NovemberIm späten Herbst überwätigt mich ein zähes Hadern. Muß ich unbedingt rausgehen? Hab ich die richtigen Klamotten an? Oder besser auf morgen warten? Morgen ist es wärmer - ganz bestimmt. Viel schöner ist es, drinnen zu hocken beim warmen Tee oder Kaffee, und sich das ganze Wehen und Brausen da draussen durch die Scheibe anzuschauen. November ist mein phlegmatisches Jammertal, grau, stürmisch, die ganze Welt grausig kalt. Nach draussen lockt keine Ablenkung, nichts. Zurückgeworfen, ganz bei sich, da lässt sich einiges sortieren in der eigenen zerzausten Gefühlssuppe. Zu diesem trostlosen Stimmungsgebräu passt ja großartig die Weltlage. All die Hetze und Hysterie, die Spaltung und Zerstörung. Sie alle bleiben bitte draussen bei den stiebenden und vermodernden Blättern, und verfaulen bitte unter kahlen Bäumen und auf dunklen nassen Straßen. Drinnen haben sie nichts zu suchen. Drinnen geschieht eine andere Welt. In den warmen Stuben, in den Gasträumen, den Galerien, Theatern und Konzertsälen wird derweil die Seele gepampert, so dass wir warm bleiben und wärmer werden, um den sinnlosen Verirrungen im nächsten Jahr dann die Leviten zu lesen. Oder? *
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