrat. Goseck: ein multifunktionales Heiligtum Ohne der wissenschaftlichen Endauswertung vorzugreifen, kann man bereits jetzt festhalten, dass es sich um ein multifunktionales Monument handelt, das primär als Kultplatz bzw. als Heiligtum konzipiert und verwendet wurde. Es diente sicher nicht nur zur Festlegung kalendarisch wichtiger Daten im bäuerlichen bzw. kultischen Jahresablauf (Winter- und Sommersonnenwende, Frühjahr), sondern es war gleichsam der Ort, an dem diese Feste abgehalten und damit verbundene Rituale vollzogen wurden. Kultplätze sind in der Regel Stellen, an denen sich das Heilige regelhaft offenbart. Sie dienen als Kommunikationssphäre, als Tore zum Jenseits. Im Fall der mittelneolithischen Kreisgrabenanlagen lässt die besondere Betonung der Abgrenzung auf einen ausgeprägten Dualismus »innen – außen« bzw. »sakral – profan« schließen. Trifft dies zu, so wären die Eingangsbereiche eher als Brücken zu verstehen, die zur Überwindung dieser Grenze dienen. Die Vorstellung von immer wiederkeh- Archäologie in Sachsen-Anhalt · 5 · 2010 29 AKTUELLE FORSCHUNGEN renden Zyklen und die symbolische Betonung der Übergänge veranlasst uns, Übergangsriten zu postulieren. Außerdem würde die Blickdichtheit der Palisaden besonders bei Initiationen durchgeführten »rites de passage« an Bedeutung gewinnen, da sie den Außenstehenden den Einblick über die Aktivitäten im Inneren verwehrten. Bereits diese wenigen Hinweise zeigen, dass eine ausschließliche Interpretation des Bodendenkmals als »Sonnenobservatorium« der komplexen Bedeutung eines solchen frühen Heiligtums nicht gerecht wird. Solche Anlagen stellen in der Regel einen zentralen Bezugspunkt einer Siedlungskammer dar und wir haben davon auszugehen, dass sie in gemeinsamer Anstrengung aller Siedler erbaut wurden. Durch die Monumentalität der Anlage konnte das Prestige der Erbauer für alle sichtbar zum Ausdruck gebracht werden. Alle wichtigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ereignisse der Gruppe waren eng in den Glaubensvorstellungen verwurzelt. Mit diesen ersten gebauten Heiligtümern Mitteleuropas gaben sich die Menschen einen Ort, an dem der Alltag kultisch begleitet bzw. ritualisiert und legitimiert 1 Die genannte Anzahl beinhaltet neben Kreisgrabenanlagen aus der Zeit von 49oo–46oo v. Chr. auch jüngere jungsteinzeitliche sowie bronzezeitliche Anlagen. 2 Neben der Gosecker Anlage handelt es sich hierbei um zwei Anlagen nördlich von Quedlinburg, Ldkr. Harz, und eine Anlage bei Kötschlitz, Saalekreis (vgl. hierzu Schwarz 2oo3, 45 ff.). 3 Für Goseck findet man die nächstgelegenen Anlagen bei Kötschlitz, Ortsteil von Zöschen, Saalekreis, und Zwenkau-Eythra, Ldkr. Leipziger Land (Stäuble 1999). 4 Die offizielle Eröffnung der rekonstruierten Anlage fand am 21.12.2oo5 statt. Die Eröffnung des Info-Points erfolgte am1o.o5.2oo6. 5 Die jährlichen Grabungen dienen als Ausbildung unseres wissenschaftlichen Nachwuchses. Unser Dank gilt aber nicht nur allen beteiligten Studierenden, sondern besonders den Eigentümern und Pächtern der untersuchten Flächen sowie dem Verein »Gosecker Sonnenobservato- ANMERKUNGEN Baumann 1962 W. Baumann, Zwei bandkeramische Steingerätedepots von DresdenNickern. Ausgr. u. Funde 7, 1962, 69–74. Becker 199o H. Becker, Mittelneolithische Kreisgrabenanlagen in Niederbayern und ihre Interpretation auf Grund von Luftbildern und Bodenmagnetik. In: K. Schmotz (Hrsg.), Vortr. 8. Niederbayer. Archäologentages (Deggendorf 199o) 139–176. L I T E R AT U R 30 Archäologie in Sachsen-Anhalt · 5 · 2010 bzw. »beeinflusst« werden konnte (Bertemes/ Northe 2oo7). Natürlich lassen sich auch sekundäre Nutzungen vorstellen. Denkbar ist ebenfalls, dass man sich an diesem die gesamte Siedlungskammer dominierenden Ort zu Kommunikationszwecken versammelte oder aber Markt hielt. Die anthropogen eingebrachte mittlere Füllschicht des Grabens der Gosecker Kreisgrabenanlage spricht dafür, dass man die Anlage, nachdem sie aufgegeben wurde oder aber ihren Nutzen verloren hat, wohl absichtlich zerstört bzw. unbrauchbar gemacht hat. Die Profile zeigen jedoch, dass eine vollständige Einplanierung nicht intendiert war. Was zu diesem Zeitpunkt mit den Palisaden passierte, ist unklar. Danach blieb die Stelle der ehemaligen Kreisgrabenanlage während mehrerer Generationen ungenutzt. Erst in nach-stichbandkeramischer Zeit wurde der teilweise verfüllte Graben in ein neues Grabensystem einbezogen, das sehr wahrscheinlich eine nordöstlich des Rondells angelegte Siedlung dieser Zeit umschloss14. rium e. V.« für ihre Kooperation und Unterstützung. Grabungsleiter vor Ort waren O. Schröder (LDA) und A. Northe (MLU). Die bisherigen Datierungen wurden durch das Poznań Radiocarbon Laboratory (Polen) durchgeführt. Zahlreiche großflächig prospektierte Fundstellen mit Kreisgrabenanlagen zeigen die Verknüpfung der Rondelle mit zeitgleichen Siedlungen, weiteren Erdwerken und/oder Bestattungsplätzen (z. B. Bylany, Böhmen [Pavlů u. a. 1995] oder Osterhofen-Schmiedorf, Niederbayern [Becker 1996]). siehe Beitrag Stephan in diesem Band; insgesamt siehe eine geplante Publikation in der Reihe »Himmelswege« mit Beiträgen von J. Weinig und B. Zich. Aufgabe dieser Grabungen waren bisher die zeitliche und kulturelle Bestimmung des nördlich der Kreisgrabenanlage befindlichen Grabens und die Suche einer mit der Kreisgrabenanlage zeitgleichen Siedlung. 11 Wandverputzreste ehemaliger bandkeramischer Häuser sind auch von anderen Fundplätzen bekannt. Die Häufung der Funde sowie die Interpretation der Hintergründe ihrer »Entsorgung« erscheinen bis jetzt singulär. 12 Die nächsten Vorkommen von Amphibolit gibt es im sächsischen Erzgebirge, dem Fichtelgebirge, im Vogtland und Schwarzwald. 13 Eine bodenkundliche Bewertung der Fundstelle durch Frau Dr. M. Klamm (LDA) ergab, dass seit Beginn der intensiven Beackerung des Gebietes mit einem Bodenabtrag an der ehemaligen Oberfläche von mindestens o,5 m zu rechnen ist. 14 Sowohl die Ergebnisse der Grabungen 2oo5–2oo7, nördlich und östlich des Rondells 2oo5 als auch die erwähnte Baubegleitung 2oo5 und die Feldbegehungen nordöstlich der Anlage weisen auf eine Besiedlung während post-bandkeramischer Zeit hin. Bertemes 1991 F. Bertemes, Untersuchungen zur Funktion der Erdwerke der Michelsberger Kultur im Rahmen der kupferzeitlichen Zivilisation. In: J. Lichardus (Hrsg.), Die Kupferzeit als historische Epoche. Symposium Saarbrücken und Otzenhausen 6.–13.11.1988. Saarbrücker Beitr. Altkde. 55 (Bonn 1991) 441–464. Bertemes 2oo2 F. Bertemes, Heiligtum und Kultplatz in der thrakischen Ebene im 3. Jahr- tausend v. Chr. Ber. RGK 83, 2oo2, 123–144. Bertemes/Biehl 2oo1 F. Bertemes/P. F. Biehl, The Archaeology of Cult and Religion: An Introduction. In: F. Bertemes/P. F. Biehl/ H. 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Northe, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 32 Archäologie in Sachsen-Anhalt · 5 · 2010 4, 13 J. Kanew, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 9 F. Bertemes/A. Northe, Martin-Luther-Universität HalleWittenberg 1o A. Northe, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Kartengrundlage: Landesamt für Vermessung und Geoinformation Sachsen-Anhalt)