Von Reinhard Merkel

Im nördlichen Sauerland, unweit der Stadt Soest, liegt, von den umgebenden Wäldern dem durchlaufenden Verkehrsgetriebe einer offenen Landschaft entzogen und im Saum seiner Ufer gleichsam stillgelegt, der Möhnesee. Wer auf dessen Nordumfahrung in östlicher Richtung kurz vor dem See-Ende anhält und nach links dem leichten Anstieg eines Fußwegs in den Wald folgt, erreicht nach einigen Minuten ein schrebergartengroßes, eisenumzäuntes Geviert – einen winzigen Friedhof. Im 19. Jahrhundert als Grabstätte einer Adelsfamilie angelegt und im 20. mit deren Aussterben an das Ende seiner Funktion gelangt, läßt er in einer atmosphärischen Mischung aus Halbdunkel und Totenstille auch für den nüchternen Blick eine Ahnung seiner Wirkung auf spukempfängliche Gemüter zu. Seinen Mittelpunkt bildet ein steinernes Kruzifix. In der linken hinteren Ecke liegen dicht nebeneinander drei Kindergräber.