kai-uwe holze   kunsthistoriker

christoph freimann

christoph freimann

christoph freimann, 1940 in leipzig geboren, studierte an der stuttgarter kunstakademie bis 1968, steht seit 1977 mit freiraumskulpturen in der öffentlichkeit. mit der arbeit "12 Kanten" betrat er unter dem thema "konzept und raum" im sommer 1977 im unteren schlossgarten in stuttgart die szene. 12 winkelstahlkanten in den längen eines 6x2x2 meter großen quaders sind einzeln und in eckverbindungen, wie willkürlich zueinander geordnet, ins gelände gelegt und gestellt (die skulptur befindet sich heute im stadtgarten bei der universität), so dass die teile zwar als eigenständige formgebilde gesehen werden, aber dennoch den betrachter immer von neuem veranlassen, in der vorstellung ihren rückbezug in das quadergerüst vorzunehmen. materielle, massive körperlichkeit wird aufgegeben. die 12 kanten bleiben sein vokabular - bis heute: winkeleisen unterschiedlicher längen und stärken, die, wollte man sie zurückführen, verschieden großen quadergerüsten entstammen, werden verkantet, verschränkt übereinander oder gegeneinander zusammengefügt, ineinander verkeilt, heute verschweißt, erreicht ihr enormes eigengewicht unverrückbare stabilität. erstmals 1978 tritt in einer kleinen atelierarbeit, 1979 in der großen regensburger skulptur farbe hinzu. ihre wahl, ein feuriges signalrot, steigert den expressivwiderspenstigen charakter seiner werke, den ausdruck gespeicherter energie, die wirkung freizügiger ordnung. das material bleibt immer gleich: winkeleisen, heute stahlplatten zu winkelbahnen verschweißt, sandgestrahlt, spritzverzinkt, grundiert, mit roter industriefarbe, ral 3000, lackiert.
freimann gibt seinen skulpturen namen, wie man ein schiff tauft. wie jean-baptiste joly schreibt, sollte man aus dieser betitelung nicht einen wunsch nach abstrahierender repräsentation ablesen, sondern vielmehr "eine rückführung der metapher auf die vokabel " (zitat von heissenbüttel), durch die das werk konkreter kunst - jenseits der geometrischen kategorien seiner konstruktion - eine weitere paradigmatische ebene bietet. seinen arbeiten auf papier liegen die gleichen arbeitsprinzipien zu grunde.

1940                 in leipzig geboren
1962 - 1968      studium an der akademie der bildenden künste,
                         stuttgart
1987 - 1989      gastprofessur an der hochschule für gestaltung
                         offenbach


lebt und arbeitet in stuttgart

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