Bevor Boris Bochnick sein Büro im Keller der Hamburger Staatsanwaltschaft betritt, muss er an Dutzenden, in Kartons verstauten Archivakten vorbei, übereinander gestapelt auf Paletten, gekennzeichnet mit sogenannten Reponierungsnummern, um sie bei Bedarf wiederzufinden. In den unteren drei Gängen des Gebäudes am Hamburger Gorch-Fock-Wall werden die Dokumente zwischengelagert, weil die dafür angemieteten Lagerflächen nicht ausreichen. Ein Zustand, der symptomatisch für Deutschlands zweitgrößte Anklagebehörde zu sein scheint, die unter der Last von langen Verfahren sowie eklatanter Personalnot zusammenzubrechen droht.
„Wir sind längst nicht mehr am Limit, wir sind weit darüber hinaus“, sagt Bochnick im Gespräch mit WELT AM SONNTAG. Und der Personalratsvorsitzende der Hamburger Staatsanwaltschaften ergänzt: „Insbesondere bei größeren Betrugsdelikten hängt eine Strafverfolgung nur noch vom Zufall ab, wir sind nur noch bedingt anklagebereit.“
Seit Jahren beschweren sich nicht nur Staatsanwälte, sondern auch Richter und Verteidiger über ...