Seit fast 30 Jahren ist der walisische Autor norwegischer Eltern bereits tot und doch gibt es kaum Kinderbücher, die mit seinem Humor mithalten können. Roald Dahl hatte zum Beispiel nie Angst davor, Kindern Angst zu machen. Ebenso wenig, wie Kinder selbst gern ungeheuerliche Geschichten erfinden, hat er sie "knallhart" mit seiner eigenen Fantasie konfrontiert. Die allerdings lässt sich für Kinder um einiges besser verdauen, als heutzutage ein Märchen der Gebrüder Grimm. Dahls Grundidee wie -überzeugung war stets, dass Kinder nicht einfach Opfer von erwachsenen Machenschaften werden: Mit List und Tücke und vor allem wegen ihrer großen Flexibilität können sie sich aus sämtlichen Notlagen befreien – was für ein tröstlicher Gedanke auch für Erwachsene!
Roald Dahl hat "The Witches" im Alter von 67 Jahren in Großbritannien veröffentlicht, drei Jahre später, 1986, erschien es in der deutschen Übersetzung von Sybil Gräfin Schönfeldt. Recht schnell erschien auch die Verfilmung des Buches, 1990, mit Angelica Huston und Rowan Atkinson. Nun endlich hat sich eine Illustratorin der Geschichte angenommen, die Französin Pénélope Bagieu, 38, und ihre herrlichen Zeichnungen dürften nicht nur Kinder begeistern.
Ein Waisenkind besiegt sie alle
Als ein Junge mit acht Jahren durch einen Autounfall seine Eltern verliert, hat er vor allem eins: Angst vor der eigenen Zukunft. Er zieht bei seiner Großmutter ein und sorgt sich darum, auch sie zu verlieren, sie ist ja schon alt (auch wenn sie das ungern zugibt). Doch die Oma ist nicht nur erfinderisch genug, ihrem Enkel jeden Tag einen neuen Kosenamen zu verpassen, sie scheut sich auch nicht davor, ihn mit einer wichtigen Wahrheit zu konfrontieren: Hexen gibt es wirklich.
Dank ihrer Aufklärung ist der kleine Junge gewappnet, als er ihnen eines Tages begegnet, er weiß, woran man die fiesen Frauen erkennt, deren Ziel es ist, Kinder verschwinden zu lassen. Das passiert ausgerechnet, als er mit seiner Oma im Urlaub ist, die sich eigentlich erholen soll. Doch das Selbstvertrauen des Kindes reicht inzwischen aus, um sein Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen.
Ehrlich gesagt: Selbst als erwachsener Leser macht man sich zwischenzeitlich Sorgen um den Jungen und seine Freundin. Doch die Großmutter ist ein solcher Coolnessfaktor, dass auch Kinder an keiner Stelle Angst haben müssen. Der abenteuerlustigen alten Dame würde sich wohl jeder von uns blind anvertrauen!