Erdig vertrautVor rund zehn Jahren gab es ein einschneidendes Erlebnis. Ich kam das erste Mal an meine Grenze. Aufgaben und Verantwortung wurden immer mehr und waren schließlich zu viel. Mir blieb nichts anderes übrig als einzugestehen, dass - alles zusammengenommen - die Kräfte nicht reichen, und ebenso auch die Zeit nicht für Alles ausreicht. Doch wie war ich erstaunt! Denn was daraus folgte, war kein körperlicher oder seelischer Zusammenbruch. Die eigene Grenze zu spüren, ließ stattdessen die ganze Anspannung, es doch irgendwie mit Gewalt und Disziplin schaffen zu wollen - fallen. Es heißt oft salopp, man solle loslassen. Das wirkliche Loslassen war wie Landen auf der schutzgebenden Erde, oder wie das Hineinsinken in ein behagliches Bett. Angekommen, schützend aufgenommen, warm umfangen. Endlich vertraut werden mit Welt. Diese starke ursprüngliche Erfahrung, sie entdecke ich ab und zu auch beim Essen. Solche Momente erinnern mich daran, dass mancher Wunsch zu viel, manche Frage zu groß ist, und manche Antworten zu komplex sind, um in ein überschaubares Bild zu passen. Alle diese schönen pictures, sie geben nicht ein Bruchteil dessen wieder, was die Verbundenheit mit der Welt ausmacht. Hingegen zwei drei schlichte Dinge auf dem Teller, geerdet, deutlich und direkt, können mitunter geradezu die ganze Welt umspannen. Warm, neuartig, unaufgeregt. In solchen Momenten ist Essen nicht Essen, Schmecken nicht Genießen, sondern ganz unpathetisch und umittelbar ist Essen wie ein Ankommen. Auf der Erde. Dem Grund.
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