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Sportinternat Kiel

Die Schilkseer Talentschmiede

Foto: Die Schilkseer "Internatis".

Sie sind auch im Winter im sonst leeren Olympiahafen: Die Sportinternatsbewohner (v.li.) Fenja Valentien, Mewes Wieduwild, Lina Fischer, Jesper Bahr und Carlotta Crüsemann. Es fehlen: Gregory Keizers, Leonard Stock (Trainingslager in Vilamoura/Portugal) und Vanessa Gregor (Leistungssport beendet).

Kiel. Zwölf Quadratmeter mit eigenem Bad, das ist das kleine Reich jedes Internatsbewohners. Dazu ein Balkon mit Blick auf den Olympiahafen und der Gemeinschaftsraum mit Sofa, Fernseher, Esstisch und Kochzeile. Alles, was man braucht – zumal die wirklich wichtigen Dinge in unmittelbarer Nähe sind: Der gut ausgestattete Kraftraum zum Beispiel, die Bootshalle (die gerade renoviert wird) und natürlich das Wasser.

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Von April bis Dezember auf der Förde

Acht junge Seglerinnen und Segler wohnen zur Zeit im Sportinternat und genießen die Vorteile der kurzen Wege. Wobei der Weg jetzt gerade nicht auf die Förde führt – zu kalt. „Die Wasserzeit beginnt meist Mitte April und geht bis November, vereinzelt sogar Dezember“, sagt Stützpunkttrainerin Franziska Goltz. „Im Winter liegt der Fokus auf Athletik, Theorie – und einfach Schule.“ Wie alle anderen Oberstufenschüler auch müssen die Internatsbewohner büffeln, Klausuren schreiben, Referate halten. Das in Verbindung mit dem täglichen Training, Trainingslagern im Ausland, Regatten und Co. kann ganz schön anstrengend sein. „Das ist schon eine Herausforderung, das alles unter einen Hut zu bekommen. Dafür braucht man Zeitmanagement und Organisation“, sagt Lina Fischer, Laser-Radial-Seglerin im 12. Jahrgang. „Die Kooperation mit der Schule funktioniert aber super.“

Auch im Trainingslager wird gebüffelt

Partnerschule des Internats ist die Gemeinschaftsschule Friedrichsort. Und die erlaubt als "Partnerschule des Leistungssports" eben viele Abwesenheiten und ganz individuelle Abstimmungen zwischen Schule und dem einzelnen Internatsbewohner. "Ich muss immer überlegen, wie oft ich sie aus der Schule rausnehmen kann", sagt Franziska Goltz, die im DSV die Laser-Radial-Junioren unter ihren Fittichen hat und Ende Januar mit ihren Seglerinnen zum Training in Israel war. "Zum Teil gibt es während eines Trainingslagers auch Schulzeiten. Es geht sogar, bei mir Klausuren zu schreiben." Und das funktioniert hervorragend: Im vergangenen Sommer etwa legte Lena Weißkichel ein 1,0-Abi hin, auch Hannah Anderssohn machte ein Einser-Abitur.

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Läuft die Schule gut, kann man sich umso besser aufs Segeln konzentrieren. Und im Winter aufs Krafttraining, die Grundlage eines jeden erfolgreichen Sommers. "Bei den Neuen fangen wir mit Grundlagen an, generell trainieren wir viel Kraft und Ausdauer", erklärt Goltz. "Carlotta zum Beispiel ist noch zu leicht, da müssen noch rund fünf Kilo rauf – auch wenn man das als Mädchen nicht so gerne hört." Carlotta Crüsemann (Laser Radial) zog im Sommer gemeinsam mit Mewes Wieduwild (Laser 4.7) im Internat ein, beide quälen sich also gerade durch ihre erste Schilkseer Wintervorbereitung. Ein Stück weit heimisch geworden sind sie nach einem guten halben Jahr schon. "Ich habe mich sehr gut eingelebt", sagt Wieduwild, und Crüsemann ergänzt: "Die anderen haben es uns sehr leicht gemacht. Da ging es schnell, auch eine eigene Routine aufzubauen."

Zur Selbstständigkeit erzogen

Bei der Frage nach der größten Umstellung müssen beide nicht lange nachdenken: „Essen selber machen!“ Das sieht auch Jesper Bahr so: „Auch Brot für die Schule, man bekommt ja nichts mit...“, meint der 16-Jährige. „Die Umstellung wird bei mir noch lange brauchen.“ Der Lübecker hat allerdings eine gute Entschuldigung: Er ist der jüngste Bewohner und erst am 10. Februar eingezogen.

Genau diese Selbstständigkeit aber ist es, von der viele ehemalige Bewohner profitieren. "Ich merke das in der Laufbahnberatung: Diejenigen, die aus dem Internat kommen, wissen, worum es geht, können sich gut organisieren und machen das so weiter", sagt Internatsleiterin Petra Homeyer. "Theres Dahnke zum Beispiel hat ihr Studium fast in Regelstudienzeit geschafft, trotz langer Abwesenheitszeiten durch Training und Regatten." Dahnke ist ein gutes Beispiel für die Erfolge ehemaliger Internatsbewohner. Die 470er-Steuerfrau gewann 2018 mit Birte Winkel Junioren-EM- und Junioren-Vize-WM-Titel. 49er-Vorschoter Fabian Graf ließ mit WM-Bronze in Århus aufhorchen.

Im Juni kommt das große Heimspiel

Da wollen natürlich auch die aktuellen „Internatis“ hin. Für die aber geht es der Reihe nach: Wintertraining, Osterferien – mit Laser-Radial-Trainingslager in Split/Kroatien – Heimspiel YES-Regatta. Und dann der Saisonhöhepunkt: die Junioren-EM in Griechenland. Zumindest für die Laser Radial. „Ich habe dann hier schön viel Platz“, sagt 49erFX-Seglerin Fenja Valentien, die zeitgleich wie Gregory Keizers und Leonard Stock (beide Laser Standard) zur Kieler Woche antritt – nachdem sie ihr Abitur abgelegt hat. Um sich dann gut ausgebildet auf die Jagd nach den großen Segelerfolgen zu machen.

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KN

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