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Archäologie Spuren eines Vorgänger-Heiligtums

Bei den aktuellen Grabungen im Ringheiligtum Zackmünde wurden jetzt die Spuren von noch älteren monumentalen Bauten entdeckt.

10.09.2020, 23:01

Pömmelte (tli/dpa) l Synergien durch das Ringheiligtum? Dazu muss erstmal der Begriff erklärt werden. Die Synergie bezeichnet das Zusammenwirken von Lebewesen, Stoffen oder Kräften im Sinne von „sich gegenseitig fördern“ oder einen daraus resultierenden gemeinsamen Nutzen.

Ein solcher deutet sich für Pömmelte und die Region um Barby/Schönebeck an, wenn er nicht schon wirkt. Denn es gibt Radwanderer, die extra Station machen, um bei ihrer Tour auf dem Elbe- oder Saaleradweg das Heiligtum zu besichtigen.

Dass die Kreisgrabenanlage zunehmend eine immer größer werdende wirtschaftliche Kraft für Pömmelte und die Region entfaltet, dürfte folgendes Beispiel verdeutlichen. Laut Pömmeltes Ortsbürgermeister Peter Liensdorf habe jemand die leer stehende Gaststätte „Zur Eiche“ in Pömmeltes Mitte gekauft. Der Mann möchte dort ein Künstler-Café entstehen lassen, das auch einen Bezug zur Kreisgrabenanlage habe.

Und es wird immer interessanter am Rand der Palisaden, wo einst eine große Wohnsiedlung stand. Archäologen haben jetzt einen älteren Vorgängerbau entdeckt. „Es handelt sich um eine quadratische Grabenstruktur mit ungefähr elf Metern Seitenlänge, etwa 4800 bis 4500 Jahre alt“, sagte die Projektleiterin der Universität Halle, Franziska Knoll. „Vor einigen Jahren wurde bereits ein nahezu identisches, fast quadratisches Geviert, allerdings mit ungefähr 14 Metern Seitenlänge, an der Kreisgrabenanlage entdeckt.“ In beiden Grabenstrukturen sind je zwei Einlässe erhalten, die in etwa zur Winter- und Sommersonnwende orientiert sind.

„Die Erbauer haben diese älteren Strukturen wohl oberirdisch noch erkannt und deshalb nicht überbaut“, sagte Knoll. Zudem fanden die Forscher südöstlich des Ringheiligtums Pömmelte einen einst monumentalen, trapezförmigen Grabbau mit Zentralbestattung, etwa 6000 bis 5400 Jahre alt. Dieser wird in den kommenden Wochen freigelegt.

Bei den aktuellen Grabungen kamen auch mehrere 3500 bis 3000 Jahre alte mittel- bis spätbronzezeitliche Grabhügel sowie ein ausgedehntes eisenzeitliches Urnengräberfeld mit 80 Urnen, etwa 2750 bis 2450 Jahre alt, zum Vorschein.

„Über den langen Zeitraum wurde hier auch gesiedelt. Insgesamt sind im Süden des Ringheiligtums Pömmelte 67 Hausgrundrisse dokumentiert, deren Mehrzahl der frühbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur vor 4300 bis 3900 Jahren zuzurechnen ist“, sagte die Archäologin.

Die Kreisgrabenanlage bei Pömmelte-Zackmünde wurde bisherigen Erkenntnissen zufolge vor rund 4350 Jahren errichtet. Ein paar Jahrhunderte später in etwa einem Kilometer Entfernung kam die fast baugleiche Anlage bei Schönebeck hinzu.

Bislang besuchen rund 30.000 Menschen jährlich das Ringheiligtum. An einer Stelle des Freilichtmuseums befinden sich mehrere in der Erde verlegte „Zählplatten“, deren Sensoren bei Druckveränderungen ansprechen. Ein Zeitsteuerungssystem bewirkt, dass sich eine Person, die zwei Schritte auf der Trittplatte macht, dennoch nur einmal gezählt wird. Aufgrund der Platten-Maße und Abstände können auch bei breiten Durchgängen mehrere Fußgänger auf gleicher Höhe erfasst werden.