18. April 2020 3 Likes 2

Beste Bildergeschichten

Comic-Highlights für die Zeit der Kontakteinschränkung

Lesezeit: 4 min.

Mit Lektüre gegen den Lockdown: Fünf Comics, die einen Langeweile und Sorgen in den Tagen des Social Distancing garantiert für eine Weile vergessen lassen.

 

Superhelden und Aliens

Autor Robert Kirkmans „The Walking Dead“-Comics, die am Anfang erst von Tony Moore und dann lange von Charlie Adlard gezeichnet wurden, traten bekanntlich ein multimediales Zombie-Phänomen los. Die 32 regulären Sammelbände plus Extras („Negan ist hier“, „The Alien“) sind sicher eine gute, ergiebige und spannende „postapokalyptische Lektüre“. Wer gerade aus naheliegenden Gründen keine Postapokalypse erträgt, muss Kirkman deshalb allerdings nicht gleich untreu werden. Denn der erfolgreiche Comic-Macher aus den USA erschuf ja z. B. auch noch „Invincible“. Die grandiose Superhelden-Science-Fiction-Seifenoper über den Nachwuchshelden Mark Grayson und sein Alien-Erbe, der Cory Walker und Ryan Ottley ausgesprochen gefällig Gestalt verliehen, ist sowohl traditionsbewusst als auch frisch – und jederzeit ungemein unterhaltsam, packend und mitunter mächtig brachial und blutig. Kirkman und seine Crew kleckern nicht, sie klotzen. Ein einziges Vergnügen, zumal die Superhelden-Action früh galaktische Ausmaße annimmt.

Robert Kirkman, Cory Walker, Ryan Ottley: Invincible Bd. 1 • Cross Cult, Ludwigsburg 2019 • 352 Seiten • Softcover: 30 Euro

 

Moderne Science-Fantasy im Mittelalter

Heute kennt man Noelle Stevenson als kreative Instanz hinter der superben DreamWorks-Animationsserie „She-Ra und die Rebellenprinzessinnen“ auf Netflix. Ihren ersten großen Erfolg hatte die US-Künstlerin jedoch mit ihrem Webcomic „Nimona“, den es als gedruckten Komplettband gibt und auf dessen Trickfilmadaption wir schon eine ganze Weile sehnsüchtig warten. „Nimona“ nutzt ein „typisches“ mittelalterliches Fantasy-Setting voller Magie und Monster, das Stevenson durch Klonlabors, Pizzalieferdienste, Strahlenkanonen, Fernseher, Cyborg-Prothesen und Bildtelefone zu einer wunderbar anachronistischen und „untypischen“, eigenständigen und verrückten Science-Fantasy-Welt macht. In dieser wird die machtvolle Formwandlerin Nimona in den Krieg zwischen dem Berufsschurken Ballister Blackheart und den Guten verwickelt. Geschickt spielt die 1991 geborene Stevenson mit den Konventionen und Stereotypen des Sujets, gleichzeitig unterläuft sie Genre-Erwartungen und Gender-Tropen. Ein in jeder Hinsicht fantastischer Comic.

Noelle Stevenson: Nimona • Splitter/Minisplitt, Bielefeld 2016 • 272 Seiten • Softcover: 19,95 Euro

 

Alter Haudegen im Weltraum

Der beste Comic des schottischen Erfolgsautors Mark Millar, der immerhin Titel wie „Wanted“, „Marvel Knights: Spider-Man“, „Die Ultimativen“, „Kick-Ass“, „Kingsman: The Secret Service“ oder „Jupiter’s Legacy“ verfasste? Müsste man sich entscheiden, würde die Antwort wohl „Starlight“ lauten. Darin geht es um den Amerikaner Duke McQueen. In jungen Jahren reiste Duke ins All, erlebte als Held zahlreiche Abenteuer mit Schwert und Laserpistole und befreite den fernen Planeten Tantalus von einem Diktator. Als er auf die Erde zurückkehrte, glaubte ihm das allerdings niemand. Vierzig Jahre später muss der alt und grau gewordene Duke, den nicht mehr viel in seinem Leben hält, Tantalus jetzt noch einmal retten – völlig egal, ob seine Gelenke knirschen oder der Raumanzug am Bauch spannt. Millar schrieb eine geradezu perfekte Liebeserklärung an Flash Gordon und die Weltraumhelden all der Pulp Magazines und Space Operas, und der kroatische Künstler Goran Parlov bebilderte sie mit seinem minimalistischen Strich genauso perfekt. Dieser Einzelband über einen alten galaktischen Haudegen ist rundherum großartig.

Mark Millar, Goran Parlov: Starlight – Die Rückkehr des Duke McQueen • Panini, Stuttgart 2016 • 172 Seiten • Softcover: 19,99 Euro

 

Zeitreisen und Space Opera

Wenn es um die beste Serie von Autor Brian K. Vaughan („Lost“) geht, wird die Entscheidung schon eine ganz Spur schwieriger – um nicht zu sagen, unmöglich. Denn natürlich ist „Paper Girls“ eine wunderbare Serie für alle, die „Stranger Things“ abfeiern und auf smarte Zeitreisegeschichten, tolle Heldinnen und 80er-Jahre-Nostalgie stehen. Außerdem hat das von Zeichner Cliff Chiang und Kolorist Matthew Wilson traumhaft schön visualisierte „Paper Girls“ über eine Gruppe Zeitungsmädchen in einem Konflikt futuristischer Zeitreisender den Vorteil, mit sechs Bänden bereits abgeschlossen zu sein. Die frivole, freche und mitreißende Space Opera „Saga“, die Vaughan gemeinsam mit Digitalkünstlerin Fiona Staples gestaltet, macht dagegen seit viel zu langer Zeit Pause. Doch die Geschichten der bis dato neun vorliegenden Sammelbände über die Reise einer ungewöhnlichen Alien-Familie in einem Universum, das sie ausradiert sehen will, haben nicht umsonst reihenweise Leserherzen und Awards gewonnen. Deshalb: Am besten sowohl „Paper Girls“ als auch „Saga“ lesen. Als SF-Fan macht man damit nichts falsch.

Brian K. Vaughan, Cliff Chiang: Paper Girls Bd. 1 • Cross Cult, Ludwigsburg 2017 • 144 Seiten • Hardcover: 22 Euro

Brian K. Vaughan, Fiona Staples: Saga Bd. 1 • Cross Cult, Ludwigsburg 2013 • 160 Seiten • Hardcover: 22 Euro

 

Harley ist die Beste

Wir haben mit dem Phänomen The Walking Dead begonnen, da scheint es nur folgerichtig, dass wir mit dem Phänomen Harley Quinn abschließen. Spätesten seit die himmlische Margot Robbie Harleen in den DC-Filmen verkörpert, ist die Clownprinzessin allgemein bekannt – eine Multimedia-Ikone war sie Närrin, die in der coolen Batman-Trickserie der 90er debütierte, freilich schon immer. Einer ihrer frühsten Solocomics ist derweil noch heute einer der besten Comics über Batman, den Joker und eben Harley, und passenderweise wurde der preisgekrönte Klassiker „Mad Love“ von Paul Dini und Bruce Timm umgesetzt, die damals Harleys ersten Auftritt im Fernsehen verantworteten. Ein zeitlos guter Bats/Harley-Comic im Stil der alten Trickserie. Wer bisher nur den „Suicide Squad“-Film oder den „Birds of Prey“-Streifen kennt, kommt da nicht dran vorbei. Die Miniserie von Kelley Puckett und Mike Parobeck, die noch im deutschen Sammelband enthalten ist, nimmt man einfach so mit.

Paul Dini, Bruce Timm, u. a.: Harley Quinn: Mad Love • Panini, Stuttgart 2015 • 180 Seiten • Softcover: 16,99 Euro

Kommentare

Bild des Benutzers andreas10

HQ ist mittlerweile so nervig wie Deadpool.

Bild des Benutzers Simon Becka

Das stimmt. Aber Mad Love ist immer noch wahnsinnig gut :-)

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