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Meinung DFB-Spieler

Gündogans Distanzierung entpuppt sich als sportlicher Opportunismus

Uefa ermittelt gegen türkische Spieler

Im Spiel gegen Albanien haben einige türkische Nationalspieler ihre Sympathie für die Armeeoffensive der Türkei in Nordsyrien geäußert. Nun ermittelt die Uefa, denn politische Äußerungen sind laut Regularien verboten.

Quelle: WELT/Nicole Fuchs-Wiecha

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Nachdem er 2018 mit Erdogan posiert hatte, gab sich Ilkay Gündogan geläutert. Mit seiner Reaktion auf den türkischen Militäreinsatz in Syrien entlarvt sich der Nationalspieler nun selbst. Als Opportunist.

Eine Fußballmannschaft salutiert für Volk und Vaterland. Die offen zur Schau gestellten Sympathiebekundungen der türkischen Nationalspieler um Cenk Tosun nach dem Spiel gegen Albanien sind vor allem zweierlei: geschmacklos und überflüssig.

Geschmacklos, weil sie einem Militäreinsatz huldigen, der hunderttausende Menschen mit Tod und Vertreibung bedroht. Überflüssig, weil solche Zeichen des militanten Nationalismus in einem Fußballstadion nichts zu suchen haben.

Sport ist keine Bühne für chauvinistische Solidaritätsgesten; erst recht nicht, wenn sie Erdogans zynischen Plan stützen, durch eine auf Eskalation setzende Außenpolitik von innenpolitischen Problemen abzulenken und seine Macht im Land zu konsolidieren.

Erdogans Bodentruppen haben die Grenze nach Nordsyrien überquert

Der türkische Präsident Erdogan hat den Beginn eines neuen Militäreinsatzes gegen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten verkündet. Seine Bodentruppen haben die Grenze nach Nordsyrien bereits überquert.

Quelle: WELT / Nicole Fuchs-Wiecha

Nun ist es zwar schön, wenn Fußballer sich ab und an als aufgeklärte Bürger outen, wenn sie sich mit gewissen gesellschaftspolitischen Entwicklungen kritisch auseinandersetzen. Tun sie es aber nicht, ist auch niemand überrascht. Wie jeder andere Bürger haben auch Fußballer das Recht auf freie Meinungsäußerung, sie sollten sich angesichts der Konsequenzen – immerhin repräsentieren sie ihr Land und dessen Werte – bewusst sein.

Gündogan und Özil bei Erdogan

Ob der deutsche Nationalspieler Ilkay Gündogan sich dessen bewusst ist, darf bezweifelt werden. Er hat ebenso wie Emre Can eines der Bilder geliked, das türkische Nationalspieler am Samstagabend über die sozialen Netzwerke verbreiteten.

Das überrascht umso mehr, als Gündogan bereits einmal mit einer Sympathiebekundung für einen Eklat sorgte. Er war es, der im vergangenen Mai eine Einladung zum PR-Termin mit dem türkischen Präsidenten Erdogan annahm – just als dieser vor einer wichtigen Wahl stand und jegliche Unterstützung brauchte. Eine Einladung, die Can seinerzeit übrigens ausschlug.

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Gündogan gab sich nach wochenlangem Schweigen kleinlaut, zeigte sich gegenüber der DFB-Spitze im Gegensatz zu Mesut Özil schließlich geläutert. Seine halbherzige Distanzierung geschah wohl aus Opportunismus. Nun zeigt er mit seinem Like, wo er wirklich steht. Er ist ein Überzeugungstäter.

Ilkay Gündogan sagt, er habe mit seinem Like kein politisches Statement abgeben wollen
Ilkay Gündogan sagt, er habe mit seinem Like kein politisches Statement abgeben wollen
Quelle: AFP/RAUL MEE

Vielleicht sollte der DFB überlegen, ob er einen Spieler in seinen Reihen haben möchte, der mit demokratischen Werten nicht viel anfangen kann. Gündogan und Can haben das umstrittene Bild unterdessen entliked.

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