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„Wir sind obdachlos geworden“: Gemeinde protestiert gegen Moschee-Schließung in Frankfurt

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Die Gemeinde der Imam Ali Moschee in Frankfurt fordert ihre Wiedereröffnung. Nach dem Verbot des Islamischen Zentrums in Hamburg war auch sie geschlossen worden.

Frankfurt – „Das ist ein emotionaler Verlust für uns“, sagt Hani Karimian, Versammlungsleiter der Imam Ali Moschee bei der Demonstration gegen deren Schließung am Freitag in Rödelheim. Er hätte nicht gedacht, dass dies geschehen könnte. „Das wir hier nur Iraner sind, ist ein Vorurteil. Wir sind eine bunte Mischung aus Libanesen, Türken, Pakistanern und mehr.“ Vor allem die älteren Besucher:innen der Moschee hätte das Verbot sehr getroffen. „Sie haben viel Schweiß und Blut reingesteckt, um den Jüngeren einen Zufluchtsort zu geben“, sagt Karimian. Der Verein sei ein Ort der Begegnung und Freundschaft gewesen. Nun sind die Tore der Moschee geschlossen, vor ihr liegen weiße Rosen und Teelichter auf dem Boden. Die Kerzen formen das Wort „Zuhause“.

Nach Angaben der Polizei nahmen 270 Protestierende an der Kundgebung im Frankfurter Stadtteil Rödelheim teil.
Nach Angaben der Polizei nahmen 270 Protestierende an der Kundgebung im Frankfurter Stadtteil Rödelheim teil. © Michael Schick

Als Folge des Verbots des „Islamischen Zentrums Hamburg“ (IZH) durch das Bundesministerium war am Mittwoch (24. Juli) auch der Verein „Zentrum der Islamischen Kultur“ (ZIK) in Rödelheim verboten worden. Zur Begründung hieß es, das bundesweit tätige IZH propagiere als direkte Vertretung des Mullah-Regimes im Iran eine islamistische, totalitäre Ideologie, vertrete ein autoritär-theokratisches Herrschaftsmodell und einen aggressiven Antisemitismus. Wie das hessische Innenministerium mitteilte, sei das ZIK eine hessische Teilorganisation des IZH und von diesem personell und finanziell abhängig.

Gemeindemitglieder beten auf der Straße, weil Moschee geschlossen ist

„Wir sind obdachlos geworden“, sagt der Rechtsanwalt Ünal Kaymakci bei der Kundgebung. Die Protestierenden legen am Freitag unter hohem Polizeiaufgebot vor der geschlossenen Moschee die Gebetsteppiche gen Mekka auf den Asphalt. Nach der Kundgebung beten sie gemeinsam. In der Moschee können sie das nicht mehr.

Der Protest verläuft friedlich und ruhig. Die Eschborner Landstraße ist gesperrt und die Ordner:innen, die ebenfalls Angehörige der Gemeinde sind, sorgen für Sicherheit auf der Straße. Manche Muslim:innen knien auf ihren Gebetsteppichen, andere halten Plakate in die Luft. „Mit der Schließung unserer Moschee wurde uns ein Teil unserer Identität genommen“, steht auf einem. Laut der Polizei beteiligen sich 270 Demonstrierende an der Kundgebung.

Die Gemeinde der Moschee protestiert mit einem Freitagsgebet gegen die Schließung.
Die Gemeinde der Moschee protestiert mit einem Freitagsgebet gegen die Schließung. © Michael Schick

„Wir haben das Vertrauen in die Exekutive verloren, aber wir vertrauen der Judikative“, sagt Kaymakci. Das Zentrum wolle rechtlich gegen das Verbot vorgehen, in den nächsten Tagen gebe es ein Eilverfahren. Der Rechtsanwalt geht von einem langen, juristischen Kampf aus und bittet die Demonstrierenden um Geduld. „Die Moschee wird zum Sündenbock aufgrund internationaler Spannungen“, fügt er hinzu. Die Konflikte lägen nicht im Tätigkeitbereich des Vereins und das Verbot sei inakzeptabel. Die Demonstrierenden fordern das Bundesinnenministerium auf, das Verbot aufzuheben. Dabei wird mit roten Zetteln auf Artikel 4 des Grundgesetzes aufmerksam gemacht, der die Religionsfreiheit in Deutschland garantiert.

Banu Ab, die nicht mit vollem Namen erwähnt werden möchte, ist erschüttert über die Schließung der Moschee. „Wir sind im Zentrum aufgewachsen. Das war unser Zufluchtsort“, sagt die junge Frau. Sie erzählt von einer Freundschaft, die sie zu einer 70 Jahre alten Dame in der Moschee geschlossen habe. „Die Frau hat weder Kinder noch Familie. Dieser Ort war ihr Zuhause, den sie jetzt verloren hat.“

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