Der Griff nach den Sternen
Internationales Symposium
in Halle (Saale) 16.–21. Februar 2oo5
Herausgeber Harald Meller und François Bertemes
5/I
2010
TAGUNGEN DES L ANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet
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isbn
issn
978-3-939414-28-5
1867-44o2
Markus C. Blaich • Hannover; Carola Metzner-Nebelsick • München;
Heiner Schwarzberg • München; Kathrin Wibbe
Englische Übersetzungen bzw. Lektorat Marion und Robin Page • Cirencester; David Tucker • Halle (Saale)
Endredaktion Kathrin Wibbe
Technische Bearbeitung Designbüro media partis • Biederitz; numadesign • Magdeburg; Nora Seeländer
Wissenschaftliche Redaktion
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FF Celeste, News Gothic
Carolyn Steinbeck • Berlin
Klaus Pockrandt • Halle (Saale)
Himmelsscheibe von Nebra; Foto: Juraj Lipták • Köln
Passage-Verlag • Leipzig; Nora Seeländer
Graisches Centrum Cuno GmbH & Co. KG • Calbe
Inhalt
Band I
13 Joachim Reichstein
Nachruf auf Konrad Spindler
15 Winfried Grecksch
Grußwort
17 Harald Meller
Grußwort
19 François Bertemes
Vorwort
23 Harald Meller
Nebra: Vom Logos zum Mythos – Biographie eines Himmelsbildes
Kulturgeschichte
77 Svend Hansen
Der Hort von Nebra: seine Ausstattung
91 Heiko Breuer
Untersuchung der Maßverhältnisse der Himmelsscheibe von Nebra
97 Bernd Zich
Die frühbronzezeitliche Umgebung des Fundes mit der Himmelsscheibe von Nebra
119 Florian Innerhofer
Zwischen Frühbronzezeit und Hügelgräberkultur – Zum zeitlichen Umfeld
der Himmelsscheibe von Nebra in Mitteldeutschland
131 François Bertemes
Die Metallurgengräber der zweiten Hälfte des 3. und der ersten Hälfte des 2. Jt. v. Chr.
im Kontext der spätkupferzeitlichen und frühbronzezeitlichen Zivilisationen Mitteleuropas
163 Christian Strahm
Die ökonomischen und ideellen Bedingungen der Formation frühbronzezeitlicher Eliten
177 Carola Metzner-Nebelsick
Die Ringe der Macht – Überlegungen zur Kontinuität frühbronzezeitlicher Herrschaftssymbole
in Europa
199 Patrice Brun, Laurent Aubry, Cyrille Galinand, Françoise Pennors and Pascal Ruby
Elite and prestige goods during the Early and Middle Bronze Age in France
207 Maréva Gabillot
Neue Forschungen zu den frühbronzezeitlichen »armorikanischen Tumuli«
217 Mireille David-Elbiali und Albert Hafner
Gräber, Horte und Pfahlbauten zwischen Jura und Alpen –
Die Entwicklung elitärer sozialer Strukturen in der frühen Bronzezeit der Westschweiz
239 Alessandro Vanzetti
Social structure and power across the Alps in the Early and the Middle Bronze Age
253 Franco Nicolis
The role of the central-eastern Alps in connecting Mediterranean and central European elites
during the Bronze Age
261 Konrad Spindler †
Wanderweidewirtschaft
269 Susanne Weinberger
Bemerkungen zum Kriegswesen im österreichischen Weinviertel in der Frühbronzezeit
281 Alexandra Krenn-Leeb
Ressource versus Ritual – Deponierungsstrategien der Frühbronzezeit in Österreich
317 Gerhard Trnka
Zur Problematik frühbronzezeitlicher Kreisgrabenanlagen im Mitteldonauraum
333 Michael Schefzik
Siedlungen der Frühbronzezeit in Mitteleuropa – Eine Gegenüberstellung der Hausformen
Süddeutschlands und des Aunjetitzer Bereiches
351 Peter Ettel
Die frühbronzezeitlichen Höhensiedlungen in Mitteldeutschland und Mitteleuropa –
Stand der Forschung
381 Johannes Müller und Janusz Czebreszuk
Bruszczewo und Łęki Małe – Ein frühbronzezeitliches Machtzentrum in Großpolen
397 Mike Parker Pearson, Josh Pollard, Colin Richards, Julian Thomas, Chris Tilley
and Kate Welham
Stonehenge and Early Bronze Age cosmology
417 Richard J. Harrison
Stonehenge in the Early Bronze Age
Ikonographie und Religion
431 Kristian Kristiansen
The Nebra find and early Indo-European religion
439 Wolfgang David
Die Zeichen auf der Scheibe von Nebra und das altbronzezeitliche Symbolgut des MitteldonauKarpatenraumes
487 Regine Maraszek
Ein Schiff auf dem Himmelsozean – Zur Deutung des geiederten Goldbogens auf
der Himmelsscheibe von Nebra
501 Stefan Wirth
Sonnenbarke und zyklisches Weltbild – Überlegungen zum Verständnis der spätbronzezeitlichen Ikonographie in Mitteleuropa
517 Margarita Primas
Himmelskörper im Bild – Nebra und Sion
521 Flemming Kaul
The sun image from Trundholm (»The Chariot of the Sun«) – a commented history of research
537 Christoph Sommerfeld
Die Kehrseite – Anmerkungen zur Rolle des Mondes in der Ikonographie der Bronzezeit
553 Marion Uckelmann
Zur Ornamentik jungbronzezeitlicher Schilde
563 Eugène Warmenbol
Drowning by numbers – nine lives, twelve deaths in the Bronze Age
Band II
Fernbeziehungen
579 Henrik Thrane
Contacts between Central and northern Europe
591 Brendan O’Connor
From Dorchester to Dieskau – some aspects of relations between Britain and Central Europe
during the Early Bronze Age
603 Sabine Gerloff
Von Troja an die Saale, von Wessex nach Mykene – Chronologie, Fernverbindungen und
Zinnrouten der Frühbronzezeit Mittel- und Westeuropas
641 Florian Ruppenstein
Einfache Radnadeln als Indikatoren europaweiter Fernbeziehungen zur Zeit der Deponierung
der Himmelsscheibe von Nebra
657 Reinhard Jung
Der Charakter der Nordkontakte der minoischen und mykenischen Zivilisation um 16oo v. u. Z.
675 Lorenz Rahmstorf
Die Nutzung von Booten und Schiffen in der bronzezeitlichen Ägäis und die Fernkontakte
der Frühbronzezeit
699 Hermann Parzinger
Mitteleuropa und der eurasische Steppenraum während der Frühbronzezeit
711 Anthony Harding
Discussant’s commentary long-distance contacts
Archäometallurgie
719 Ernst Pernicka
Archäometallurgische Untersuchungen am und zum Hortfund von Nebra
735 Gregor Borg
Warum in die Ferne schweifen? Geochemische Fakten und geologische Forschungsansätze zu
Europas Goldvorkommen und zur Herkunft des Nebra-Goldes
751 Daniel Berger, Roland Schwab und Christian-Heinrich Wunderlich
Technologische Untersuchungen zu bronzezeitlichen Metallziertechniken nördlich der Alpen
vor dem Hintergrund des Hortfundes von Nebra
779 Barbara Regine Armbruster
Tauschiertechnik im bronzezeitlichen Nord- und Mitteleuropa
791 Claus-Stephan Holdermann und Frank Trommer
Verfahrenstechniken und Arbeitsaufwand im frühbronzezeitlichen Metallhandwerk –
Technologische Aspekte der Himmelsscheibe von Nebra –
Ein Erfahrungsbericht
807 Knut Rassmann
Die frühbronzezeitlichen Stabdolche Ostmitteleuropas –
Anmerkungen zu Chronologie, Typologie, Technik und Archäometallurgie
823 Tobias L. Kienlin
Zu Herstellung, Eigenschaften und chronologischer Stellung der frühbronzezeitlichen
Randleistenbeile des Sächsischen Typs
845 Rüdiger Krause
Bronzezeitliche Kupfergewinnung in den Alpen –
Überlegungen zur Organisation des Metallkreislaufs
865 Martin Bartelheim
Schmiedefürsten oder Großbauern? Elite und Metalle in der Frühbronzezeit Mitteleuropas
881 Vicente Lull, Rafael Micó, Cristina Rihuete Herrada und Roberto Risch
Macht und Metall im 3. und 2. Jt. v. u. Z. im Südosten der Iberischen Halbinsel
903 Helle Vandkilde
Metallurgy, inequality and globalization in the Bronze Age –
discussant’s commentary on the papers in the metallurgy session
Astronomie
913 Wolfhard Schlosser
Die Himmelsscheibe von Nebra – Astronomische Untersuchungen
935 Burkard Steinrücken
Die Dynamische Interpretation der Himmelsscheibe von Nebra
947 Armin Wirsching
Das Himmelsgewölbe auf der Himmelsscheibe von Nebra
953 Rahlf Hansen
Sonne oder Mond? Verewigtes Wissen aus der Ferne
963 Felix Schmeidler †
Archäologie und Astronomie in den frühen Hochkulturen und die Himmelsscheibe von Nebra
969 Hermann Hunger
Möglichkeiten und Grenzen früher Astronomie in Mesopotamien
973 Felix Blocher
Gestirns- und Himmelsdarstellungen im alten Vorderasien von den Anfängen
bis zur Mitte des 2. Jt. v. Chr.
989 Joachim Friedrich Quack
Altägyptische Himmelsdarstellungen
1003 Alexandra von Lieven
»Er kennt die Geburt des Re und seine Verwandlung in der Flut …« –
Altägyptische Vorstellungen über den Sonnenlauf
1011 Andreas Hänel
Waren europäische Megalithgräber frühe Sternwarten?
1021 Wolfhard Schlosser
Diskutantenbericht Astronomie
Anhang
1029 Die Himmelsscheibe von Nebra – Koordinatennetz und Sternnummerierungen
Nebra: Vom Logos zum Mythos –
Biographie eines Himmelsbildes
Harald Meller
Abstract
Nebra: from logos to mythos –
biography of a representation of the sky
The Nebra Sky Disc, one of the most important archaeological finds of Central Europe, has been found by metal detectorists and circulated illegally at first. The find was finally
secured in a police operation. Subsequent criminal investigations and extensive court cases ascertained the exact find
spot of the Sky Disc, the circumstances of the discovery, and
the history of its initial circulation without doubt. The results
were confirmed in detail by a number of scientific analyses,
proving also the authenticity of the disc and the integrity of
the complete hoard unequivocally.
The deposition of the hoard dates to around 16oo BC. The
composition of the hoard with swords, adzes, and spiral armbands is characteristic for the Early Bronze Age in central
eastern Germany. The high quality swords are imitations of
so-called Apa swords, transmitted in this case via Denmark
and the Sögel blade horizon.
The disc has been altered at least four times during its
time of utilization, changing its visual content. These alterations are probably linked with changing ownership of the
disc. All holders presumably belonged to the leading classes
of their societies. The Sky Disc in its first phase illustrates the
leap rule to synchronize the lunar and solar calenders, with
the knowledge encoded several times. This knowledge was
lost in phase 2 when the horizon arcs were added. These
represent the old Neolithic lore of the course of the sun between winter and summer solstice and indicate a vision of
the world in the shape of a dome. In the third phase, the disc
image was altered mythologically by the addition of a golden
ship crossing the southern sky. This image too was destroyed
by the perforation of the edge in the fourth phase. The perforated disc was presumably attached to a standard, simply
representing the sky or the sun. In phase five, after one horizon arc had been torn off, the disc was sacrificed to the gods
on the Mittelberg and thereby removed out of sight of mankind for 36oo years.
Keywords: find history, »acquisition«, court case, Mittelberg
excavations, Nebra swords, Sky Disc phases
Einleitung
Die Himmelsscheibe von Nebra ist zweifellos einer der wichtigsten archäologischen Funde des letzten Jahrhunderts.
Ihre illegale Auffindung und die Sicherstellung in einer AufTA G U N G E N D E S L A N D E S M U S E U M S F Ü R V O R G E S C H I C H T E H A L L E • B A N D 0 5 • 2 0 1 0
Zusammenfassung
Die Himmelsscheibe von Nebra, einer der wichtigsten archäologischen Funde Mitteleuropas, wurde von Raubgräbern entdeckt und über Hehler in Umlauf gebracht. Schließlich gelang
die Sicherstellung des Fundes im Zuge einer Polizeiaktion.
Durch die anschließenden polizeilichen Ermittlungen und z. T.
langwierigen Gerichtsprozesse wurden Fundumstände, Fundgeschichte und ursprünglicher Fundort zweifelsfrei aufgeklärt. Diese Ermittlungsergebnisse wurden durch verschiedene naturwissenschaftliche Verfahren im Detail bestätigt, so
dass heute die Echtheit und die Zusammengehörigkeit des
Fundes unbestritten sind.
Die Niederlegung des Hortfundes datiert in die Zeit um
16oo v. Chr. Das Hortfundmuster aus Schwertern oder Dolchen, Beilen und Armspiralen ist charakteristisch für frühbronzezeitliche Deponierungen im mitteldeutschen Raum. Die
hochwertigen Schwerter sind als Imitationen sogenannter
Apa-Schwerter – allerdings über Dänemark und den SögelKlingen-Horizont vermittelt – zu sehen.
Die Himmelsscheibe selbst wurde während ihres Nutzungszeitraumes mindestens vier Mal in Bezug auf den Bildinhalt verändert. Diese Änderungen sind vermutlich jeweils
mit einem Besitzerwechsel in Verbindung zu bringen, wobei
die Besitzer der jeweiligen Führungsschicht angehört haben
dürften. Phase 1 zeigt mehrfach codiert die Schaltregeln zur
Herstellung eines Lunisolarkalenders. Dieses Wissen geht in
Phase 2 verloren. Hier werden Horizontbögen aufgebracht,
die das alte neolithische Wissen des Sonnenlaufes zwischen
Winter- und Sommersonnenwende wiedergeben und darüber
hinaus einen Hinweis auf die Kenntnis eines Kuppelweltbildes
liefern. In Phase 3 erfährt das Bild durch die Anbringung
eines goldenen Schiffes, das über den südlichen Himmel
fährt, eine mythologische Umdeutung. Auch dieses Bild wird
durch die randliche Durchlochung in Phase 4 zerstört. Die
durchlochte Scheibe dürfte – nun an einer Standarte befestigt – auf das bloße Himmelsbild oder die Sonne verweisen.
In Phase 5 wird, nachdem ein Horizontbogen abgerissen worden ist, die Scheibe den Göttern auf dem Mittelberg bei
Nebra geopfert und so für 36oo Jahre dem Anblick der Menschen entzogen.
Schlüsselbegriffe: Fundgeschichte, »Erwerb«, Prozesse, Grabungen auf dem Mittelberg, Schwerter von Nebra, Phasen der
Himmelsscheibe
sehen erregenden Polizeiaktion sowie der Schatzcharakter
und das goldene, einprägsame, aber doch rätselhafte Bildnis der Scheibe selbst machten sie in Kürze zu einem der
bekanntesten archäologischen Funde Deutschlands1.
24
HARALD MELLER
Mit allen Attributen ausgestattet, die einen Sensationsfund ausmachen, bewegen der Fund, die Entdeckungsgeschichte, aber auch der Fortgang der wissenschaftlichen
Analysen und Ergebnisse die Menschen weit über Deutschland hinaus2.
Aufgrund der Herkunft der Himmelsscheibe aus einer
Raubgrabung waren den beteiligten Archäologen anfangs
weder der jeweilige Besitzer noch der Verwahrungsort der
Himmelsscheibe bekannt. Erst mit der Festnahme der letzten Besitzer und Hehler wurden die Himmelsscheibe und
ihre Beifunde sichergestellt. Weiterhin ungeklärt blieb
zunächst die Frage nach dem Fundort, der genauen Auffindungs- und Befundsituation sowie der Zusammengehörigkeit des Fundensembles.
Bei der Entscheidung, die Himmelsscheibe nicht über
Umwege anzukaufen, sondern in einer polizeilichen Ermittlungsaktion sicherstellen zu lassen, musste ein zweifaches
Risiko in Kauf genommen werden: zum einen den Fund
durch vorzeitige Aufdeckung des Polizeieinsatzes für immer
zu verlieren; zum anderen wäre bei einem ersatzweise vermittelten Erwerb, wie im Falle des bekannten Berliner Goldhutes3, davon auszugehen gewesen, weder Fundort noch
Finder oder gar die Fundgeschichte aufklären zu können.
Dass all diese zentralen Fragen heute als von polizeilicher
und gerichtlicher, aber auch naturwissenschaftlicher und
archäologischer Seite als eindeutig geklärt gelten können,
zeigt nachträglich die Richtigkeit der damaligen Entscheidung, die Himmelsscheibe nicht mit einer »Legende« aus
Hehlerhand zu erwerben, sondern den Weg der polizeilichen Ermittlungen zu beschreiten.
Der »Erwerb«
Die z. T. abenteuerliche Sicherstellung der Himmelsscheibe
von Nebra durch die Ermittlungsarbeit von Staatsanwaltschaft und Polizei ist ebenso wie die daran anschließenden
Prozesse, Gutachten sowie die verschiedenen Aussagen der
Beteiligten für die zentralen wissenschaftlichen Fragen
nach Herkunft und Zusammengehörigkeit des Fundes von
entscheidender Bedeutung. Aufgrund der äußerst umfangreichen und unübersichtlichen, ja z. T. verworrenen Aktenund Berichtslage folgt an dieser Stelle ein notwendigerweise umfangreicher chronologischer Überblick zu den
wichtigsten Ereignissen und Erkenntnissen vom ersten
Bekanntwerden des Fundes über dessen Erwerb bis hin zur
Lokalisierung des Fundortes unter Berücksichtigung der
gesamten Fundgeschichte.
1 Bei dem vorliegenden Artikel handelt es sich
um eine erweiterte und veränderte Version
des Einführungsvortrages, in der versucht
wird, den Wissensstand zur Himmelsscheibe
von Nebra bis 2o1o (soweit publiziert) in den
wesentlichen Grundzügen zu berücksichtigen. Der Artikel stellt somit in gewisser
Weise eine Synthese der Arbeiten der DFGForschergruppe 55o während der letzten
Jahre dar. Seit Februar 2oo5 hat die Forscher-
Die Fundgeschichte
Datum:
1o.o5.2oo1
Ort:
Berlin, Museum für Vor- und Frühgeschichte
(Schloss Charlottenburg)
Teilnehmer: Prof. Dr. W. Menghin (Landesarchäologe von
Berlin und Direktor des Museums für Vorund Frühgeschichte Berlin), Dr. H. Meller
(Landesarchäologe von Sachsen-Anhalt und
Direktor des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle), Dr. A. Muhl (Kurator im
Landesmuseum für Vorgeschichte Halle)
Inhalt:
Menghin zeigt den beiden Kollegen aus Halle 25 farbige
Amateuraufnahmen mäßiger Qualität, auf denen vorgeschichtliche Gegenstände eines angeblich zusammengehörigen Fundes zu sehen sind. Es handelt sich dabei um zwei
Schwerter, zwei Beile, einen Meißel, einen Spiralarmring
sowie weitere Armringbruchstücke; hinzu kommen diverse
Kleinstfunde in einem Plastikschächtelchen. Die Objekte liegen auf mehreren verschiedenfarbigen Stoffen, darunter
Frotteehandtücher. Etliche der Motive wiederholen sich. Im
Wesentlichen sind die mehrteiligen Schwertgriffe mit Goldverzierung, eine Übersichtsaufnahme der beiden Schwerter,
der Beile mit Meißel sowie eine Übersichtsaufnahme der
Himmelsscheibe mit Beilen, Meißel und Armringen zu
sehen. Die Scheibe selbst erscheint noch weitgehend ungereinigt. Ein letztes Foto auf dunklem Stoff mit Maßstab zeigt
die Himmelsscheibe gereinigt. Die Beifunde machen ebenfalls einen nahezu völlig ungereinigten Eindruck.
Dieser Fund, so führt Menghin aus, sei ihm vor zwei Jahren bei einem konspirativen Treffen in einer Gaststätte von
zwei Männern zum Kauf angeboten worden. Der Fund
stamme aus Sachsen-Anhalt. Er sei bei Sangerhausen im
Bereich des Abschnittswalles einer bronzezeitlichen
Höhenburg ausgegraben worden. Nach der Auffindung sei
der Fund für 15 ooo DM verkauft und anschließend für
8o ooo DM an die beiden Herren weiterverkauft worden.
Diese verlangten nun für den Fund 1 Mio. DM. Menghin
betonte damals, dass er den Fund wegen des Fundortes in
Sachsen-Anhalt (dort gültiges Schatzregal) nicht aufkaufen
dürfe. Er informierte den seinerzeit zuständigen Landesarchäologen, der daraufhin auch mit den Findern telefoniert
habe. Nun, so teilt Menghin mit, sei der Fund, nachdem er
verschwunden war, wieder auf dem grauen Markt aufgetaucht, wie ihn ein bekannter Kunsthändler habe wissen
lassen.
Im anschließenden Telefonat zwischen Meller und dem
Kunsthändler W. stellt sich heraus, dass der Fund noch
nicht geteilt und angeblich von den momentanen Besitzern
für 3oo ooo DM erworben worden ist. Meller erwähnt die
gruppe besonders im Hinblick auf die astronomische Interpretation der ersten Phase der
Himmelsscheibe, die Beurteilung der Höhensiedlungen sowie die Herkunft der Metalle,
vor allem des Zinns und des Goldes, herausragende neue Ergebnisse erzielen können. An
dieser Stelle sei allen Mitgliedern der Forschergruppe und allen beteiligten Kollegen
für ihre Anregungen und Ergebnisse, aber
auch für ihre Kritik gedankt.
2 Zu Sensationsfunden in der Archäologie in
Bezug auf öffentliche und wissenschaftliche
Wahrnehmung am Beispiel der Himmelsscheibe von Nebra siehe Meller 2oo8. – Zur
Himmelsscheibe und der medialen Wirkung
siehe auch Reichenberger 2oo4, 23 f.
3 Zur Erwerbsgeschichte des Goldhutes siehe
Menghin 2ooo.
TA G U N G E N D E S L A N D E S M U S E U M S F Ü R V O R G E S C H I C H T E H A L L E • B A N D 0 5 • 2 0 1 0
NEBRA – BIOGRAPHIE EINES HIMMELSBILDES
Rechtslage, die Bedeutung des Fundes sowie den Willen,
diesen für das Land Sachsen-Anhalt sicherzustellen. Der
Händler versichert seinen Vermittlungswillen. In Bezug auf
die außergewöhnliche Bedeutung des Fundes stimmt Meller
mit Menghin überein. In einer Erstdiagnose äußert Meller,
dass der Fund zusammengehörig sein könnte und aus typologischer Sicht in das 17.–16. Jh. v. Chr. datiere. Weiter sei
die Fundzusammensetzung für Mitteldeutschland denkbar,
die Scheibe selbst jedoch völlig exzeptionell. Die Doppelung
von Beil und Schwert entspräche dem Inventar des Fürstengrabes von Leubingen. Zudem betont Meller die Notwendigkeit einer Prüfung auf Echtheit.
Datum:
Ort:
Teilnehmer:
1o.o5.2oo1
Berlin
Dr. C. Metzner-Nebelsick (Assistentin am
Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichte an der
Freien Universität Berlin), Dr. L. Nebelsick
(Referent des Landesamtes für Archäologie
Sachsen), Dr. H. Meller
Goldeinlagen). Der Fund solle von einem Abschnittswall bei
Sangerhausen stammen und 1 Mio. DM kosten, sei aber als
»heiße Ware« für ca. die Hälfte zu haben. Die Verkäufer
wollten wissen, ob das Museum in Halle interessiert sei.
Andernfalls würde der Fund unter der Hand verkauft. Bei
einem Einsatz der Polizei wäre der Fund verschwunden.
Menghin bitte darum, diese Informationen an den Landesarchäologen weiterzugeben, sowie um sofortigen Rückruf.
Datum:
Ort:
Teilnehmer:
Inhalt:
22.o5.2oo1
Kempten, Tagung der Landesarchäologen
Prof. Dr. W. Menghin, Dr. H. Meller
Menghin teilt Meller mit, er habe den Fund selbst nie im Original, sondern nur auf Fotografien gesehen. Offensichtlich
sei neben den beiden Männern eine dritte Person beteiligt.
Er selbst halte Sachsen-Anhalt als Fundort für wahrscheinlich, da diese Angabe für die potenziellen Verkäufer von
Nachteil sei. Um den Fund seien Steine gesetzt gewesen.
Inhalt:
Meller macht die beiden Berliner Kollegen, ausgewiesene
Bronzezeitspezialisten, mit den Fotos und Informationen
bekannt, die ihm von Menghin überlassen worden sind.
Diese teilen dessen Einschätzung in Bezug auf die Bedeutung des Fundes und bekräftigen die chronologische und
kulturelle Einordnung.
Datum:
Ort:
Teilnehmer:
11.o5.2oo1
Dresden
Dr. R. Maraszek (Referentin des Landesamtes
für Archäologie Sachsen), Dr. F. Innerhofer
(Referent des Landesamtes für Archäologie
Sachsen), Dr. H. Meller
Inhalt:
Die Dresdner Bronzezeitspezialisten bestätigen ebenfalls die
im Falle der Authentizität des Fundes außergewöhnliche
Bedeutung für die gesamteuropäische Vorgeschichte. Innerhofer weist zudem darauf hin, dass es sich aus seiner Sicht
bei dem größeren randlich anliegenden Goldbogen um
einen Horizontbogen handeln könne, der Sonnenauf- oder
untergang markiert. Auf der Gegenseite könne ein entsprechender Bogen angebracht gewesen sein.
Datum:
Ort:
Inhalt:
17.o5.2oo1
Halle, Archiv Landesamt für Archäologie
Im Archiv des Landesamtes findet sich als einziges Zeugnis
des von Menghin erwähnten Telefonates mit dem ehemaligen Landesarchäologen sowie der daraufhin erfolgten Kontaktaufnahme mit den mutmaßlichen Hehlern eine Aktennotiz vom o6.12.1999, erstellt durch Muhl. Demnach setzt
Menghin Muhl am o4.12.1999 fernmündlich davon in
Kenntnis, dass dem Museum für Vor- und Frühgeschichte
Berlin ein bronzezeitlicher Depotfund zum Kauf angeboten
worden sei (zwei Schwerter mit Goldeinlagen, zwei Beile,
ein Reif, Ringe und eine ca. 3o cm große Bronzeplatte mit
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Datum:
Ort:
Teilnehmer:
28.o5.2oo1
Halle, Landesamt für Archäologie
Gutachten von Dr. Ch.-H. Wunderlich (Leiter
der Restaurierungswerkstatt des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle)
Inhalt:
Im Rahmen eines internen Gutachtens analysiert der Leiter
der Restaurierungswerkstatt, Wunderlich, den Fund auf
Grundlage vorliegender Fotos. Er setzt diese in SchwarzWeiß-Abbildungen um und ermittelt anhand eines Zollstockes, der sich auf einem der Bilder befindet, die ungefähren Größenverhältnisse der Fundgegenstände. Für das
verwendete Material der Scheibe nimmt er eine Zinnbronze mit einem Zinngehalt von ca. 5 % oder weniger an.
Als Technik der Goldanbringung hält er eine Tauschierung
für wahrscheinlich. Zudem bespricht er die verschiedenen
Reinigungszustände. Abschließend verweist Wunderlich
auf die Notwendigkeit metallurgischer Prüfungen etc., um
die Authentizität des Fundes zu belegen.
Datum:
Teilnehmer:
Inhalt:
29.o5.2oo1
Telefonat Kunsthändler W. und Dr. H. Meller
Der Kunsthändler W. teilt mit, er habe den Fund im Original gesehen und inzwischen mit einem Anwalt telefoniert,
der den momentanen Besitzer kenne. Der Fund sei vorher
den Museen in Berlin und München zum Kauf angeboten
worden, die beide ablehnten. Es habe die Gefahr gedroht,
dass die leichter verkäuflichen Schwerter von der Scheibe getrennt würden. Mehrere Personen hätten daraufhin den Fund
für 3oo ooo DM gekauft. Er selbst habe den Fund vor zwei
Jahren im Original unrestauriert und erdfrisch, allerdings
seiner Ansicht nach bereits einmal gewaschen gesehen.
25
26
HARALD MELLER
Datum:
Ort:
Teilnehmer:
29.o5.2oo1
Magdeburg
Dr. H. Meller, Vertreter des Kultusministeriums, Vertreter des Landeskriminalamtes
(verdeckte Ermittlungen)
Inhalt:
Die Bedeutung des Fundes für das Land Sachsen-Anhalt und
darüber hinaus wird durch Meller dargelegt. Die Notwendigkeit und der Wunsch, den Fund rechtmäßig in Landesbesitz
zu bringen, werden festgehalten. Meller solle bei potenziellen Verkäufern Interesse an dem Fund signalisieren und
möglichst viele Informationen über Fundort, Zeitpunkt,
Kaufpreis, Echtheitsbestätigung etc. in Erfahrung bringen.
Das LKA hält Kontakt zur zuständigen Staatsanwaltschaft.
Ein möglicher Ankauf und polizeiliche Schritte werden
offengehalten. Die Kulturstiftung der Länder soll kontaktiert werden.
Datum:
Ort:
Teilnehmer:
o1.o6.2oo1
Halle, Landesamt für Archäologie
Gutachten von Th. Richter (Physiker und
Leiter des Referates EDV im Landesamt für
Archäologie Sachsen-Anhalt), Dr. H. Meller
Inhalt:
In einem internen Gutachten zur möglichen Bedeutung der
astronomischen Darstellungen auf der Himmelsscheibe
kommt Richter zu dem Schluss, dass es sich bei der Anordnung von sieben Sternen zwischen »Sichelmond« und
»Vollmond« um die Darstellung des Sternenhaufens der
Plejaden handeln könnte.
Datum:
Ort:
Teilnehmer:
Inhalt:
26.o6.2oo1
Halle
Gutachten von Dr. H. Meller
Meller erstellt für das Kultusministerium ein zusammenfassendes Gutachten. In dieses Gutachten fließen die Erkenntnisse Wunderlichs, Richters und Innerhofers ein. Folglich
werden die Plejaden, ein Horizontbogen sowie die astronomische Grundkonfiguration angesprochen. Datiert wird der
Fund in die Stufe Frühbronzezeit A3, um ca. 16oo v. Chr. Für
den Fall der Echtheit und Zusammengehörigkeit wird der
Fund aufgrund der einmaligen Darstellung von Himmelsphänomenen, die bislang in der alteuropäischen Bildwelt
völlig unbekannt sind, als eine der wichtigsten archäologischen Entdeckungen des letzten Jahrhunderts eingestuft.
Weiterhin wird auf den Sonnenwagen von Trundholm, die
bronzezeitlichen Schiffsdarstellungen auf Rasiermessern
sowie auf stilisierte Wasservögel in Zusammenhang mit
Sonnenbarken, kurz auf das bronzezeitliche Symbolgut,
aber auch auf die astronomische Decke der Sargkammer im
Grab des Pharaos Sethos I. hingewiesen.
Datum:
Ort:
Teilnehmer:
17.o7.2oo1
Berlin, Kulturstiftung der Länder
Prof. K. von Welck (Generaldirektorin der
Kulturstiftung der Länder), Prof. J. Fischer
(stellvertretender Generaldirektor der Kulturstiftung der Länder), Dr. B. Richter (Staatssekretär im Kultusministerium SachsenAnhalt), Dr. H. Meller
Inhalt:
Datum:
Teilnehmer:
12.o6.2oo1
Schreiben von Prof. Dr. W. Menghin an
Dr. H. Meller
Inhalt:
Menghin setzt Meller brieflich darüber in Kenntnis, dass
ihm der Fund im Herbst 1999 telefonisch zum Kauf angeboten worden sei. Wenige Tage danach sei es zu einem Treffen
mit zwei Männern, den damaligen Besitzern, gekommen.
Sie legten Menghin Farbfotos vor, die in höchstem Maße
seine Aufmerksamkeit erregten. Die exorbitanten Preisvorstellungen leiteten sich seines Erachtens wohl aus der Kaufsumme des sogenannten Berliner Goldhutes ab. Der Fund
stamme vom Fuß einer Ringwallanlage in Sachsen-Anhalt.
Die wievielten Besitzer die beiden Männer selbst waren,
blieb unklar. Sie behaupteten, die Fundstelle aus eigenem
Augenschein zu kennen. Sie überließen Menghin die Fotos
leihweise, von denen dieser ohne deren Erlaubnis Kopien
anfertigte (und die er dann im Mai 2oo1 an Meller übergab).
Die weiteren Kontakte verliefen über einen Mittelsmann in
München, dem Menghin schließlich mitteilte, dass er die
Funde nicht erwerben könne, da sie aus Sachsen-Anhalt
stammen und erst dem dortigen Landesmuseum angeboten
werden müssten. Auf seine Vermittlung hin kam es zu
einem Telefongespräch mit dem damaligen Landesarchäologen, »der die diffizile Angelegenheit nicht zu bewältigen
wusste. Daraufhin brachen die Veräußerer den Kontakt mit
mir ab.« (Menghin).
Meller erläutert die außerordentliche Bedeutung des Fundes für Deutschland, Richter die rechtliche Situation. Es
wird um die Unterstützung der Kulturstiftung der Länder
gebeten, die von Welck zusagt. Für eventuelle Verhandlungen wird der Landesarchäologe von Schleswig-Holstein,
Reichstein, als Vermittler benannt.
Datum:
Teilnehmer:
Inhalt:
27.o7.2oo1
Telefonat Kunsthändler W. und Dr. H. Meller
Händler W. begrüßt die Einbeziehung der Kulturstiftung
der Länder und bittet um ein legitimierendes Schreiben
gegenüber den Besitzern. Meller verweist ihn diesbezüglich
an Reichstein.
Datum:
Teilnehmer:
o7.o8.2oo1
Schreiben von Prof. J. Reichstein (Landesarchäologe von Schleswig-Holstein) an
Kunsthändler W.
Inhalt:
Reichstein bestätigt, dass er von Seiten der Kulturstiftung
der Länder gebeten wurde, eventuelle Ankaufsverhandlungen zu begleiten. Er betont die Notwendigkeit, den Fund in
Augenschein zu nehmen und den Kontakt mit den derzeitigen Besitzern herzustellen.
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NEBRA – BIOGRAPHIE EINES HIMMELSBILDES
Datum:
Ort:
Teilnehmer:
Inhalt:
3o.11.2oo1
Berlin, Tagung des Museumsbundes
Gespräch Dr. H. Meller und Prof. W. Menghin
Menghin teilt Meller mit, er sei am o5.11.2oo1 von einem
Rechtsanwalt angerufen worden, der den momentanen
Besitzer des Bronzefundes vertrete. Menghin sei angeboten
worden, den Fund zu publizieren. Er habe wegen der illegalen Erwerbung abgelehnt. Nach Meinung Menghins handelt
es sich bei dem Rechtsanwalt um die Kontaktperson des
Kunsthändlers W. zu den Besitzern. Er nennt Meller daraufhin die Adresse des Rechtsanwaltes K., über den möglicherweise der Kontakt zu den jetzigen Besitzern hergestellt werden könne. Menghin selbst bietet an, den Fund unter dem
Vorwand, ihn doch publizieren zu wollen, nach Berlin zu
lotsen. Dort könne er sichergestellt werden.
Datum:
Teilnehmer:
29.o1.2oo2
Telefonat Prof. A. Lang (Professorin für Vorund Frühgeschichte am Lehrstuhl für Vorund Frühgeschichte der Ludwig-MaximiliansUniversität München) und Dr. H. Meller
Inhalt:
Lang berichtet, der »Focus«-Journalist Weber habe sie in
ihrem Institut aufgesucht. Er habe ihr Fotos des Fundes vorgelegt, verbunden mit der Frage nach der möglichen Echtheit. Lang bestätigte die herausragende Bedeutung des Fundes, der ihres Erachtens wahrscheinlich echt ist. Weiterhin
informierte sie den Journalisten über die Gesetzeslage und
die möglicherweise vorangegangene Raubgrabung. Weber
wollte daraufhin in jedem Fall über den Fund berichten und
sich mit dem Landesarchäologen Meller in Verbindung
setzen.
Anhalt sicherzustellen. Daraufhin sagt Menghin zu, den
Rechtsanwalt als Kontaktmann anzusprechen.
Datum:
Ort:
Teilnehmer:
o5.o2.2oo2
Magdeburg
Gespräch Vertreter des Kultusministeriums,
Vertreter des Landeskriminalamtes und
Dr. H. Meller
Inhalt:
Die Sachlage und das weitere taktische Vorgehen werden
abgestimmt.
Datum:
Ort:
Teilnehmer:
o6.o2.2oo2
Halle, Landesamt für Archäologie
Gespräch C. Weber, Dr. H. Meller und
verdeckter Ermittler
Inhalt:
Weber legt gute Fotos des Schatzfundes vor, die er von
einem Informanten erhalten hat, dessen Namen er nicht
nennen möchte. Meller verweist auf die Rechtslage und die
Problematik einer Publikation im »Focus«, die die Beschaffung des Fundes eventuell verhindern oder erschweren
würde. Weber will die Veröffentlichung des Artikels bis
zum 18.o2.2oo2 zurückhalten. Nach konkreter Unterstützung gefragt, möchte Weber den ihm bekannten Vermittler
fragen. Möglicherweise seien die momentanen Besitzer zu
einer Präsentation im Ausland bereit.
Datum:
Teilnehmer:
o6.o2.2oo2
Telefonat Dr. H. Meller und
Prof. W. Menghin
Inhalt:
Datum:
Teilnehmer:
29.o1.2oo2
Telefonat C. Weber (Redakteur des Wochenmagazins »Focus«) und Dr. H. Meller
Inhalt:
Weber erklärt, er sei im Besitz von Fotos der Bronzescheibe.
Meller bestätigt ihm, dass die Funde wahrscheinlich echt
sind, aber bei der bloßen Vorlage von Fotos eine Fälschung
nie auszuschließen ist. Weber erwähnt Interessenten an
dem Fund aus den USA. Die Fotos habe er über Mittelsmänner erhalten. Die momentanen Besitzer kenne er nicht.
Meller weist auf die Rechtslage hin. Beide verabreden einen
Besprechungstermin am o6.o2.2oo2.
Datum:
Teilnehmer:
Inhalt:
3o.o1.2oo2
Telefonat Dr. H. Meller und Prof. W. Menghin
Beide sind der Meinung, dass durch eine derzeitige Publikation in der Zeitschrift »Focus« der Fund möglicherweise
dem Handel entzogen werden und in dunkle Kreise gelangen
könnte. Meller spricht Menghin auf dessen Angebot vom
Treffen im November an, wonach der Fund zur Bearbeitung
nach Berlin geholt würde, um ihn dort für das Land Sachsen-
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Menghin hat inzwischen mit Weber telefoniert und diesem
detailliert Auskunft zum bisherigen Verlauf erteilt. Danach
hat er den Kontaktmann Rechtsanwalt K. erreicht.
Nach dem Telefonat mit K. wurde er von einer Frau B.
angerufen, die angab, eine Museumsgaststätte zu besitzen
und Museumspädagogin zu sein. Sie habe Fotos des Schatzfundes. Der Fund sei in der Schweiz. Eine Privatperson habe
7oo ooo DM für den Ankauf des Fundes aufgebracht, um
eine Abwanderung in die USA zu verhindern. Nach Meinung Menghins hat Frau B. den Fund selbst gesehen; zudem
schien sie über neuere Fotos zu verfügen. Weitherhin führte
sie an, sie handele aus edlen Motiven und habe bereits einen
Roman über den Fund geschrieben. Jedoch weigerte sie sich,
Menghin ihre Telefonnummer zu hinterlassen.
Datum:
Teilnehmer:
Inhalt:
o8.o2.2oo2
Telefonat Dr. H. Meller und Prof. W. Menghin
Menghin kann inzwischen den Namen der Anruferin, Frau
B., nennen. Es ist ihm jedoch nicht klar, ob es sich um einen
einfachen oder einen Doppelnamen handelt. Frau B. wohne
in Kaarst, was zu den anderen Hinweisen passe.
27
28
HARALD MELLER
Datum:
Teilnehmer:
Inhalt:
o8.o2.2oo2
Telefonat C. Weber und Dr. H. Meller
Weber ist von seiner Kontaktperson angerufen worden.
Diese wolle nun Meller kontaktieren. Sie sei zwar nicht die
momentane Besitzerin, habe aber Zugang zu dem Fund, da
sie es dem »Focus« unter konspirativen Umständen ermöglicht habe, die Stücke erneut zu fotografieren. Die Kontaktperson habe Weber gesagt, die Bronzescheibe sei wieder in
die Schweiz gebracht worden.
Datum:
Ort:
Teilnehmer:
11.o2.2oo2
München, Redaktion des »Focus«
Gespräch C. Weber, Dr. H. Meller und verdeckter Ermittler des Landeskriminalamtes
Datum:
Teilnehmer:
Inhalt:
13.o2.2oo2
Telefonat Dr. H. Meller und Frau B.
Frau B. teilt mit, dass ihr Anwalt nach einer Möglichkeit
suche, wie man die Scheibe sehen und auf Echtheit prüfen
könne. Sie schlägt ein Treffen am 16.o2.2oo2 bei Köln vor.
Datum:
Ort:
Teilnehmer:
Inhalt:
15.o2.2oo2
Halle
Verdeckter Ermittler, Dr. H. Meller
Mit dem zuständigen verdeckten Ermittler des LKA findet
eine Vorbesprechung in Bezug auf die Gesprächstaktik zum
geplanten Treffen mit Frau B. am 16.o2.2oo2 statt.
Inhalt:
Weber bestätigt, dass die von Menghin genannte Frau B.
auch seine Vermittlerin ist. Auf ihre Veranlassung hin
wurde in der vergangenen Woche der ganze Schatzfund
(wahrscheinlich in der Region Kaarst) gezeigt und durch
einen Fotografen des »Focus« abgelichtet. Danach soll der
Fund wieder in die Schweiz gebracht worden sein. Meller
betont, Frau B. oder Rechtsanwalt K. anrufen zu wollen, falls
diese sich nicht meldeten.
Datum:
Teilnehmer:
12.o2.2oo2
Telefonat Frau B. (Gastwirtin der Gaststätte
»Historia« in Kaarst) und Dr. H. Meller
Inhalt:
Frau B. teilt Meller mit, sie habe einen Bekannten überredet,
den Fund für 7oo ooo DM anzukaufen. Sie selbst betreibe
eine Gaststätte, sei allerdings an Archäologie interessiert.
Die Bedeutung der Himmelsscheibe sei ihr bewusst. Der
Fund selbst sei momentan in der Schweiz. Sie habe jedoch
Einfluss auf den jetzigen Besitzer und wolle, dass der Fund
in das zuständige Museum gelange. Den Fundort kenne sie
selbst nicht, sie wisse aber, dass der Fund aus einer Wallanlage stamme. Die Scheibe habe dort im Boden gesteckt, die
Schwerter hätten davor gelegen. Bei einer Nachsuche sei ein
fehlender Goldstern gefunden worden. Die Ausgräber seien
erfahrene Leute. Es handle sich nicht um einen Grabfund, da
bei der Bergung keine Knochen erkannt worden seien. Frau
B. ist die Rechtslage, auf die Meller sie hinweist, bekannt.
Auf Mellers Nachfrage, warum sie den Fund im »Focus«
publiziert wissen wolle, entgegnet sie, dass sie auf Publizität
hoffe, da sie ja auch einen Roman über die Angelegenheit
geschrieben habe. Der momentane Besitzer sei äußerst misstrauisch, weshalb es ausgeschlossen sei, ihn und den Fund
selbst zu Gesicht zu bekommen. Der Besitzer habe ein
Angebot aus Amerika. Der Kaufpreis läge bei mindestens
7oo ooo DM ohne Verhandlungsspielraum. Des Weiteren
sagte sie, die Finder hätten für den Erstverkauf 31 ooo DM
erhalten, ein erster Zwischenhändler habe 3oo ooo DM, ein
zweiter Zwischenhändler ebenfalls 3oo ooo DM bezahlt.
Datum:
Ort:
Teilnehmer:
16.o2.2oo2
Kaarst, Gaststätte »Historia«
Frau B., Herr K. (Rechtsanwalt), Dr. H. Meller,
verdeckter Ermittler des Landeskriminalamtes
Inhalt:
Frau B. zeigt zahlreiche Exponate, die in Museumsvitrinen
in ihrer Gaststätte ausgestellt sind. Zu Beginn des Gespräches erläutert Meller ihr erneut die Bedeutung des Fundes
und die Rechtslage. Frau B. habe jedoch bereits vor zwei bis
drei Monaten den Wert des Fundes erkannt und einen
Bekannten überredet, diesen für 7oo ooo DM zu erwerben,
um ihn zu retten. Der Bekannte und der Fund selbst, so führt
sie aus, befänden sich momentan in der Schweiz. Nähere
Angaben dazu bleiben aus. Frau B. möchte den Bekannten
dazu überreden, dass Meller in der Schweiz Materialproben
des Fundes entnehmen kann. Daraufhin bestätigt Meller die
Notwendigkeit dieses Verfahrens zur Prüfung der Echtheit
für einen eventuellen Ankauf über Dritte. Als Ort für die
Beprobung werde sie dem Bekannten voraussichtlich die
Räumlichkeiten einer Bank vorschlagen. Rechtsanwalt K.
gibt an, Sondengänger vor Gericht zu vertreten. Ihm sei der
Zwischenbesitzer des Fundes bekannt, der mit dem Weiterverkauf 3oo ooo DM verdient habe. Dieser Zwischenbesitzer habe Ortsansässige mit Raubgrabungen an bestimmten
Orten beauftragt. Die eigentlichen Ausgräber der Scheibe
erhielten laut K. 31 ooo DM. Rechtsanwalt K. will sich über
diese Kontakte um die Angabe des genauen Fundortes
bemühen.
Datum:
Teilnehmer:
Inhalt:
17.o2.2oo2
Telefonat Frau B. und Dr. H. Meller
Frau B. vermutet beim gestrigen Gespräch in Mellers Koffer
ein Tonbandgerät. Meller entgegnet, dass dieser nur mit
Akten gefüllt gewesen sei. Weiterhin lässt Frau B. Meller
wissen, dass sie auf Vorschlag des ihr bekannten Besitzers
der Scheibe mit dem Verkauf des Fundes betraut wurde.
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NEBRA – BIOGRAPHIE EINES HIMMELSBILDES
Datum:
Teilnehmer:
Inhalt:
18.o2.2oo2
Telefonat Frau B. und Dr. H. Meller
Meller gibt vor, dass aufgrund der Rechtslage vor Einbeziehung von Geldgebern erst die Echtheit geprüft werden
müsse. Frau B. gibt zu bedenken, dass der jetzige Besitzer
eine polizeiliche Ermittlung befürchte. Auch Rechtsanwalt
K. habe von einer Präsentation des Fundes abgeraten. Frau B.
wolle den Besitzer dazu bewegen, den Fund am 21.o2.2oo2 in
der Schweiz zu zeigen.
Datum:
Ort:
Teilnehmer:
23.o2.2oo2
Basel, Hotel »Hilton«
Frau B., Herr S. (Lehrer), Dr. H. Meller,
Schweizer Staatsanwaltschaft und Polizei
Inhalt:
Mit Frau B. ist ein Treffen in einem Café im Untergeschoss
des Baseler »Hilton«-Hotels verabredet worden. Meller trifft
auf Frau B. und einen ihm unbekannten älteren Mann,
Herrn S. Dieser zeigt zuerst ein Beil und ein Schwert. An beiden Objekten nimmt Meller eine fingierte Echtheitsprüfung
vor, die negativ ausfällt. Daraufhin zieht Herr S. die in ein
Handtuch gewickelte Himmelsscheibe unter seinem Pullover hervor. Auch an der Scheibe führt Meller eine vermeintliche Echtheitsprüfung durch, diesmal mit positivem Ergebnis. Meller soll nun einen Kaufvertrag unterschreiben. Er
weigert sich. Es erfolgen der Zugriff und die Festnahme aller
Beteiligten durch die verdeckten Ermittler. In Polizeigewahrsam offenbart Herr S. den Verbleib des restlichen Fundes.
Die fehlenden Stücke werden bei einer Hausdurchsuchung
in Deutschland sichergestellt.
Datum:
Ereignis:
Inhalt:
28.o2.2oo2
Magdeburg, Innenministerium
Pressekonferenz
Der Innenminister von Sachsen-Anhalt, Püchel, informiert
die Öffentlichkeit über den spektakulären Ermittlungserfolg
der Polizei und den Fund selbst.
Datum:
Ort:
Ereignis:
Inhalt:
o4.o3.2oo2
Freiberg/Sachsen
Echtheitsuntersuchung durch Prof. E. Pernicka
(Professor am Institut für Archäometrie an
der Technischen Universität Bergakademie
Freiberg)
Inhalt:
Durch die Untersuchung von Proben der Scheibe mittels
Blei-21o-Methode können eindeutige Anzeichen für eine
Fälschung ausgeschlossen werden. »Mit jedem weiteren
Ausschluss von Fälschungsanzeichen erhöht sich natürlich
die Wahrscheinlichkeit der Echtheit. Im Fall der Bronzescheibe würde ich sie mittlerweile bei mehr als 99 % ansetzen.« (zitiert aus Gutachten Pernicka).
Datum:
Teilnehmer:
Inhalt:
11.o3.2oo2
Übergabebescheinigung
Gemäß Beschluss vom o4.o3.2oo2 wird die Himmelsscheibe
von Nebra nebst Beifunden durch das Landeskriminalamt
Sachsen-Anhalt dem Landesmuseum für Vorgeschichte ausgehändigt.
Datum:
Teilnehmer:
21.o3.2oo2
Gutachten von Prof. W. Schlosser (Professor
am Astronomischen Institut der Ruhr-Universität Bochum)
Inhalt:
Schlosser weist darauf hin, dass die Anbringung der Horizontbögen mit einem Winkel von 82,7° aus astronomischer
Sicht der geographischen Breite von Sachsen-Anhalt entspricht.
25.o2.2oo2
Artikel »Focus« 9/2oo2
»Jagd nach den Sternen«: Der »Focus« berichtet über den
Fund ohne Kenntnis der inzwischen erfolgten Entwicklung.
Datum:
Ort:
Ereignis:
Inhalt:
Datum:
Ort:
Teilnehmer:
o4.o3.2oo2
Halle
Ende der Beschlagnahmung des Fundes
Der Beschlagnahmebeschluss für die Himmelsscheibe und
ihre Beifunde wird zugunsten des Landes Sachen-Anhalt
aufgehoben.
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Datum:
Ort:
Teilnehmer:
Inhalt:
14.o4.–28.o4.2oo2
Halle, Landesmuseum
15 ooo Besucher
»Das Universum ist eine Scheibe«: Erste Präsentation der
Himmelsscheibe mit Beifunden in ungereinigtem und unrestauriertem Zustand.
Datum:
Ort:
Teilnehmer:
o4.o7.2oo2
Mittelberg bei Nebra
Vertreter des Landeskriminalamtes,
Dr. M. Klamm (Referentin des Landesamtes
für Archäologie Sachsen-Anhalt),
Dr. H. Meller
Inhalt:
Das Landeskriminalamt hat nun mit hoher Wahrscheinlichkeit die ursprüngliche Fundstelle ermittelt. Es erfolgt eine
Ortsbesichtigung im Ziegelrodaer Forst, wenige 1oo m von
der Kuppe des Mittelberges entfernt (dort kann später die
tatsächliche Fundstelle lokalisiert werden). Mehrere ältere
Raubgrabungsstellen werden entdeckt. Zudem entnimmt
Klamm Bodenproben. Ein weiterer Teil der vorgeschichtlichen Wallanlage wird begutachtet.
29
30
HARALD MELLER
Datum:
Ort:
Teilnehmer:
22.o7.2oo2
Halle und Mittelberg
E. Vogel (Staatsanwältin), Beamter des Landeskriminalamtes, Herr St. (arbeitsloser
Kunststoffschlosser) mit Lebensgefährtin,
Dr. H. Meller, Dr. M. Klamm
Inhalt:
Auf einen Anruf der Staatsanwältin hin trifft Meller in der
Staatsanwaltschaft Halle Herrn St., einen der vermutlichen
Hehler. Er hat bereits auf einer topographischen Karte die
Fundstelle markiert. Herr St. hatte sich den zuständigen
Behörden gestellt, um einer Verhaftung zuvorzukommen.
Er macht folgende Angaben:
Am o4.o8.1999 hätten ihn zwei Bekannte angerufen, Herr
W. und Herr R. aus Röblingen am See. Sie hätten Bronzeschwerter mit Goldauflagen an den Griffen gefunden. Dazu
gehöre ein Schildbuckel. Sie würden ihm den Fund für
4o ooo DM überlassen.
Einen Tag später sah er die Funde. Der Scheibe maß er
wenig Bedeutung bei, da man durch die anhaftende Erde
nur wenig Gold sah. Sein Hauptinteresse galt den Schwertern, für die er jedoch nur 3o ooo DM bezahlen wollte. Herr
W. erhielt als eigentlicher Finder 9o % der Summe, Herr R.
bekam seinen Anteil und 1 ooo DM extra. Zu Hause legte
Herr St. die Scheibe drei Tage in Wasser und »Pril« (handelsübliches Spülmittel) und versuchte anschließend, sie mit
»Acopats« (Topfreiniger aus Stahlwolle) zu reinigen. Als er
die Beschädigungen des Vollmondes sah und zudem abgebrochene Nietteile an den Schwertern fehlten, fuhr er wieder nach Röblingen. Die Finder, die sich ursprünglich geweigert hatten, ihm die Fundstelle zu zeigen, gingen nun mit
ihm auf den Mittelberg, wo er die fehlenden Fragmente mit
seiner Metallsonde fand. Die Fundstelle wurde daraufhin
wieder verschlossen. Die Auffindung selbst hätten ihm die
Herren W. und R. folgendermaßen geschildert:
W.s Metallsonde habe ein starkes Signal abgegeben. Mit
seinem Zimmermannshammer habe er dann den Boden aufgehackt. Knapp unter dem Humus sei er auf die senkrecht
stehende Scheibe gestoßen, die er für einen Eimerdeckel
oder Ähnliches hielt. Deshalb habe er bei der Freilegung mit
dem Hammer mehrfach achtlos die Scheibe getroffen.
Anschließend habe er mit Hilfe von Finder R. mit den Händen weitergegraben. Zu Füßen der Scheibe hätten die
Schwerter und die Armspiralen gelegen.
Herr St. fuhr mit einem Freund aus München zu Menghin
nach Berlin, da er wusste, dass dort bereits in der Vergangenheit Funde aufgekauft worden waren. Er verlangte
1 Mio. DM. Nach Nennung des Fundortes war Menghin
allerdings nicht mehr am Kauf interessiert. Gleiches geschah
bei Museumsdirektor Wamser in München. Ein Anruf beim
damaligen Landesarchäologen von Sachsen-Anhalt war
ebenfalls nicht erfolgreich. Ratlos bezüglich der weiteren
Vermarktung suchte er die Gaststätte »Historia« von Frau B.
auf, in der sich jeden ersten Montag im Monat Schatzgräber
zum Handel und Tausch ihrer Funde trafen. Frau B. stellte
den Kontakt zu Herrn S. her. Dieser erwarb zwischen Frühjahr und Oktober 2ooo in drei Raten zu 1o ooo DM, 17o ooo
DM und 5o ooo DM den Fund. Die Ausbezahlung der Endrate war mit der Nennung des Fundortes verknüpft. Herr St.
nannte als falschen Fundort Sangerhausen und markierte
eine bronzezeitliche Befestigung bei Vetterode auf einer
topographischen Karte (in der Folge wurde immer von Sangerhausen als Fundort ausgegangen). Frau B. kannte nicht
einmal den falschen Fundort.
Herr St. wusste, dass seine Verhaftung kurz bevorstand.
Zudem hatte er Probleme mit den ursprünglichen Findern,
die nach Erscheinen des »Focus«-Artikels glaubten, er hätte
anstelle der angegebenen 45 ooo DM für den Weiterverkauf
75o ooo DM erhalten.
Herr St. zeigt auf dem Mittelberg die wiederverfüllte
Fundstelle, wobei er sich durch eine Markierung an einem
nahe stehenden Baum orientiert. Die Fundstelle selbst ist
obertägig nur durch eine kleine Vertiefung erkennbar. Sie
liegt nahe der höchsten Erhebung des Mittelberges und ist
von einem vorgeschichtlichen Wall umgeben.
August 2oo2
Mittelberg
Datum:
Ort:
Inhalt:
Im Bereich der von Herrn St. genannten Fundstelle beginnen Rodung und Ausgrabung.
Datum:
Teilnehmer:
2o.o8.2oo2
Schreiben von Prof. M. (Rechtsanwalt) an das
Regierungspräsidium Halle
Inhalt:
Rechtsanwalt M. zeigt die Herren W. und R. als die Erstfinder
der sogenannten Sternenscheibe an. Weiter will M. als deren
Anwalt einen Entschädigungsanspruch geltend machen.
Datum:
Teilnehmer:
o4.11.2oo2
Schreiben von Dr. H. Meller an die Staatsanwaltschaft Halle
Inhalt:
Das LDA kann auf dem Mittelberg im Raubgrabungsbefund
durch Negativgrabung nachweisen, dass die Raubgrabung
mit einem spitzzinkigen Gerät erfolgte. Darüber hinaus werden in dem Befund Reste einer Wasserflasche sichergestellt.
Datum:
Teilnehmer:
13.o3.2oo3
Telefonat Dr. Hr. Meller und Staatsanwaltschaft Halle
Inhalt:
Die Staatsanwaltschaft lässt Meller wissen, die beiden Finder der Himmelsscheibe hätten sich gemeldet und beabsichtigten, eine umfangreiche Aussage zu machen, um ihre
Kooperationsbereitschaft im Vorfeld des Prozesses zu
demonstrieren. Ein Geständnis sei wegen des nahenden
Prozesses überflüssig, allerdings wollten sie Meller die
Fundumstände schildern.
TA G U N G E N D E S L A N D E S M U S E U M S F Ü R V O R G E S C H I C H T E H A L L E • B A N D 0 5 • 2 0 1 0
NEBRA – BIOGRAPHIE EINES HIMMELSBILDES
Datum:
Ereignis:
o4.o4.2oo3
Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft
Halle
Inhalt:
Die Staatsanwaltschaft Halle erklärt die Ermittlungen im
Fall der Himmelsscheibe von Nebra für abgeschlossen. Sie
benennt als Finder die Herren W. und R. Wegen Hehlerei
werden angeklagt: Frau B., Herr S., Herr St., Herr B. und
Herr W.
Datum:
Ort:
Teilnehmer:
26.o8.2oo3
Halle, Kanzlei des Anwaltes M.
Herr M. (Rechtsanwalt, vertritt Finder W.),
Herr B. (Rechtsanwalt, vertritt Finder R.),
Herr W. (Finder), Herr R. (Finder),
Dr. H. Meller, A. Flügel (Justiziar des Landesamtes für Archäologie Sachsen-Anhalt)
Inhalt:
Die Rechtsanwälte M. und B. stellen W. und F. als »Finder«
der Himmelsscheibe von Nebra und ihrer Beifunde vor.
Diese wollen umfassend in Bezug auf die Klärung der Fundumstände und der Lage der Fundobjekte mit dem Landesamt zusammenarbeiten. Dadurch erhoffen sie sich positive
Effekte für die bevorstehende Gerichtsverhandlung.
Finder W. und R. sagen übereinstimmend Folgendes
aus, wobei vor allem R. die Vorgänge lang und detailliert
schildert und W. meist durch Kopfnicken bestätigt:
Herr W. habe mit seinem Metalldetektor den Fund auf
dem Mittelberg im Ziegelrodaer Forst gemacht. Die Fundstelle sei aufgrund ihrer Lage bei einem ehemaligen Köhlermeiler auch zum jetzigen Zeitpunkt gut zu verorten. Herr
W. begann, den Fund mit seiner Hacke auszugraben, da er
der Meinung war, bei der Scheibe handele es sich um einen
Eimerdeckel. Aufgrund der Bedenken von Herrn R. fuhren
beide fort, den Fund vorsichtig mit den Händen freizulegen. Mit der Hacke sei »die Sonne«, die oben lag, beschädigt
worden. Das abgehackte Goldfragment und einen abgefallenen goldenen Stern hätten sie sofort mitgenommen. Alle
Funde seien außerordentlich stark verschmutzt gewesen,
seien aber in keiner Weise gereinigt worden. Unter der
Scheibe habe sich eine große, rechteckige Steinplatte befunden. Am unteren Ende der Platte hätten die beiden Schwerter flach gelegen. Die Schwertgriffe seien im Wesentlichen
intakt gewesen. Aus einem sei ein Stück Holz oder Ähnliches herausgefallen. Es wurden keine Knochen beobachtet. Das Loch wurde mit dem Erdaushub und den Resten
einer Wasserflasche verfüllt. Beim Verkauf an Herr St.
waren die Funde ungereinigt. Die losen Goldteile übergaben sie eine Woche später Herrn St. Der Fundort auf dem
Mittelberg wurde zweifelsfrei als Fundort durch die Finder
identifiziert.
Mit dem Bekanntwerden der Bilder der Himmelsscheibe
war ein erster Hinweis auf einen kulturhistorisch äußerst
4 Zur Terminologie siehe Anm. 42.
5 Zur Einordnung in die Frühbronzezeit vgl.
Beitrag Innerhofer in diesem Band und Innerhofer 2oo4, 138–141. – Zur Ausstattung des
Hortes von Nebra siehe Beitrag S. Hansen in
bedeutenden Fund gegeben (Abb. 1). Wäre ein Erwerb des
Fundes nicht gelungen, hätte dieser aufgrund der bloßen
bildlichen Überlieferung zwar wissenschaftlich beurteilt
werden können, all diese Expertisen hätten jedoch der Basis,
nämlich der Untersuchung des Objektes selbst, entbehrt.
Wegen der dubiosen Herkunft der Bilder hätten stets
berechtigte Zweifel an der Authentizität des Fundes überwogen. Die bereits angesprochenen wesentlichen Fragen
nach Echtheit, Zusammengehörigkeit etc. wären unbeantwortet geblieben.
Mit dem Erwerb der Himmelsscheibe und ihrer Beifunde
zu Beginn des Jahres 2oo2 in Basel bestand erstmals die
Möglichkeit, die Echtheit der einzelnen Funde und deren
Zusammengehörigkeit zu prüfen. Dabei war von Anfang an
klar, dass die Beifunde in ihrer Zusammensetzung einen
äußerst homogenen Eindruck erweckten. Sie waren in ihrer
Kombination an das Ende der Frühbronzezeit (Stufe A2
oder A3 nach jeweiliger Terminologie) zu stellen4. Die einzelnen Fundtypen waren so signifikant und stufentypisch, dass
eine beliebige Zusammenstellung des Fundes aus anderen
Komplexen durch Laien, etwa Räubgräber, sehr unwahrscheinlich erschien5. Allein für die Beurteilung der Himmelsscheibe selbst half dies nicht weiter, da sie sich als Unikat den
üblichen Vergleichen entzog.
Dafür waren nun durch die Untersuchung des Originals
umfangreiche naturwissenschaftliche Abgleiche und Analysen möglich. Mit der kriminologischen Aufdeckung des
Fundortes erweiterten sich zudem die forensischen Möglichkeiten immens. Ergänzend konnten die Erwerbs- und
Fundgeschichte durch die verschiedenen und voneinander
unabhängigen Geständnisse lückenlos rekonstruiert werden. Mit dem Abschluss der staatsanwaltlichen Ermittlungen und den diversen Aussagen der Beteiligten war damit
ein Erkenntnisstand erreicht, auf dessen Hintergrund eine
zweifelsfreie und ausführliche wissenschaftliche Einordnung der Himmelsscheibe und ihrer Beifunde möglich
wurde. Die Ergebnisse erfuhren hinsichtlich ihrer Glaubwürdigkeit in zwei z. T. außerordentlich umfangreichen Strafprozessen darüber hinaus eine juristische Bewertung, die
jegliche Zweifel an Fundort, Echtheit und Zusammengehörigkeit des Ensembles ausschließt6.
Aus diesem Grund ist zur Beurteilung des Fundkomplexes ein kurzer Blick zumindest auf die Hauptaussagen und
Ergebnisse dieser Prozesse notwendig.
Die Strafprozesse
Der Prozess vor dem Amtsgericht Naumburg
Im September 2oo3 wurde an vier Verhandlungstagen vor
dem Landgericht Naumburg die Strafsache gegen die Raubgräber und Hehler der Himmelsscheibe von Nebra verhandelt7. Angeklagt waren die »Finder« W. und R. sowie die
beiden Hehler Frau B. und Herr S.
diesem Band sowie Hansen 2oo4, 194–197.
6 Eine Zusammenstellung aller bis 2oo8 durchgeführten kriminologischen und naturwissenschaftlichen Untersuchungen mit Bewertung
der jeweiligen Aussagekraft findet sich bei
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Pernicka u. a. 2oo8, bes. 348 f. Tab. 1–3.
7 Die Strafprozesse sind bei Schöne 2oo8 gut
wiedergegeben, da dieser als für die Nachrichtenagentur dpa tätiger Journalist die Prozesse
lückenlos verfolgte.
31
32
HARALD MELLER
a
b
Abb. 1 a–d Die vier Bilder sind Teil der 25 Fotos, mit deren Vorzeigen der
erste Hehler die Himmelsscheibe dem Direktor des Museums für Vorund Frühgeschichte Berlin für 1 Mio. DM zum Kauf anbot. a Die Himmelsscheibe und einige Beifunde in ungereinigtem Zustand. In der kleinen
Plastikschale unten rechts befinden sich wohl die abgerissenen bzw. abgefallenen Goldteile.
b Die Himmelsscheibe in gereinigtem Zustand mit einem Meterstab, der
erste Maßangaben lieferte. Der Reinigungsvorgang war nach den Angaben
des ersten Hehlers schwierig: Die Himmelsscheibe wurde mehrere Tage in
Seifenwasser eingelegt und schließlich mit »Acopats« gereinigt, wodurch
die feinen Kratzer auf der Oberfläche der Goldauflagen entstanden.
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NEBRA – BIOGRAPHIE EINES HIMMELSBILDES
c
d
Abb. 1 c Die Schwerter, die Beile und der Meißel sind noch weitgehend
ungereinigt. Der vernietete Griff des oberen Schwertes hat sich bereits
gelöst. Auf dem darunterliegenden Stoff sind Reste der abgefallenen Erde
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zu erkennen. Die Aufnahme muss den Fund folglich kurz nach der Raubgrabung wiedergeben. d Auf diesem Schwertgriff sitzt die Goldmanschette
offenbar noch in originaler Lage.
33
34
HARALD MELLER
Gegen die ersten Hehler, Herrn St. und Herrn B., waren
zu diesem Zeitpunkt die Strafbefehle bereits vollzogen. Der
erste Käufer und spätere Hehler, Herr St., blieb im Wesentlichen bei seiner Aussage vom 22.o7.2oo2. Er revidierte
lediglich, dass er nicht mehrere Bronzenieten und die fehlenden Goldteile des »Vollmondes« bei einer »Nachgrabung« auf dem Mittelberg gefunden hätte, sondern nur
einen einzelnen Bronzeniet. Die Goldteile hätte Finder R.
bei sich zu Hause im Aschenbecher auf dem Wohnzimmertisch aufbewahrt. Die Zeugen aus dem Umfeld von Herrn
St. (Lebensgefährtin und Freund) bestätigten im Wesentlichen seine Aussagen, soweit sie davon Kenntnis besaßen.
Die Finder W. und R. wurden wegen Unterschlagung
bzw. Hehlerei verurteilt. Beide waren in vollem Umfang
geständig. Auch die weiteren Aussagen änderten nichts an
den ermittelten Fakten. Der letzte Besitzer, Herr S., sowie
die Vermittlerin, Frau B., wurden ebenfalls verurteilt. In der
Urteilsbegründung wurden von Seiten des Gerichts die
Glaubwürdigkeit der Aussagen und die objektive Nachprüfbarkeit der Fakten betont. Die Aussagen aller Zeugen bestätigten den geschilderten Tathergang. Alle Zweifel an Eigentumsrecht, Besitzfragen und Fundort waren somit geklärt.
Der Prozess vor dem Landgericht Halle
Vom o1.o9.2oo4–26.o9.2oo5 fand an 33 Prozesstagen die
Berufungshauptverhandlung am Landgericht Halle statt.
Berufung hatten die Vermittlerin, Frau B., sowie der letzte
Besitzer der Scheibe, Herr S., eingelegt. Allein die Dauer der
Verhandlung zeigt eine geänderte Verteidigungsstrategie.
Es ging im Verlauf dieses Prozesses in zahlreichen Beweisanträgen vor allem um die Echtheit und Herkunft der Himmelsscheibe. Dazu wurden zahlreiche Fachgutachter gehört.
Es erfolgte eine umfangreiche Beweisaufnahme.
Im Zuge des Prozesses wurde die Echtheit der Himmelsscheibe von einem Fachkollegen, der sich der Verteidigung
zur Verfügung gestellt hatte, aufgrund einer Analyse von
Fotos ohne Autopsie des Originales bezweifelt. Der Finder R.
änderte öffentlichkeitswirksam in einer Publikation sowie
zahlreichen Interviews sein ursprüngliches Geständnis und
seine Ausführungen zum Fundort8. Der Fachkollege wurde
durch zahlreiche, vor allem naturwissenschaftliche und
forensische Gutachten überzeugend widerlegt. Die Aussagen der übrigen Beteiligten ergaben wiederum ein in sich
geschlossenes, widerspruchsfreies Bild. Der erste Finder W.
sagte erstmals selbst umfänglich vor Gericht zur Auffindungssituation aus und brachte als zusätzliches Beweismittel das Ausgrabungswerkzeug mit.
Das 55 Seiten umfassende schriftliche Urteil vom
13.o3.2oo6, in dem beide Angeklagte für schuldig befunden
und verurteilt wurden, fand dementsprechend klare Worte.
Die Entdeckung am o4.o7.1999 durch die Finder W. und R.
wurde ebenso geschildert wie die weitere Fundgeschichte.
8 Vgl. hierzu LG Halle 2oo5, Az. 26 NS 33/2oo4,
21–23.
9 Urteil LG Halle vom 13.o3.2oo6, Az. 26 NS
33/2oo4, 21. – Die Namen der Beteiligten wurden in diesem wie auch in den folgenden Zitaten teilweise vom Verfasser anonymisiert.
Auch hier entspricht der Ablauf im Wesentlichen den
ursprünglichen polizeilichen Ermittlungen.
In Bezug auf den Fundort wurde im Urteil festgestellt:
»Dass der heute als Hortfund von Nebra bekannte Fund tatsächlich am o4.o7.1999 auf dem Mittelberg in der Gemarkung Ziegelroda entdeckt wurde, steht zur Überzeugung des
Gerichts fest durch die überzeugenden Bekundungen des
Zeugen W. im Berufungshauptverhandlungstermin vom
o3.o6.2oo5. Diese werden gestützt durch die Aussagen weiterer Zeugen, namentlich der Zeugen [Finder] R. und St.
sowie das Sachverständigengutachten des Prof. Dr. Pernicka.
Nach einer Gesamtschau aller Beweismittel bestanden keine
Zweifel am Fundort der Himmelsscheibe von Nebra.«9 »Die
Ausführungen der angehörten Sachverständigen und sachverständigen Zeugen in der Berufungshauptverhandlung
ergaben aber keinerlei Anhaltspunkte für eine Abweichung
des Fundortes von dem von [Finder] W. angegebenen oder
irgendeine Manipulation an dem Fund und seiner Auffindesituation.«10
Hinsichtlich der Glaubwürdigkeit des Finders sowie der
später abweichenden öffentlichen Äußerungen des Mitfinders R. urteilte das Gericht: »… hat er [Finder W.] sich … dem
Gericht gegenüber offen gezeigt und sämtliche Fragen des
Gerichts sowie der übrigen Prozessbeteiligten verständlich,
farbig, detailreich und in sich widerspruchsfrei beantwortet.
Im Kerngeschehen deckten sich die Angaben mit dem ebenfalls dreimal angehörten Zeugen [Finder] R. … Insbesondere
hinsichtlich der Auffindesituation … [Die Kammer hat] auf
Grund des von [Finder] W. in dessen mehrstündiger Vernehmung vom o3.o6.2oo5 gewonnenen Eindrucks keinen Zweifel daran, dass dieser die Auffindesituation des Hortfundes
von Nebra dabei wahrheitsgetreu wiedergab. W. hat alle Fragen des Gerichts und der übrigen Verfahrensbeteiligten ohne
Zögern aus dem eigenen Gedächtnis beantwortet.«11
»Der wie [Finder] W. auf seine Aussage nicht vereidigte
[Finder] R. fürchtete allerdings ganz offensichtlich ebenso
wie W. im Falle einer falschen Aussage um den Widerruf
der beiden eingeräumten Bewährungschance, so dass beide
auch unter dem durch die Zeugenbelehrung ausgelösten
Druck wahrheitsgemäße Angaben gemacht haben. [Finder]
R. erging sich deshalb insbesondere dem Gericht gegenüber
nicht in weiteren Andeutungen über eine ganz andere Auffindesituation, wie er sie zuvor publizieren ließ.«12
Bezüglich des von den Verteidigern hinzugezogenen
Fachkollegen befand das Gericht: »Die Ausführungen des
von den Angeklagten sistierten Sachverständigen Prof. Dr.
… S. waren unergiebig und unbrauchbar. Prof. Dr. … S. hat
allerdings bei seiner Anhörung dem Gericht gegenüber eingeräumt, von dem Angebot Dr. Mellers an die Fachkollegen,
sich den Hortfund anzusehen, bewusst keinen Gebrauch
gemacht zu haben ohne hierfür Gründe anzugeben. Seine
aus einem Leserbrief an die Frankfurter Allgemeine Zeitung[13] dem Gericht und den übrigen Beteiligten zuvor
Erläuterungen in eckigen Klammern stammen ebenfalls vom Verfasser.
1o Urteil LG Halle vom 13.o3.2oo6, Az. 26 NS
33/2oo4, 26.
11 Urteil LG Halle vom 13.o3.2oo6, Az. 26 NS
33/2oo4, 21 f.
12 Urteil LG Halle vom 13.o3.2oo6, Az. 26 NS
33/2oo4, 24.
13 Siehe Frankfurter Allgemeine Zeitung vom
o3.11.2oo4.
14 Urteil LG Halle vom 13.o3.2oo6, Az. 26 NS
33/2oo4, 33–35.
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NEBRA – BIOGRAPHIE EINES HIMMELSBILDES
(Weg)
(Jägers
tand)
(Ha
ng)
a
Abb. 2 a–b Am 11.o5.2oo5 gab der Finder der Himmelsscheibe, Henri W.,
ausführlich Auskunft zu den Fundumständen und fertigte vorliegende
Skizzen des Befundes an, die durch das LDA zum einfacheren Verständnis
eingefärbt und mit Umschrift versehen wurden. a Aufsicht. Die Himmelsscheibe steht senkrecht. Die Schwerter liegen vor der Himmelsscheibe
aufeinander, jeweils Spitze zu Griff gegenständig. Auf ihnen liegen beide
Beile, dazwischen der Meißel. Hinter den Schwertern befinden sich die
a
b
Abb. 3 a Der Finder der Himmelsscheibe, Henri W., demonstriert am
Fundort mit Kunststoffkopien der Funde die Auffindungs- und Ausgrabungssituation. Anstelle des Hammers hält er einen Stock, mit dem er den
Grabungsvorgang nachvollzieht. b Der Finder hat aus dem Gedächtnis das
Ensemble in Fundlage arrangiert.
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Himmelsscheibe
Schwerter
Beile
Armspiralen
Steine
b
Armspiralen. Die Himmelsscheibe ist an einen Stein gelehnt. Am Rand des
Befundes lag ein weiterer Stein. Der hier bezeichnete Jägerstand befand
sich auf der höchsten Stelle der Bergkuppe nahe dem Befund. Der Weg
verläuft auf der gegenüberliegenden Seite. b Wiedergabe des Befundes von
vorne. Die Himmelsscheibe ist in der Orientierung bei ihrer Auffindung
wiedergegeben: das Schiff am unteren Rand, die Horizontbögen seitlich.
Vor der Scheibe, ungefähr auf Höhe des Schiffes, lagen die Beifunde.
schon bekannte Ansicht, wonach die ›Himmelsscheibe von
Nebra‹ handwerkstechnische Ungereimtheiten (Art und
Weise der Randdurchlochung, Befestigung der Goldbleche)
aufweise, die nicht zu einer Datierung in die mitteleuropäische Bronzezeit passten und die Korrosionsspuren an der
Schauseite der Scheibe nicht durch natürlichen Alterungsprozess entstanden, sondern zumindest partiell mit Hilfe
von Säure verursacht wurde[n], habe er aus dem Studium
einfacher Zeitungsfotos gewonnen. […] Die Angaben des
Sachverständigen waren von ganz unverhohlener Polemik
getragen, erschienen der Kammer unwissenschaftlich und
insgesamt nicht geeignet, auch nur die Diskussionsgrundlage in der Hauptverhandlung zu verbreitern. […] Bezüglich
der Fundgegenstände, die schon deshalb nicht als geschlossener Fund bezeichnet werden konnte[n], musste der Sachverständige auf Vorhalt der Staatsanwaltschaft einräumen,
schon einmal einen über mehrere Hektar verteilten Fund als
geschlossen aus der Bronzezeit stammend publiziert zu
haben. Auch der weitere von den Angeklagten sistierte Sachverständige Prof. Dr. R. zeigte sich jedenfalls davon überzeugt, dass es sich bei der ›Himmelsscheibe von Nebra‹ um
einen bronzezeitlichen Fund handelte.«14
Der Fundort
Die voranstehenden Ausführungen belegen eindrücklich,
dass durch polizeiliche und staatsanwaltschaftliche Ermittlungen sowie eine umfassende gerichtliche Überprüfung
die Ermittlung der exakten Fundstelle des Fundkomplexes
der Himmelsscheibe von Nebra gelang. Hingewiesen wurde
auf die widerspruchsfreie, detailreiche Schilderung der drei
verschiedenen Beteiligten, die den Fundplatz aus eigener
35
36
HARALD MELLER
Abb. 4 Die halbrunde dunkle Färbung im rechten Grabungssektor zeigt einen Schnitt durch
den Raubgrabungsbefund. Die Lage der daran
anschließenden Sandsteine ist natürlich bedingt.
Anschauung kannten. Besonders hervorgehoben wurde die
Kooperation und Glaubwürdigkeit des Erstfinders W.
Nachdem, wie erwähnt, mit dem ersten Ankäufer, Herrn
St., eine Ortsbegehung mit Bezeichnung der Fundstelle stattgefunden hatte, unternahm das LDA zwei Fundortbegehungen mit dem Erstfinder W.15 Beide Begehungen hatten zum
Ziel, den Ablauf der Auffindung und die Lage der Funde im
Befund vor Ort unter Einsatz von Kopien zu rekonstruieren.
a
Abb. 5 a–b Das Ausgrabungswerkzeug, eine hammerartige, umgebaute
Feuerwehrhacke, wurde erst im Verlauf des zweiten Prozesses im Juni
2oo6 bekannt und vom Finder dem Gericht übergeben (b). Im Vorfeld
Dabei bestätigten sich die Angaben der ersten umfangreichen Aussage des Finders W. vom o3.o6.2oo5 vor Gericht
sowie dessen Ausführungen bei einem Gespräch im LDA
vom 11.o5.2oo5, in dessen Verlauf er eine eigenhändige
Skizze der Fundsituation anfertigte (Abb. 2–3).
Bei den im August 2oo2 begonnenen Grabungen des LDA
auf dem Mittelberg galt ein Hauptaugenmerk diesem sogenannten Raubgrabungsbefund, dessen Lokalisierung den
b
wurde anhand der Spuren an der Himmelsscheibe vom Leiter der Restaurierungswerkstatt, Wunderlich, und dem Zeichner K. Schauer das Grabungswerkzeug rekonstruiert (a).
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NEBRA – BIOGRAPHIE EINES HIMMELSBILDES
a
Kupferkonzentrationen in ppm
Raubloch – Bef. 4/02
1,4
32–124
4c
20
65–89
138
4a
4b
4b
0,6
bv-Horizont
17–29
19
4d
0
Goldkonzentration in mg/t
3–5
1m
b
Abb. 6 a–b Das Raubgrabungsloch wurde auf Metallspuren untersucht.
Dabei wurden hohe Konzentrationen von Kupfer, aber auch von Gold im
Boden festgestellt. Besonders hoch ist die Konzentration in Schicht 4d, bei
der es sich um ungestörten geologischen Untergrund handelt, d. h. über
dieser Schicht lagerten Kupfer und Gold über längere Zeit im Boden (b).
Als Referenz wurden vom Plateau des Mittelberges weitere Proben genommen (a). Diese zeigten keine Konzentrationen von Kupfer oder Gold.
Beteiligten wegen des nahen Köhlermeilers und Jägerstandes sowie einer Baummarkierung wenig Mühe bereitet
hatte16. Die Ausgrabung des Befundes ergab eine sandighumose, dunkle, lockere Füllung, in der sich Reste rezenten
Laubs mit Zweigbruchstücken befanden – ein eindeutiger
Hinweis auf eine relativ junge Verfüllung. Der Durchmesser des ovalen Befundes betrug im ersten Planum ca. 1 m.
Der Befund war mit einer Tiefe von 7o cm relativ flach und
15 Die zweite Begehung vom 29.o5.2oo5 wurde
umfangreich filmisch dokumentiert, damit
auch in Zukunft die Aussage und Glaubwür-
digkeit des Finders beurteilt werden können.
16 Die Ausgrabungen fanden unter der lokalen
Leitung von Th. Koiki (LDA) statt. Die Projekt-
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leitung lag beim Verfasser. Die Grabungen
begannen am 19.o8.2oo2 und dauerten bis
zum 15.11.2oo2.
37
38
HARALD MELLER
Genau westlich von der
Himmelsscheibe
Wintersonnenwende
Kyffhäuser am 1. Mai
Brocken
Lage der Himmelsscheibe
in der Sternwarte
Weist auf den Brocken und
den Sonnenuntergang zur
Sommersonnenwende
Weist auf den Sonnenuntergang zur Wintersonnenwende
Abb. 7 Vom Mittelberg aus gesehen ging die Sonne zur Sommersonnenwende hinter dem Harzmassiv mit dem Brocken unter. Am wichtigen Kalenderdatum des 1. Mai ging sie hinter dem Kyffhäuser unter. Die Himmelsscheibe konnte in Phase 2 mit dem Horizontbogen zum Brocken hin ausgerichtet
werden.
besaß einen gerundeten Boden. In der Füllung fanden sich
zudem vereinzelt Holzpartikel, die vermutlich vom angrenzenden Köhlermeiler stammten (Abb. 4). Des Weiteren traten in der Verfüllung mehrere Glasscherben einer neuzeitlichen handelsüblichen Wasserflasche vom Typ »Deutscher
Brunnen« zutage, der erst nach 1989 Eingang in die Region
fand. Unter Berücksichtigung der Gebrauchsspuren an der
Flaschenschulter, die auf einen längeren Flaschenumlauf
schließen ließen, ergab sich hier ein zweifelsfreier Terminus
post quem.
Beim negativen Herausnehmen des verfüllten Materials
wurde im südöstlichen Grubenviertel die Grubenwandung
vorsichtig freigelegt. Hier zeigten sich vertikale, schmale,
3–8 cm starke Längsrillen, die sich als Hammerschlagspuren interpretieren ließen. Der originale Befund war durch
die Raubgrabung vollständig zerstört worden. Die archäologischen Ergebnisse entsprechen folglich den vorliegenden
kriminologischen Ermittlungen: Laut den Geständnissen
der Finder wurde eine zuvor geleerte Wasserflasche in die
Verfüllung geworfen. Der Fund wurde mit einer kleinen
Hacke ausgegraben. Diese wurde nach der Aussage der Finder und den Spuren durch das LDA bereits vorab rekonstruiert (Abb. 5a). Die am o3.o6.2oo5 dem Gericht übergebene Originalhacke entspricht dieser Rekonstruktion und
stimmt mit den Hammerschlagspuren des Befundes überein (Abb. 5b).
Das Raubgrabungsloch selbst, das größer als der
ursprüngliche Befund war, wurde vom Leiter der Restaurierungswerkstatt, Wunderlich, nachgebildet. Eine Einbringung maßstäblicher Kopien in das Modell zeigt, dass sich
das Fundensemble problemlos im Befund platzieren ließ
und dieser nicht etwa, wie häufig vermutet, zu klein für den
Fund gewesen wäre.
Trotz der hohen Übereinstimmung zwischen Ausgrabungsergebnis und Aussagen der Täter war der Forschergruppe daran gelegen, unabhängige Hinweise auf den Fundort der Himmelsscheibe und ihrer Beifunde zu erbringen. Es
ergaben sich vier voneinander unabhängige Indizien, zwei
davon mit hohem Beweischarakter.
An dieser Stelle ist zuerst der Nachweis signifikant erhöhter Kupfer- und Goldkonzentrationen in der Verfüllung des
Raubgrabungsloches zu nennen, die sich aus den Ausfällungen der Metallfunde herleiten dürften. Beweiskraft erlangt
diese Untersuchung aber vor allem durch die erhöhten Konzentrationen in Schicht 4d (Abb. 6). Hier handelt es sich um
eine rötlich-braune, schwach gebänderte, unregelmäßige
Verfärbung, die durch die Verlagerung toniger und humoser Stoffe aus dem originalen Befund verursacht worden
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NEBRA – BIOGRAPHIE EINES HIMMELSBILDES
Bef. 30/2003 –
spätbronzezeitlicher Hort
Fd. 15/03 –
Zierscheibe
Fundstelle der Himmelsscheibe
eisenzeitlicher Ringwall
Abschnittswall
a
Abb. 8 a–b Die Kuppe des Mittelberges wird von zwei Abschnittswällen
sowie einem eisenzeitlichen Ringwall begrenzt. In der Nähe dieses höchsten Punktes befand sich die Fundstelle der Himmelsscheibe. Dass am
Mittelberg möglicherweise auch im weiteren Verlauf der Bronzezeit Hortfunde als Opfer niedergelegt wurden, belegen der Fund einer mittelbronzezeitlichen Zierscheibe sowie der Rest eines durch Raubgräber gestörten
spätbronzezeitlichen Hortfundes am Hangfuß (a). Besonders deutlich
werden die Wall-Graben-Strukturen auf dem Lidar-Laserscan (b).
sein dürfte. Die gut beobachtete Schicht war sowohl vom Originalbefund als auch von den Raubgrabungen ungestört, also
geologischer Bildung. Somit ist nachgewiesen, dass über
einen längeren, nicht näher zu bestimmenden Zeitraum Gold
und Kupfer in den anstehenden Boden verlagert wurden. Die
Signifikanz der Werte ergibt sich aus zahlreichen Vergleichsproben auf dem Plateau des Mittelberges, die nur marginale
Konzentrationen beider Metalle aufwiesen17.
Da in Bezug auf Sachsen und Sachsen-Anhalt für die
gesamte Bronzezeit nur wenig mehr als zwei Dutzend Funde
17 Die detaillierten Ergebnisse der Untersuchungen zur Kupferkonzentration der einzelnen
Proben sind in Pernicka u. a. 2oo8, 342 enthalten.
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b
39
40
HARALD MELLER
Fundstelle der Himmelsscheibe
Ausgrabungsfläche 2002
Ausgrabungsfläche 2003
Ausgrabungsfläche 2004
Abb. 9 Bereits 2oo2 wurde ein erheblicher Teil der Kuppe des Mittelberges
innerhalb der umgebenden eisenzeitlichen Wallanlage abgeholzt. Die
ersten Grabungen konzentrierten sich auf die Umgebung der Fundstelle.
Im Folgejahr wurden die Flächen erweitert und Sondagen durch die Wälle
angelegt. Nach einer umfangreichen Grabungskampagne im Jahr 2oo4
wurden die Grabungen vorläufig eingestellt.
mit einer Kombination von Bronze und Gold überliefert sind
und es sich zudem bei den Goldfunden häufig nur um kleine
Noppenringe handelt, die kaum für eine Erhöhung der Goldkonzentration im Untergrund sorgen dürften, passt die relativ große Oberfläche der Himmelsscheibe mit einem hohen
Flächenanteil des schwer mobilisierbaren Goldes bestens
zum diesbezüglichen Bild der Überlieferung.
Zweites Indiz von Beweischarakter ist die Untersuchung
und der Vergleich der Erdanhaftungen auf den Funden, insbesondere der Himmelsscheibe, mit den Bodenproben des
Raubgrabungsbefundes auf dem Mittelberg. Hier ist zu
betonen, dass die Bodenanhaftungen auf den Funden keinesfalls später – etwa zwecks Fälschung des Fundortes – auf diesen angebracht worden sein können, da die Anhaftungen
mit der Korrosion zu einer harten Kruste verbacken waren –
ein Zustand, der sich nur bei langer Bodenlagerung einstellt
und nicht künstlich zu erzeugen ist.
Diese forensische Untersuchungsmethode, die beispielsweise auch in Mordprozessen mit hoher Beweiskraft Anwendung findet, ergab eine Übereinstimmung zwischen
den Bodenproben aus dem Raubgrabungsloch und den an
Himmelsscheibe und untersuchtem Schwert anhaftenden
Proben. Proben von einem der Beile waren weniger signifikant, wodurch jedoch der Mittelberg als Fundort nicht auszuschließen ist, da sich dies möglicherweise mit Sedimentationsprozessen aufgrund der Lage des Fundes erklären
lässt.
Da es sich bei der vorliegenden Untersuchungsmethode,
wie beschrieben, um ein aussagekräftiges, gutachterliches
Element in Strafprozessen handelt, die zumal vom führenden Spezialisten J. Adam (damals Landeskriminalamt Brandenburg) hier angewandt wurde, ist auch dieser Beleg zwingend18. Der Befund der forensischen Untersuchung wurde
überdies unabhängig durch die röntgendiffraktometrische
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NEBRA – BIOGRAPHIE EINES HIMMELSBILDES
Abb. 1o Bei Prospektionsarbeiten am nördlichen Hangfuß des Mittelberges wurden in
einer flachen Raubgräbergrube Reste eines spätbronzezeitlichen Hortfundes aus Bronzespiralen
und tordierten Ringbruchstücken entdeckt (12./
11. Jh. v. Chr., Bef. 3o/2oo3). Einige dieser Teile
waren auf dem Waldboden im Umfeld verstreut
(zur Lage des Befundes vgl. Abb. 8a). Der Befund
belegt neben zahlreichen anderen, leeren Raubgrabungslöchern auf dem bzw. um den Mittelberg herum die Aktivitäten von Metallsondengängern, die aus bloßer Besitzgier unser kulturelles Erbe plündern.
Mineralbestimmung der Tonfraktion von den Anhaftungen
an den Objekten des Nebra-Fundes im Abgleich mit dem
Sedimentmaterial vom Mittelberg bei Nebra bestätigt19.
Folglich ist auch die Zusammengehörigkeit der untersuchten Fundgegenstände sedimentpetrologisch und geologisch
als plausibel einzuschätzen.
Ein weiteres Indiz für die Authentizität des Fundortes ist
ein astronomisches. In der zweiten Phase der Himmelsscheibe wurden an beiden gegenüberliegenden Seiten zwei
Horizontbögen angebracht, die den Horizontdurchlauf der
Sonne während des Jahres über 82,7° abbilden, also genau
den Azimutbereich der Sonne zwischen den Sommer- und
Wintersonnenwenden auf der geographischen Breite Mitteldeutschlands.
Der Standpunkt des Betrachters auf dem Mittelberg ist
nicht zufällig gewählt. Von dort aus konnten an zwei mar18 Zur Methode siehe Adam 1984.
kanten Kalendertagen des Jahres, am 1. Mai und 21. Juni,
Sonnenuntergänge hinter den Bergspitzen des Kyffhäusers
sowie des Brockenmassivs beobachtet werden (Abb. 7)20.
Da die Möglichkeit dieser Beobachtungen auch für die
Bronzezeit gegeben war und davon ausgegangen werden
kann, dass den damaligen Menschen diese Bezüge bekannt
waren, kann es kaum Zufall sein, dass die Himmelsscheibe
von Nebra, die genau auf die astronomische Beziehung zur
Sommersonnenwende abzielt, an einem so passenden Ort
platziert worden ist.
Nach ausführlicher Betrachtung der Ermittlungsergebnisse sowie der naturwissenschaftlichen und archäologischen
Analysen ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass es sich bei dem vom ersten Hehler als Raubgrabungsloch bezeichneten Fundpunkt tatsächlich um den Ort handelt, an welchem die Himmelsscheibe
19 Gutachten G. Borg/S. Stöber, Institut für geologische Wissenschaften der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, vom 18.o2.2oo5.
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2o Siehe Referentenbeitrag Schlosser in diesem
Band.
41
42
HARALD MELLER
a
Abb. 11 a Auf der Rückseite der Himmelsscheibe sind deutlich die Spuren
einiger tauschierter Goldauflagen wie der Plejaden, der Einzelsterne sowie
des Schiffes zu sehen. Die grobe Durchlochung ist nur oberflächlich abgefeilt. Etwas unterhalb der Mitte zeigt sich ein Kratzer, der vom »Probeschlag« eines der späteren Handwerker stammt. b Die Vorderseite der
Himmelsscheibe zeigt die älteste eindeutig erkennbare Himmelsdarstellung mit der Wiedergabe einer astronomischen Konstellation. Das herausgerissene Goldblech des Vollmondes bzw. der Sonne wurde restauratorisch
wieder eingefügt. Ansonsten wurden die Beschädigungen durch die Hammerschläge während der Raubgrabung belassen.
und ihre Beifunde einst deponiert wurden. Da sich von diesem ursprünglichen Befund nur geringe Reste erhalten
haben, ist des Weiteren anzunehmen, dass dieser bei der
Anlage des Raubgrabungsloches, wie bereits erläutert,
nahezu vollständig zerstört wurde. Der Befund muss demzufolge kleiner als das Raubgrabungsloch gewesen sein. Schon
aus diesem Grund scheidet der Kontext eines Grabfundes
für den Fundkomplex der Himmelsscheibe aus: Aus der
Frühbronzezeit Mitteldeutschlands sind ausnahmslos Körpergräber bekannt. Für das Körpergrab eines Erwachsenen
ist jedoch der Befund zu klein, selbst für ein Kindergrab
erscheint nicht ausreichend. Zudem sind Kindergräber mit
solch reicher Ausstattung bislang nicht bekannt. Säuglingsgräber mit auch nur annähernd ähnlicher Ausstattung sind
völlig unbekannt und deshalb für die Betrachtung ebenfalls
nicht relevant. Fundzusammensetzung und -umstände sprechen eindeutig für einen Hortfund.
Nachdem die Authentizität der Fundstelle zweifelsfrei
nachgewiesen ist, soll nun ein kurzer Blick auf den Mittelberg selbst geworfen werden. Der 252 m hohe Mittelberg
liegt als höchste Erhebung der weiteren Umgebung im Ziegelrodaer Forst. Er bildet die Südspitze der Ziegelrodaer
Buntsandsteinplatte. Unmittelbar südlich davon verläuft
das enge Wangener Unstruttal, in welches sich der Fluss
tief eingeschnitten hat. Das umgebende Bergland trennt
die nördlich gelegenen Lösslandschaften vom Thüringer
Becken21.
Eine sorgfältige Aufnahme der Umgebung des Fundortes
ergab ein trapezoides, die Kuppe umschließendes WallGraben-System mit gerundeten Ecken von etwa 155 bis
maximal 16o m Durchmesser22. Wall und Graben waren im
Gelände in Teilen nur noch äußerst schwach zu erkennen.
Die höchsten Erhebungen fanden sich im Westen, Osten
und teilweise im Norden der Anlage.
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NEBRA – BIOGRAPHIE EINES HIMMELSBILDES
b
Bereits seit Längerem war ein ca. 26o m südöstlich davon
gelegener Abschnittswall bekannt23. Bei der sorgfältigen
Geländeaufnahme durch O. Schröder (LDA) wurde damit
korrespondierend ein nordwestlicher Abschnittswall entdeckt, so dass der Höhenrücken des Mittelberges auch in der
weiteren Betrachtung eingegrenzt war (Abb. 8).
In den Jahren 2oo2–2oo4 wurde in drei Grabungskampagnen die Frage nach Art und Datierung dieser Anlagen
sowie ihrem Bezug zum Depotfund der Himmelsscheibe
von Nebra untersucht (Abb. 9)24. Das Grundproblem der
Grabung bestand darin, dass die Befunderhaltung aufgrund
der Umsetzung der Humusanteile in den Befunden durch
den Waldboden äußerst schlecht war. Bei den gut erkennbaren Verfärbungen handelte es sich überwiegend um
21 Zur Geologie und den Böden siehe Gutachten
W. Kainz, Geologie und Böden im Umland der
Himmelsscheibe; Gutachten M. Klamm vom
17.12.2oo4, Bodenkundliche Situation am
Fundort der Himmelsscheibe und auf dem
Mittelberg; Kugler/Schmidt u. a. 1988.
mittelalterliche Köhlermeiler. Dennoch zeigten Fundkonzentrationen ehemalige Befunde an. Diese datierten jedoch
nicht in die Frühbronze-, sondern – wie die Ringwallanlage
selbst – überwiegend in die Eisenzeit.
Die Funktion der Ringwallanlage konnte durch die bisherigen Untersuchungen nicht eindeutig geklärt werden,
ein kultisch abgrenzender Charakter der Anlage kann
jedoch gerade aufgrund der astronomischen Bezüge der
Örtlichkeit und der schwachen Ausformung der Wälle
nicht ausgeschlossen werden.
Die beiden Abschnittswälle haben ebenfalls eher abgrenzenden als fortifikatorischen Charakter. Sie könnten älter als
die Ringwallanlage sein und damit im Bezug zum Befund
der Himmelsscheibe stehen. Sondagen durch beide Wälle
22 Die Entdeckung und erste Beschreibung des
Wall-Graben-Systemes erfolgte bereits 1987
durch H. Einecke (Ortsakte LDA).
23 Ortsakte LDA, Eintrag B. Schlenker vom
19.1o.2ooo.
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24 Die Grabungen auf dem Mittelberg wurden in
drei Kampagnen in insgesamt 16 Monaten
und unter der örtlichen Leitung von Koiki
durchgeführt. Untersucht wurde eine Fläche
von insgesamt 8 9oo m2.
43
44
HARALD MELLER
Abb. 12 Dieses Bild wurde von den Ermittlungsbehörden sichergestellt. Es
zeigt die Himmelsscheibe stark verschmutzt in weitgehend ungereinigtem
Zustand. Die frischen Kratzer dürften vom Hammer herrühren, der bei der
Raubgrabung zum Einsatz kam, und entsprechen den Beschädigungen der
Oberfläche der Himmelsscheibe. Das Goldblech des Vollmondes bzw. der
Sonne wurde mit einem Hammerschlag ausgerissen. Die Erdauflage war
offenbar fest mit der Himmelsscheibe verbunden.
konnten dies bislang jedoch nicht vorbehaltlos bestätigen25.
Dass das Gelände des Mittelberges eventuell für rituelle
Deponierungen auch während der Mittel- und Spätbronzezeit genutzt wurde, belegen zwei weitere Befunde der Grabung von 2oo3 (Fund 15/o3 und Bef. 3o/2oo3, rot markiert
in Abb. 8). Bei Befund 3o/2oo3 handelt es sich wohl um die
Überreste eines spätbronzezeitlichen Hortes, der – wie im
Falle der Himmelsscheibe – durch Raubgräber geplündert
wurde. Hier allerdings fanden die Archäologen noch einzelne Bronzefragmente im Inneren des noch frischen Raubgrabungsloches. Weitere Bronzeartefakte des ehemaligen
Depots streuten über eine Fläche von bis zu 5 m um den
Befund (Abb. 1o)26. Der Einzelfund 15/o3 vom nördlichen
Rand des Ringwalls, eine bronzene Zierscheibe von ca.
3,5 cm Durchmesser, weist in die mittlere Bronzezeit. Ob
auch dieser Fund Teil eines ehemaligen Bronzedepots war,
muss offenbleiben.
Der Fund
25 Aus der Sondage des östlichen Abschnittswalls
konnten 14C-AMS-Analysen an zwei Holzkohlefragmenten (quercus) durchgeführt werden:
Die Holzkohle von der Sohle des Walls datiert
eindeutig in die Frühbronzezeit (2o39–1858
kal. BC), die zweite Probe aus dem Wallkern
ist eisenzeitlich (671–4o9 kal. BC).
26 Vgl. hierzu Grabungsbericht Koiki (unpubl.),
Die Himmelsscheibe
Die Himmelsscheibe von Nebra ist einer der außergewöhnlichsten Funde der europäischen Vorgeschichte (Abb. 11)27.
Es handelt sich um eine nahezu runde bronzene Scheibe,
deren intensiv grüne, z. T. fast glasig glänzende Oberfläche
mit Goldauflagen versehen ist. Diese lassen bereits auf den
ersten Blick ein piktogrammartiges Himmelsbild aus dreißig Sternen, einem Sichelmond und einer Sonne bzw. einem
Vollmond erkennen.
Ein Teil des rechten Randes wird von einem breiten Goldband (im Folgenden als »Horizont 1« bezeichnet) gefasst,
das – wie die erhaltene Tauschierrille auf der gegenüberliegenden Seite belegt – wohl an der entsprechenden Stelle
über ein Gegenstück (Horizont 2) verfügte28. Da dieses heute
verloren ist, ist auch das ursprünglich verwendete Material
S. 9. Die Raubgräber ließen zahlreiche Halsringfragmente und einen kompletten tordierten Halsring sowie eine Schmuckspirale
zurück.
27 Einige wesentliche Beiträge zur Himmelsscheibe bislang: Meller 2oo2, 7–2o; Meller
2oo2a, 35; Pernicka/Wunderlich 2oo2;
Meller 2oo3; Pernicka u. a. 2oo3; Meller 2oo4;
Hansen 2oo6; Meller 2oo7; Gleirscher 2oo7;
Pásztor/Roslund 2oo7; Schwab u. a. 2oo7;
Pernicka u. a. 2oo8; Maraszek 2oo8; Bertemes
2oo9.
28 Ein »Plan« der Himmelsscheibe mit den von
der Forschergruppe festgelegten Bezeichnungen für alle einzelnen Goldauflagen befindet
sich am Ende des Bandes.
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NEBRA – BIOGRAPHIE EINES HIMMELSBILDES
– vermutlich Gold, vielleicht aber auch Silber oder eine
andere Legierung – nicht mehr zu bestimmen.
Auf der Unterseite der Scheibe befindet sich ein stärker
gebogener, etwas schmalerer, zweifach gerillter Goldstreifen, dessen Ränder von einer Fiederung begleitet werden
(im Folgenden »Schiff« genannt).
Die gesamte Scheibe ist randlich mit 38 Löchern von etwa
2,5 mm Durchmesser versehen. Eine weitere Durchlochung
ist an der durch die Raubgräberhacke beschädigten Stelle
anzunehmen. Die Löcher ziehen sich alle trichterförmig
nach innen, so dass davon auszugehen ist, dass die Durchlochung von der Bildseite her erfolgte. Einige dieser Löcher
sind eingerissen.
Eine besonders starke Beschädigung befindet sich am
oberen linken Rand der Scheibe sowie im oberen Bereich
des abgefallenen Horizontbogens. Die markantesten Beschädigungsspuren zeigen sich als deutliche »Kratzer« auf der
Oberfläche. An Sonne/Vollmond wurde sogar ein Teil des
Goldbleches am Ende eines solchen »Kratzers« herausgerissen und der obere Rand des Objektes zumindest eingerissen.
Eine Fotografie des ersten Hehlers, die die Himmelsscheibe
in erdfrischem, nahezu ungereinigtem Zustand zeigt, belegt
die Ergebnisse der detaillierten restauratorischen und naturwissenschaftlichen Analysen, nämlich dass die »Kratzer«
und die Beschädigung an Sonne/Vollmond der senkrecht
stehenden Himmelsscheibe im Zuge der Freilegung während der Raubgrabung mit einem Hammer zugefügt wurden (Abb. 12).
Auf der Rückseite der Himmelsscheibe prägen sich deutlich einige Sterne, insbesondere die Plejaden, Teile des Horizontbogens sowie des Schiffes durch. Die einzelnen Löcher
der Randdurchlochung sind hier nur grob abgefeilt. Zudem
ist auf der Rückseite der »Probeschlag« eines der späteren
Handwerker sichtbar, mit dem dieser in Unkenntnis der
ursprünglich verwendeten Materialzusammensetzung die
Schneidfähigkeit seines Werkzeuges prüfte.
Die Himmelsscheibe besteht zum Großteil aus Kupfer. Es
wurden lediglich 2,6 Masse-% Zinn und o,2 Masse-% Arsen
beigefügt. Damit war das Ausgangsmaterial sehr weich. Es
ließ sich somit leicht bearbeiten und kalt austreiben29.
Analysen der Bleiisotope und Spurenelemente durch
E. Pernicka ergaben, dass das Kupfer für die Herstellung aus
dem Ostalpenraum stammt30. Zinn und Gold kommen hingegen mit großer Wahrscheinlichkeit aus Cornwall31.
Der Durchmesser der Himmelsscheibe beträgt zwischen
31,o cm und 32,o cm. Die Dicke des Metalls nimmt gemäß
dem Treibvorgang von innen (4,5 mm) nach außen (1,5 mm)
ab. Die Scheibe ist mit etwa 2o5o g überraschend schwer, da
sie auf den Abbildungen durchgehend filigraner wirkt.
Auch die Goldbleche sind mit etwa o,4 mm Dicke relativ
stark. Diese Stärke war jedoch für die Aufbringung mittels
einer sogenannten Tauschierplattierung nötig. Mit dieser
Technik konnten die Goldblechauflagen sehr solide und
dauerhaft auf der Scheibe befestigt werden. Für diese Befes-
29 Siehe hierzu Beitrag Berger u. a. sowie Beitrag
Holdermann/Trommer in diesem Band.
3o Siehe Beitrag Pernicka in diesem Band.
31 Mündl. Mitteilung E. Pernicka und G. Borg. –
In Bezug auf das Zinn vgl. Vortrag Pernicka in
Abb. 13 Die Detailaufnahme zeigt, dass der ursprüngliche Stern 23a durch
die Tauschierrille für Horizont 2 verletzt wurde. Ein Teil des abgetrennten
und eingeklemmten Goldes verblieb in der Tauschierrille. Vermutlich aus
optischen Gründen wurde der Stern ersetzt und etwas versetzt neu gestaltet. Dabei geriet der neue Stern größer, der umgebende Metallwall aus
Bronze wurde flach gehämmert.
tigung wurde mit einem deutlich höherlegierten, gehärteten
Bronzemeißel eine unterschnittene Rille in der Form des
einzulegenden Goldbleches in die Oberfläche der Scheibe
geschlagen. Das Goldblättchen wurde anschließend eingefügt, das aufgeworfene Metall flach und sorgfältig um den
Rand des Goldstückes gehämmert.
Alle Goldauflagen der Himmelsscheibe gehen auf die
Kreisform zurück. Die Maße der aufgebrachten Elemente
stehen in unterschiedlichen Verhältnissen zueinander. Ob
diese Tatsache auf ein bronzezeitliches Maßsystem oder
aber die Verwendung von Handwerkerschablonen zurückzuführen ist, muss vorerst offenbleiben32.
Bei näherer Betrachtung ist entlang des Schiffsrandes
eine grob ziselierte Fiederung erkennbar. Eine wesentlich
feinere Ziselierung aus zahlreichen Rillen bildet einen feinen Kranz um Sonne/Vollmond. Beim rechten Horizont
(Horizont 1) zeigen sich am äußeren Ende die etwas überstehenden Vorritzungen der Tauschierungen.
Berlin-Adlershof am o4.11.2oo9 sowie Pressemitteilung Pernicka vom Dezember 2oo9. –
Weiterhin zu den Zinnanalysen Haustein u. a.
2o1o, 816–832. – Zur Herkunft des Goldes vgl.
Artikel »Focus« vom 12.o5.2o1o.
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32 Vgl. Beiträge Berger u. a. sowie Breuer in diesem Band. – Generell zur Technik der Metallverarbeitung in der Bronzezeit Schwab u. a.
2oo7.
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HARALD MELLER
a
b
Abb. 14 a–b Unter dem in Phase 2 aufgebrachten Horizontbogen 1 prägen sich die vor der Aufbringung entfernten Sterne 31 und 32 durch. Besonders im
Röntgenbild werden die Tauschierkanäle dieser älteren, später abgerissenen Sterne gut sichtbar (b).
Bei noch genauerer Betrachtung wird offensichtlich,
dass das Himmelsbild auf der Scheibe von Nebra nicht in
einem einmaligen Arbeitsprozess entstanden sein kann.
Am augenfälligsten wird dies an einem versetzten Stern
(Sterne Nr. 23a, 2333). Der ursprüngliche Stern der ersten
Fassung der Himmelsscheibe war wohl beim Anbringen
der Tauschierrille von Horizont 2 randlich verletzt worden
und ist in der Folge abgefallen oder entfernt worden. Ein
kleiner Goldrest dieses ursprünglichen Sternes befindet
sich noch in der Tauschierrille (Abb.13).
Anschließend wurde – ein Stück nach innen versetzt –
ein neuer Stern angebracht. Dabei unterliefen dem neuen
Handwerker, der offenbar in der Anbringung solcher
Sterne weniger Erfahrung hatte als der eigentliche Verfertiger der Himmelsscheibe, zwei Anfängerfehler: Zum einen
wählte er für den Tauschierkanal das ursprüngliche Außenmaß des alten Sternes, so dass der neue Stern größer geriet.
Zum anderen verdrängte er beim Anlegen des Kanals zuviel
Material, so dass beim Einhämmern der Bronze ein »Materialwall« entstand.
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NEBRA – BIOGRAPHIE EINES HIMMELSBILDES
Abb. 15 Die Golduntersuchungen ergaben, dass
für die Herstellung der Bildwerke auf der Himmelsscheibe drei verschiedene Goldsorten Verwendung fanden: Das Gold des Horizontbogens
sowie des versetzten Sternes 23 ist zinnreicher,
das Gold des Schiffes silberärmer als das Gold
der restlichen Sterne, der Mondsichel sowie des
Vollmondes bzw. der Sonne. Dieses Ergebnis
korrespondiert exakt mit den archäologischen
und handwerkstechnischen Untersuchungen,
die ebenfalls von einer mehrphasigen Anbringung der Bildelemente ausgehen.
0,09
Sonne/Vollmond
0,08
Mond
Sterne
0,07
Horizont
Stern 23
Zinn in %
0,06
Schiff
0,05
0,04
0,03
0,02
0,01
0,00
12
14
16
18
20
22
24
Silber in %
Ein weiteres klares Zeichen für diese Umarbeitung sind
zwei Tauschierrillen älterer Sterne unter Horizont 1, die sich
durch das überprägende Goldblech des Horizontes abzeichnen und sich auch klar im Röntgenbild zeigen (Abb. 14; vgl.
Pernicka/Wunderlich 2oo2, bes. 27 Abb. 5).
Eindeutig später hinzugefügt scheint ebenfalls das
Schiff, dessen Fiederung deshalb bei Stern 22 verkürzt ist
und das sich zudem kompositorisch zwischen die umgebenden Sterne (18, 22, 26, 27, 25, 29) zwängt.
Die Durchlochung des Scheibenrandes ist als ein weiterer separater Vorgang anzusehen. Dieser beschädigte neben
Horizont 1 auch das Schiff, ohne Rücksicht auf die qualitätvolle Verarbeitung oder Zierelemente, wie beispielsweise
die Fiederung des Schiffes, zu nehmen. Da die Durchlochung äußerst unsorgfältig ausgeführt wurde, ist davon
auszugehen, dass die Löcher durch die Befestigung der
33 Siehe Koordinatennetz mit Stern- und Objektnummerierung auf der Himmelsscheibe von
Nebra am Ende dieses Bandes.
Scheibe an oder auf einem organischen Untergrund verdeckt wurden.
Ausgehend von dem »Wall«, der durch die Tauschierung
des versetzten Sternes 23a/23 entstand, erschließt sich eine
weitere Beobachtung: Stern Nr. 3 ist etwas kleiner und unregelmäßiger als die angrenzenden Sterne, zudem verfügt er
ebenfalls über einen nicht flach gehämmerten »Wall«. Es
könnte sich hier um den ersten Stern handeln, den der
eigentliche Schmied auf die Himmelsscheibe aufbrachte, bei
dem es ihm noch etwas an Übung fehlte. Die Oberfläche der
Himmelsscheibe wäre demnach – sollte die jetzige Orientierung zutreffen – von oben nach unten gearbeitet worden.
Diese These stützt der Eindruck, dass die Sterne nach unten
hin zunehmend besser gelungen zu sein scheinen.
Unter rein technischen Aspekten lassen sich zumindest
drei verschiedene Handwerkerhände unterscheiden34: Ein
34 Siehe hierzu Beitrag Berger u. a. in diesem
Band.
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HARALD MELLER
Phase I
Phase II
Phase III
Phase IV
Phase V
Abb. 16 Archäologische, technische und naturwissenschaftliche Analysen
lassen fünf verschiedene Phasen der Entwicklung der Bildwerke auf der
Himmelsscheibe erkennen. In Phase 1 wurde die Himmelsscheibe als
scheinbar einfaches Himmelsbild mit 32 Sternen, Sichel- und Vollmond
bzw. Sonne geschaffen. In Phase 2 wurden am rechten Rand zwei Sterne
entfernt, anschließend seitlich die beiden Horizontbögen aufgebracht.
Dabei wurde Stern 23a beschädigt und versetzt. In Phase 3 wurde am unteren Rand der Himmelsscheibe ein Schiff angebracht. In Phase 4 wurde die
Himmelsscheibe rundum gelocht und wahrscheinlich auf einem organischen Trägermaterial montiert. In Phase 5 wurde der linke Horizontbogen
abgerissen, die Himmelsscheibe somit disfunktionalisiert und den Göttern
auf dem Mittelberg bei Nebra geopfert.
erster Handwerker, der außer Stern 23 alle Sterne sowie den
Sichelmond und die Sonne bzw. den Vollmond zu verantworten hatte; ein weiterer Handwerker, der die beiden Horizontbögen und Stern 23 aufbrachte, sowie ein dritter Handwerker, der das Schiff relativ nachlässig auf der Scheibe
fixierte. Dazu ist wahrscheinlich noch ein vierter Handwerker zu rechnen, der die Scheibe grob randlich lochte, oder
gar ein fünfter, der den zweiten Horizontbogen entfernte.
Vom ersten bis zum vierten Handwerker nehmen Qualität und Sorgfalt im Umgang mit dem Himmelsbild und der
Bronzescheibe selbst kontinuierlich ab. Welchem der späteren Handwerker der Probeschlag auf der Rückseite der Himmelsscheibe zuzuweisen ist, bleibt unklar. Er lässt sich, wie
bereits erwähnt, nur durch die Unkenntnis eines späteren
Handwerkers in Bezug auf die Legierung, also die Weichheit
des verwendeten Materials, erklären.
Allein die »Händescheidung« der möglichen Handwerker, aber auch der unsachgemäße Umgang mit den jeweils
älteren Darstellungen – etwa die Horizontanbringung, das
Herabreißen der alten Sterne sowie die Lochung von Horizont und Schiff – machen es unwahrscheinlich, dass derselbe oder jeweils vorherige Handwerker die Himmelsscheibe nacheinander in kürzeren oder auch längeren
Abständen aus eigenem Antrieb oder im Auftrag Dritter
veränderte. Vielmehr scheinen diese Veränderungen von
unterschiedlichen Handwerkern zu verschiedenen Zeiten
für diverse Besitzer durchgeführt worden zu sein.
Diese zuerst rein archäologischen, handwerkstechnischen, stilistischen und stratigraphischen Beobachtungen
werden eindrucksvoll durch die naturwissenschaftlichen
Untersuchungen der Goldauflagen des Himmelsbildes untermauert. Bereits mit bloßem Auge war die etwas gelblichere
Goldfärbung des Schiffes zu erkennen. Alle anderen Goldauflagen dagegen erweckten einen durchaus harmonischen,
gleichfarbigen Eindruck. Die zerstörungsfreie, sorgfältige
Analyse der einzelnen Goldauflagen durch SynchrotronRöntgenfluoreszenz am Berliner Elektronenbeschleuniger
BESSY II zeigt die Unterschiede eindrücklich. Unterschiedliche Zinn- zu Silber- sowie Kupfer- zu Silbergehalte belegen
eindeutig, dass die Auflagen aus drei verschiedenen Gold-
chargen angefertigt wurden (Abb. 15): Die erste Charge
(gelb), die alle Sterne mit Ausnahme von Stern 23 sowie
Sichelmond und Sonne/Vollmond umfasst; sodann der
erhaltene Horizontbogen und der versetzte Stern 23 (rot)
und schließlich das Schiff, das ebenfalls aus deutlich anderem Gold gefertigt ist (blau).
In der Zusammenschau mit den handwerklich-technischen Beobachtungen lassen die Ergebnisse folgenden
Schluss zu (Abb. 16): Die Himmelsscheibe trug in ihrer
ersten Phase ein sehr einfaches, plakatives Himmelsbild aus
32 Sternen, Sichelmond und Vollmond/Sonne. In Phase 2
wurden vermutlich zuerst die beiden Sterne 31 und 32 entfernt, um Platz für die Anbringung des rechten Horizontbogens zu schaffen. Schließlich wurde Stern 23a beschädigt
und, aus der neuen Goldcharge gefertigt, versetzt wieder
angebracht. In Phase 3 erfolgte die Anbringung des Schiffes.
Die randliche Durchlochung der Himmelsscheibe erfolgte
abschließend in Phase 4. In einer möglichen Phase 5 könnte
der zweite Horizontbogen entfernt und somit die Himmelsscheibe rituell unbrauchbar gemacht worden sein.
Ein Wechsel der Phasen 2 und 3 – also eine Anbringung
des Schiffes vor den Horizontbögen – kann nicht ausgeschlossen werden, ist aufgrund des späten Auftretens der
Schiffsdarstellungen am Ende der Frühbronzezeit (frühestens 165o v. Chr.35) jedoch eher unwahrscheinlich.
35 Die bislang älteste bekannte Schiffsdarstellung auf dem Schwert von Rørby (Seeland,
Dänemark) datiert in die Zeit der Nieder-
Die Schwerter
Zusammen mit der Himmelsscheibe wurden zwei Schwerter
gefunden, die in vielfacher Hinsicht von herausragender
Qualität sind (Abb.17). Dies betrifft in erster Linie weder die
Form der Klingen, die als sogenannte Sögel-Klingen zahlreich belegt sind, noch den Griff, der auf die sogenannten
Apa-Schwerter zurückgeht, sondern vielmehr die außergewöhnlich seltene Tauschierung auf Griffen und Klingen
sowie die filigrane Goldmanschette unterhalb des Knaufes.
Obwohl die beiden Schwerter auf den ersten Blick einen
nahezu identischen Eindruck in Bezug auf Größe, Konstruktion und Zierweise machen, gibt es doch Unterschiede, durch
die sich Schwert 1 von Schwert 2 unterscheidet. Die Klinge
legung der Himmelsscheibe um 16oo v. Chr.;
vgl. dazu Kaul 2oo4, 58; Rønne 2oo4, 64; Abb.
S. 65.
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NEBRA – BIOGRAPHIE EINES HIMMELSBILDES
Abb. 17 Der Hortfund von Nebra enthielt zwei Schwerter. Obwohl diese
fast identisch aussehen, bestehen doch geringe Unterschiede, wie etwa in
der Verzierung der Klingen oder der Griffe. So verfügt Schwert 1 (links)
über eine sich den Mittelgrad entlang schlängelnde Klingentauschierung,
wohingegen der Griff von Schwert 2 (rechts) umfangreicher tauschiert ist.
Die Halbschalengriffe hatten ursprünglich eine Ergänzung aus organischem
Material (Holz oder Knochen). Diese ist mittlerweile vergangen. Die Seite
mit bronzenem Griff war die Schauseite. Die seltenen goldenen Griffmanschetten sowie die Tauschierung machen die Schwerter zu einem raren und
kostbaren Produkt. Auch aufgrund der formalen Paarigkeit ist davon auszugehen, dass sie gemeinsam getragen wurden. Die Schwerter sind letztendlich Kopien donauländischer Vollgriffschwerter, deren Kenntnis vermutlich über dänische Importstücke vermittelt wurde.
von Schwert 1 zeigt auf der Vorderseite eine schlangenartig
gewellte Mitteltauschierung entlang des Klingengrates, die
von einer für Sögel-Klingen typischen Lanzettverzierung
gefasst wird. Des Weiteren sind Knaufplatte und -nagel mit
umlaufenden Dreiecken verziert. Beides fehlt bei Schwert 2.
In der Detailaufnahme der Griffe werden weitere kleine
Unterschiede sichtbar, wie etwa die Zackentauschierung
bei Schwert 2 unterhalb der Goldmanschette (Abb. 21).
Beide Schwerter verfügen über eine etwa 36,5 cm lange,
relativ breite, im Querschnitt lanzettförmige, nur schwach
geschwungene, relativ massive Klinge mit deutlichem, aber
nicht ausgeprägtem Mittelgrat. Von den äußeren Griffnieten
ausgehend sind die Klingen mit zwei- bis vierfachen lanzettförmigen Rillenbündeln verziert. Innerhalb dieser Strichbündel verläuft eine Kupfertauschierung, die sich in der
Antike vermutlich durch künstliches Patinieren deutlich
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HARALD MELLER
Abb. 18 Die drei schottischen Dolche von Collessie, Blackwaterfoot und Skateraw (von links
nach rechts), deren organische Griffe längst
vergangen sind, datieren etwas älter als die
Schwerter von Nebra. Sie stellen jedoch das einzige Vergleichsbeispiel für die goldenen Griffmanschetten dar. Somit weisen die Schwerter
von Nebra neben donauländischen auch britannische Einflüsse auf.
farblich, Schwarz auf Gold des Kupfers, abgesetzt haben
dürfte36.
Auf der ausschwingenden, halbrunden Griffplatte ist
jeweils ein massiver Halbschalengriff mit vier Nieten befestigt. Die in einem der Griffe haftenden Reste von Birkenrinde belegen, dass der Kern und anscheinend auch die
zweite Griffhälfte aus organischem Material bestanden.
Diese zweite, vermutlich aus Holz oder Knochen gefertigte
Griffhälfte, die mit der Rinde wohl gegen die Bronze gepolstert war, war durch einen zentralen Niet, durch jeweils eine
Knaufplatte und einen langen Knaufnagel mit dem gegossenen Halbschalengriff fest verbunden.
Zwischen Halbschalengriff und Knaufplatte befand sich
ein fein gerilltes, nach innen gefalztes Goldband, das sich an
den organischen Griffkern geschmiegt haben dürfte (vgl. Pernicka/Wunderlich 2oo2). Die Griffverzierung aus gerippten
Goldmanschetten findet ihre nahezu exakte Entsprechung in
den schottischen Dolchen von Collessie (Fife), Skateraw (East
Lothian) und Blackwaterfoot (Insel Arran). Sie zählen zu einer
Sögel-Klingen lang
Sögel-Klingen kurz
Abb. 19 Vermutlich orientieren sich die Klingen der Griffplattenschwerter
vom Typ Sögel an donauländischen Schwertern vom Typ Apa. Allerdings
wäre auch eine Ableitung aus frühbronzezeitlichen Dolchen denkbar. Ein
Großteil der Sögel-Klingen ist unter 25 cm lang und damit eher den Dolchen
als den Kurzschwertern zuzurechnen. Die längeren Klingen erreichen bis
zu 4o cm Länge. Sie sind bis nach Mitteldeutschland verbreitet, während
die kürzeren Formen nur im nördlichen Verbreitungsgebiet auftreten.
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NEBRA – BIOGRAPHIE EINES HIMMELSBILDES
Apa
Hajdúsámson
Téglás
Tårupgårde
Stensgård
»Pella«
0
3 cm
Abb. 2o Die Griffe der Schwerter des so genannten Typs Apa weisen regelhaft hängende schraffierte Dreiecke auf, die durch Strichbündel getrennt werden. Vereinzelt, wie in Apa selbst, kommen auch stehende Dreiecke vor. Des Weiteren sind Nieten und die diese umgebenden Griffteile häufig von Punktreihen gefasst oder durch Strichbündel getrennt, Verzierungsmuster, wie sie ebenfalls auf den Griffen der Nebra-Schwerter auftreten.
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HARALD MELLER
Abb. 21 Die wesentlichen Zierelemente der ApaSchwerter – hängende Dreiecke und Strichbündel – sowie die Verzierung um die Nieten finden
sich auf beiden Schwertgriffen von Nebra wieder. Hier wurde die Zier weniger sorgfältig und
weniger charakteristisch ausgeführt – ein Hinweis auf Imitation. Das für die Apa-Schwerter
typische quer geriefte Strichbündel unterhalb der
Knaufscheibe ist bei den Schwertern von Nebra
als Goldmanschette ausgeführt. Die beiden
Knaufplatten und Knaufnägel von Nebra entsprechen in ihrer Dreiecksverzierung oder ihrer
unverzierten Art den verschiedenen Ausformungen der Knaufplatten der Apa-Vorbilder.
1
2
Gruppe frühbronzezeitlicher, im Vergleich zu den NebraSchwertern allerdings etwas älter datierender Dolche, deren
organische Griffe vergangen sind (Abb. 18; Cowie 2oo4, 176).
Die Griffkonstruktion mit je zwei Halbschalen aus unterschiedlichem Material ist zwar technisch ausgefeilt, dennoch dürften die Schwerter mehr Repräsentations- als tatsächlichen Kampfwert besessen haben. Die gegossenen
Halbschalen der Griffe sind mit vier ausgeprägten Niethüten, die von Punzreihen umsäumt werden, und über diesen mit einem gegenständigen Wolfszahnmuster verziert.
Die Griffseiten und in einem Fall, wie beschrieben, das Griffende zur Goldverzierung hin werden von kupfertauschierten Winkelbändern eingerahmt (Abb. 21).
In seiner groß angelegten Studie ordnete B. Sicherl die
beiden Schwerter von Nebra zusammen mit dem ebenfalls
singulären Schwert von Rastdorf (Kr. Plön) einer Sonder36 Siehe hierzu Beitrag Berger u. a. in diesem
Band.
37 H. Vandkilde hat völlig zu Recht darauf hingewiesen, dass zwar originale Apa-Schwerter
aus dem mittleren Donaugebiet und dem Karpartenbecken direkt nach Dänemark importiert wurden, dass es dort aber auch schnell
zu lokalen Kopien kam; vgl. hierzu Vandkilde
1996, 224 ff. Abb. 239. – Bei einer Originalautopsie in Ungarn, vor allem im Museum
Debrecen, zeigten sich erhebliche Unterschiede zwischen den sogenannten ApaSchwertern. Deutlich wird dies beim Schwert
0
3 cm
gruppe der Schwerter vom Typ Apa zu (Sicherl 2oo4, 5o
Karte 12; Liste 346; zur Forschungsgeschichte der ApaSchwerter 47 ff.). Wahrscheinlich handelt es sich bei den
Schwertern aus Nebra jedoch nicht um eine Sonderform des
Typus Apa, sondern vielmehr – zumindest auf den Griff
bezogen – um eine Imitation von Apa-Schwertern des donauländischen Raumes in Kombination mit Sögel-Klingen. Die
These Sicherls, dass der Ort der Entstehung und Produktion
der Apa-Schwerter im oberen Mittel-Donau-Gebiet liegt, triff
hingegen sicherlich zu (Sicherl 2oo4, 52)37.
Die älteren der Apa-Schwerter (Hajdúsámson) datieren in
die Zeitstufe der Schwerter von Nebra, ganz an das Ende der
Frühbronzezeit. Der Export der Apa-Schwerter nach Norden
belegt, dass der Weg entlang der Oder nun wieder als direkte
Handelsroute genutzt werden konnte. Ob es sich bei den
gleichzeitigen Sögel-Klingen um Kopien von Apa-Schwer-
von Hajdúsámson, das über einen ausgeprägten Mittelgrat sowie eine nach der Griffplatte
nur wenig einziehende Klinge verfügt. Vermutlich sind diese Schwerter zeitgleich mit
denen von Nebra, während der Fund von Apa
etwas jünger datiert (Hinweis R. Schwarz
[LDA], siehe auch Chronologietabelle in
Meller 2oo4, 12 f.). Der Einfachheit halber
wird jedoch hier die eingeführte Bezeichnung
»Apa-Schwerter« beibehalten.
38 Zusammenfassend zu Sögel-Klingen und
weiterführender Literatur siehe Laux 2oo9,
2o ff. – Zu Griffplattenklingen siehe Vogt
2oo4, dort zu Apa-Schwertern 25 ff., zu SögelKlingen 29 ff. – Die älteren Apa-Schwerter
vom Typ Hajdúsámson dürften, wie ausgeführt, nebra-zeitlich sein, also an das Ende
der Frühbronzezeit A2c datieren. Der Hortfund von Apa selbst dürfte schon mit dem
Hortfund von Bühl, also B1a bzw. MD I, zu
verbinden sein. In diesen Horizont wäre wohl
auch ein Großteil der Sögel-Klingen zu setzen,
sie beginnen allerdings (siehe Nebra) bereits
am Ende der Frühbronzezeit.
39 Fundort und -umstände sind unbekannt.
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NEBRA – BIOGRAPHIE EINES HIMMELSBILDES
Rastorf
Eschwege
0
3 cm
Abb. 22 Die Griffzier des Schwertes von Eschwege gibt einen eindeutigen Hinweis auf die Imitation der Apa-Schwerter. Der Griff selbst ist als Vollgriff
ausgebildet. Die Klinge hingegen entspricht den Sögel-Klingen. Das Schwert von Rastorf verfügt, wie die Schwerter von Nebra, über einen Halbschalengriff. Allerdings ist die Knaufplatte voll ausgebildet.
tern oder aber nur um eine eigenständige Umsetzung der
Idee dieser ersten Vollgriffschwerter handelt, bedarf einer
detaillierten Untersuchung. Festzuhalten bleiben bei einem
Blick auf die größten und massivsten dieser Klingen eindeutige Anklänge an die deutlich größeren und stärker
geschwungenen Apa-Schwerter38.
Allerdings sollte nicht unerwähnt bleiben, dass das Repertoire der Sögel-Klingen außergewöhnlich viele kurze Formen
beinhaltet, so dass der Übergang von den Kurzschwertern im
Bereich von ca. 25 cm Klingenlänge zu den Dolchen fließend
ist. Bei einer Scheidung der kurzen von den langen SögelKlingen ergibt sich für beide Typen das nahezu gleiche Verbreitungsgebiet über Norddeutschland und Dänemark
(Abb. 19). Jedoch reichen die langen Sögel-Klingen weiter
nach Mitteldeutschland und nach Süden bis in die Mittelgebirgszone. Die Klingen von Nebra würde man ohne die
Kenntnis ihrer Griffe den größeren Sögel-Klingen zuordnen,
zumal in der nächsten Umgebung des Fundortes, in Sachsenburg und Halberstadt (Wüstemann 1995: zu Sangerhausen
11o Nr. 344; zu Neuenhofe, Kr. Halberstadt, 11o Nr. 34o), an
Form und Größe ähnliche Exemplare gefunden wurden. An
Schwertern vom Typ »Sögel lang« lassen sich zahlreiche
weitere Stücke mit jeweils vier oder fünf Griffplattennieten
aufzählen, die häufig auch eine Lanzettenverzierung tragen.
An dieser Stelle sei beispielsweise auf die Klingen aus dem
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Nyköping-Fluss (Ksp. Barbö, Schweden; Jacob-Friesen 1967,
3o7 Nr. 286) oder aus Schonungen (Kr. Schweinfurt;
Schauer 1993, 75) verwiesen.
Bei einem Vergleich der Griffe von Nebra mit solchen der
Apa-Schwerter liegt die Vermutung nahe, dass bei den
mitteldeutschen Exemplaren eine Imitation vorliegt. Sowohl
eines der Schwerter von Apa (Nr. 26; vgl. Bader 1991, 39) als
auch die Schwerter von Hajdúsámson, Téglás (beide Hajdú
Bihar, Ungarn; Kemenczei 1991: zu Téglás 8–1o Nr. 3; zu
Hajdúsámson 8–1o Nr. 1) und angeblich »Pella« (Zentralmakedonien; Kilian-Dirlmeier 1993, Nr. 444)39 verfügen ebenso
wie die Schwerter von Tårupgårde und Stensgård (beide
Maribo Amt, Dänemark; Aner/Kersten 1977: zu Stensgård 86
Nr. 1675; Taf. 146; zu Tårupgårde 87 f. Nr. 168o; Taf. 146)
über schraffierte, hängende Dreiecke, die durch horizontale
Linien getrennt werden (Abb. 2o). Ziselierte Dreiecke, wenn
auch leicht unsauber ausgeführt, weisen auch die Griffe der
Nebra-Schwerter auf. Diese für die Griffe des Typs Apa typischen Reihen hängender Dreiecke, durch mehrere horizontal verlaufende Linien unterbrochen, sind auf den Griffen
der Nebra-Schwerter auf ein Element aus hängenden und
stehenden Dreiecken reduziert. Als kostbare eigenwillige
Interpretation wurde auf beiden Griffen die gerillte Zone
durch eine Goldmanschette ersetzt (Abb. 21). Bei beiden
genannten dänischen Importschwertern werden zudem,
53
54
HARALD MELLER
Abb. 23 Die Vollgriffschwerter vom Typ Apa
wurden an der mittleren Donau und im Karpatenbecken am Ende des 17. Jh. v. Chr. erfunden.
Sie gelangten über den Oder-Weg nach Dänemark, wo sie in lokaler Rezeption in minderwertiger Qualität kopiert wurden.
Schwerter Typ Apa mit
einteiligem vernieteten Vollgriff
Schwerter Typ Apa, Griff und
Klinge aus einem Guss
Schwerter Typ Apa,
wohl lokale Imitation
ähnlich den Nebra-Schwertern, die Nieten durch Strichbündel getrennt. Betrachtet man die Knaufplatten und -nägel
der Funde aus Nebra, von denen nur einer diese Zier trägt,
so entspricht dieser Unterschied im Schwertpaar ebenfalls
den Apa-Vorbildern, die gleichermaßen verziert und unverziert auftreten.
Wie bereits erwähnt, ist der Halbschalengriff von Nebra
keine unikale Lösung. Die beiden nächsten Vergleichsfunde
sind die Schwerter von Rastorf (siehe oben) und Roum
(Viborg Amt, Dänemark) (Abb. 22). Im Fall von Rastorf
(Bokelmann 1977, 97 Abb. 8 [Zeichnung]; Bokelmann 1972,
1; Taf. 3 [Foto]) wurde allerdings nach einer anderen, einfacheren Lösung gesucht: Sechs Nieten halten den Griff auf
der Griffplatte, die Knaufplatte ist voll ausgeformt und mit
dem Halbschalengriff vergossen, so dass auf die Befestigung
mit Knaufnägeln verzichtet werden konnte. Auch die einfache Zier der Knaufplatte erinnert an die der Apa-Schwerter.
Beim Fund von Roum (Hachmann 1957, Taf. 19,16; Broholm
1943, Nr. 4) handelt es sich um einen Halbschalengriff mit
Knauf und offenbar loser Knaufplatte.
Besonders enge Bezüge zu den Nebra-Schwertern – nicht
nur räumlicher Art – weist das Schwert von Eschwege (Kr.
Werra-Meißner; Hänsel 2ooo, 32) auf. Dieses verfügt
jedoch über einen vollgegossenen Griff, ist aber mit einer
Klinge versehen, die eher den Sögel-Klingen ähnelt. Auch
dieses Exemplar ist zweifelsfrei als Kopie eines Apa-Vorbildes anzusprechen.
Die Klingentauschierung der Schwerter von Nebra ist
noch ungewöhnlicher als die Griffzier mit Goldmanschetten. Aus Nord- und Westeuropa sind zwei weitere Beispiele
4o Vgl. hierzu Beitrag Berger u. a. in diesem
Band; Wunderlich 2oo5.
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NEBRA – BIOGRAPHIE EINES HIMMELSBILDES
Abb. 24 Die beiden Randleistenbeile (Beil 1 links, Beil 2 rechts), der Randleistenmeißel mit geknicktem Rand sowie die beiden Armspiralen mit verjüngten Enden aus dem Hortfund von Nebra.
bekannt: das Schwert aus Vreta-Kloster (Östergötlands län,
Schweden; Oldeberg 1974, Abb. 4; Montelius 19oo, 74 f. mit
Abb. 198) und das Schwert von Marais de Nantes (Dép.
Loire-Atlantique, Frankreich; Schauer 1984).
Neben den tauschierten Klingen sind wenige weitere
hochwertig tauschierte Objekte, wie etwa das ebenfalls
frühbronzezeitliche Beil von Thun-Renzenbühl (Kanton
Bern, Schweiz; Strahm 1972; Abb. 24 in Beitrag Berger u. a.
in diesem Band), in Mitteleuropa gefunden worden. Ob die
Technik der Tauschierung während der Frühbronzezeit in
Mitteleuropa eigenständig entwickelt oder aus der Ostägäis
importiert wurde, lässt sich aufgrund der wenigen Vergleichsbeispiele nicht mit Sicherheit feststellen40.
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Zusammenfassend lässt sich für die Schwerter von Nebra
festhalten, dass es sich um ein Schwertpaar höchster Qualität mit zwar geringen, aber zur Unterscheidung durchaus
geeigneten Unterschieden handelt. Dieser Umstand legt
nahe, dass das Schwertpaar zusammen genutzt und wohl
auch getragen werden sollte – ob durch eine einzelne oder
zwei miteinander auftretende Personen, ist bei der Befundlage nicht zu entscheiden.
Der Schwertgriff imitiert die hochrangigen, damals neu
entwickelten Vollgriffschwerter vom Apa-Typ des mittleren Donauraumes, die als direkte Importe nach Dänemark
gelangten und dort in deutlich schlechterer Qualität kopiert
wurden. Es erscheint auf den ersten Blick rätselhaft, warum
55
56
HARALD MELLER
für den Auftraggeber eine in ihrer Herstellung äußerst aufwendige, verkleinerte Kopie eines Apa-Schwertes hergestellt
und nicht ein Apa-Schwert im Original erworben wurde.
Betrachtet man die Verbreitungskarte, wird deutlich, dass
Apa-Schwerter und ihre direkten Kopien nur im Ursprungsraum und – von der polnischen Ausnahme Rożnowo (Woj.
Zachodniopomorskie; Blajer 199o, 131; Taf. XCII Nr. 1o3)
abgesehen – in Skandinavien auftreten (Abb. 23)41. Als Erklärung bietet sich folgerichtig an, dass der Auftraggeber der
Nebra-Schwerter keinen Zugang zu originalen Schwertern
hatte. Wurde hier also ein Sögel-Schwert des Nordens mit
organischem, verziertem Griff imitiert?
Die typo-chronologische Einordnung verweist auf das
Ende der Frühbronzezeit in den Fundhorizont von Trassem42. Diese Datierung wird zudem durch die Radiokarbondatierung der Birkenrindreste aus einem der Griffe unterstützt43.
Die Beile
Ähnlich dem Schwertpaar waren im Hort von Nebra zwei
einander sehr ähnliche bronzene Randleistenbeile enthalten
(Abb. 24). In ihrer oberen Hälfte verlaufen die Seiten nahezu
parallel zueinander, um sich nach der Beilmitte leicht
geschwungen zur Schneide hin zu verbreitern. Die Seitenansicht ist weidenblattförmig.
Die Beile unterscheiden sich in ihrer Ausführung: Beil 1
ist im Gegensatz zu Beil 2 eher durch härtere, klar voneinander abgesetzte Formen, Beil 2 hingegen durch fließende
Übergänge charakterisiert. So ist Beil 1 im Querschnitt rechteckig, die Randleisten sind scharf abgesetzt. Bei Beil 2 ist der
Querschnitt konkav, die Randleisten sind weniger scharf
abgesetzt. Überdies ist hier der Nackenabschluss gerundet,
der bei Beil 1 gerade verläuft. Beide Beile eint die leichte Rast
in ihrer Mitte.
Die Form dieser Beile fasste K.-F. Rittershofer unter dem
Typ Bühl zusammen (Rittershofer 1983, 178–189), dessen
Ursprungsgebiet er mit dem Nordischen Kreis gleichsetzt.
Die Untergliederung der Beile nach Rittershofer wurde von
F. Laux anhand der niedersächsischen Beile erheblich verfeinert und aufgegliedert44.
Chronologisch setzen beide Autoren diesen Beiltyp an
das Ende der Frühbronzezeit. Die Verbreitungskarte Rittershofers (1983, 186 Abb. 3 mit Liste 1; 76 f.) zeigt einen
Schwerpunkt an Elbe und Oder mit wenigen Ausreißern bis
an die Donau. Sie gibt das Hauptverbreitungsgebiet wieder,
ist jedoch nach zahlreichen Neufunden und den umfangreichen Studien Laux’ nicht mehr aktuell.
41 Das Schwert von Eschwege wird in Verbindung mit den Sögel-Klingen und den Schwertern von Nebra gesehen und wurde deshalb
nicht in die Verbreitungskarte mit aufgenommen.
42 Ursprünglich wurde der Horizont von P. Reinecke (1924) als Stufe A2 Trassem-LangquaidTinsdahl beschrieben. Der Autor folgt der
Terminologie von W. Ruckdeschel (1978,
3o2–3o4) in die Stufen A2 a–c und nicht der
Terminologie von K.-F. Rittershofer (1983,
Der Meißel
Aus dem Depotfund von Nebra stammt ein Randleistenmeißel mit geknickten Seiten (Abb. 24). Der Schäftungsteil entspricht der halben Länge des schmäleren Schneidenteiles. Er
ist im Querschnitt rechteckig, die Randleisten sind stark ausgeprägt. Meißel mit geknickten Seiten sind seit dem Fürstengrab von Leubingen bekannt, dort allerdings weisen sie
noch keine Randleisten auf.
Die Knickrandmeißel wurden von B. Zich zusammengestellt. Der Meißel von Nebra entspricht Typ 36a (Zich 1996,
214 f. Karte 97). Nach Zich datiert dieser Typ an das Ende der
Frühbronzezeit, an den Übergang zur Mittelbronzezeit.
Meißel dieser Form sind in der nördlichen Aunjetitzer
Kultur verbreitet und daher in Mitteldeutschland nicht
unüblich. Eine Verdichtung und Erweiterung des Verbreitungsgebietes nach Norden erfährt die Typologie nach Zich
durch die Arbeiten von Laux, der die Randleistenmeißel mit
geknickten Seiten in fünf Varianten unterteilt (Laux 2ooo,
67–71). Der nächste Vergleich zu dem Meißel aus Nebra ist
die Variante Holte-Spangen. Laux datiert die Meißel ganz
allgemein an das Ende der Aunjetitzer Kultur.
Aus den Arbeiten Vandkildes wird deutlich, dass die entsprechenden Randleistenmeißel mit geknicktem Rand auch
im Nordischen Kreis, hier insbesondere in Dänemark, Verbreitung finden (Vandkilde 1996, 136–138 Abb. 123)45. Auch
sie setzt diese Meißel in den Sögel-Klingen-Horizont.
Die Armspiralen
Neben den beiden Schwertern, Beilen und dem Meißel enthielt das Depot von Nebra auch zwei mehrfach zerbrochene
Armspiralen (Abb. 24). An beiden Spiralen war jeweils ein
sich verjüngendes Ende erhalten. Der Querschnitt ist D-förmig. Ihr Durchmesser macht eine Verwendung als Armschmuck wahrscheinlich. Das besser erhaltene Exemplar
weist noch sieben Spiralwindungen auf.
Armspiralen sind in vielen Fällen Bestandteil der Hortfunde der nördlichen Aunjetitzer Kultur. In den südlicheren
Formenkreisen der Frühbronzezeit scheinen sie an Grabinventare gebunden zu sein. Dort sind sie sowohl paarig als
auch einzeln vertreten (Zich 1996, 2o7 f. Karte 94).
Auch in Hortfunden treten Armspiralen häufig paarig
auf46. Neben der rein schmückenden Funktion, die sie wohl
als Grabbeigaben innehatten, kommt den Spiralen in den
Depots möglicherweise auch eine Barrenfunktion zu (Zich
1996, 2o7).
In Bezug auf die Datierung wird auf den Querschnitt, die
Drehrichtung und vor allem auf die zunehmende Länge der
326–337) in Stufe A3. Allerdings sehen wir
einen zeitlichen Unterschied zwischen den
Horten von Langquaid (A2b) und Trassem
(A2c); danach würde der Hort von Bühl,
bereits mittelbronzezeitlich (B1a), folgen. Den
Hort von Nebra – dies wird auch an den weiteren Beifunden deutlich werden – sehen wir in
einem Horizont mit Trassem (siehe auch die
chronologische Übersicht in Genz/Schwarz
2oo4, 12 f.).
43 1639–14o1 cal. BC (Two Sigma Range), Leib-
niz-Institut für Isotopenforschung Kiel.
44 Laux 2ooo: etwa die Typen Ülsen und Basdahl
(S. 36) oder Typ Suderburg-Oldenstadt
(S. 43 f.) und die Variante Harsefeld (S. 77–79).
Die zahlreichen Varianten sind nur schwer
unterscheidbar.
45 Der Meißel von Nebra entspräche wohl am
ehesten Typ D4, Variante C.
46 Ausführlich zu den Armspiralen mit verjüngten Enden in Gräbern Ruckdeschel 1978,
159–161; 155 Abb. 13.
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NEBRA – BIOGRAPHIE EINES HIMMELSBILDES
Armspiralen im Verlauf der Frühbronzezeit hingewiesen,
ohne dies jedoch genauer zu spezifizieren (Ruckdeschel
1978, 16o–162). Nach derzeitigem Kenntnisstand treten
diese Armspiralen während der Frühbronzezeit sowohl in
Stufe A1 als auch in Stufe A2 auf.
Die Zusammensetzung des Hortfundes von Nebra
Eine kurze Betrachtung der einzelnen Elemente des Hortfundes hat gezeigt, dass Schwerter, Beile und Meißel, aber auch
die Armspiralen aus rein chronologischen Gesichtspunkten
an das Ende der Frühbronzezeit in Stufe A2c zu setzen sind.
Nun stellt sich die Frage nach der Gesamtzusammensetzung des Hortfundes von Nebra: Ist diese musterhaft oder
singulär? In der Vergangenheit wurde mehrfach auf die
überzeugende Parallele des Inventars des Fürstengrabes von
Leubingen verwiesen (Meller 2oo4, 94–97; Maraszek/Zipf
2oo9, 71–74). Die Doppelung von Beil und Schwert in Nebra
findet ihre Entsprechung in der Doppelung von Beil und
Dolch in Leubingen. Das Leubinger Grab enthält zudem
ebenfalls einen Meißel.
Bislang wurde keine Verbindung zu den frühbronzezeitlichen Hortsitten Mitteldeutschlands und der nördlichen
Aunjetitzer Kultur gesehen (Maraszek/Zipf 2oo9, 73). Vielmehr hat S. Hansen den Ursprung dieses Hortmusters im
mittleren Donauraum angenommen. Er geht davon aus,
dass die Hortsitte erst mit dem Import der Apa-Schwerter
nach Norden gelangte47.
Eine Beurteilung der Zusammensetzung des Hortfundes
von Nebra ist nicht einfach, da für diesen letzten Abschnitt
der Frühbronzezeit nur wenige Horte belegt sind. Bei der
Betrachtung der zeitgleichen Gräber fällt auf, dass mit SögelKlingen ausgestattete Männergräber an weiterer Bewaffnung meist über ein Beil und seltener über Pfeile verfügen.
Die Kombination Schwert–Beil scheint geradezu kanonisch
zu sein. In Einzelfällen kann das Beil sehr schmal ausgebildet sein oder aber durch einen Meißel ersetzt werden48. Vor
diesem Hintergrund liegt bei dem Hort von Nebra im Hinblick auf die Waffenkombination tatsächlich eine Doppelung vor49.
Der mit Nebra zeitgleiche Hortfund von Trassem (Lkr.
Trier-Saarburg) erinnert mit der Kombination von Kurzschwert, mehreren Beilen – darunter ein sehr schmales, meißelartiges Beil – und goldenem Schmuck, zu dem auch ein
Armring zählt, sehr an das Hortfundmuster von Nebra (Behrens 1916, 19 f. Abb. 6; Abb. 25).
Bei der Betrachtung der zeitlich unmittelbar vorangegangenen frühbronzezeitlichen Hortfundsitten im Raum Sachsen-Anhalt und Sachsen wird klar, dass dieses Muster auf
eine lange Tradition zurückgeht. In den älteren Hortfunden
ist anstelle des neu entwickelten Kurzschwertes von Nebra
ein Dolch oder Stabdolch enthalten. Stabdolche in Kombination mit Beilen und Armspiralen sind sowohl in den Hort-
47 Siehe Beitrag S. Hansen in diesem Band.
48 Zum Meißel als Waffe siehe Beitrag S. Hansen
in diesem Band.
49 Zu den Waffengräbern des Sögel-Horizontes
siehe Laux 2ooo, 13–15; Taf. 92–93.
5o Die Hortfunde von Dieskau 2 und 3 sowie
Abb. 25 Der Hortfund von Trassem ist etwa gleichzeitig mit dem Depotfund von Nebra und zeigt ein ähnliches Hortungsmuster: ein Kurzschwert
(1), fünf Randleistenbeile mit halbkreisförmiger Schneide (hier nur drei
wiedergegeben, 2–4), ein meißelartiges Randleistenbeil mit kurzer gerader
Schneide (5), eine goldene Nadel (6), ein goldener Armring (7) sowie vier
Golddrahtspiralen (8).
funden von Dieskau 2 und 3, aber auch in Depot 3 von HalleKanena zu finden50. Dolch und kleiner Spiralring sind für
Schollene, Beil und Armringspiralen für Halle-Reideburg
und Osterburg belegt51. In keinem der genannten Horte sind
Dolch, Beil und Armspiralen mit einem Meißel vergesellschaftet.
Ähnlich verhält es sich in Sachsen: Dolch und Armspiralen wurden in Dresden-Dobritz, Kühnau, Röderau und
Schleinitz-Wauden zusammen niedergelegt52; in Schleinitz-Wauden in Kombination mit zwei Randleistenbeilen.
Auch hier beinhalten die entsprechenden Fundkombinationen keinen Meißel. Die meisten der Hortfunde sind außerdem mit mehreren Ösenhalsringen und schweren Ringen
ausgestattet. Armspiralen kommen häufig paarig oder in
paarigen Sätzen vor. Dies scheint mit Einschränkungen
auch für die Beile zu gelten, wohingegen die Dolche stets
einzeln belegt sind.
Halle-Kanena, Depot 3, finden sich mit weiterer Literatur in Zich 1996, 427; zu Dieskau 3
427 f.; zu Halle-Kanena, Depot 3, 437.
51 Die Depots Halle-Reideburg, Osterburg und
Schollene finden sich mit weiterer Literatur
in Zich 1996, 437; 4o6; 4o9.
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52 Die Depots mit weiterer Literatur in Zich
1996: zu Dresden-Dobritz 527, K 62; zu Kyhna
513 f. H 87; zu Röderau 538, K 222; zu
Schleinitz-Wauden: 538, K 224.
57
58
HARALD MELLER
Abb. 26 Ein Teil des Depotfundes von Bruchhausen (nicht abgebildet sind neun einfache Bronzeringe). Das bereits frühmittelbronzezeitliche Depot zeigt
mit zwei Dolchklingen (einem Rohling), mehreren Beilen, einem Randleistenmeißel mit Knick sowie Armspiralen das gleiche Hortfundmuster wie das
Depot von Nebra.
Ein Blick in die Hortfundlandschaft Polens bestätigt das
Bild. Dort sind relativ regelhaft Beile und Armspiralen vergesellschaftet, nur selten kommt ein Dolch hinzu. Der gleiche Befund ergibt sich für die zahlreichen Hortfunde Böhmens, dort ist ebenfalls die Kombination Beile–Armspiralen
üblich. Doppelungen, vor allem bei den Armspiralen, zeichnen sich auch hier ab.
Dieser kurze Überblick zeigt deutlich, dass die Zusammensetzung des Depots von Nebra durchaus aus den älteren
regionalen Hortfundsitten ableitbar ist. Es scheint gleichzeitig eine Entwicklungstendenz der Hortsitten der frühen
Mittelbronzezeit vorwegzunehmen. Zumindest zeigen die
etwas späteren Depots von Stecklin und Bruchhausen
(Westpommern; Abb. 26) ein ganz ähnliches Hortfundmuster (beide Funde in Hachmann 1957: zu Bruchhausen
Taf. 33; zu Stecklin Taf. 37). Das Kurzschwert von Stecklin
ist mit zwei Randleistenbeilen und Armspiralen vergesellschaftet. Im Fall von Bruchhausen kommen zu zwei Dolchen
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NEBRA – BIOGRAPHIE EINES HIMMELSBILDES
mehrere Randleistenbeile, zwei Armspiralen, Ringschmuck
sowie ein Meißel. Die beiden zuletzt genannten Depots sind
zeitlich kurz nach demjenigen von Nebra anzusetzen.
Diese Erwägungen zeigen, dass das Depot von Nebra von
zweierlei mitteldeutschen Traditionslinien beeinflusst wird:
einer aus der weit verbreiteten Hortfundsitte, aber auch
einer aus den Fürstengräbern, speziell dem Grab von Leubingen, in dem die Dolche ebenfalls gekreuzt lagen.
Interpretation der Bildwerke auf der Himmelsscheibe
von Nebra
Bereits bei der ersten genaueren Untersuchung der Himmelsscheibe war klar, dass ihr Bild durch das Entfernen alter
und das Abringen neuer Bildelemente mehrfach verändert
worden war. Es lassen sich, wie gezeigt, eindeutig vier Phasen nachweisen. Ob für das Entfernen von Horizontbogen 2
eine fünfte Phase angenommen werden darf oder dieser
schlicht verloren ging, ist nicht zu belegen. Für das Verständnis des Scheibenbildes ist neben der Analyse des Urbildes auch die der anschließenden Veränderungen wesentlich. Wurde das ursprüngliche Bild jeweils nur erweitert
oder entscheidend verändert? Welcher Zeitraum lag zwischen den Eingriffen? Wer veranlasste diese? Fand im
Zusammenhang mit diesen Veränderungen ein Besitzerwechsel statt? Wann, durch wen und für welchen Zweck
die Himmelsscheibe erdacht und gefertigt wurde, lässt sich
nur aus der Analyse des Urbildes von Phase 1 ableiten.
Die neue astronomische Interpretation durch R. Hansen
von Anfang 2oo6 ist hierfür maßgeblich53 und hatte für die
kulturhistorische Interpretation weitreichende Konsequenzen. Der Forschungsstand beim Kongress 2oo5, demzufolge
das Urbild der Himmelsscheibe noch neolithischen Traditionen verhaftet war und erst die Anbringung des Schiffes in
Phase 3 neue religiöse Vorstellungswelten der Bronzezeit
implizierte, war mit der These Hansens widerlegt54. Im
Gegenteil ist anzunehmen, dass der »Schöpfer« der Himmelsscheibe mit allen bekannten neolithischen Traditionen
brach und zudem seinen bronzezeitlichen Zeitgenossen in
Bezug auf seine Himmelskenntnisse offensichtlich weit voraus war. Die Himmelsscheibe war in ihrer ersten Fassung
ein klares Bild rationalen Denkens, hinter dem sich in mehrfacher Verschlüsselung komplexe Kenntnisse verbargen. In
der weiteren Folge wurden diese Bildinhalte vergessen und
mit altem Wissen oder neuen religiösen Vorstellungen überlagert. Der Weg ging hier vom Logos zum Mythos, aber
nicht umgekehrt.
Phase 1
Das nüchtern anmutende Urbild der Himmelsscheibe ist im
Kontext prähistorischer Abbildungen äußerst untypisch.
Auf dem zu vermutenden dunklen Hintergrund der Bronzescheibe waren lediglich Sichelmond, Vollmond/Sonne sowie
25 gleichmäßig verteilte Sterne zu sehen. Die als Plejaden
gedeuteten sieben Sterne sind als Rosette zwischen Sichelmond und Vollmond/Sonne angebracht. Ein vergleichbar
nüchternes, offenbar zumindest eine Konstellation oder gar
eine Himmelskonjunktion darstellendes Bild war bislang
aus der Vorgeschichte Europas und darüber hinaus nicht
bekannt.
In den Hochkulturen sind Himmels- oder Sternenbilder
in der Regel mythologisch behaftet und werden daher oft
allegorisch wiedergegeben. Beispielhaft sei hier auf die Sternendecke des Grabes von Sethos I. oder die astronomische
Decke von Dendera in Ägypten, aber auch auf die berühmten Himmelsgloben der römischen Antike verwiesen. Am
Anfang der nicht mythologischen Wiedergabe stehen wohl
erst die Himmelsdecken der tangzeitlichen Gräber Chinas55.
Die prähistorische Bildwelt der Bronzezeit gründet,
soweit sie bildlich überliefert ist, auf mythologischen Vorstellungen. Diese Vorstellungen, wie etwa die Sonnenreise
mittels verschiedener Schiffe, sind nur bei günstiger Überlieferungslage zu rekonstruieren (zu Sonnenreisen Kaul
2oo4, 58–63; Kaul 1988).
Zwar sind auf bronzezeitlichen Abbildungen, wie den
berühmten Felsbildern Skandinaviens, immer wieder
Punkte und Punktgruppen zu lokalisieren, diese lassen sich
jedoch in keinem der Fälle zweifelsfrei als Sternendarstellung interpretieren. Die früh- und mittelbronzezeitliche
Bildwelt, insbesondere die des Nordens, ist bevölkert von
Schiffen sowie rätselhaften Menschen- und Göttergestalten. Diese agieren offenbar in Kulthandlungen als Tänzer,
Akrobaten, Adoranten oder auch nur Ruderer in mythologischen Welten, deren Rituale heute längst vergessen sind
(zur bronzezeitlichen Religion jüngst zusammenfassend
Kaul 2oo4).
Astronomische Bildinterpretation
Auf die Bedeutung der Plejaden, die auffällig zwischen
Sichel- und Vollmond stehen, wurde von W. Schlosser ausführlich hingewiesen56. Die Plejaden sind altbekannte Kalen53 Diese Interpretation Hansens stellte das LDA
erstmals am 21.o2.2oo6 im Rahmen einer
Presseinformation mit dem Titel »Die Himmelsscheibe von Nebra. Eine astronomische
Uhr« der Öffentlichkeit vor. Die entsprechende Publikation erfolgte mit Hansen 2oo6.
54 Die neuen Vorstellungen wurden durch den
Autor in Form zahlreicher Vorträge ab 2oo6
umfänglich dargestellt. Sie werden hier erstmals etwas ausführlicher publiziert; siehe
hierzu auch Meller 2oo7, 188 f.; Maraszek
2oo8, 46–59; Bertemes 2oo9, 96–1oo.
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55 Vergleiche hierzu Beitrag Quack in diesem
Band. – Zum Grab Sethos’ I. Hornung u. a.
1991, Abb. 2oo. – Zu den römischen Himmelgloben Künzel 2oo5.
56 Vgl. Referentenbeitrag Schlosser in diesem
Band; Schlosser 2oo4, 44–46; Schlosser 2oo2.
59
60
HARALD MELLER
Abb. 27 Die vorliegende Abbildung verdeutlicht
die auf der Himmelsscheibe dargestellte Schaltregel. Rechts ist eine schmale Mondsichel (Neulicht) zu sehen, die in früher Abenddämmerung
dicht am Horizont bei den Plejaden steht. Diese
Konstellation läutete den Frühlingsmonat März
ein. Wenige Tage später werden die Plejaden als
Kalendersterne in der Dämmerung verschwinden. Die linke Seite zeigt eine wesentlich dickere
Mondsichel, die erst 32 Tage nach dem letzten
Neulicht in der späten Abenddämmerung bei
den Plejaden steht. Diese werden erst in etwa
einem Monat in der Abenddämmerung verschwinden. Der Frühlingsmonat März ist noch
einen Monat entfernt, deshalb muss bei der
Konstellation mit »dickem« Mond nun ein
Monat eingefügt werden, um Sonnen- und
Mondlauf erneut zu harmonisieren.
dersterne, unter deren Zuhilfenahme die Einteilung des bäuerlichen Sonnenjahres erfolgte, und zwar über ihre tagesscharfe, letztmalige Sichtbarkeit am 1o. März und ihren erstmaligen Untergang am westlichen Morgenhimmel um den
17. Oktober57.
Hansen erschloss darüber hinaus die astronomische
Bedeutung des gesamtkompositorischen Bildes der Scheibe.
Dabei war das Verhältnis der Plejaden zum benachbarten
Sichelmond entscheidend. Hinter der Gesamtdarstellung
entschlüsselte er zwei Schaltregeln, die es dem Schöpfer der
Himmelsscheibe ermöglichten, das längere Sonnenjahr (365
Tage) mit dem kürzeren Mondjahr (354 Tage) in Einklang zu
bringen (Hansen 2oo6, 289–3o4). Hansen wies zudem darauf hin, dass dieses Wissen während des 7./6. Jh. v. Chr. in
Babylonien schriftlich fixiert, dort aber bereits wesentlich
länger bekannt war.
Die Himmelsscheibe diente somit als lunisolarer Kalender, der die Harmonisierung von Mond- und Sonnenjahr auf
eine vergleichsweise einfache Art und Weise durch Beobachtung und Kenntnis der Himmelsmechanik löst. Entscheidend hierfür ist die Kenntnis der Schaltregel. Für die
Anwendung dieser Regel ist die »Dicke« des Sichelmondes
ausschlaggebend. Der Sichelmond wird auf der Himmelsscheibe etwa 4,5 Tage alt wiedergegeben. Tritt er bei der
jährlichen Konjunktion im Frühlingsmonat März in dieser
»Dicke« zu den Plejaden, so muss ein Schaltmonat eingefügt
werden. Ist er dünner und somit jünger, ist die Anwendung
der Schaltregel noch nicht notwendig (Abb. 27).
Wenn der Mond also nicht als Neulicht, sondern eben als
4,5 Tage alte Sichel bei den Plejaden steht, verstreicht seit
dem vorangegangenen Neulicht ein Zeitraum von 32 und
nicht, wie üblich, von 29 oder 3o Tagen. Dies wiederum
bedeutet, dass die 32 Sterne des Urbildes ebenfalls nicht
zufällig angebracht wurden. Sie sind der Hinweis auf die
zweite Schaltregel: Vergehen 32 Tage, bis der Mond seit
dem Neulicht des Vormonates im Frühlingsmonat bei den
Plejaden steht, so muss geschaltet werden. Zwölf Tage nach
dieser Konstellation markiert der Vollmond den Frühlingsbeginn und zeigt damit den Beginn des bäuerlichen Jahres
an, also des Sonnenjahres. Folglich kann der Vollmond auch
als Sonne gesehen werden.
Möglicherweise könnten die 32 Goldpunkte der Sterne
auch für 32 Sonnenjahre stehen. In Zusammenschau mit der
Goldscheibe des Vollmondes würden sie die 33 entsprechenden Mondjahre symbolisieren.
Zudem hat Schlosser auf die Möglichkeit zur indirekten
Vorhersage einer Mondfinsternis verwiesen: In der Regel
läuft, wie auf der Himmelsscheibe wiedergegeben, der
Mond unter den Plejaden. Zieht er als Halbmond über die
Plejaden, so folgt acht Tage später eine Mondfinsternis (dpaMeldung Schlosser vom 14.o2.2oo8).
Geistiger Hintergrund
Folgt man der astronomischen Bildinterpretation, so sind
auf dem Urbild der Himmelsscheibe komplexe himmelsmechanische Regeln gekonnt verschlüsselt in einem scheinbar
einfachen Bild wiedergegeben. Diese Umsetzung muss als
erhebliche geistige Transformationsleistung betrachtet
werden. Der Versuch, diese Leistung in die geistige Welt
57 Die Daten folgen dem heutigen Kalender.
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NEBRA – BIOGRAPHIE EINES HIMMELSBILDES
der Frühbronzezeit einzuordnen, fällt insofern schwer, als
sich der Großteil der bildlichen Überlieferung entweder aus
deutlich späteren Phasen der mitteleuropäischen Bronzezeit oder zwar aus frühbronzezeitlichen, vermutlich aber
ganz an deren Ende datierenden reichhaltigen bildlichen
Darstellungen des Nordens speist58. Da davon auszugehen
ist, dass die Phase der Schaffung der Himmelsscheibe weit
vor dem Zeitpunkt der Niederlegung um 16oo v. Chr. liegt,
liefern die Bildquellen dieser Zeit wenig Anhaltspunkte.
Für einen direkten Vergleich wäre zuerst das zeitliche
Umfeld des Fürstengrabes von Leubingen heranzuziehen.
Die Quellenlage jedoch ist vergleichsweise unergiebig. Für
diese Zeit wird vor allem horizontastronomisches, in der
Sonnenorientierung geschultes Wissen vorauszusetzen sein.
Dieses Wissen spielt für die Interpretation der Himmelsscheibe allerdings erst in der folgenden Phase 2 eine Rolle.
Die Sonne und deren Lauf dürften seit dem Spätneolithikum eine erhebliche religiöse Bedeutung innegehabt haben,
wie die bipolaren Gräber der Schnurkeramik- und Glockenbecherkultur, vor allem aber die entsprechenden »Sonnenschalen« der Schönfelder Kultur zeigen (Abb. 31). Das
Urbild der Himmelsscheibe von Nebra scheint von diesen
religiösen Vorstellungen nicht behaftet zu sein. Es ist die
Schöpfung eines beobachtenden Geistes oder eines weit
gereisten »Helden«, der neues Wissen in die Heimat bringt.
Verwendung
Das Bild der Himmelsscheibe von Nebra in seiner ursprünglichen Form diente ganz offensichtlich als Verbildlichung
wichtiger astronomischer Regeln. Als Schriftersatz sollten
diese Regeln symbolhaft für Hersteller oder Auftraggeber
fixiert werden. Auf diese Weise konnten die Regeln memoriert, aber auch in Verbindung mit einer mündlichen Erklärung an Dritte weitergegeben werden. Es ist anzunehmen,
dass die Tradierung der Regeln innerhalb einer kleinen
exklusiven Gruppe oder möglicherweise nur durch eine Einzelperson erfolgte. Wären die Regeln Teil des Allgemeinwissens der damaligen Bevölkerung gewesen und somit
über weite Strecken mündlich tradiert worden, wäre eine
aufwendige Verschlüsselung des vorliegenden Himmelsbildes nicht notwendig gewesen. Folglich ist davon auszugehen, dass das Urbild der Himmelsscheibe zur Bewahrung
wertvollen Wissens geschaffen wurde.
Um dieses Wissen exklusiv weiterzugeben, wurde die
Scheibe wahrscheinlich nicht öffentlich gezeigt und wenn,
dann sicherlich nur unkommentiert und somit für die
Gemeinschaft unverständlich. Womöglich war sie in den
Händen eines Einzelnen, der sie als Kostbarkeit mit schatzähnlichem Charakter verborgen hielt.
58 Der Begriff »Frühbronzezeit« wird aus der
Sicht des Fundes – also auf Mitteleuropa
bezogen – verwendet. Im Nordischen Kreis
setzt die Frühbronzezeit später ein; vgl. dazu
Vandkilde 1996.
59 Zu Herschaftssymbolen vgl. die Beiträge Bertemes, Brun u. a., David und Metzner-Nebelsick
in diesem Band. – Zur Genese bronzezeitlicher
Eliten vgl. Beitrag Strahm in diesem Band. –
Zur Mehrfachbewaffnung Hansen 2oo2. –
Zu den Edelmetallwaffen Primas 1988.
Auftraggeber/Hersteller
Das Wissen um die Schaltregeln zur Herstellung eines Lunisolarkalenders verlieh dem Besitzer der Himmelsscheibe
Macht über die Zeit; konnte er doch als Einziger für jeden
sicht- und nachvollziehbar exakte kalendarische Bestimmungen im Sonnenjahr durchführen. Folglich liegt es nahe, den
Hersteller in den Reihen der frühbronzezeitlichen Eliten zu
suchen.
Die frühbronzezeitliche Gesellschaft Mitteleuropas glich
einer sozialen Pyramide mit einer vergleichsweise kleinen
Oberschicht. Erstmalig setzte sich diese überdeutlich und
signifikant vor allem durch die Verwendung verschiedener
goldener Herrschaftsinsignien, wie Noppenringe, Armringe oder Nadeln, aber auch durch Mehrfachbewaffnung
und andere Grabsitten vom großen Rest der Bevölkerung
ab59. Auch diese Elite oder Fürstenschicht war hierarchisch
gestaffelt. Die Mehrzahl der Mitglieder verfügte über goldene Noppenringe – ein seit dem späten 3. Jt. geläufiges
Distinktionsmerkmal, das wenigen an der Spitze der Pyramide vorbehalten war. Teilweise wurde zusätzlich zu den
goldenen Armringen der ranghöchste Status auch durch
goldene Waffen gekennzeichnet, wie dies im Falle des Fundes von Dieskau nachzuweisen ist60.
Für die Zugehörigkeit der Himmelsscheibe zu den Fürsten spricht auch ihre Zusammensetzung aus den Materialien Gold und Bronze. Diese Materialkombination war, wie
erwähnt, ausschließlich den oberen Gesellschaftsschichten
vorbehalten61.
Weiterhin ist für die frühbronzezeitliche Führungsschicht von einer Vernetzung und dem zumindest kommunikativen Austausch ihrer Mitglieder über weite Distanzen
auszugehen. Nur innerhalb dieses Netzwerkes konnten
fremde Kenntnisse erlangt werden. Ferner bestand nur in
dieser Gruppe die Möglichkeit, einzelne von jedweder Form
körperlicher Arbeit freizusetzen.
Der Schöpfer der Himmelsscheibe könnte das Wissen folglich auch durch eine Reise in den Vorderen Orient erworben
haben. Dort waren die astronomischen Kenntnisse offenbar
bereits bekannt. Diese Reisethese hat auch K. Randsborg
(1993) für den in Kivik (Skåne län, Schweden) bestatteten Fürsten nicht ausgeschlossen. Die Kenntnisse könnten allerdings
auch autonom in Mitteldeutschland durch Beobachtungen
des Mondes erlangt worden sein. Dann allerdings hätte der
Zeitraum der Beobachtungen mindestens 4o Jahre umfassen
müssen und die Beobachtungen hätten schriftlos archiviert
und ausgewertet werden müssen.
6o Die Problematik der Benennung der sogenannten Fürstengräber wird spätestens seit
Kossack 1974 wieder aufs Neue diskutiert. Da
Begriffe wie »Eliten« oder »Oberschicht« zeitlich, »Häuptling« oder »Big Man« aber ethnograhisch gebunden sind, wird hier der alte,
historisch geprägte Begriff »Fürst« verwendet. Der Begriff »Elite« wird alternativ
für die breite Oberschicht benutzt. Ist vom
»Schöpfer« der Himmelsscheibe im Folgenden die Rede, inkludiert der Begriff einen
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oder mehrere Handwerker oder Handwerkerinnen. Aufgrund der Beziehung zu den
Fürstengräbern ist an dieser Stelle die männliche Bezeichnung zu wählen. – Allgemein zu
bronzezeitlichen Eliten RGZM 1999.
61 Zur Gesellschaftsdifferenzierung durch Goldobjekte in der Aunjetitzer Kultur siehe auch
Genz/Schwarz 2oo4.
61
62
HARALD MELLER
Abb. 28 Die Endpunkte der Horizontbögen (A–D) markieren die Sommerund Wintersonnenwenden. Die Goldbögen selbst zeigen den Horizontdurchlauf der Sonne während des Jahres. Dieser beträgt in Mitteldeutschland zwischen 82° und 83°. Der Scheibenmittelpunkt (M) liegt knapp
unterhalb des Punktes, an dem sich die Geraden, welche die Enden der
Horizontbögen miteinander verbinden, kreuzen. Der Winkel (von M aus)
von D nach C ist 5–6° kleiner als der gegenüberliegende von A nach B.
Dies entspricht den realen Beobachtungen der Sonnenauf- und -untergänge, da es in unserer Lufthülle zu Lichtbrechungen kommt. Folglich
ist Norden auf der Scheibe tatsächlich oben, das Schiff unten fährt durch
den südlichen Himmel.
Datierung
Die Phasen 1–4 sind schwer zu datieren. Die mehrfache Veränderung des Bildnisses auf der Himmelsscheibe kann zwar
nachgewiesen werden, die zeitlichen Abstände dieser Veränderungen können jedoch nur aus kulturhistorischen Erwägungen und bergbaugeschichtlichen Beobachtungen abgeleitet werden.
Die Deponierung der Himmelsscheibe dürfte sich durch
die Datierung der Beifunde zwischen ca. 16oo und 155o
v. Chr. festmachen lassen. Mit diesem Datum liegt ein Terminus ante quem vor.
Einen weiteren Datierungsansatz liefert das Schiff aus
Phase 3. Schiffe als religiöses Symbol und Transportmittel
der Sonne finden sich in der Nordischen Bronzezeit erstmals
auf dem Schwert von Rørby um 16oo v. Chr., also um den
Zeitpunkt, an dem die übrigen Beigaben der Himmelsscheibe und die Deponierung der Scheibe anzusetzen sind
(vgl. Anm. 35). Da in Mitteleuropa das Schiff in späterer Zeit
als religiöses Symbol häufig mit dem Wasservogel verbunden ist, muss an dieser Stelle auf das erste Vogelsymbol
nördlich der Alpen im Hortfund von Ackenbach (Bodenseekreis) verwiesen werden. Dieser Fund datiert allerdings
bereits in das beginnende 16. Jh. (vgl. Rittershofer 1983, 372
Abb. 32.1o).
Sollte das Schiff als Symbol bronzezeitlicher religiöser
Vorstellungen erstmals in Mitteleuropa auf der Himmelsscheibe auftreten, so könnte dies frühestens für den Verlauf
des 17. Jh. v. Chr. postuliert werden.
Von Phase 3 zu 2 dürfte aufgrund der radikalen Umdeutung als nunmehr religiöser Gegenstand mit mythologischer Bedeutung ein gewisser zeitlicher Abstand bestanden
haben. Gleiches gilt für den Abstand von Phase 2 zu 1. Auch
hier ist die Anbringung der Horizontbögen ohne neuen
Besitzer der Himmelsscheibe nicht wahrscheinlich.
Vor diesem Hintergrund ist als zeitlicher Abstand zwischen den Phasen jeweils mindestens eine Generation anzunehmen. Je nach Anzahl der Phasen (vier oder fünf) wäre
somit eine hypothetische Mindestlaufzeit von zumindest
1oo Jahren für die Himmelsscheibe gegeben.
Diese Hypothese untermauern die neuesten bergbauhistorischen Beobachtungen aus dem Mitterberg-Revier im
Salzburger Land. Da das Kupfer der Himmelsscheibe gemäß
den Analysen Pernickas vom Mitterberg stammt, kann der
frühestmögliche Zeitpunkt der Herstellung der Himmelsscheibe höchstens mit dem Beginn des Bergbaus im Mitterberg-Revier zusammenfallen.
Um diesen Beginn des Abbaus zu ermitteln, bestehen
prinzipiell zwei Möglichkeiten: zum einen die Datierung
von Artefakten, die aus Mitterberg-Kupfer angefertigt wurden, zum anderen die Datierung der Produktionsanlagen
selbst. Da eine systematische Datierung der Artefakte bislang nicht erfolgt ist, bleibt die Datierung der Produktionsanlagen, die methodisch schwierig ist (Stöllner 2oo9, 38 f.).
Im Süd- und Ostrevier des Mitterberges ist der Grubenbergbau vor allem mittelbronzezeitlich datiert, es liegen
jedoch Hinweise auf ein erweitertes Datierungsspektrum
vor, das bereits in der Kupferzeit beginnen könnte (Stöllner
2oo9, 43). Momentan geht man dort von einem »Beginn der
Bergbautätigkeit im 18./17. Jahrhundert v. Chr.« aus (Stöllner 2oo9, 43)62. Th. Stöllner rechnet mit einer oberflächennahen Frühphase, »der spätestens in der Mittelbronzezeit
ein Tiefbergbau à la Arturstollen gefolgt ist« (Stöllner 2oo9,
43 Abb. 4).
Nach diesen Erwägungen wäre der Beginn der Erschließung des Mitterberg-Kupfers und damit die Herstellung der
Himmelsscheibe frühestens im 18. Jh. v. Chr., also zwischen
175o und 17oo v. Chr. anzusetzen, wobei – wie bereits
bemerkt – ein früherer Ansatz des Bergbaus aufgrund des
methodischen Vorgehens und des derzeitigen Forschungsstandes nicht auszuschließen ist.
Wenn das Datum der Kupfergewinnung mit dem der
Herstellung gleichzusetzen ist, dürfte die Himmelsscheibe
maximal 2oo Jahre, wahrscheinlich eher 1oo Jahre in Umlauf
gewesen sein. Da ihre Herstellung, wie ausgeführt, mit der
sozial exponierten Fürstenschicht zu verbinden ist, ist für
einen Vergleich aus chronologischen Gründen eher das an
Gold überreiche Fürstengrab von Dieskau als die Fürstengräber von Leubingen oder Helmsdorf heranzuziehen63.
Phase 2
In Phase 2 wurden die Sterne 31 und 32 entfernt, um an dieser Stelle Horizontbogen 1 anzubringen. Auf der gegenüberTA G U N G E N D E S L A N D E S M U S E U M S F Ü R V O R G E S C H I C H T E H A L L E • B A N D 0 5 • 2 0 1 0
NEBRA – BIOGRAPHIE EINES HIMMELSBILDES
Abb. 29 Die Horizontbögen auf der Himmelsscheibe markieren den Horizontdurchlauf der
Sonne von der Sommer- bis zur Wintersonnenwende. Die Verbindung der Horizontbogenenden ergibt einen Winkel von 82,7°. Daraus kann
auf die geographische Breite des Beobachtungsortes geschlossen werden. Bei Beachtung der
Fertigungstoleranz ergibt sich der Bereich zwischen den gestrichelten Linien mit Magdeburg
etwa in der Mitte. Der Mittelberg bei Nebra als
Fundort der Himmelsscheibe liegt ca. 7o km
südlicher.
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Mittelberg bei Nebra
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Astronomische Bildinterpretation
Die beiden seitlichen Bögen werden als Horizontbögen
interpretiert. Sie symbolisieren den Horizontverlauf der
Sonne von der Sommersonnenwende am 21. Juni bis zur
Wintersonnenwende am 21. Dezember. Dabei bezeichnet
der rechte Bogen 1 den Bereich, in dem die Sonne während
eines Jahres untergeht. Die linke Seite zeigt dementsprechend die Sonnenaufgänge zwischen Sommer- und Wintersonnenwende (Abb. 28). Die Enden der Horizontbögen mar62 In Stöllner 2o1o, 3o3 Abb. 2 wird sogar von
einem Beginn des Abbaus im Südrevier im
19. Jh. v. Chr. ausgegangen.
kieren jeweils die Wendepunkte der Sonne während des
Jahres64.
Die Bögen nehmen einen Winkel von 82,7° ein. Aus diesem Winkel kann auf die geographische Breite des Standpunktes des Beobachters und somit indirekt auf den Fertigungsort geschlossen werden. Inklusive der Fehlertoleranz
geht Schlosser davon aus, dass sich der Beobachtungsraum
zwischen einer Linie Halberstadt–Dessau–Wittenberg im
Süden und Brandenburg–Wolfsburg im Norden befunden
hat. Magdeburg liegt in der Mitte des Streifens, der Mittelberg bei Nebra ca. 7o km südlich davon (Schlosser 2oo3, 38;
Abb. 29).
Eine weitere wichtige Beobachtung Schlossers zeigt, dass
die Horizontbögen etwas nach oben versetzt waren. Das
heißt, der goldfreie Randsektor zwischen 21. Juni Sonnenaufgang und 21. Juni Sonnenuntergang war um etwa 5° kleiner als zwischen dem Sektor der Wintersonnenwende.
Schlosser schließt hier auf die Wiedergabe realer Beobachtungsergebnisse, die sich durch die Lichtbrechung in der
Lufthülle ergeben (Schlosser 2oo4, 44–46).
Damit sind die Himmelsrichtungen klar bestimmbar:
Norden ist oben, Süden unten. Die Ost- und Westrichtung
63 Zum Fürstengrab von Dieskau Schmidt/
Nietzschke 198o; v. Brunn 1959, 55;
Taf. 12,1–5.
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chopa
Zs
Erfurt
liegenden Seite wurde ebenfalls ein Horizontbogen in Tauschiertechnik befestigt. Dabei wurde der beschädigte Stern
23a entfernt und durch einen neuen, leicht versetzt angebrachten Stern (23) ersetzt. Ob der Ersatz des Sternes aus
rein ästhetischen Gründen vorgenommen wurde oder aber
für den Bildinhalt von Bedeutung war, ist nicht mehr zu
ermitteln.
Horizontbogen 2 ist nicht mehr vorhanden. Da die Suche
nach Kontaktspuren an der Bronzescheibe erfolglos verlief,
konnte nicht nachgewiesen werden, ob dieser ebenfalls aus
Gold gefertigt war.
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Pleiße
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Un
64 Zur astronomischen Deutung siehe Schlosser
2oo4; Schlosser 2oo3; Schlosser 2oo2.
63
64
HARALD MELLER
Abb. 3o Der »westliche« Sichelmond gibt einen
Hinweis darauf, dass die Himmelsscheibe nicht
nur landkartenähnlich betrachtet wurde, sondern als nächtliches Abbild des Himmels über
Kopf gehalten wurde. In diesem Falle sind Ost
und West vertauscht. Einer solchen Verwendung des zweidimensionalen Bildes würde ein
dreidimensionales Weltmodell zugrunde liegen.
Bei diesem Kuppelweltbild wäre eine flache
Welt von Wassern umflossen und von einer
Kuppel überspannt, die Gestirne, Sonne, Mond
und Sterne trägt. Ähnliche Denkmodelle waren
in der Antike bekannt. Für das vorgeschichtliche
Mitteleuropa wäre dies der erste Nachweis eines
Weltmodells, das in verschiedenen Ableitungen
von der Antike bis in das Mittelalter Anwendung
fand.
ist schwieriger festzulegen: Die Form des Sichelmondes legt
nahe, die rechte Seite (vom Betrachter aus) mit Westen
gleichzusetzen. Dann allerdings musste der Nutzer die
Scheibe – vergleichbar mit modernen Sternenkarten – über
sich halten (Schlosser 2oo4, 45). Diese Nutzart wiederum
setzt voraus, dass der zweidimensionalen Himmelsdarstellung die Vorstellung einer die Erde überwölbenden Kuppel,
vergleichbar mit dem Weltbild des Thales von Milet,
zugrunde lag (Abb. 3o).
Geistiger Hintergrund
Das Urbild von Phase 1 und die damit verbundene Schaltregel wurden offensichtlich nicht mehr verstanden oder
aber als Neuerung abgelehnt. Die Himmelsscheibe wurde
jetzt als bloßer Bildträger des nächtlichen Sternenhimmels
interpretiert. Da mit dem Unverständnis des ursprünglichen Bildes auch dessen bisherige Verwendung entfiel,
musste die Himmelsscheibe, um einer Einschmelzung oder
Deponierung zu entgehen, umfunktioniert werden. Für ein
sinnfreies Bild dürfte in der Welt der Bronzezeit, in der
jeder Gegenstand funktionsbehaftet war, wohl kein Bedarf
bestanden haben.
Vielleicht aus Ehrfurcht vor dem traditionsbehafteten
Bild versah man die Himmelsscheibe mit einem neuen Bildinhalt. Dieser basierte auf eigenen, seit Langem tradierten
Kenntnissen. Seit der Stichbandkeramik war die Horizontbeobachtung ein probates Mittel zur kalendarischen Festlegung von Festtagen, wie die Kreisgrabenanlage von Goseck
(Burgenlandkreis) bereits 3 ooo Jahre vor Anbringung der
Horizontbögen auf der Himmelsscheibe belegt (Schlosser
2oo6). Bemerkenswert ist zudem die genaue Beobachtung
des Himmels, weshalb die Horizontbögen etwas nach Nor-
den versetzt exakt auf Höhe der optisch richtigen geographischen Breite angebracht wurden.
Verwendung
Erst in dieser Phase war die Verwendung der Himmelsscheibe auf dem Mittelberg sinnvoll. Der Mittelberg zählt zu
jenen seltenen Beobachtungspunkten, von denen aus an
markanten Kalenderdaten der Sonnenuntergang hinter
Bergspitzen erfolgt. Vom Mittelberg aus ging die Sonne am
1. Mai genau hinter dem Kyffhäuser und zur Sommersonnenwende, also am 21. Juni, hinter dem Brocken unter (vgl.
Abb. 7). Hielt man die Scheibe horizontal, konnte der nördliche Rand von Horizontbogen 2 mit dem höchsten Berg des
Harzes, dem Brocken, zur Deckung gebracht werden. Auf
diese Weise war die Himmelsscheibe automatisch genordet.
Auftraggeber/Hersteller
Die Zerstörung des Urbildes und die Umnutzung der
Scheibe durch die Anbringung von Horizontbögen legen
nahe, dass der Auftraggeber oder Hersteller den Inhalt des
ursprünglichen Bildes nicht kannte und ihm damit der Zugang zum mehrfach verschlüsselten Bildinhalt – der Anwendung der Schaltregel – fehlte; ein Wissen, das wahrscheinlich nur oral tradiert wurde.
Im Gegensatz zum Schöpfer des Urbildes beruhten seine
Kenntnisse auf althergebrachtem Wissen. Lediglich die
Beobachtung der Sonnenaufgangs- und -untergangspunkte
wurde präzise auf den Kreis der Himmelsscheibe übertragen. Möglicherweise lag hier die Vorstellung eines Kuppelweltbildes zugrunde – ein Modell, das wir bislang zu dieser
Zeit in Mitteleuropa nicht erwartet hätten.
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NEBRA – BIOGRAPHIE EINES HIMMELSBILDES
Zum Verlust des Wissens um den ursprünglichen Bildinhalt sind viele Szenarien denkbar. In Gesellschaften mit
mündlicher Tradition genügt in der Regel das Abreißen des
Erzählstranges beispielsweise durch den vorzeitigen Tod
des alleinigen Wissensträgers, um die Erinnerung an umfangreiche Kenntnisse auszulöschen.
Da der Hersteller oder die Bewahrer der Himmelsscheibe
in Phase 1 sich der außergewöhnlichen Bedeutung der
Schaltregel sowie der Notwendigkeit ihrer Verankerung
und Überlieferung absolut bewusst waren, ist davon auszugehen, dass durch die Einbeziehung Eingeweihter ein vorzeitiges Abreißen der Tradition vermieden werden sollte.
Auf dieses Bewusstsein deutet bereits die Fertigung der
kostbaren Himmelsscheibe als Erinnerungsobjekt hin.
Vor diesem Hintergrund ist entweder anzunehmen, dass
die Himmelsscheibe in die Hände völlig neuer Besitzer ohne
die mündliche Weitergabe der Schaltregel gelangte oder das
etwa der Kundige vorzeitig verstarb. Ein weiteres Szenario
wäre, dass nach dem Tod des Schöpfers die Nachfahren oder
Nachfolger zum alten traditionellen Wissen zurückkehrten,
da sie die Neuerung ablehnten. In Zeiten charismatischer
Herrschaft sind drastische Umbrüche in der Folge kriegerischer Auseinandersetzungen oder innerhalb der eigenen
Gesellschaft nach einigen Generationen stabiler Herrschaft
vorauszusetzen. Dies macht ein Abreißen der mündlichen
Überlieferung wahrscheinlich.
Aufgrund des Entschlusses, das Bild nach eigenen Vorstellungen umzudeuten und umzugestalten, verbunden mit
dem Wissen um die exakte Anbringung der Horizontbögen
und – möglicherweise damit einhergehend – mit der Idee
eines Kuppelweltbildes , ist auch in Phase 2 davon auszugehen, dass die oder der neue Besitzer wiederum der Führungsschicht angehörte.
Datierung
Die Herstellung der Himmelsscheibe wurde unter einigen
hypothetischen Erwägungen frühestens in das 18. Jh. v. Chr.
gesetzt. Nimmt man eine Überlieferung des Bildes zumindest über ein bis zwei Generationen an, könnte sich die hier
beschriebene Umwandlung des Bildes noch in der ersten
Hälfte des 17. Jh. v. Chr. vollzogen haben.
Rand der Himmelsscheibe. Die ganz überwiegende Mehrheit
der Kollegen sieht darin trotz des hohen Abstraktionsgrades
ein Schiff65. Einzig P. Gleirscher interpretiert den Goldbogen
als Sichel (Gleirscher 2oo4). Gegen diese Deutung sprechen
jedoch zahlreiche chronologische und formale Gründe66. Auf
brieflichem Wege gingen zahlreiche weitere Vorschläge von
interessierten Bürgern ein. Die meisten deuten den goldenen
Bogen als Regenbogen oder Milchstraße.
Geistiger Hintergrund
Mit der Anbringung des Schiffes wurde die bisherige Bedeutung der Himmelsscheibe radikal verändert. Sie war nun
keine Verbildlichung astronomischen Wissens mehr, sondern wurde erstmals zu einem Bildträger der bronzezeitlichen Mythologie.
Ab etwa 16oo v. Chr. treten mit Beginn der Frühbronzezeit im Nordischen Kreis zahlreiche Schiffsdarstellungen
auf Felsbildern oder auch auf Bronzen, wie dem Schwert
von Rørby, auf. Einige Jahrhunderte später folgen Schiffsdarstellungen auf Rasiermessern, die in Kombination mit
Sonnen- und Tierdarstellungen (vor allem Pferd und Fisch)
den zugrunde liegenden Mythos, zumindest in Teilen,
rekonstruieren lassen67. Das Schiffssymbol manifestiert in
der Nordischen Bronzezeit das Zeichen einer neuen religiösen Idee: Die Sonne wird auf verschiedenen Schiffen durch
Tag und Nacht transportiert.
Die Idee des Sonnentransportes bildet eine der Grundlagen der altägyptischen religiösen Vorstellung. Eine Verbindung zwischen diesen einander ähnlichen Vorstellungen
wäre allerdings in Ermangelung archäologischer Zwischenfunde äußerst gewagt. In Mitteleuropa erscheinen solche
Schiffsdarstellungen, insbesondere in Verbindung mit dem
Symbol der Vogelsonnenbarken, erst Jahrhunderte später68.
Lediglich der bereits erwähnte Wasservogel aus dem Hortfund von Ackenbach ist eine singuläre Ausnahmeerscheinung (vgl. Rittershofer 1983, 372 Abb. 32.1o).
Das Schiff auf der Himmelsscheibe von Nebra stellt somit
den ersten und ältesten Nachweis dieses Symboles in Mitteleuropa dar und kündet gleichzeitig als Vorbote von einer
neuen, heraufziehenden religiösen Vorstellung.
Verwendung
Phase 3
Am rätselhaftesten und schwersten zu fassen ist das stark
gewölbte, längs gerillte und gefiederte Goldband am unteren
65 Zur Deutung als Schiff ausführlich Meller
2oo2, 1o–14 sowie Beitrag Maraszek in diesem Band mit weiterer Literatur. – Schlosser
äußerte sich bereits 2oo2 zur möglichen
Durch die Anbringung des Schiffes als Symbol der neuen
Religion wurde der Bedeutungsgehalt des Bildes auf der
Himmelsscheibe radikal verändert. Das einst verschlüsseltes
Wissen tradierende Himmelsbild war zu einem funkelnden
Beiwerk des neuen Kultes verkommen. Es ist anzunehmen,
dass der neue Verfertiger den Bedeutungsgehalt der zweiten
Phase wohl noch kannte, da er das Schiff zwischen die Horizontbögen und damit nach Süden an den Rand des Himmelsozeans setzte.
Das Schiff pendelt zwischen Ost und West in der Nähe
des Zenits beständig über den südlichen Himmel. Durch die
Deutung als Milchstraße, wenn das Goldband
auf der Oberseite der Scheibe zu sehen wäre;
vgl. hierzu Schlosser 2oo2, 23.
66 Siehe Beitrag Maraszek in diesem Band.
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67 Zur Rekonstruktion des Mythos Kaul 2oo4a;
Kaul 1998; Pedersen 2oo8; Kaul 2oo5, bes.
138–141.
68 Vgl. Beitrag Maraszek in diesem Band.
65
66
HARALD MELLER
leicht versetzte Anbringung des Schiffes und die sichtbare
»Verkippung« wird der Eindruck von Bewegung erzeugt.
Diese dynamische Erscheinung unterstreicht die leicht
gegenständige randliche Fiederung des pendelnden Schiffes.
Der Schöpfer des Schiffes nutzte so das alte Bild der
Himmelsscheibe in optimaler Weise zur Darstellung der
neuen Gedankenwelt. Mit dem Übertritt in eine religiöse,
mythologische Sphäre ist davon auszugehen, dass die Himmelsscheibe nicht mehr auf einen kleinen, elitären Kreis
beschränkt war. Vielmehr dürfte sie jetzt öffentlich die
neue Denkweise verbildlicht haben und in diesem Zuge der
Gemeinschaft präsentiert worden sein.
Auftraggeber/Hersteller
Die neuen religiösen Ideen wurden aller Wahrscheinlichkeit
nach ebenfalls durch die bronzezeitliche Führungsschicht
vertreten und kommuniziert. Ob diese mythologische
Transformation der Himmelsscheibe durch Nachfahren der
Besitzer aus Phase 2 oder neue Besitzer vollzogen wurde,
lässt sich beim derzeitigen Wissensstand nicht feststellen.
Abb. 31 Klein Möringen (Lkr. Stendal). Die Schale barg mit zwei anderen
ähnlichen Schalen den Leichenbrand eines Toten der sogenannten Schönfelder Kultur (28oo–22oo v. Chr.). Die in den Ton eingedrückten hyperbelförmigen Ornamente sollen die Strahlen der aufgehenden Sonne zeigen.
Auch die Schurkeramik- und Glockenbecherkultur lassen im 3. Jt. v. Chr.
durch ihre bipolare Bestattungssitte eindeutige Bezüge zu sonnenreligiösen Vorstellungen erkennen.
a
Abb. 32 Auf zahlreichen Felsbildern des Nordens (a Backa, Bohuslän,
Westschweden) erscheinen Scheiben, die im Zentrum ein Radkreuz zeigen. Sie werden im Allgemeinen als Sonnensymbole gedeutet. Häufig sind
sie mit Ständern oder Stöcken versehen. Dass diese Felsbilder reale Vorbilder hatten, zeigt eine nur 7 cm große Modellstandarte aus Jütland, die eine
Datierung
Da die ersten Schiffe in Nordeuropa frühestens gegen 16oo
v. Chr. auftreten, ist der Beginn der Schiffssymbolik für
Mitteleuropa vor dem 17. Jh. v. Chr. wenig wahrscheinlich.
b
Bernsteinscheibe trägt (b). Hält man diese gegen das Licht, erscheint ein
Radkreuz. Das untere Ende der Halterung zeigt, dass das Modell möglicherweise in ein Schiff eingesteckt war. Die Rillung lässt an eine Schnurbefestigung im Originalvorbild denken.
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NEBRA – BIOGRAPHIE EINES HIMMELSBILDES
Abb. 33 Die Deponierung der Himmelsscheibe
von Nebra und ihrer Beifunde vollzog sich in der
Zeit um 16oo v. Chr. Vermutlich war damals die
Himmelsscheibe schon lange genutzt worden,
während die Beifunde höchstens einige Jahrzehnte alt waren.
Nach der Anbringung der Horizontbögen dürfte zumindest
eine Generation vergangen sein, so dass wir uns hypothetisch bei der Anbringung des Schiffes nicht weit vor 165o
v. Chr. befinden sollten.
unterfüttert worden sein müssen, um die Fehlstellen auszugleichen. In und an den Löchern fanden sich keinerlei organische Reste oder Spuren von Nägeln, die Hinweise auf die
Art der Befestigung geben könnten.
Bildinterpretation
Phase 4
In Phase 4 wurde die Himmelsscheibe relativ grob randlich
gelocht und wohl auf einen organischen Träger aufgebracht.
Dabei gilt zu beachten, dass die Himmelsscheibe leicht konvex ist: Flach auf den Tisch gelegt, stehen die Ränder leicht
tellerförmig nach oben. Bei einer Befestigung auf einem flachen Hintergrund, beispielsweise einer Holzplatte, Wand
oder Ähnlichem, hätte die Scheibe mit organischem Material
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Da durch die Lochung die Horizontbögen beschädigt und
diese, wie auch das Schiff, durch die Anbringung auf einem
organischen Träger partiell verdeckt wurden, ist von einem
kompletten Bedeutungsverlust beider Bildelemente auszugehen. Die Durchlochung des Randes dürfte folglich durch
einen neuen Besitzer vorgenommen worden sein.
Somit stand ein anderer Bildbezug im Vordergrund –
möglicherweise der eines Himmelsbildes oder aber der der
Sonne, dem prominentesten und flächigsten Bildgegenstand auf der Himmelsscheibe. Dies bedeutet aber auch,
dass sich – zumindest im Verwendungsgebiet der Himmelsscheibe – die neue religiöse Idee des Sonnentransportes in
Verbindung mit Schiffssymbolen nicht durchsetzen konnte.
Dafür spricht, dass sich im Gegensatz zum nordischen Raum
die Schiffssymbolik erst Jahrhunderte später ausbreitete.
67
68
HARALD MELLER
Abb. 34 Detail der Schiffsdarstellung auf der Himmelsscheibe von Nebra. Das Bild des Schiffes wurde bei der randlichen Lochung der Scheibe ohne Rücksichtnahme auf den Symbolwert beschädigt.
Geistiger Hintergrund
Auftraggeber/Hersteller
Sonnenscheiben spielen nicht nur in der Gedankenwelt des
Vorderen Orients (Meller 2oo2, 14–17), sondern vom Neolithikum bis in die Spätbronzezeit auch im mitteldeutschen
Raum eine erhebliche Rolle. Vereinzelt treten Darstellungen
des Sichelmondes in Kombination mit Vollmond oder Sonnenscheibe auf.
Die sogenannten Schönfelder Schalen verdeutlichen klar
den erwähnten solaren Bezug im mitteldeutschen Spätneolithikum (Abb. 31). Von der Früh- bis Spätbronzezeit sind
zahlreiche weitere Scheiben überliefert – seien sie aus Gold
wie in Moordorf (Lkr. Aurich) oder deutlich kleiner aus
Bronze wie in Kyhna (Lkr. Nordsachsen)69. Diese Darstellungen zeigen mit Kreuz- oder Strahlenmustern eindeutig ihre
solare Konnotation. Vergleichbar mit den Sonnenscheiben
des Vorderen Orients weisen sie stets eine Binnenzeichnung
auf.
Besonders hervorzuheben ist der bekannte mittel- bis
spätbronzezeitliche Berliner Goldhut mit einer Mond- bzw.
Sonnendarstellung, wie sie bezeichnenderweise ebenfalls für
den Vorderen Orient üblich ist. Deutlich wird diese Kombination auch auf der Schale von Zürich-Altstetten; hier
erscheinen Sichelmond und Vollmond/Sonne zusammen70.
Es ist nicht anzunehmen, dass die Hersteller der Standarte
das Schiff auf der Himmelsscheibe angebracht haben, da
dieses seine ursprüngliche Bedeutung und Exklusivität verloren hatte, ja möglicherweise sogar kaum noch sichtbar
war. Die Implementierung einer neuen Religion, eines
neues Mythos war gescheitert. Wahrscheinlich handelte es
sich nunmehr wieder um neue Besitzer, entweder aus der
nachfolgenden Generation oder einer anderen Gruppe, die
sich möglicherweise auf die traditionelle Sonnenvorstellung
besann.
Datierung
Da nicht davon auszugehen ist, dass das Schiff vor der Mitte
des 17. Jh. v. Chr. angebracht und andererseits der Hortfund
zwischen 16oo und spätestens 155o v. Chr. deponiert wurde,
bleibt für die Randlochung eine Zeitspanne von einigen
Jahrzehnten am Ende des 17. Jh. v. Chr.
Verwendung
Die Lochung legt eine öffentliche Präsentation der Himmelsscheibe nahe. Wahrscheinlich ist die Scheibe hierfür
zu einer Standarte oder einem ähnlichen tragbaren Bildwerk umgearbeitet worden. Solche Standarten sind auf den
Felsbildern, aber auch durch ein besonders eindrucksvolles,
nur 7 cm großes Modell aus Jütland zahlreich für den Nordischen Kreis belegt (Abb. 32). Sowohl die Felsbilder als auch
das Modell zeigen, dass die Scheiben von einem breiten
Rand gefasst waren; dieser hätte, wie dargestellt, die randlichen Bildelemente verdeckt.
Phase 5
Tauschierrinnen und der versetzte Stern zeigen an, dass ehedem ein zweiter metallischer Horizontbogen vorhanden
war. Dieser linke Horizontbogen 2 fehlt von alters her. Die
Himmelsscheibe wurde also bereits ohne ihn deponiert. Ob
dieser nun bei der Randlochung der Scheibe abfiel oder später abgerissen wurde, lässt sich nicht mehr feststellen.
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NEBRA – BIOGRAPHIE EINES HIMMELSBILDES
ca. 18. Jh. v. Chr.
Phase I
ca. erste Hälfte 17. Jh.
v. Chr.
ca. Mitte 17. Jh. v. Chr.
ca. Ende 17. Jh. v. Chr.
ca. erste Hälfte 16. Jh.
v. Chr.
Ein mehrfach codiertes, perfektes Bild zeigt
das geheime Regelwerk für die Herstellung
eines revolutionären Lunisolarkalenders.
Phase II
Die Himmelsscheibe gelangt in neue Hände.
Das Wissen um die Schaltregel geht verloren
oder wird abgelehnt. Uraltes, seit Jahrtausenden tradiertes Wissen über den Jahresumlauf der Sonne wird mit den Horizontbögen angebracht. Diese geben dem Bild
auf der Himmelsscheibe eine neue Bedeutung sowie Himmelsrichtungen, die auf die
Vorstellung eines Kuppelweltbildes schließen
lassen.
Phase III
Mit der Anbringung eines Schiffes als Symbol
einer neuen religiösen Vorstellung wird die
Scheibe vom Informationsträger zum Kultbild
einer neuen Mythologie.
Phase IV
Die Himmelsscheibe wird gelocht und wahrscheinlich randlich organisch gefasst. Damit
verlieren sowohl die Horizontbögen als auch
das Schiff ihre Bedeutung. Die neue Religion
ist – wie bereits in den vorangegangenen
Phasen das neue Wissen – gescheitert.
Vermutlich erfolgt eine Rückbesinnung auf
traditionelle, ebenfalls auf die Sonne bezogene, religiöse Werte.
Phase V
Nachdem die Himmelsscheibe durch das
Entfernen eines Horizontbogens rituell unbrauchbar gemacht worden ist, wird sie den
Göttern als Opfer niedergelegt. Die letzten
Besitzer sind, wie alle vorangegangenen,
der Führungsschicht zuzuweisen.
Abb. 35 Zusammenfassende Darstellung der fünf möglichen Nutzungsphasen der Himmelsscheibe von Nebra. Der Datierung liegt als Terminus
post quem der Beginn des Kupferabbaus im Gebiet des Mitterberges im
18. Jh. v. Chr. zugrunde. Als Terminus ante quem ist die Deponierung der
Himmelsscheibe mit den Beifunden in der ersten Hälfte des 16. Jh. v. Chr.
zu sehen. Nach Phasen getrennt wird ein kurzer Überblick über die – wahrscheinlich jeweils mit einem Besitzerwechsel zusammenhängenden – Veränderungen des bildlichen Inhalts und die damit verbundenen Vorstellungen gegeben.
Bildinterpretation/geistiger Hintergrund/Verwendung
des Bildnisses handeln. Die Deponierung der Scheibe und
ihrer Beifunde wäre folglich als Opfer an die Götter zu
betrachten (Abb. 33)71.
Sollte das Herabreißen des Goldbogens mit der Deponierung der Himmelsscheibe und ihrer Beifunde in Zusammenhang stehen, so würde es sich um eine rituelle Zerstörung
69 Am bekanntesten ist die mit Gold beschlagene
Scheibe des Sonnenwagens von Trundholm
(Seeland, Dänemark), siehe Kaul 2oo4b. – Zur
Goldscheibe von Moordorf Jacob-Friesen 1931
mit weiteren Parallelen. – Zu den Goldscheiben
des Karpatenraumes Mozsolics 1965/66. – Zu
Kyhna Coblenz 1986.
7o Zum Berliner Goldhut Menghin 2ooo, Abb. 8. –
Zur Goldschale aus Zürich-Altstetten Armbruster 2oo4.
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71 Zum Opfer an die Götter und die rituelle Zerstörung im Vorfeld der Niederlegung Hänsel/Hänsel 1997.
69
70
HARALD MELLER
Auftraggeber
Auch der letzte Besitzer der Himmelsscheibe muss der Führungsschicht Mitteldeutschlands am Ende der Frühbronzezeit angehört haben. Schließlich war er in der Lage, einen
auch materiell äußerst wertvollen Fund zu opfern.
Hinweise auf den letzten Besitzer liefern zudem die Beifunde der Himmelsscheibe. Gehörten Beile, Meißel und
Armspiralen zum üblichen Inventar von Opferdepots, so
waren die Schwerter äußerst kostbar und technisch innovativ. Vor allem die Doppelung der Gegenstände und die Verwendung von Gold und Bronze in Kombination erinnern an
den älteren Fürstengräber-Horizont. Daher kann zumindest
hypothetisch angenommen werden, dass die Beifunde Teil
der Ausstattung des letzten Repräsentanten waren.
Armspiralen lassen sich nicht sicher geschlechtsspezifisch zuweisen, während Waffen als männliche Attribute
gelten. Wahrscheinlich handelt es sich demnach um einen
Mann in Mehrfachbewaffnung oder aber um zwei Männer
mit identischer Bewaffnung. Der singuläre Meißel deutet
allerdings – wie im Grab von Leubingen – eher auf einen
einzelnen Träger mit Doppelwaffen hin.
Datierung
Die Datierung ergibt sich, wie bereits mehrfach betont, aus
den Beifunden um 16oo v. Chr., wobei die Niederlegung als
Depot nach einer Laufzeit der Beifunde von einigen wenigen
Jahrzehnten erfolgt sein dürfte.
Resümee
Im Verlauf dieser Studie wurde deutlich, dass sich trotz der
Umstände bei der Entdeckung und Raubgrabung durch Sondengänger der Depotfund von Nebra sicher rekonstruieren
lässt und vor allem vollständig und authentisch vorhanden
ist. Darüber hinaus konnten der originale Fundort sowie die
gesamte Fundgeschichte nachvollzogen werden.
Die Niederlegung des Fundes datiert in die Zeit um oder
kurz nach 16oo v. Chr. Die Zusammensetzung des Depots
ergibt sich aus zwei Traditionslinien: den mitteldeutschen
Fürstengräbern vom Typ Leubingen sowie den frühbronzezeitlichen Hortfundsitten der Region.
Kulturgeschichtlich bedeutend ist die Rekonstruktion
der einzelnen Veränderungen der Bildwerke auf der Himmelsscheibe, für die hier eine Zeitspanne von 1oo bis maximal 2oo Jahren vorschlagen wurde.
Der erste Schöpfer der Himmelsscheibe war ein außergewöhnlich kenntnisreicher, fähiger, kühl kalkulierender Geist.
Er beschloss, das nur ihm oder einer kleinen Gruppe
bekannte astronomische Herrschaftswissen über die Schaltregel für einen Lunisolarkalender als perfektes Bild zu bannen. Dies gelang ihm mehrfach codiert in virtuoser Weise
mit der Herstellung der Himmelsscheibe. Ziel war es, in
schriftloser Zeit die Erinnerung an die geheimen Regeln
möglichst lange bewahren und weitergeben zu können.
Irgendwann allerdings riss der mündliche Überlieferungsstrang ab, die Himmelsscheibe kam in unbefugte
fremde Hände, die – wie beim ersten Besitzer – ebenfalls
der mitteldeutschen frühbronzezeitlichen Fürstenschicht
angehörten. Bei dieser Übernahme ging das kostbare Wissen verloren, die Himmelsscheibe war nun ein bloßes
unverstandenes Bild. Hier setzten die neuen Besitzer mit
einer Neugestaltung an, bei der zwar nur altes horizontastronomisches Wissen des Sonnenverlaufes fixiert, aber
dadurch die Scheibe nach Nord und Süd orientierte wurde.
Zudem lässt sich ein den Beobachtungen zugrunde liegendes Kuppelweltbild vermuten.
Die folgenden Besitzer, die die nächste Veränderung des
Bildwerkes vornahmen, verstanden das vorhergehende, am
Sonnenlauf orientierte Bildprogramm vollständig; platzierten sie doch ein goldenes Schiff nahe am Zenit im Süden.
Die Anbringung erfolgte geschickt am Rande des Himmelsozeans, wo das Schiff zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang hin und her pendelte. Hier lag die Idee zugrunde,
dass ein goldenes Schiff die Sonne über den Himmel transportiert.
Diese neue religiöse Vorstellung wurde ebenso wie das
zweite Bild durch den nächsten Besitzer zerstört. Dieser
lochte die Himmelsscheibe relativ grob randlich und
brachte sie auf einem organischen Träger an. Es ist zu vermuten, dass der Besitzer die Scheibe jetzt wie eine Standarte benutzte; es kam ihm jetzt offenbar nur auf die bloße
Funktion als Himmelsbild oder Sonnendarstellung an.
Ein neuer Besitzer opferte die Himmelsscheibe und ihre
Beifunde den Göttern. Dabei geben uns gerade die Beifunde – zwei kostbare Schwerter, zwei Beile, ein Meißel
und zwei Armspiralen – Auskunft über den herausragenden Stand des Opfernden. In der Folge war eine der faszinierendsten Schöpfungen der Geistesgeschichte des frühen
Menschen für mehr als drei Jahrtausende verborgen.
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Abbildungsnachweis
1 Fotograf unbekannt
2 Zeichnung Finder W.;
Graphik N. Seeländer, LDA
3 J. Lipták, Köln
4 LDA
5 a K. Schauer, LDA;
b Fotograf unbekannt
6 nach Pernicka u. a. 2oo8, 345
Abb. 14 (Profil); 346 Abb. 16
(Grabungsplan)
7 LDA
8 a nach Vermessungsplan Th. Koiki/
O. Schröder, LDA; Graphik N. Seeländer, LDA; b Firma TopoSys,
Biberach
9 nach Vermessungsplan Th. Koiki/
O. Schröder, LDA; Graphik
N. Seeländer, LDA
1o LDA
11 J. Lipták, Köln
12 Fotograf unbekannt
13 J. Lipták, Köln
14 a J. Lipták, Köln; b Ch.-H. Wunderlich, LDA
15 nach Pernicka 2oo4, Graphik S. 36;
Graphik N. Seeländer, LDA
16 LDA
17–18 J. Lipták, Köln
19 Materialsammlung Verfasser;
Graphik N. Seeländer, LDA
2o Apa: Bader 1991, Taf. 6; Hajdúsámson, Téglás: Kemenczei 1991,
Taf. 1; Tårupgårde, Stensgård:
Aner/Kersten 1977, Taf. 146;
»Pella«: Kilian-Dirlmeier 1993,
Taf. 58; Graphik N. Seeländer, LDA
21 S. Belizki/C. Gembalski, LDA
22 Rastorf: Bokelmann 1977, 97
Abb. 8; Eschwege: Hänsel 2ooo, 32
Abb. 1
23 nach Sicherl 2oo4, Karte 12;
Vandkilde 1996, 226 Abb. 239
mit Erweiterungen; Graphik
N. Seeländer, LDA
24 J. Lipták, Köln; N. Seeländer, LDA
25 Behrens 1916, Abb. 6
26 Hachmann 1957, Taf. 33
27 K. Schauer, LDA
28 B. Parsche, LDA
29 nach Schlosser 2oo3, Abb. 6;
Karte N. Seeländer, LDA
3o K. Schauer, LDA
31–32 J. Lipták, Köln
33 K. Schauer, LDA
34 J. Lipták, Köln
35 Verfasser; Graphik N. Seeländer,
LDA
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NEBRA – BIOGRAPHIE EINES HIMMELSBILDES
Anschrift
Prof. Dr. Harald Meller
Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt –
Landesmuseum für Vorgeschichte
Richard-Wagner-Str. 9
D-o6114 Halle (Saale)
hmeller@lda.mk.sachsen-anhalt.de
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