Die GemeinschaftDer bald 90-jährige Essayist, Dichter, Romancier, Umweltaktivist, Kulturkritiker, ehemalige Hochschuldozent und Landwirt Wendell Berry sagte einmal sehr treffend: „Essen ist eine landwirtschaftliche Handlung.“ In der Weise wie wir essen, schreiben wir dem Landwirt vor, wie er sein Land bewirtschaften soll, und genau so spiegelt es die Landschaft zurück. Das Land zeigt uns wie wir essen. Die Gastronomie ist dabei ein drolliges Scharnier. Zwischen den Gästen und dem Land liegt ihre Wirtschaft, egal ob auf dem Dorf oder in der Stadt, eigentlich ist es immer ein Land-Gast-Hof. Vor gut zwei Wochen hatten wir Jahresversammlung des gemeinnützigen Vereins „Die Gemeinschaft“. Wir haben den Vorstand entlastet, neu gewählt, und vorausgeblickt, was fürs nächste Jahr geplant ist. Wer „Die Gemeinschaft“ (da kann Jeder gerne Fördermitglied werden) noch nicht kennt, kurz zusammengefasst: Sie ist ein Verbund von 'alternativen' Gastronominnen und lokalen Produzentinnen, die sich auf die Fahne geschrieben haben, lokale, ökologische Erzeugnisse zu verwenden, sich zu vernetzen für einen gegenseitigen Erfahrungsaustausch und politisch einzubringen. Und mit einer verantwortungsvollen hochwertigen Esskultur die Gäste glücklich zu machen. Ja, und eigentlich, weil wir ja nur das drollige Scharnier sind, eigentlich wünschen wir uns eine viel größere Gemeinschaft: mit unseren Gästen. Euch, unsere lieben Gäste, wollen wir ermuntern, auch dann, wenn ihr nicht unter unsere Fittiche seid, an das Land zu denken, an die engagierten lokalen Erzeugerinnen, die so großartige Sachen machen und so großartige Produkte anbieten, und sie in euer Leben einzubeziehen, in eure täglichen Essgewohnheiten und privaten Kühlschränke. So stark und heftig bitte, dass man's an der Verwandlung unserer Landschaft (siehe oben) erkennt. Wendell Berry wäre überglücklich. Ungefähr so lautet das Ziel einer Esskultur, die den Namen verdient. Wir Gastronominnen sind, nunja, nur das kleine drollige Scharnier, Ihr das Tor zur geballten Gestaltungskraft. :)
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