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Pink-Ribbon-Quilts Ein Quilt-Zyklus von Monika Nählen

Ausstellung bei den Patchworktagen in Meiningen 2022

Anlass

Der Anlass zur Erstellung des Quilt-Zyklus „Pink-Ribbon-Quilts“ war meine Brustkrebserkrankung. Während der Kur schlug mir eine Onkopsychologien vor, meine Ängste und Sorgen aufzuschreiben, um sie auf diese Weise ablegen zu können. Nun liegt mir das Schreiben aber nicht so und ich habe deshalb nach einer alternativen Möglichkeit der Auseinandersetzung mit dem Erlebten gesucht. Da ich mich seit 1997/98 intensiv mit Patchworkarbeiten befasse, war schnell der Entschluß gefaßt, meine Gedanken und Gefühle auf diese Weise zu reflektieren.

Gedanken

Schon während der Kur begann ich an der Umsetzung zu arbeiten. Schnell war mir klar, dass ich die vielfältigen Themen nicht in einem einzigen Quilt darstellen konnte. So überlegte ich mir, jeweils einen Quilt für die wichtigsten Stadien der Erkrankung und Behandlung und den damit verbundenen Aspekten anzufertigen. Ich erstellte erste Skizzen und fragte mich, was die markanten wiederkehrende Begriffe waren, die meine Gedanken bestimmten. Dabei kristallisierten sich die Begriffe „Ausbruch“, „Therapie“, „Psyche“ und „Heilung“ heraus, die ich dann auch als Titel für die einzelnen Quilts wählte. Obwohl die Einzelarbeiten verschiedene Aspekte separat behandeln, wollte ich auch die Zusammengehörigkeit betonen und wählte deshalb ein einheitliches Format für die Quilts.

„Ausbruch“

Im ersten Quilt des Zyklus wollte ich den Ausbruch der Krankheit und die damit verbundenen Gefühle zum Ausdruck bringen. Verletzlichkeit und Schmerz sind hier die dominierenden Themen. Für mich war es eine düstere Zeit, so dass ich hierfür die Farbe grau-schwarz gewählt habe. Der Titel Ausbruch erinnert mich auch an Vulkane, die durch ihre Lava unkontrollierte Zerstörung anrichten. Durch diese und durch die zusätliche Assoziation der roten Farbe mit den Begriffen Verletzung, Blut und Schmerz habe ich den Ausbruch mit Hilfe von roten Stoffen dargestellt.

Ein Ausbruch kommt plötzlich und unerwartet. Man fühlt sich zerrissen und so wurde auch der Stoff aufgerissen und die Unkontrolliertheit, die sich in den roten Streifen schon angekündigt hat, wird sichtbar. Das Thema des Vulkanausbruchs wir in den Quiltlinien aufgegriffen, die an Seismographische Amplituden erinnern und sich zum Ausbruch hin verdichten.

„Therapie“

Was passiert nach der Diagnose. Zunächst wird ein Therapieplan erstellt, der die weiteren Schritte der Behandlung festlegt. Im Mittelpunkt dieses Quilts steht die Aufarbeitung der ersten Therapiephase, die durch die Operation geprägt ist und eher die physischen Auswirkungen betrachtet.

Für die Darstellung habe ich einige meiner persönlichen Auswirkungen dieser Phase in die Gestaltung des Quilts einbezogen. Meinen Befund und den Therapieplan habe ich etwas verfremdet auf Stoff drucken lassen, um ihn so unmittelbar als Rahmen einfliessen zu lassen. Die Bandage, die ich nach der Operation umgebunden hatte, wurde rot gefärbt und als ein Streifen über den Quilt festgenäht. Als Zeichen der Öffnung und Heilung habe ich sie später aufgeschnitten, so dass der Blick auf die darunter dargestellte Operationsnarbe freigegeben wird.

„Psyche“

Im dritten Quilt des Zyklus wollte ich die psychischen Aspekte meiner Krankheit verarbeiten. Nachdem die körperlichen Narben verheilt sind bleiben die psychischen Auswirkungen sowohl der Krankheit als auch die der Therapie weiterhin präsent. Zunächst plagten mich weiterhin dunkle Momente. So hatte ich auch diesen Quilt zunächst ohne zusätzliche Farben geplant. Diese kamen erst später hinzu, als die Häufigkeit der Panikattacken mit zunehmendem Abstand von der ursprünglichen Diagnose langsam abnahmen.

Dargestellt ist mein Gesicht als Schattenriss während der Chemo-Therapie. In den hellen Bereichen ist ein Stimmungswechsel als Verlauf von oben nach unten zu sehen. Im oberen Teil dominiert noch die Therapie mit wenig Farbe. Je weiter die Chemo entfernt war, desto bunter wurde die Welt.

„Heilung“

Mein abschließender Zyklus-Quilt betrachtet die Aspekte der Heilung. Was sich schon im Quilt „Psyche“ angedeutet hat, wird hier besonders augenfällig. Ursprünglich sahen meine Entwürfe auch hierfür gedecktere Farben vor. Der Wandel meiner Sichtweise im Laufe der Zeit wird durch die im Gegensatz zu den anderen Quilts wesentlich farbigere Darstellung unterstrichen.

Der Quilt ist von einem Geflecht aus Organzastoff überzogen, auf dem sich Wörter in Form eines Kreuzworträtsels befinden. Die Wörter beschreiben Begriffe, die für mich eine wichtige Bedeutung im Heilungsprozess hatten. Deshalb ergeben alle Aspekte zusammen das in roten Buchstaben hervorgehobene Wort „Heilung“.

Detailbilder