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Klimaschutz Für Geld und Klima? Letzte Generation bezahlt ihre Aktivisten offenbar für ihren Protest

Aktivisten der Letzten Generation
Aktivisten der Letzten Generation haben sich vor dem deutschen Bundestag positioniert
© Christophe Gateau / DPA
Kann man als Klimaaktivist arbeiten? Die Letzte Generation würde diese Frage wohl mit einem Ja beantworten. Doch das ist nicht das eigentliche Problem der Protestbewegung.

Die Bewegung Letzte Generation macht das Dasein als Klimaaktivist vom Ehrenamt zum Beruf. Das zeigen zumindest Recherchen der Zeitung "Welt". Über Seminare versucht das Bündnis, neue Mitglieder zu rekrutieren – mit lukrativen Angeboten. Wer sich dem Klimaprotest verschreibt, soll damit seinen Lebensunterhalt bestreiten können.

Interessierte lockt die Letzte Generation laut "Welt"-Recherchen mit sozialversicherungspflichtigen Anstellungen in Teil- und Vollzeit oder auch als Minijobber. Das Maximalgehalt liegt demnach bei 1300 Euro pro Monat und richtet sich nach den Bedürfnissen der angestellten Aktivisten. Mehrere Mitglieder sollen hierfür ihre Hauptberufe aufgegeben haben, um sich in der Letzten Generation ganz dem Klimaprotest zu widmen, berichtet die Zeitung.

"Wir haben zum Glück dieses Geld zur Verfügung und können Menschen bezahlen, und wir haben die Möglichkeit, die Menschen auch anzustellen", zitiert "Welt" einen Referenten, der in Online-Seminaren neue Mitglieder rekrutiere. Mehrere dieser Seminare sollen im Dezember stattgefunden haben. Finanziert werde die Bezahlung demnach über Spenden, die vorwiegend aus dem US-amerikanischen Climate Emergency Fund stammen. Die kalifornische Stiftung will nach eigenen Angaben "disruptiven Aktivismus" unterstützen. Wie viel Geld die Bewegung von der Stiftung erhalten hat, lassen die Beteiligten offen.

Die Arbeitsverträge werden dem Bericht zufolge über den im Berliner Tempelhof ansässigen Verein Wandelbühne ausgestellt. "Welt" gegenüber streitet der Verein zwar ab, Geld von der Letzten Generation erhalten zu haben, räumt jedoch ein, "30 bezahlte Kräfte" in der Initiative "Gemeinnützige Bildungsarbeit zur Unterstützung von Letzte Generation" einzusetzen. Dadurch soll der rasante Aufstieg der Bewegung zuletzt erst möglich gemacht worden sein.

Auf stern-Anfrage gab die Letzte Generation bisher keine Stellungnahme heraus.

Die letzte Generation und ihr Hang zum Linksextremismus

Die Recherchen sollen zeigen, wie sich der Klimaprotest zunehmend professionalisiert. Dafür spreche auch, dass die strukturelle Organisation formell festgehalten werde. In Dokumenten, die "Welt" einsehen konnte, ist demnach von einer "funktionalen Hierarchie" die Rede. Eine "kleine Gruppe" verfüge über ein "Entscheidungsmandat". Das interne Organigramm ordne dem Kernteam der Bewegung sechs Aktivisten zu, sieben weitere bildeten die Bindeglieder zu verschiedenen Arbeitsgruppen.

Bisher fiel die Letzte Generation vor allem durch Festklebe-Aktionen auf städtischen Straßen und Autobahnen auf – insbesondere in Berlin. Auch für Lebensmittelschmierereien auf historischen Gemälden ist die Bewegung bekannt. Wie Fridays for Future oder Extinction Rebellion setzt die Klimabewegung nach eigenen Angaben eigentlich auf gewaltfreien zivilen Ungehorsam. Dazu wollen interne Chatnachrichten, die die "Welt" vorliegen haben will, nicht passen. Danach werden auch direkte Angriffe auf Politiker diskutiert. So habe bereits der Vorschlag kursiert, sich an Politikern festzukleben. In anderen Nachrichten seien Politiker mit Terroristen gleichgesetzt worden – "vermeintlich satirisch", wie "Welt" schreibt.

Linksextremistische Tendenzen hält die Bewegung laut "Welt" selbst schriftlich in ihren Protokollen fest. Dort heißt es beispielsweise: "Wir versuchen das Spektrum des Aktivismus zu erweitern! Nicht Linksextrem werden! (also in der Außenwirkung – intern gerne;))."

Aus politischer Sicht hat die Bewegung die Grenzen zum Extremismus noch nicht überschritten. Laut Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) handelt es sich bei den Aktionen der Letzten Generation aber ganz klar um politisch motivierte Straftaten.

Quellen:  "Welt", Climate Emergency Fund, Wandelbündnis, Letzte Generation

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