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4 Mio. Euro für Münchner BioTech-Start-up AATec Medical
Das 2022 gegründete BioTech-Start-up AATec Medical entwickelt eine Produktplattform basierend auf rekombinantem Alpha-1-Antitrypsin (AAT) zur Bekämpfung von Atemwegserkrankungen.

Jetzt hat sich das von einem erfahrenen interdisziplinären Team mit langjähriger Erfahrung in der klinischen Forschung, biopharmazeutischen Entwicklung und Produktindustrialisierung gegründete Start-up AATec im Rahmen einer Pre-Series-A-Finanzierungsrunde 4 Mio. Euro gesichert. Zu den Investor*innen gehören die Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIND) sowie Privatinvestor*innen, Industrieexpert*innen und Single Family Offices.
Mit dem Erlös wird die Weiterentwicklung von ATL-105, dem Hauptkandidaten von AATec im Bereich chronisch-entzündlicher und infektiöser Atemwegserkrankungen vorangetrieben. ATL-105 wird zunächst für die Behandlung von nicht-zystischer Fibrose-Bronchiektasie (NCFB) entwickelt, einer chronisch entzündlichen Atemwegserkrankung, für die es momentan keine gezielten Therapien gibt. Die derzeitige Behandlung von NCFB beschränkt sich auf eine symptomatische Therapie mit Antibiotika, Makroliden und physiotherapeutische Maßnahmen. Die im Rahmen der Finanzierungsrunde eingeworbenen Mittel werden für Entwicklungsaktivitäten für die Vorbereitung der Zulassung klinischer Studien verwendet, um ATL-105 für den Eintritt in die klinische Entwicklung bis 2026 zu positionieren.
Dr. Rüdiger Jankowsky, Mitbegründer und CEO von AATec, kommentierte: „Diese Finanzierung ist ein wichtiger Schritt, um ATL-105 für klinische Studien vorzubereiten. Die nicht-zystische Fibrose-Bronchiektasie beeinträchtigt die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten erheblich und die derzeitigen Behandlungsmöglichkeiten sind begrenzt. Wir sind überzeugt, dass ATL-105 das Potenzial hat, Millionen von Patienten weltweit einen bedeutenden therapeutischen Fortschritt zu bieten. Allein in westlichen Ländern leiden mehr als 3 Millionen Patienten an NCFB. Mit unserem innovativen Protein-Inhalationsansatz bringen wir ATL-105 direkt in die Lunge, den zentralen Ort des Krankheitsgeschehens. So lässt sich die Wirksamkeit maximieren und das Risiko systemischer Nebenwirkungen minimieren. Die Unterstützung durch SPRIND validiert unseren innovativen Ansatz und unterstreicht das transformative Potenzial unserer Technologie.“
Sigrid Koeth, Innovationsmanagerin bei SPRIND, ergänzt: „Bei SPRIND suchen wir nach Ideen, die das Potenzial haben, Dinge grundlegend zum Besseren zu verändern. Wir sind überzeugt, dass der Ansatz von AATec Medical mit rekombinantem Alpha-1-Antitrypsin großes Potenzial für ein breites Spektrum an Atemwegserkrankungen und Infektionen bietet. Solche Innovationen können entscheidend zur öffentlichen Gesundheit beitragen und die Widerstandsfähigkeit unserer Gesundheitssysteme stärken.“
Der Hauptkandidat von AATec Medical, ATL-105, basiert auf rekombinantem Alpha-1-Antitrypsin (AAT), einem humanen Serinprotease-Inhibitor mit immunmodulatorischen, entzündungshemmenden und breitbandigen anti-infektiven Eigenschaften. Robuste präklinische Daten belegen das ausgezeichnete Sicherheitsprofil sowie das breite therapeutische Potenzial von ATL-105, das durch die gezielte Adressierung zentraler pathologischer Prozesse bei entzündlichen Lungenerkrankungen erreicht wird.
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Insolventes HealthTech-Start-up MedKitDoc gerettet
Investorenlösung für die auf digitale Fernbehandlung spezialisierte Unternehmen BDS Digital Health Solutions GmbH: die GoMedicus Group übernimmt den Geschäftsbetrieb der BDS Digital Health Solutions-Tochter MedKitDoc – über den Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht.

Die BDS Digital Health Solutions GmbH musste im November 2024 Insolvenz anmelden. Am 1. Februar 2025 eröffnete das Amtsgericht Charlottenburg das Verfahren und bestellte Sebastian Laboga von der PLUTA Rechtsanwalts GmbH zum Insolvenzverwalter, nachdem er zuvor bereits als vorläufiger Verwalter tätig war. Der Investorenprozess wurde von den Transaktionsexperten der WMCF GmbH um Alexej Koslov begleitet. Sie unterstützten unter anderem dabei, den passenden Partner für MedKitDoc, das Tochterunternehmen von BDS Digital Health Solutions, zu identifizieren.
Jetzt wurde für die BDS Digital Health Solutions GmbH eine Investorenlösung erreicht. Die GoMedicus Group GmbH übernimmt den Geschäftsbetrieb mit Wirkung zum 1. Februar 2025 im Rahmen einer übertragenden Sanierung.
Über den Kaufpreis vereinbarten die Parteien Stillschweigen. BDS Digital Health Solutions wurde 2020 gegründet und bietet mit MedKitDoc eine innovative Lösung für ärztliche Fernbehandlungen: Neben klassischen Video-Sprechstunden erlaubt die Plattform durch die Integration vernetzter Medizingeräte auch präzisere Untersuchungen auf Distanz – ein zukunftsweisendes Konzept in Zeiten zunehmender Digitalisierung des Gesundheitswesens.
Der Geschäftsbetrieb wurde seit der Antragstellung im November 2024 fortgeführt. Im Zuge des strukturierten Investorenprozesses ist es dem Sanierungsteam um Rechtsanwalt Michael Bohnhoff gelungen, eine tragfähige Lösung zu realisieren. GoMedicus bietet ärztliche Versorgung in verschiedenen Regionen an – vor Ort und per Online-Sprechstunde. Der Investor plant, die Technologieplattform von MedKitDoc weiterzuentwickeln und den operativen Betrieb mit einem fokussierten Geschäftsmodell fortzuführen.
Rechtsanwalt Sebastian Laboga erklärt: „Die BDS Digital Health Solutions GmbH verfügt mit MedKitDoc über ein hohes Maß an technologischer Innovationskraft und großes Marktpotenzial. Es freut mich sehr, dass wir eine zukunftsfähige Lösung für das Unternehmen, seine Kunden und Partner erzielen konnten. Die Fortführung durch einen erfahrenen Investor bietet die Chance, die Entwicklung des digitalen Gesundheitswesens mitzugestalten.“ Durch die Übernahme ist auch die technologische Weiterentwicklung des MedKitDoc-Systems gesichert.
Gründer*in der Woche: Claudia Ruks – setzt voll auf "Made in Germany"
„Made in Germany“ steht weltweit für Qualität und Zuverlässigkeit. Doch die Strahlkraft des Labels scheint aktuell etwas nachzulassen. Vor welchen Herausforderungen junge Unternehmen stehen, die dieses Gütezeichen aktiv nutzen, berichtet Claudia Ruks, Gründerin von RIEMA Germany.

Als ich RIEMA gegründet habe, war für mich von Anfang an klar: Unsere Kuscheldecken sollen in Deutschland hergestellt werden. Nachhaltigkeit, höchste Qualität und kurze Transportwege – das klang nach der perfekten Kombination. Doch schnell wurde mir bewusst, dass „Made in Germany“ nicht nur Vorteile bringt, sondern auch Herausforderungen birgt, die man als Gründer*in erst einmal meistern muss.
Qualität, die überzeugt – aber zu welchem Preis?
Einer der größten Vorteile der Produktion in Deutschland ist die herausragende Qualität. Unsere Partnerbetriebe haben jahrzehntelange Erfahrung, und sämtliche Produktionsschritte – vom Spinnen über das Färben bis hin zum Weben – finden hierzulande statt.
Das sichert nicht nur Arbeitsplätze, sondern ermöglicht uns auch eine enge Zusammenarbeit mit unseren Produzent*innen. Dadurch können wir höchste Standards gewährleisten und sicherstellen, dass unsere Decken nicht nur langlebig, sondern auch nachhaltig gefertigt sind.
Doch diese Qualität hat ihren Preis. Die Lohnkosten in Deutschland sind hoch, ebenso die Energiekosten, die in der Textilindustrie eine entscheidende Rolle spielen. Gerade in den letzten Jahren haben steigende Strom- und Gaspreise die Produktion massiv verteuert. Für uns als junges Unternehmen bedeutet das: Jede Kalkulation muss exakt stimmen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Der Wunsch nach Qualität und Nachhaltigkeit steht damit oft im Spannungsfeld mit wirtschaftlichen Überlegungen.
Bürokratie – eine echte Herausforderung
Ein weiterer Aspekt, der oft unterschätzt wird, ist die Bürokratie. Deutschland ist bekannt für seine komplexen Vorschriften, und das trifft auch die Textilproduktion. Zertifizierungen, Umweltauflagen, Produktsicherheitsverordnung – all das kostet Zeit und Geld, nicht nur für Produkte, die in Deutschland hergestellt werden. Natürlich sind viele dieser Vorschriften sinnvoll, um Transparenz, faire Arbeitsbedingungen und eine nachhaltige Produktion sicherzustellen. Doch oft fühlt es sich so an, als würden kleine Unternehmen durch den bürokratischen Dschungel ausgebremst, während sich große Konzerne mit eigenen Rechtsabteilungen mühelos durch die Regelungen manövrieren. Als Gründer*in muss man sich durchkämpfen, ständig dazulernen und darf vor allem nicht aufgeben.
Kurze Wege, schnelle Kommunikation
Trotz aller Herausforderungen bietet die Produktion in Deutschland aber auch unschätzbare Vorteile. Einer der größten Pluspunkte ist die direkte Kommunikation mit unseren Partner*innen. Änderungen im Design oder der Produktion können schnell abgestimmt werden – ohne Sprachbarrieren, ohne lange Transportwege.
Diese Nähe ermöglicht es uns, flexibel auf Kund*innenwünsche zu reagieren und unsere Prozesse kontinuierlich zu optimieren. Gerade in einer Zeit, in der globale Lieferketten immer fragiler werden, ist das ein unschätzbarer Vorteil. Außerdem kann man seine Produktionsstätte „mal eben“ besuchen und muss nicht erst beispielsweise nach Asien reisen. So kann man sich persönlicher in die Produktion einbringen, Probleme direkt vor Ort gemeinsam besprechen und hat jederzeit einen Einblick in die Herstellung.
Messen als Türöffner
Um unser Netzwerk zu erweitern und neue Kund*innen zu gewinnen, setzen wir stark auf Fachmessen wie die Nordstil oder Trendset. Gerade im B2B-Bereich sind persönliche Kontakte enorm wichtig. Hier zeigt sich auch, dass „Made in Germany“ ein echtes Verkaufsargument ist. Viele Einzelhändler*innen legen Wert darauf, Produkte aus Deutschland anzubieten, weil sie für Verlässlichkeit und hohe Standards stehen. Diese Messen sind für uns daher nicht nur eine Verkaufsplattform, sondern auch eine Gelegenheit, unser Unternehmen weiterzuentwickeln, neue Impulse zu erhalten und Trends frühzeitig zu erkennen.
Besonders wichtig ist für uns auf den Messen das Thema Transparenz. Es gibt so viel Greenwashing, dass selbst das Label „Made in Germany“ manchmal an Wert verliert. Deshalb legen wir großen Wert darauf, genau zu erklären, dass wirklich alle Produktionsschritte in Deutschland stattfinden – vom Färben des Garns bis hin zur Konfektionierung der Decken. Das überrascht viele Händler*innen, ist aber für sie ein unschlagbares Verkaufsargument. Denn genau diese Transparenz hilft ihnen wiederum, die Produkte authentisch an ihre Kund*innen weiterzuverkaufen.
Erfolgsstrategie: nicht zu schnell wachsen
Ein weiterer wichtiger Punkt auf unserem Weg war und ist es, nicht zu schnell zu wachsen. Gerade am Anfang kann ein zu schnelles Wachstum riskant sein – wenn man plötzlich eine hohe Nachfrage hat, die Produktion aber nicht hinterherkommt, kann das schnell zu Engpässen und Qualitätsproblemen führen. Deshalb setzen wir auf einen stetigen, nachhaltigen Ausbau.
Wir haben es geschafft, durch den kontinuierlichen Aufbau unserer Endkund*innen und vor allem durch die gezielte Zusammenarbeit mit zahlreichen B2B-Partner*innen zwei stabile Standbeine zu etablieren. Diese Strategie erfordert Geduld, sie hat sich aber für uns als deutlich sicherer erwiesen, als von Anfang an rasant zu skalieren. So können wir sicherstellen, dass unsere Kapazitäten immer mit unserem Wachstum Schritt halten – ohne Abstriche bei Qualität oder Service.
Ein lohnender Weg mit Hürden
Die Entscheidung, in Deutschland zu produzieren, war für uns genau die richtige. Die Herausforderungen sind nicht zu unterschätzen – hohe Kosten, Bürokratie und steigende Energiepreise machen es hierzulande nicht gerade leicht. Doch die Vorteile überwiegen: Qualität, Nachhaltigkeit und die Nähe zu unseren Partner*innen ermöglichen es uns, einzigartige Kuscheldecken aus Bio-Baumwolle und recycelter Baumwolle anzubieten, hinter denen wir zu 100 Prozent stehen können. Für mich ist „Made in Germany“ kein bloßes Label, sondern eine bewusste Entscheidung – mit all ihren Vor- und Nachteilen.
Startup Campus Alliance gegründet
Acht sächsische und zwei thüringische Hochschulen haben den Verein „Startup Campus Alliance“ gegründet, um das Start-up-Ökosystem und DeepTech-Gründungen nachhaltig zu fördern.

Acht sächsische und zwei thüringische Hochschulen haben am 9. April 2025 die „Startup Campus Alliance“ gegründet. Sie wollen mit dem Verein Unternehmertum und Gründungskultur nachhaltig fördern sowie Sachsen und Thüringen als top DeepTech-Gründungsregion in Deutschland etablieren.
Die Gründungsmitglieder der „Startup Campus Alliance“ sind:
- Universität Leipzig
- Technische Universität Dresden
- Technische Universität Chemnitz
- TU Bergakademie Freiberg
- Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden
- Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig
- Hochschule Mittweida
- HHL Leipzig Graduate School of Management
- Friedrich-Schiller-Universität Jena
- Ernst-Abbe-Hochschule Jena
Gründungsförderung strategisch bündeln und wirksame Synergien schaffen
Die „Startup Campus Alliance“ will die Kräfte der Hochschulen in Sachsen und Thüringen im Bereich Gründungsförderung strategisch bündeln und dadurch wirksame Synergien schaffen. Durch gemeinsame Lehrformate, geteilte Infrastruktur und interdisziplinäre Zusammenarbeit entstehen innovative Unterstützungsangebote für gründungsinteressierte Talente und Teams.
Ein zentraler Bestandteil der Allianz ist es, Erfolge im Bereich der Hochschulausgründungen sichtbar zu machen und so die öffentliche Wahrnehmung der Gründungsstandorte Sachsen und Thüringen zu stärken – national wie international. „Darüber hinaus trägt die hochschulübergreifende Kooperation wesentlich zur Weiterentwicklung des regionalen Startup-Ökosystems bei. Immerhin kommen bereits jetzt die meisten Gründungsideen aus den Hochschulen“, sagt der Leipziger Universitätsprofessor Utz Dornberger, der zum Vorsitzenden des Vereins gewählt wurde. In Sachsen habe es 2023 knapp 100 Start-up-Neugründungen gegeben, mehr als 60 davon seien auf Gründungsprojekte aus den Hochschulen und Forschungseinrichtungen zurückzuführen.
„Mit der Gründung der Startup Campus Alliance schaffen wir eine weitere Säule zur Unterstützung eines innovativen und nachhaltigen Startup-Ökosystems auf der Grundlage einer starken Partnerschaft zwischen Wirtschaft, Verbänden und Hochschulen“, erläutert Prof.in Ursula Staudinger, Rektorin TUD. „Dieser Schritt steht im Einklang mit unseren Aktivitäten im Rahmen unseres Exzellenzcenter für Innovation, Transfer und Entrepreneurship TUD|excite zur Wertschöpfung durch Ausgründungen sowie Innovations- und Transferprojekte beizutragen. Als patentstärkste Universität in Deutschland bringt die TUD sehr gern ihre Expertise in diese Allianz ein.“
Gemeinnütziger Verein als koordinierende Plattform
Organisatorische Basis für die Zusammenarbeit ist der gemeinnützige Verein „Startup Campus Alliance“. Der Verein dient als koordinierende Plattform, über die die vielfältigen Aktivitäten der hochschulischen Gründungsförderung effizient gebündelt und strategisch ausgerichtet werden können.
Zudem ermöglicht die Vereinsstruktur eine gemeinsame Interessenvertretung in der Business Opportunities Ost (boOst) Ecosystem gGmbH, welche sich parallel zur Etablierung der Allianz gerade in Gründung befindet. Neben den Sparkassen in Sachsen, dem SpinLab in Leipzig und der TUDAG werden aktuell noch Gespräche mit weiteren privaten Kapitalgebenden geführt. Diese starke Partnerschaft soll die Gründung innovativer Start-ups aus den Hochschulen heraus unterstützen.
Der Aufbau und die Gründung der boOst gGmbH sowie die Einwerbung weiterer privater Partner wird durch das Excellence Center TUD|excite als Transferzentrum der TUD federführend geleitet.
Die boOst gGmbH bewirbt sich im Wettbewerb „Startup Factories“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, der ausgewählte deutsche Startup-Ökosysteme beim Aufbau wissensbasierter Ausgründungen unterstützt. Darin soll ein Modell für eine thematisch bzw. regional ausgerichtete „Startup Factory“ entwickelt werden, die als privatrechtliche Organisation außerhalb des Hochschulrahmens agiert.
Hochschule Koblenz: Starthilfe von der Idee bis zur Gründung
Wir stellen die Hochschule Koblenz als wichtigen Akteur des rheinland-pfälzischen Innovations- und Gründungsökosystems vor und präsentieren Start-ups, die mithilfe der Koblenzer Gründungsförderung erfolgreich durchgestartet sind.

Koblenz ist eine lebendige Großstadt und ein bedeutender Wirtschaftsstandort im Norden von Rheinland-Pfalz. Die Stadt zeichnet sich durch eine enge Verzahnung von Hochschule und Wirtschaft aus, die gemeinsam Innovationen und Gründungen in der Region fördern. Der Hochschule Koblenz kommt dabei hohe Bedeutung im Bereich des Transfers durch hochschulnahe Gründungen und Projekte mit etablierten Unternehmen zu. Die Stadt unterstützt dies durch eine moderne Wirtschaftsförderung und Infrastruktur wie beispielsweise dem TechnologieZentrum Koblenz.
Seit 1999 unterstützt die Hochschule Koblenz Existenzgründungen und legte mit der Gründung des Kooperationsnetzes für Existenzgründungen aus Koblenzer Hochschulen (KoNet) den Grundstein für ihre heutige Gründungsförderung. Das Netzwerk war darauf ausgerichtet, Gründer*innen zu fördern und zu vernetzen.
Drei Jahre später wurde eine Stiftungsprofessur für Existenzgründungen und Unternehmensnachfolge geschaffen, um Gründer*innen und Nachfolger*innen sowohl wissenschaftlich als auch praktisch zu unterstützen und das unternehmerische Potenzial in der Region zu stärken. Heute bietet die Hochschule ein umfassendes Ökosystem für Gründungsinteressierte – von der Idee bis hin zur Unternehmensgründung.
Im Jahr 2008 beteiligte sich die Hochschule Koblenz als Partnerin im Koblenzer Netzwerk für Open Entrepreneurship Engineering (KOpEE) im Rahmen von EXIST III, einem Förderprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums. Dieses Projekt förderte die Innovationskultur und half dabei, Gründungspotenziale zu erschließen und Ideen erfolgreich in Unternehmen zu übertragen.
Ein weiterer wichtiger Meilenstein war die Initiierung des Ideenwettbewerbs Rheinland-Pfalz im Jahr 2009. Heute ist der von der Hochschule Koblenz gegründete Wettbewerb ein zentraler Baustein des rheinland-pfälzischen Innovations- und Gründungsökosystems. Er unterstützt kreative Köpfe, macht innovative Ideen sichtbar und entwickelt diese bis zu einer Gründung weiter. Der Ideenwettbewerb wird vom rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium und von Unternehmen gefördert sowie von Partner*innen unterstützt.

2011 wurde das Gründungsbüro der Hochschule Koblenz gegründet, das als zentrale Anlaufstelle für Beratung, Qualifizierung und Vernetzung steht. Mit den 2022 an den Standorten Koblenz und Remagen eröffneten und vom Bundesministerium für Bildung geförderten StartUpLabs, bietet die Hochschule zudem wichtige Hotspots für Studierende, die an der Gründung ihres eigenen Unternehmens interessiert sind.
Raphael Dupierry, Leiter des Referats Gründungsförderung der Hochschule Koblenz, erklärt: „Unsere Kreativräume, die StartUpLabs, bieten den Gründer*innen und Gründungsinteressierten einen einzigartigen Raum für Kreativität und Innovation. Hier können Ideen nicht nur gedacht, sondern auch konkret umgesetzt werden – sei es durch Prototyping, den Austausch mit Gleichgesinnten oder mit der Unterstützung durch unser Team. Wir möchten die Menschen dazu ermutigen, ihre Visionen zu verwirklichen und mit unserer Hilfe den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Die Angebote des Gründungsbüros knüpfen dabei an die Aktivitäten des StartUpLabs an und unterstützen mit vielfältigen Qualifizierungs-, Vernetzungs- und Beratungsangeboten auf dem Weg in die Selbständigkeit.“
Darüber hinaus konnte im Jahr 2023 die Förderung von Start-up-Gründerinnen im Rahmen von EXIST-Women, einem Förderprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums, weiter ausgebaut werden. Das Programm konzentriert sich speziell auf die Bedürfnisse von Unternehmerinnen und unterstützt sie bei der Umsetzung ihrer Ideen sowie beim Wachstum ihrer Start-ups.
Der kurze zeitliche Abriss verdeutlicht: Mit ihrer konsequenten Förderung trägt die Hochschule Koblenz maßgeblich dazu bei, die Region als Innovations- und Gründungsstandort zu stärken sowie Gründer*innen den Weg zu erfolgreichen Unternehmen zu ebnen.
Im Folgenden stellen wir vier Start-ups vor, die von Absolvent*innen der Hochschule Koblenz gegründet wurden und auch mithilfe des Gründungsbüros erfolgreich durchgestartet sind.
Gründer*in der Woche: PeerMetering - Smart-Meter für alle
PeerMetering zeigt eindrucksvoll, wie ein kleines Start-up mit einer großen Idee die Energiewende in einem hochregulierten Markt aktiv mitgestalten kann.

Deutschland hinkt in puncto Digitalisierung seiner Stromnetze im europäischen Vergleich deutlich hinterher. Länder wie Schweden, Dänemark oder die Niederlande haben bereits eine Durchdringungsrate von mehr als 80 Prozent bei der Einführung intelligenter Messtechnik erreicht. In Deutschland stellt das Messstellenbetriebsgesetz hohe technische Anforderungen an intelligente Messsysteme, die mit erheblichen Kosten verbunden sind. Diese Investitionen – besonders für die Installation von Smart-Meter-Gateways – machen die Digitalisierung für viele Netzbetreiber bislang unwirtschaftlich.
Die Folge: Die Digitalisierung unseres Stromnetzes kommt nur schleppend voran, insbesondere bei kleinen Verbraucher*innen in Mehrparteienhäusern. Hier kommt das junge Osnabrücker Start-up peerMetering ins Spiel. Gegründet von Jan-Frederic Graen und Daniel Mentrup, hat das Start-up eine technologische Lösung entwickelt, die es ermöglicht, bis zu 30 Stromzähler über große Distanzen hinweg mit einem einzigen Smart-Meter-Gateway zu verbinden – eine echte Innovation.
Die Technologie basiert auf einem Sende- und Empfangsmodul, das die Zählerstände über eine OMS-konforme LPWAN-Funkstrecke überträgt. So können bauliche Hürden wie Betondecken und große Entfernungen von bis zu 200 Metern problemlos überwunden werden (siehe Grafik). Diese Lösung ermöglicht eine kosteneffiziente Digitalisierung von Mehrparteienhäusern, ohne dass für jede Wohneinheit ein separates Gateway erforderlich ist.

Eine Lösung zur rechten Zeit
Ein zentraler Baustein der Energiewende ist die Digitalisierung der Stromnetze. Seit 2025 gelten für Netzbetreiber verpflichtende Ausbauquoten, die bisher schwer zu erfüllen waren. Bisher lag der Fokus im Ausbau auf Messstellen mit einem hohen Energieverbrauch, beispielsweise bei Kund*innen mit einem E-Auto oder einer Wärmepumpe. „Wir brauchen eine Lösung, um alle Haushalte digital anzuschließen und dürfen die Mehrheit der Messpunkte nicht aus den Augen verlieren. Nur wenn wir Lösungen haben, die allen Verbrauchern einen Mehrwert bringen, haben wir eine Chance, unsere ehrgeizigen Ziele der Energiewende zu erreichen“, so Jan-Frederic Graen.
Mit den neuen Änderungen im Messstellenbetriebsgesetz wird der Einbau intelligenter Messsysteme wirtschaftlich attraktiver. Laut einem neuen Bundestagsbeschluss können optionale Einbaufälle auf die gesetzlich vorgeschriebene 20-Prozent-Roll-out-Quote angerechnet werden. Zudem wird die POG-Umlage für moderne Messeinrichtungen erhöht, was den Einbau in Haushalten mit geringem Verbrauch wirtschaftlich macht. „Das macht peerMetering zu einer attraktiven Lösung, um Mehrparteienhäuser schnell und kosteneffizient zu digitalisieren; ein entscheidender Schritt für Netzbetreiber, um die Energiewende voranzutreiben“, so CEO Graen.
Vom Hackathon zur Marktreife
Der Ursprung von peerMetering geht auf einen Hackathon im Jahr 2019 zurück. Damals suchten die Stadtwerke Osnabrück nach einer Lösung, um Stromzähler per LoRaWAN auszulesen. Jan-Frederic Graen und sein Team entwickelten ein Konzept für eine kostengünstige und skalierbare Digitalisierung von Messstellen. Diese erste Idee mündete in die Gründung von peerOS, einem Unternehmen, das sich auf die Digitalisierung von Zählern im unregulierten Bereich spezialisierte.
Die damalige Gesetzeslage erschwerte jedoch die Umsetzung, sodass sich peerOS nicht am Markt etablieren konnte. Erst 2023, nach einer Gesetzesänderung, wurde ein neuer Ansatz entwickelt – diesmal konform zu den regulatorischen Vorgaben. Gemeinsam mit den Stadtwerken Osnabrück, smartOPTIMO und dem SmartCityHouse Osnabrück startete Jan-Frederic Graen neu durch, gründete peerMetering, und absolvierte nach einer ausgiebigen Konzept- und Planungsphase einen wegweisenden Pilotversuch: 30 Stromzähler wurden erfolgreich über bis zu 200 Meter hinweg mit einem einzigen Gateway verbunden – ein Durchbruch für das Start-up.
Mit dem erfolgreichen Pilotprojekt auf dem Campus der Stadtwerke Osnabrück hat peerMetering gezeigt, dass ihre Innovation nicht nur technisch umsetzbar, sondern auch wirtschaftlich in der Praxis realisierbar ist. Während dieser Phase lernte Jan-Frederic Graen seinen Mitgründer Daniel Mentrup kennen. Mit seiner langjährigen Erfahrung in der Produktentwicklung und Softwarearchitektur ergänzt er seitdem das Gründerteam und hat als CTO die technische Leitung inne.
Erfolgreicher Markttest – jetzt geht’s los
Nach der erfolgreichen Testphase arbeitet peerMetering nun an der Zertifizierung seiner Lösung. Im Frühjahr 2025 sollen die PTB-Baumusterprüfung und CE-Zertifizierung abgeschlossen sein. „Diese Zertifizierungen sind ein entscheidender Schritt, um den Anforderungen des Messstellenbetriebsgesetzes gerecht zu werden“, so Mentrup. Parallel dazu wird die Lösung für weitere Zählertypen angepasst – aktuell ist sie bereits mit eBZ-, EasyMeter- und Steckzählern kompatibel. Um die Verbreitung der Technologie weiter voranzutreiben, bietet das Start-up Netzbetreibern Testkits an, mit denen sie die Lösung in ihrem eigenen Netz ausprobieren können.
Starke Netzwerke als Erfolgsfaktor
Der Erfolg von peerMetering basiert nicht nur auf der Technologie, sondern auch auf starken Partnerschaften. Neben den Stadtwerken Osnabrück und smartOPTIMO war auch das SmartCityHouse Osnabrück ein wichtiger Unterstützer. „Das SmartCityHouse hat uns von Beginn an begleitet, wertvolle Kontakte vermittelt und uns den Zugang zu strategisch wichtigen Partnern ermöglicht. Die Unterstützung hat uns entscheidend dabei geholfen, unsere Lösung schneller in die Praxis zu bringen“, ist sich Graen sicher. Solche Netzwerke sind für Start-ups unverzichtbar, insbesondere in einem hochregulierten Markt wie dem Energiesektor.
Die nächsten Meilensteine im Blick
Der aktuelle Fokus der Gründer liegt auf der Zertifizierung ihres Produkts. „Sobald die Zertifizierungsphase abgeschlossen ist, planen wir den deutschlandweiten Verkauf unseres Produktes“, so Graen. Parallel zur Zertifizierung bereitet peerMetering diverse Pilotaufbauten bei interessierten Stadtwerken vor.
Die Learnings der Gründer
- Nur wer den Markt versteht, kann ihn verändern: „Unsere Lösung ist kein Zufallsprodukt – wir haben uns tief in die Anforderungen des Marktes und die regulatorischen Rahmenbedingungen eingearbeitet und speziell auf diesen Anforderungen ein Produkt entwickelt“, so Graen.
- Starke Partnerschaften als Erfolgsfaktor: „Ohne die Zusammenarbeit mit Netzbetreibern und Technologiepartnern wäre die Entwicklung nicht möglich gewesen“, ergänzt Daniel Mentrup.
- Timing ist alles: „Mit der aktuellen Gesetzeslage und den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen trifft peerMetering genau den richtigen Zeitpunkt für den Markteintritt“, so Graen abschließend.
Rebranding: Aus heynanny wird heycare
Die 2021 von Julia Kahle und Anna Schneider gegründete Care-Plattform heynanny wird zu heycare. Der neue Name soll sichtbar machen, was sich längst etabliert hat: eine Plattform für umfassende Employee Assistance.

Großunternehmen nutzen bereits heycare-Module wie Mental Health, Elder Care und haushaltsnahe Services – jetzt ergänzt um Pet Care. Mitarbeitende wünschen sich echte Unterstützung – nicht nur im Job, sondern auch im Alltag. Ob Kinderbetreuung, psychische Gesundheit, Pflege von Angehörigen, haushaltsnahe Aufgaben oder die Versorgung von Haustieren: Viele Lebensbereiche lassen sich nicht klar von der Arbeit trennen.
Heycare – 2021 als heynannyly GmbH / heynanny von Julia Kahle und Anna Schneider gegründet – ist eine führende Plattform für Employee Assistance, die diese Realität aufgreift und eine zentrale Plattform bietet, über die Mitarbeitende passgenaue Services für jede Lebenslage erhalten – flexibel, digital und rund um die Uhr.
„Better care, better work – unser Ziel ist es, Mitarbeitende in allen Care-Bereichen zu entlasten und ihnen ein starkes Support-System an die Seite zu stellen“, sagt Julia Kahle, Mitgründerin von heycare.
Zum Weiterlesen: Hier geht's zur StartingUp-Gründungsstory von heynanny / heycare
Neuer Name, erweiterter Fokus
"Es sind nicht nur soziale Gründe, die für Lösungen wie heycare sprechen – auch wirtschaftlich machen sie einen spürbaren Unterschied“, sagt Benjamin Visser, Gründer und CEO von allygatr, dem Company Builder im HR-Tech-Sektor, zu dessen Portfolio heycare gehört. „Wenn in einem Unternehmen mit 1000 Mitarbeitenden allein durch Betreuungslücken jährlich 657.000 Euro an Produktivität verloren gehen, zeigt das den Handlungsbedarf. Und wenn eine Fachkraft wegen familiärer Verpflichtungen das Unternehmen verlässt, kostet die Nachbesetzung im Schnitt 50.000 Euro. Heycare setzt genau hier an – und hilft, solche Kosten zu vermeiden.“
„Der neue Name unterstreicht unsere Mission, Unternehmen in allen Care-Bereichen zu unterstützen“, ergänzt heycare-Mitgründerin Anna Schneider. „Das macht heycare zur führenden Plattform für ganzheitliche Benefits für Mitarbeitende.“
Mit dem Rebranding zu heycare erweitert das Start-up seinen Fokus. Gleichzeitig bleibt das, was heycare auszeichnet, erhalten: eine hohe Servicequalität, persönliche Ansprechpartner*innen und die einfache Anbindung an bestehende HR-Prozesse. Unternehmen können die Plattform weiterhin nahtlos integrieren – und ihren Teams rund um die Uhr Zugang zu allen Leistungen ermöglichen.
Gründer*in der Woche: DeepEn - tiefe Blicke ins Gehirn
Tiefe Einblicke in das Gehirn und andere Organe – mit einer bislang unerreichten Auflösung bei minimaler Invasivität: Das ermöglicht das junge MedTech-Start-up DeepEn aus Jena.

Die DeepEn GmbH – 2024 von Sergey Turtaev, Tomáš Čižmár, Hana Čižmárová, Jiri Hofbrucker und Patrick Westermann als Spin-Off des Leibniz-Instituts für Photonische Technologien (Leibniz-IPHT) in Jena gegründet – hat das weltweit dünnste Mikroskopie-Gerät entwickelt, das neue Chancen für die neurowissenschaftliche Forschung und die Medizin eröffnen soll.
Haardünne Endoskope als Booster für neue klinische Geräte
Mithilfe präziser holografischer Lichtsteuerung können optische Glasfasern mit dem Durchmesser eines menschlichen Haares als leistungsstarke Bildgebungsgeräte in tiefliegenden Körperregionen genutzt werden. Diese ultraminimal invasiven Instrumente sollen zunächst die neurowissenschaftliche und biomedizinische Forschung beschleunigen und insbesondere zum Verständnis von Alterungsprozessen, degenerativen Veränderungen und Neuroplastizität beitragen.
„Unsere fortschrittliche Bildgebungstechnologie soll Forschenden helfen, neue therapeutische Strategien für neuronale Störungen zu entwickeln“, erklärt DeepEn-CEO Sergey Turtaev. „Langfristig, sobald weitere technische Hürden überwunden sind, könnten diese haardünnen Endoskope eine neue Generation klinischer Geräte prägen.“
Basis für die Entwicklung ist die international führende Forschungsarbeit der Gruppe für Holographische Endoskopie unter der Leitung von Tomáš Čižmár am Leibniz-IPHT: In Zusammenarbeit mit der Medizinischen Fakultät der Karls-Universität Prag, dem Institut für Wissenschaftliche Instrumente der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Brno, dem Leibniz-Institut für Neurobiologie sowie dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen in Magdeburg entwickelte das DeepEn-Team den Prototypen eines hochauflösenden holografischen Endoskops.

Multipler Geldsegen für ambitionierte Vorhaben
Für diesen Erfolg wurde das Start-up jetzt mit dem Leibniz-Gründungspreis 2025 ausgezeichnet. Der mit 50.000 Euro dotierte Preis wird für Gründungsvorhaben aus Leibniz-Instituten in der Vorbereitungs- und Start-up-Phase vergeben, die sich durch besondere Leistungen bei der Entwicklung von innovativen und tragfähigen Geschäftsideen und beim Aufbau neuer Unternehmen auszeichnen. Das Preisgeld ist zweckgebunden für die Unterstützung der Vorhaben bei der Überprüfung und praktischen Umsetzung ihrer Unternehmenskonzepte.
Das Preisgeld plant das Team für die Vorbereitung der Markteinführung seines Mikroendoskops NeuroDeep® Ende 2025 zu verwenden. „Wir planen eine große Marketingkampagne sowie die Teilnahme an Messen in Europa, Asien und den USA“, sagt Mitgründerin Hana Čižmárová. „Dafür können wir das Preisgeld hervorragend einsetzen.“
Das Start-up wurde bereits über EXIST-Forschungstransfer des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert. Im Frühjahr 2025 schloss es zudem erfolgreich eine Seed-Investitionsrunde in Millionenhöhe ab. Und last but not least erhielt DeepEn für sein Projekt NEUROGATE – eine Kooperation des Start-ups mit europäischen Forschungsinstituten, im Januar dieses Jahres eine 2,5 Millionen-Euro-Förderung des „EIC Transition“-Programms von Horizon Europe.
mo:re: Hamburger Life-Science-Start-up sichert sich 2,3 Mio. Euro
Das 2020 gegründete mo:re entwickelt eine Laborplattform, die neue Standards in der tierversuchsfreien Medikamentenentwicklung setzt.

In der Wissenschaft herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass sog. Organoide einen bedeutenden Schritt auf dem Weg zu einer repräsentativeren Modellierung von Krankheiten darstellen. Der Weg zu einer schnelleren Zulassung von relevanteren Medikamenten führt über moderne Organoidmodelle. Dies wurde auch von FDA erkannt, der amerikanischen Aufsichtsbehörde für Arzneimittel (Food and Drug Administration). In ihren neuen Richtlinien macht sie den Weg frei, Tierversuche durch relevante Organoidmodelle zu ersetzen. In diesem Bereich fehlen noch die Mittel für eine breite Anwendung von Organoiden mit höherem Durchsatz, um reproduzierbare Ergebnisse in einer standardisierten Umgebung zu erzielen.
Laborplattform ersetzt Tierversuche
Vor diesem Hintergrund hat das Life-Science-Start-up mo:re eine Laborplattform entwickelt, die Automatisierung und Software für die Planung, Durchführung und Analyse von Zellkulturstudien kombiniert. Die Plattform zielt darauf ab, die Zellkultur zu vereinfachen, Organoide als Standard-Labortechnik zugänglich zu machen und verifizierbare Ergebnisse zu liefern.
Die Plattform aus Laborroboter und Software ersetzt letztlich Tierversuche durch KI-gestützte Kultivierung von Krankheitsmodellen, an denen neue Wirkstoffe standardisiert und im Hochdurchsatz getestet werden können und setzt damit einen neuen Maßstab für Skalierbarkeit, Reproduzierbarkeit und Standardisierung von 3D-Zellkulturmodellen.
2,3-Mio.-Finanzierung zur Kommerzialisierung
Jetzt hat mo:re auf der SLAS 2025 in San Diego, der weltweit führenden Messe für Laborautomation, die Markteinführung seines ersten Produkts bekannt gegeben. Die Kommerzialisierung wird durch eine Seed-Finanzierung in Höhe von 2,3 Millionen Euro durch internationale Investoren unter Führung des HTGF unterstützt. Ebenfalls beteiligt sind der Innovationsstarter Fonds Hamburg (IFH), Gilson Inc., NEDGEX, Nidobirds Ventures sowie die Privatinvestoren R&R Medical und Martin Blüggel.
„Mit dieser Finanzierung wollen wir unsere Präsenz auf dem Markt etablieren und unser Team weiter ausbauen. Jetzt ist es an der Zeit, unsere Ressourcen auf die Entwicklung weiterer wissenschaftlicher Anwendungen zu konzentrieren, um das Potenzial unserer Plattform gemeinsam mit unseren Kunden und unserem internen Labor für Forschung und Entwicklung zu erschließen“, so Lukas Gaats, CEO bei mo:re.
„Das Team von mo:re ist auf dem besten Weg, seine Vision zu verwirklichen, Forschern weltweit einen einfachen Zugang zu einer standardisierten Methode zur Durchführung von 3D-Zellkulturen und reproduzierbaren Ergebnissen zu ermöglichen“, ergänzt Dr. Christian Kannemeier, Senior Investment Manager beim HTGF.
Verus Digital: 3D-Digitalisierungspionier erhält 750.000 Euro Pre-Seed-Finanzierung
Die Verus Digital GmbH, ein führender Anbieter auf dem Gebiet der autonomen 3D-Digitalisierung von Objekten, sichert sich ein Pre-Seed-Investment. Das Business-Angel-Netzwerk Gateway Ventures und die Fraunhofer Gesellschaft investieren 750.000 Euro in die weitere Entwicklung der Fraunhofer-Ausgründung.

Die 2023 von Matevz Domanjko, Reimar Tausch und Martin Schurig als Spin-off des Fraunhofer-Instituts für Grafische Datenverarbeitung IGD in Darmstadt gegründete Verus Digital GmbH bietet mit CultArm3D die erste mobile All-in-One-Lösung für die 3D-Digitalisierung von Objekten, sowie passgenaue Digitalisierungsdienstleistungen, Beratung und Schulung für kund*innenorientierte Lösungen an.
Die 3D-Scanner von Verus Digital nutzen modernste Technologie, um Kund*innen weltweit smartes digitales Scannen und Modellieren von Objekten zu einem Bruchteil der Kosten und des Zeitaufwandes bisheriger Verfahren anzubieten. Das Unternehmen hat mit der Produktlinie CultArm3D eine autonome 3D-Scanstation erfolgreich eingeführt, die die Dokumentation und digitale Konservierung von Kunstobjekten und historischen Artefakten mit wissenschaftlicher Präzision ermöglicht.
Hierfür arbeitet Verus Digital mit internationalen Partnern wie Phase One, einem führenden Hersteller von digitalen High-End-Kamerasystemen, Universal Robots, einem international tätigen Hersteller von kollaborativen Leichtbaurobotern und weiteren namhaften Partnern in Industrie und Forschung zusammen.
Mit der Pre-Seed-Finanzierung von Gateway Ventures und der Fraunhofer-Gesellschaft will das junge Tech-Unternehmen seine führende Position im Bereich der smarten 3D-Digitalisierung in Museen sowie das neue Geschäftsfeld der 3D-Virtualisierung in der Forensik weiter ausbauen. Zudem sollen durch Weiterentwicklungen und strategische Partnerschaften die Marktposition ausgebaut und weitere Märkte erschlossen werden.
Mit Unterstützung von Fraunhofer Venture wurde im Rahmen des AHEAD-Programms das Geschäftsmodell für den Markteintritt ausgearbeitet. Direkt nach Gründung brachte Verus Digital CultArm3D auf den Markt – die ersten smarten und autonomen 3D Scanning Stationen für Visualisierungen von wissenschaftlicher Qualität.

Matevz Domanjko, CEO bei Verus Digital, erklärt zur erfolgreichen Finanzierungsrunde: „Unsere Technologie verändert bereits heute die Art und Weise, wie führende Institutionen historische Artefakte und forensische Beweise mit unübertroffener Präzision digitalisieren und analysieren. Mit einem voll ausgereiften Produkt und einer wachsenden Marktnachfrage sind wir für die weitere Skalierung unseres Geschäftsmodells hervorragend aufgestellt. Die Investition von Gateway Ventures und Fraunhofer Venture ermöglicht es uns, Innovationen zu beschleunigen, unser Produktangebot zu verbessern und noch schneller in Schlüsselmärkte zu expandieren.“
Markus Kainz, CEO Gateway Ventures, ergänzt: „Die profunde Technologie hinter Verus Digital bietet weltweit einen einzigartigen Vorsprung gegenüber ähnlichen Lösungen. Wir sind überzeugt, dass das Produkt bereit ist in vielen Ländern zum Einsatz zu kommen und freuen uns gemeinsam mit dem Team von Verus Digital und Fraunhofer Venture die nächsten Schritte zu gehen.“
Matthias Unbescheiden, Institutsleiter des Fraunhofer IGD, kommentiert: „Die Gründung der Verus Digital GmbH als Spin-off des Fraunhofer IGD ist ein herausragendes Beispiel für unsere Innovationskraft im Bereich der autonomen 3D-Digitalisierung. Mit der erfolgreichen Finanzierung und dem Engagement für präzise digitale Lösungen unterstützen wir nicht nur die Erhaltung unseres kulturellen Erbes, sondern eröffnen auch neue Anwendungsmöglichkeiten in der Forensik und darüber hinaus.“
Meliodays Medical sichert sich Pre-Seed Finanzierung über 800.000 Euro
Das 2022 von Prof. Dr. Benjamin Wolf, Simone Sabbione und Martin Sabbione in München gegründete Health-Start-up hat sich der Bekämpfung von Menstruationsschmerzen durch lokale Applikation geringster Dosen von Schmerzmitteln verschrieben.

Etwa 80 Prozent der menstruierenden Menschen leiden unter Periodenschmerzen, davon 20 bis 30 Prozent so stark, dass der Besuch von Schule, Arbeit und sozialen Aktivitäten zeitweise nur eingeschränkt möglich sind und häufig Schmerzmedikamente eingenommen werden müssen. Die derzeit verfügbaren Behandlungsoptionen, wie Hormontherapien oder hoch dosierte Schmerzmittel, sind jedoch oft mit systemischen Nebenwirkungen verbunden.
Die Meliodays Medical GmbH fokussiert sich auf die Entwicklung einer neuen Therapie zur hormonfreien und lokal wirkenden Behandlung von Menstruationsschmerzen und hat mit MelioOne die erste hormonfreie, lokale Lösung entwickelt, um Menstruationsschmerzen ohne systemische Nebenwirkungen zu behandeln.
Mit seinen innovativen Gesundheitslösungen will das Start-up den Weg zu mehr Lebensqualität ebnen und menstruierenden Menschen eine schmerzfreie Periode ohne Beeinträchtigung ihres Zyklus ermöglichen.
Jetzt gibt das Start-up den erfolgreichen Abschluss einer überzeichneten Pre-Seed Finanzierungsrunde von über 800.000 Euro unter Führung der capacura GmbH sowie mit Beteiligung der FS Life Science Investment GmbH und weiterer auf den Gesundheitsmarkt spezialisierter Frühphasen-Investoren und Business Angels bekannt.
Simone Sabbione, Mitgründerin und CEO von Meliodays Medical: „Wir freuen uns, dass wir für unsere erste Finanzierung so versierte Healthcare- und Impact-Investoren gewinnen konnten und begrüßen sie herzlich im Gesellschafterkreis von Meliodays. Ihr Investment und das große Interesse an unserer deutlich überzeichneten Pre-Seed Runde zeigen, dass Periodenschmerzen als eine ernsthafte Gesundheitsbelastung für große Teile der weltweiten Bevölkerung nun erkannt sind. Jetzt können wir endlich an dringend benötigten Lösungen arbeiten.“
Mit dem frischen Kapital wird Meliodays Medical die Entwicklung von MelioOne, einer neuartigen, hormonfreien, lokal wirkenden Behandlung von Menstruationsschmerzen vorantreiben und die Vorbereitungen zur präklinischen Erprobung seiner innovativen intra-uterinen Applikation abschließen. Durch die Verwendung einer bewährten Polymer-Technologie wird eine sehr geringe Menge an Schmerzmitteln gezielt in der Gebärmutter freigesetzt, wodurch Periodenschmerzen wirksam bekämpft und systemische Nebenwirkungen vermieden werden. Perspektivisch könnte die innovative Technologie von Meliodays Medical auch bei der Behandlung von Endometriose Anwendung finden. Das Unternehmen hat die Patentrechte bereits in über 150 Ländern gesichert.
Kaiko Systems sichert sich 6 Mio.-Euro-Finanzierung
Die 2020 von Eddy del Valle und Fabian Fussek in Berlin gegründete, KI-gestützte maritime Operations Platform Kaiko Systems sichert sich eine 6 Mio.-Euro-Finanzierung zur Steigerung der Sicherheit und Effizienz in der globalen Seeschifffahrt.

Die jüngsten geopolitischen Spannungen und Lieferkettenstörungen haben Schwachstellen in der maritimen Logistik offengelegt und machen Echtzeit-Betriebsintelligenz sowie vorausschauende Wartung unverzichtbar. Das 2020 von Eddy del Valle und Fabian Fussek gegründete Kaiko Systems bietet KI-gestützte Frontline-Intelligence-Lösungen für die Schifffahrt und andere Schwerindustrie-Branchen. Durch die Kombination von mobiler Datenerfassung, prädiktiver Analytik und intelligenter Automatisierung ermöglicht das Unternehmen Betreiber*inne, die Sicherheit zu erhöhen sowie die Einhaltung von Vorschriften und die Wartung zu optimieren.
Jetzt hat Kaiko Systems eine Serie-A-Finanzierungsrunde in Höhe von 6 Mio. Euro abgeschlossen. Die Runde wurde von Hi inov und Flashpoint Venture Growth angeführt, mit fortgesetzter Unterstützung durch Motion Ventures. Damit steigt das Gesamtinvestment auf 9 Mio. Euro. Die neue Finanzierungsrunde soll die Expansion von Kaiko Systems in neue, insbesondere asiatische Märkte beschleunigen den Ausbau seiner KI-gestützten Produktfunktionen inkl. der Erweiterung auf Branchen wie Offshore-Windkraft und Infrastrukturwartung ermöglichen. Damit will das Unternehmen seine Rolle als Treiber für mehr Sicherheit, Compliance und Effizienz in anlagenintensiven Industrien stärken – ein entscheidender Faktor angesichts zunehmender geopolitischer Unsicherheiten und Lieferkettenstörungen.
„Die Seeschifffahrt steht unter enormem Modernisierungsdruck inmitten globaler Unsicherheiten und operativer Herausforderungen“, sagte Fabian Fussek, Co-Founder & CEO von Kaiko Systems. „Diese Finanzierungsrunde ermöglicht es uns, unsere KI-gesteuerten Fähigkeiten zu verbessern, in neue Regionen zu expandieren und technische Teams mit den Werkzeugen auszustatten, um sicherer und effizienter zu arbeiten.“
doinstruct: Compliance-Start-up sichert sich 16,5 Mio. Euro
Die 2021 von Daniel Marinkovic und Charlotte Rothert in Osnabrück gegründete Compliance-Plattform für Mitarbeitendenschulungen doinstruct bietet Schulung gewerblicher Mitarbeitenden mittels einer KI-gestützten Compliance-Plattform.

Die 2021 von Daniel Marinkovic und Charlotte Rothert in Osnabrück gegründete Compliance-Plattform für Mitarbeitendenschulungen doinstruct gibt eine Serie-A-Finanzierung in Höhe von 16,5 Mio. Euro bekannt, die von HV Capital angeführt wird und an der sich bestehende Investoren wie Creandum und der High-Tech Gründerfonds (HTGF) beteiligen.
Die Finanzierung stellt das dritte erfolgreiche Fundraising-Jahr in Folge für das Unternehmen dar, das nun insgesamt 26 Millionen Euro eingesammelt hat, um Firmen aus der Lebensmittelindustrie, Baubranche, Logistik oder dem produzierenden Gewerbe mittels einer KI-gestützten Plattform bei der Bewältigung der wachsenden regulatorischen Komplexität zu unterstützen.
Doinstruct hat sich von einer Schulungslösung zu einer KI-gestützten Compliance-Software entwickelt, die die Einhaltung von Sicherheitsvorgaben und Vorschriften mühelos ermöglicht. Die Plattform bildet die Arbeitsplatzstruktur ihrer Kund*innen nach, identifiziert automatisch Risiken, erstellt Dokumentationen und liefert ansprechende, mundgerechte Schulungsinhalte in den Muttersprachen der Mitarbeitenden – und das alles ohne App-Downloads, Passwörter oder E-Mail-Adressen.
"Unternehmen ersticken in regulatorischen Anforderungen, während sie gleichzeitig mit Personalknappheit und Druck zur Effizienzsteigerung zu kämpfen haben", sagt Charlotte Rothert, CEO und Mitbegründerin von doinstruct. "Gewerblichen Mitarbeitern - egal, ob in der Lebensmittelindustrie, auf dem Bau, im Lager oder in der Fertigung - fehlen die grundlegenden Hilfsmittel, die für Büroangestellte selbstverständlich sind. Fast eine Milliarde dieser Arbeitskräfte kämpfen mit Sprachbarrieren, Verständnisproblemen oder Lese- und Rechtschreibschwäche und müssen sich dennoch täglich mit immer komplexeren Vorschriften auseinandersetzen. Herkömmliche Ansätze lassen sowohl die Arbeitnehmer als auch die Arbeitgeber im Stich und führen zu untragbaren Belastungen für die Unternehmen."
"Wir erleben einen Paradigmenwechsel in der Art und Weise, wie Industrieunternehmen Compliance und operative Exzellenz angehen", sagt Mona Feder, CPO und Geschäftsführerin von doinstruct. "Für viele unserer Kunden ist doinstruct die erste sinnvolle Implementierung von KI. Wir lösen nicht nur Compliance-Herausforderungen - wir demokratisieren den Zugang zu KI für das Rückgrat unserer Wirtschaft.”
Steuereinnahmen durch Glücksspiel
Woran und wie viel verdient Deutschland wirklich am Glücksspiel?

Der Staat generiert seine Einnahmen zu einem großen Teil durch Steuern. Gezahlt werden sie von Unternehmen, aber auch von Bürger*innen. So zahlen Menschen Steuerbeträge, wenn sie Genussmittel wie Zigaretten erwerben, Unternehmen zahlen beispielsweise für Glücksspiele.
Zuletzt sind die Einnahmen aus Glücksspielsteuern nach Jahren des Anstiegs jedoch im Jahr 2023 erstmals gesunken und scheinen den Steuerschätzungen zufolge auch im Jahr 2024 stagniert zu haben. Was könnten die Gründe dafür sein?
Steuereinnahmen im Online-Glücksspiel deutlich gesunken
Die Steuerzahlungen für Online-Glücksspiele und hier insbesondere Spielautomaten im Internet sind im Jahr 2023 erstmals zurückgegangen – so fasst es das Statistische Bundesamt offiziell im Januar 2025 zusammen. Besonders auffällig ist das Minus von 38,5 % bei den virtuellen Automatenspielen. Nur noch 264 Millionen Euro wurden 2023 auf diese Weise erzielt. Die Schätzung für 2024 geht gar nur noch von 213 Millionen Euro aus, sodass sich der Sinkflug der Einnahmen dramatisch fortsetzt.
Inzwischen ist gibt es zudem bereits Steuerschätzungen für das Jahr 2024 aus denen hervorgeht, dass die gesamten Einnahmen aus Glücksspielsteuern in Deutschland bei etwa 2,48 Milliarden Euro gelegen haben. Damit scheint sich die Stagnation fortzusetzen.
Zur Zahlung dieser Steuern sind Glücksspielbetriebe verpflichtet, die eine Lizenz der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder besitzen und somit Steuern direkt an das Land Deutschland abführen. Nicht nur die Steuerabgaben sind gesunken, sondern auch die Einnahmen für die Betriebe selbst.
Angebote in Deutschland müssen bestimmte Voraussetzungen für die Lizenzerteilung erfüllen. So müssen Sie beispielsweise die Einsatzlimits von LUGAS einhalten und sich an die OASIS-Spielersperrdatei anschließen. Casinos, die auf LUGAS verzichten, setzen mehr um, zahlen allerdings in Deutschland meist keine Steuern. Sie haben ihre Firmensitze in der EU und werden von dortigen Behörden (wie z.B. der Malta Gaming Authority) geprüft. Dort müssen dann auch die Steuern entrichtet werden – wenn überhaupt welche erhoben werden.
Viele Spieler*innen scheinen diese Angebote zu bevorzugen, was die steuerlichen Einnahmen in Deutschland schwächt. Es scheint mehrere Gründe zu geben, warum EU-Anbieter ohne deutsche Lizenz oft noch den Vorzug bekommen.
Dazu gehören beispielsweise:
- Weniger strenge Vorgaben bei Einsätzen
- Keine Zwangspause nach 60 Minuten Spiel
- Keine Spindauer von mindestens fünf Sekunden
- Teilnahmemöglichkeiten an Jackpotauslosungen
Es stellt sich die Frage, ob das Interesse an Glücksspielen im Allgemeinen zurückgegangen ist, oder ob die einbrechenden Steuerzahlungen durch mehr aktive Teilnahme in der EU zu begründen ist. Hier hilft es, einen Blick auf andere Bereiche und Einnahmen des Glücksspiels zu werfen.
Steuereinnahmen durch Lotterien steigen an
Die wohl bekannteste Lotterie in Deutschland ist „6 aus 49“. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden bekannt gab, war die Lotteriesteuer im Jahr 2023 am einträglichsten. 1,77 Milliarden Euro wurden 2023 eingenommen. Im Jahr 2024 sollen es rund 1,80 Milliarden Euro sein. Damit sind die Steuereinnahmen in diesem Teilbereich des Glücksspiels in Deutschland nicht rückläufig und stellen eine Besonderheit dar.
Einnahmen bei Poker und Sportwetten schwanken
Während die Lotteriesteuer ein Plus in die Staatskasse spülte, sackten Automatenspiele, wie oben beziffert, am stärksten ab. Doch auch andere Glücksspiele wie Sportwetten und Poker brachten weniger Geld in die Kasse.
Seit dem 1. Juli 2021 sind auch die Betreiber*innen von Sportwetten und Poker zur Einhaltung des Glücksspielstaatsvertrags verpflichtet. Auch hier werden die stellenweise strengen Regulierungen kritisiert. So dürfen Sportwettenanbieter beispielsweise keine Live-Wetten anbieten und auch keine Tipps auf E-Sportarten zulassen. Ausländische Anbieter nutzen genau diese Möglichkeiten, um Spieler*innen aus Deutschland zu ködern.
Die Steuereinnahmen aus Sportwetten lagen 2023 bei 409 Millionen Euro und konnten sich im letzten Jahr wieder auf 423 Millionen Euro erholen. Online-Poker verlor 2023 rund 7,5 % der Einnahmen und landete bei 33 Millionen Euro. 2024 sollen es wieder 35 Millionen sein.
Die Steuereinnahmen von Glücksspielen im Zehnjahresvergleich
2023 sanken die Steuereinnahmen aus Glücksspielen erstmals wieder ab, nachdem sie sich in den zehn Jahren zuvor immer weiter erhöht hatten. Für 2024 liegen zwar erst Schätzungen vor, aber die lassen auch keinen starken Anstieg der Einnahmen erwarten.
Der Blick auf die Schwerpunkte zeigt, dass diese Tendenz primär durch das Online-Glücksspiel und hier die Automatenspiele ausgelöst wird. Der Lotteriesektor freut sich hingegen weiterhin über rege Teilnahme und hohe steuerliche Umsätze.
Schauen wir uns den Zehnjahresvergleich an wird klar, dass die Steuereinnahmen aus Glücksspielen seit zehn Jahren konsequent steigen:
- 2014 erzielte das Land Einnahmen in Höhe von 1,67 Mrd. Euro
- 2015 wurden Einnahmen in Höhe von 1,71 Mrd. Euro generiert
- 2016 lagen die Steuererträge bei 1,81 Mrd. Euro
- 2017 erzielten Glücksspiele 1,84 Mrd. Euro Steuereinnahmen
- 2018 erzielte das Land Einnahmen in Höhe von 1,89 Mrd. Euro
- 2019 wurden 1,97 Mrd. Euro an Glücksspielsteuern eingenommen
- 2020 setzten Glücksspiele im Land 2,04 Mrd. Euro an Steuern um
- 2021 spülte Glücksspiel 2,33 Mrd. Euro an Steuergeldern in die Kasse
- 2022 erwirtschafteten Glücksspiele einen Steuerbetrag von 2,57 Mrd. Euro
- 2023 erzielte man 2,48 Mrd. Euro an Steuereinnahmen durch Glücksspiele
- 2024 wird mit einem Ergebnis von wieder rund 2,48 Mrd. Euro gerechnet
Trotz der eingetretenen Stagnation ist damit klar, dass Glücksspieleinnahmen für den Staat kontinuierlich angestiegen sind. Selbst während der Corona-Pandemie gab es keine rückläufigen Zahlen, sondern weiterhin ein Plus.
Steuerprobleme im Automatensektor durch Spieleinsatzsteuer verursacht?
Bei grundlegend steigendem Interesse an Glücksspielen stellt sich die Frage, warum der Spielautomatenbereich so stark abweicht und an Einnahmen verliert. Ein Problem könnte die Spieleinsatzsteuer sein, die Deutschland als einziges EU-Land noch immer am Leben hält.
Zum Vergleich: In sämtlichen anderen EU-Ländern zahlen Glücksspielanbieter bei Automatenspielen eine Bruttoumsatzsteuer. Sie entrichten Steuern auf die erzielten Bruttoumsätze.
Deutschland hingegen erhebt 5,3 % Steuern auf die geleisteten Einsätze von Spieler*innen. Das hat für Betreiber*innen zur Folge, dass sie sogar jene Einsätze versteuern müssen, aus denen am Ende ein Gewinn für die spielende Person resultierte und damit ein Verlust für den Anbieter.
Beispiel: Setzen Spieler*innen einen Betrag von 1.000 Euro und gewinnen 5.000 Euro, bedeutet das für das anbietende Unternehmen zunächst einen Verlust. Da nun die 1.000 Euro Einsatz auch noch versteuert werden müssen, steigt der Verlust deutlich.
Beim Angebot von Glücksspielen geht es um Geld und Einnahmen. Die Spieleinsatzsteuer ist ein finanzielles Risiko für die Anbietenden von Glücksspielen und wird indirekt an die Spieler*innen weitergegeben. Man senkt den RTP (Return to Player), um die Auszahlungschancen zu verringern. Das wiederum wirkt auf interessierte Spieler*innen unattraktiv und sie wenden sich EU-Anbietern mit besseren Gewinnchancen zu.
Gibt es einen Lösungsansatz für die Zukunft?
Um die rückläufigen Steuereinnahmen aus Glücksspielen aufzufangen, scheint eine Neuregulierung des Online-Glücksspiels insbesondere in Hinblick auf die Spieleinsatzsteuer, aber auch die Attraktivität des Angebots sinnvoll. 2026 steht die Evaluierung des Glücksspielstaatsvertrags an, für 2028 ist dann die neue Version geplant. Bleibt abzuwarten, ob sich hier nachhaltig etwas ändert und die Steuereinnahmen dann wieder steigen.