Rees/Kalkar. Anlässlich des 75. Jahrestages der Zerstörung Emmerichs und des AfD-Parteitages hielt der Reeser SPD-Politiker Bodo Wißen eine kämpferische Rede.

Es waren deutlich weniger Demonstranten als geplant, dennoch hat die Friedensbewegung vor dem Kalkarer Wunderland ordentlich von sich Reden gemacht. Der Reeser SPD-Politiker Bodo Wissen hielt zudem eine bemerkenswerte Ansprache vor dem Hintergrund des 75. Jahrestages der völligen Zerstörung Emmerichs und des AfD-Parteitages in Kalkar.

Bodo Wißen wetterte gegen die Methoden der AfD.
Bodo Wißen wetterte gegen die Methoden der AfD. © NRZ | AG

Wißen, Bürgermeister-Kandidat seiner Partei, betonte, dass es gut und wichtig sei, dass die Parteien und die zivilgesellschaftlichen Organisationen, die diese Demo tragen, gemeinsam für eine demokratische, vielfältige und menschliche Gesellschaft kämpfen. „Leider ist das auch bitter nötig“, so Wißen. Am 7. Oktober 1944 sei Emmerich bombardiert worden. „Wenig später wurde meine Heimatstadt Rees nahezu völlig ausgelöscht. Und so geschah es anderswo - zigtausendfach. Wichtig ist die Reihenfolge: Zuerst waren es deutsche Bomber, die Warschau, Coventry, Rotterdam und so viele andere Städte auf der Welt in Brand setzten. Nun kamen amerikanische und englische Bomber nach Deutschland, ins Land der Verursacher des Zweiten Weltkrieges, um ihre todbringende Fracht abzuladen.“

Gaulands Relativierungen seien ein Hohn und ein Schlag ins Gesicht der Opfer

Mindestens 65 Millionen Menschen seien in diesem sinnlosen Gemetzel gestorben. Darunter Kinder wie Anne Frank, eine von sechs Millionen Juden, die im Rassenwahn ermordet wurden, Frauen, wie Sophie Scholl, die mit Flugblättern Adolf Hitler bekämpfte, Hitlerjungen, die noch in den letzten Kriegstagen an die Front geschickt wurden. „Leben, die nicht mehr gelebt wurden - ausgelöscht für immer. Und wie bewertet der Fraktionsvorsitzende der AfD im Bundestag diese schrecklichste aller Zeiten? Als „Vogelschiss“! Hitler und die Nazis seien nur ein Vogelschiss in tausend Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte. Welch ein Zynismus, welch ein Hohn! Welch ein Schlag ins Gesicht der Opfer und ihrer Hinterbliebenen!“, sagte Wißen.

Karl der Große und Goethe wiegen Adolf Hitler nicht auf

Er fragte: „Was würden die Millionen gefolterten, erschlagenen, vergasten, verbrannten, verhungerten, erschossenen, ertrunkenen, zerfetzten Menschen aus ihren über die ganze Welt verstreuten Gräbern diesem feinen Herrn Gauland wohl entgegen schreien, wenn sie es denn könnten?“ Als Geschichtsstudent habe er mit Jüdinnen und Juden, sozialdemokratische und kommunistische Widerstandskämpfer befragen können. „Das waren intensive Momente, die niemanden kalt ließen. Schon bald wird es keine Zeitzeuginnen und Zeitzeugen mehr geben. Umso wichtiger ist es, dass wir wachsam sind. Dass wir nicht zulassen, dass einer relativiert. Das einer so tut, als sei das, was in der Nazi-Zeit an Verbrechen begangen wurde, so einfach mal eben in den Lauf der Geschichte einzubinden; quasi ein Unfall, ein Versehen. So als könnten Karl der Große und Goethe gegen Adolf Nazi aufgewogen werden. Nur mal das ganz große Rad der Geschichte drehen, dann sieht man den brauen Fleck auf der weißen Weste nicht mehr. Das ist die Strategie.“

„Zusammenstehen gegen die braune Brut, auch wenn sie sich blau anmalt“

Dies sei der Vorgeschmack auf die 180-Grad-Wende, die der thüringische AfD-Spitzenkandidat Björn Höcke fordere. Abschließend sagte Wißen: „Wir müssen zusammenstehen gegen die braune Brut von gestern und von heute, selbst wenn sie sich blau anmalt. Wir sind mehr!“