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Rekonstruktion Steinzeit-Observatorium steht wieder

Das vermutlich älteste Sonnenobservatorium der Welt ist in Sachsen-Anhalt neu entstanden. Der Nachbau der 7000 Jahre alten Anlage, in deren Nähe die Himmelsscheibe von Nebra gefunden wurde, soll pünktlich zur Wintersonnenwende eröffnet werden.

Goseck - Die Kreisgrabenanlage von Goseck bei Weißenfels in Sachsen-Anhalt gilt als das älteste bekannte Sonnenobservatorium der Welt. Sein Nachbau, begonnen im Juni dieses Jahres, soll nun am 21. Dezember eröffnet werden, zum Tag der Wintersonnenwende.

Dieses Datum ist auch in der Architektur der Anlage von Bedeutung. Drei Tore bilden Sichtfenster in dem doppelten Palisadenring mit 75 Metern Durchmesser. Die Südostpforte markiert den Punkt des Sonnenaufgangs zur Wintersonnenwende am 21. Dezember vor etwa 7000 Jahren. In der Flucht des Südwesttores soll damals die Sonne am selben Tag untergegangen sein. Das dritte Tor ist nach Norden ausgerichtet.

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Nachbau: Steinzeit-Observatorium rekonstruiert

Foto: DDP

Entdeckt wurde die Anlage bereits 1991 bei einem Erkundungsflug, aber erst 2003 und 2004 stießen Wissenschaftler bei Ausgrabungen auf Überreste. Anhand von Keramikfunden schätzten sie das Entstehungsdatum auf etwa 4800 vor Christus. Nur 25 Kilometer vom Observatorium entfernt fand man am Mittelberg die Himmelsscheibe von Nebra.

Erst Anfang Oktober haben Archäologen bei Grabungen eine größere Siedlung aus der Zeit der Linienband-Keramiker gefunden. Dies deute daraufhin, dass die damals weithin sichtbare Kreisanlage von vielen Steinzeitmenschen benutzt worden sei, glauben Archäologen der Martin-Luther-Universität.

Das Observatorium soll mehrere Blütezeiten erlebt haben. Die letzten Nutzer sollen vor 6300 Jahren Steinzeitmenschen aus der Trichterbecherkultur gewesen sein, so benannt nach den von ihnen gefertigten Keramikgefäßen mit typischer Trichterform.

Für den Nachbau wurden 2300 Eichenstämme aus den angrenzenden Wäldern in den Boden gerammt. Die aus ihnen errichteten Palisaden ragen nun zweieinhalb Meter aus der Erde. Auf eine Imprägnierung der Hölzer sei bewusst verzichtet worden, erklärte Andreas Northe vom Institut für prähistorische Archäologie der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg. Das, so Northe, wäre nicht authentisch gewesen.