König Charles wird Geschichte schreiben: Der wahre Grund für seinen Deutschland-Besuch

Charles hielt 2020 im Bundestag eine Rede

König Charles hielt 2020 im Bundestag eine Rede

Foto: Kay Nietfeld/dpa
Von: Alexander von Schönburg

Bei König Charles’ (74) letztem Besuch, vor zweieinhalb Jahren, hatte ich eine Audienz bei ihm im „Adlon“. Er war noch der Prince of Wales und nicht „Karl III.“, wie wir ihn jetzt eigentlich nennen müssten. Er ging mit mir die Rede durch, die er später – teils auf Deutsch – im Bundestag halten sollte.

Es war Volkstrauertag. Das Manuskript war voller handschriftlicher Notizen, um seiner deutschen Aussprache auf die Sprünge zu helfen. Neben das Wort „Chance“ zum Beispiel hatte er mit dem Füller „shong-se“ notiert.

Es war eine besondere Geste, zu einem Trauertag anzureisen, der allen Toten der Weltkriege gilt, auch den Soldaten der Täter.

BILD-Kolumnist Alexander von Schönburg

BILD-Kolumnist Alexander von Schönburg

Foto: Norina von Weiler

Charles hielt eine bewegende Rede. Er sprach von den Leiden auf beiden Seiten, er zitierte die Worte des verstorbenen Londoner Großrabbiners Lord Sacks: „Eine Zukunft der Versöhnung kann – zumindest zu einem gewissen Maße – die Vergangenheit rückwirkend tilgen.“ „Gut, oder?“, fragte er mich. Ich: „Sehr gut, Sir!“

Diesmal werden wir eine Geste noch viel größerer Bedeutung erleben.

Der englische König wird in Hamburg der Opfer der Bombardierungen durch die britische Luftwaffe gedenken. Bei der „Operation Gomorrha“ 1943 kamen mehr als 30 000 Menschen im Feuerhagel ums Leben.

Am Freitag werden Charles III. und der Bundespräsident am Mahnmal St. Nikolai Kränze für die Opfer der Bombennächte niederlegen. Das hat es so noch nie gegeben, auch nicht beim Besuch der Queen 1992 in Dresden.

Die Queen strahlt 1992 aus ihrem Auto in Dresden

Die Queen strahlt 1992 aus ihrem Auto in Dresden

Foto: Dennis Paquin/AP

Es wird eine stille Geste werden, eine kurze Verneigung, ein stilles Gebet. Aber das wird mehr aussagen als jede Rede.

Charles hat eine große Nähe zu Deutschland. Er sieht uns als Vorreiter im Klima- und Umweltschutz. Mehr als 40-mal war er schon hier, auch bei seinen Verwandten, den Hessens, den Hohenlohes, den Badens.

Doch heute kommt er erstmals als König.

Dass Deutschland das Ziel seines allerersten Staatsbesuchs ist, will er – das weiß ich aus sehr zuverlässiger Quelle – als Zeichen seiner einzigartigen Liebe zu unserem Land verstanden wissen.

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