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"Men in Black International" Gleichberechtigung in Schwarz

Wie früher, nur mit besseren Computereffekten: Bei "Men in Black International" wird gewitzelt und geprügelt. Und die Chemie zwischen den neuen Hauptdarstellern Chris Hemsworth und Tessa Thompson stimmt.
"Men in Black International": Gleichberechtigung in Schwarz

"Men in Black International": Gleichberechtigung in Schwarz

Foto: Sony Pictures

Im Jahr 1953 bekam der Ufologe, Autor, Horror-Devotionaliensammler und Zahntechniker Albert K. Bender Besuch von drei schwarzgekleideten Männern. Sie teilten ihm zunächst telepathisch jede Menge Insiderwissen über Ufos mit, das er in einem Ufo-Magazin veröffentlichte. Bei einem zweiten Besuch drohten die Herren jedoch (vermutlich ebenfalls telepathisch), ihm den Hals umzudrehen, sollte er nicht Stillschweigen über sie bewahren. Bender hielt sich fortan daran.

Die "Men in Black" dagegen reiften - mit der Hilfe weiterer Ufologen, eines Comics und einer allgemein dem Mysteriösen zugetanen Kalter-Krieg-Atmosphäre - zu einer soliden, so populären wie jecken Verschwörungstheorie heran. Im Wesentlichen besagt sie, dass entweder Außerirdische unter uns wandeln, die die Körper normaler Menschen annehmen können, oder ein ultrageheimer Geheimdienst, dessen Mitglieder jene schwarzgekleideten Agenten sind, Erkenntnisse über Ufos untersucht und hortet.

Die Angst vor "Men in Black" ist also altmodisch und anachronistisch. Und hat es dennoch bis in die Neunzigerjahre und in ein erfolgreiches Franchise geschafft, in dem Will Smith und Tommy Lee Jones in drei seichten, aber unterhaltsamen Action-Filmkomödien zwischen 1997 und 2012 Zeugen und Zeuginnen blitzdingsten, Sprüche klopften und mit schleimigen Aliens rangen. Will Smiths "Men in Black"-Rap hielt sich wochenlang auf Platz eins von Charts auf der ganzen Welt.

"Saturday Night Live"-Gags und schicke Anzüge

Um den Erfolg der Actionreihe weiterzuführen, wurden nun die Zugpferde ausgewechselt: Chris Hemsworth und Tessa Thompson, die in "Thor 3" bereits mit- und gegeneinander witzelten, stehen schwarze Anzüge hervorragend. So ziehen sie aus als sorgloser Frauenschwarm "Agent H" (Hemsworth) und ehrgeizige, neue Geheimdienststreberin "Agent M" (Thompson), um zwei außerirdischen Superkillern das Handwerk zu legen und nebenbei einen Maulwurf im MIB-Getriebe ausfindig zu machen.

Weiter angefacht wird das von den "Iron Man"-Autoren Art Marcum und Matt Holloway verfasste und vom "Straight Outta Compton"-Regisseur F. Gary Gray dynamisch inszenierte Gaggewitter von einem Kuschel-Alien, der aussieht wie ein Furby mit Calimero-Hut und sich Agentin M verschrieben hat. Und so stichelt M über Hs romantische Ader, H drischt einen Schenkelklopfer nach dem anderen heraus - und macht sogar gendergerechte Sprache zum Thema, als er sich und seine Kollegin den fiesen Super-Aliens mit den Worten "We are Men in Black - and... Women in Black" vorstellt.

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"Men in Black International": Agenten auf Weltreise

Foto: Sony Pictures

Vorher hatte Emma Thompson als Sektionschefin einen diesbezüglichen Namens-Einwand von M bereits mit "don't get me started" kommentiert - und man ahnte aufgrund ihrer komischen Verzweiflung, wie kompliziert es sein muss, einer US-Behörde Sensibilität für dieses Thema zu verklickern. Das Filmbusiness hat schließlich auch noch viel zu lernen.

Dennoch: Die Chemie stimmt zwischen den Hauptdarstellern, dem Mann und der Frau in Schwarz, die gleichberechtigt agieren und sich gern und saloonartig mit Widersachern und Widersacherinnen prügeln. Bilder und Aliens sausen vorbei, Dimensionen werden gesprengt, Geheimgänge öffnen sich quietschend in Indiana-Jones-Manier, Autos morphen sich zu Quasi-Raumschiffen und U-Bahnen zu unterirdischen Raketenflitzern. Mehr aber auch nicht.


"Men in Black International"
USA 2019
Regie: F. Gary Gray
Drehbuch: Matt Holloway, Art Marcum
Darsteller: Chris Hemsworth, Tessa Thompson, Kumail Nanjiani, Rebecca Ferguson, Rafe Spall, Emma Thompson, Liam Neeson
Produktion: Sony Pictures, Columbia Pictures, Amblin Entertainment
Verleih: Sony Pictures Germany
Länge: 115 Minuten
FSK: ab 12 Jahren
Start: 13. Juni 2019


"Men in Black International", das seinen Namen den wechselnden Schauplätzen verdankt (London, Marrakesch, Paris und eine pittoreske Insel, auf der Hs Ex-Geliebte einen florierenden Waffenring betreibt), ist zu 100% guilty pleasure. Und folgt dem Trend der Comic-Blockbuster in Richtung Comedy-Blockbuster - "Thor" und "Iron Man" haben es (trotz Tony Starks Hang zur Weltdepression) vorgemacht.

Im Video: Der Trailer zu "Men in Black International"

Den Kassen-Flop des jüngsten, soliden X-Men-Films "Dark Phoenix" hat zudem gewiss auch das komplette Fehlen eines Comic-Reliefs à la "Wolverine" mitverschuldet - auf Dauer will das Publikum das düstere Mutanten-Raunen über das Ende der Welt anscheinend einfach nicht mehr ertragen. Dafür ist, rein stimmungsmäßig, die reale Welt dem Abgrund zu nah.

Somit richtet sich "Men in Black International" mit einer - trotz Tempo - gewissen altmodischen Genüsslichkeit an Menschen, die gern kichern, weil sie entweder jung oder albern oder beides sind, oder die Kino eskapistisch nutzen. Und dass wie in einer Sechzigerjahre-SciFi-Serie aus moralischen und Jugendschutzgründen immer nur Außerirdische sterben, und es, wenn geschossen wird, amtlich aus riesigen Space-Knarren blitzt, das ist doch schön. Wie früher, als Menschen tatsächlich vor allem Angst davor hatten, von UFOs entführt zu werden. Nur mit besseren Effekten.