Zum Inhalt springen

"Orange Skull" Graphic-Novel-Legende vergleicht Trump mit Marvel-Bösewicht

Im Vorwort zu einer Marvel-Jubiläumsausgabe verglich Art Spiegelman den US-Präsidenten mit Captain Americas Erzfeind Red Skull. Dem Verlag ging das zu weit. Nun hat der "Maus"-Autor seinen Text zurückgezogen.
Red Skull: Der Marvel-Bösewicht ist eindeutig als Nazi zu identifizieren

Red Skull: Der Marvel-Bösewicht ist eindeutig als Nazi zu identifizieren

Foto: ddp images/ Planet Photos

Für seinen Comic "Maus. Die Geschichte eines Überlebenden" erhielt Art Spiegelman 1992 als erster Cartoonist einen Pulitzer-Preis. Er erzählt die Geschichte seines Vaters, einem Holocaust-Überlebenden. Darin zieht er auch Verbindungen zu der heutigen Zeit.

Nun bat Marvel den Pionier der Graphic Novel, für einen Sammelband eine Einleitung zu schreiben. In Anspielung auf Captain Americas Widersacher, dem als Nazi dargestellten Red Skull, bezeichnet Art Spiegelman darin Donald Trump als "Orange Skull". Der Verlag bat ihn, die Stelle zu streichen - woraufhin Spiegelman seinen Text zurückgezogen hat; er ist nun stattdessen im "Guardian"  erschienen.

In der ursprünglich von der Folio Society in Auftrag gegebenen Einführung für den Sammelband, "Marvel: The Golden Age 1939-1949", beschreibt Spiegelman, wie die Weltwirtschaftskrise und der Aufstieg des Nationalsozialismus jüdische Künstler und Schriftsteller dazu anregte, die ersten Superhelden zu erschaffen - auch Captain America, der gegen die Nazis kämpft. Er beendet seinen Essay, in dem er Parallelen zu dem aktuellen Erstarken rechter Politik zieht: "In der allzu realen Welt von heute lebt Captain Americas schändlichster Bösewicht, Red Skull, auf der Leinwand, und ein orangefarbener Schädel (Orange Skull) verfolgt Amerika."

Bereits Ende Juni habe er den Text bei dem Verlag eingereicht, schreibt Spiegelman. Daraufhin habe ihm ein zerknirschter Lektor mitgeteilt, dass Marvel Comics sich stets bemühe, "unpolitisch" zu sein und daher keine politischen Statements in seinen Veröffentlichungen akzeptiere. Deswegen solle er die Passage streichen oder umschreiben. "Ich selbst sehe mich gar nicht als besonders politischer Mensch im Vergleich zu anderen", schreibt Spiegelman weiter. Aber als er bemerkt habe, dass er die aktuelle Bedrohung nicht in Verbindung zu seinem Werk und zu den Superhelden stellen dürfe, habe er seinen Beitrag zurückgezogen.

Erst in dieser Woche habe er erfahren, dass der Vorsitzende und ehemalige Geschäftsführer von Marvel Entertainment, Isaac Perlmutter, ein enger Freund und Berater von Donald Trump sei. "Perlmutter und seine Frau haben kürzlich je 360.000 Dollar (die höchste erlaubte Summe) für Trumps bevorstehende Wahlkampfkampagne gespendet. "So habe ich erneut gelernt, dass alles politisch ist, so wie schon Captain America, der Hitler einen Kinnhaken versetzt."

brs