Von dem Täter, der in Unterschleichach in der Silvesternacht eine Elfjährige aus Burgebrach mit einer Schusswaffe getötet hat, fehlt noch jede Spur. Die Mutter spricht über ihren Schmerz.

+++ 11-Jährige Janina an Silvester erschossen: Urteil im Mordprozess

Update: Fall Janina - mutmaßlicher Todesschütze gefasst

Zahlreiche Teelichter brennen auf dem Holztisch, die Verwandten haben sich im Wohnzimmer versammelt. Auch zwei Tage nach dem unfassbaren Ereignis kann noch niemand begreifen, was in der Silvesternacht geschehen ist.


 
Janina (11) war bei zwei Freunden, durfte erstmals ohne ihre Mutter ins neue Jahr starten. Um kurz nach Mitternacht ruft sie bei Magdalena Mokris (36) an. "Mama, ich habe sehr viel Spaß. Ich erzähle dir alles morgen beim Frühstück. Ich habe dich lieb."
 


Janina bricht plötzlich zusammen

Es ist das letzte Mal, dass Magdalena mit ihrer Tochter sprechen wird. Um kurz vor 1 Uhr bricht das junge Mädchen, während es freudig draußen herumhüpft, plötzlich bewusstlos zusammen. Rettungskräfte sind schnell vor Ort, bringen die Elfjährige in die Klinik nach Schweinfurt. "Meine Freundin rief mich an und sagte, Janina sei gefallen. Ich dachte noch, dass es nichts Schlimmes sein kann und wenn ich im Krankenhaus bin, dass ich sie in den Arm nehme und ihr sage, dass sie mir nicht solche Angst machen soll", erinnert sich Magdalena aufgelöst.

Doch im Krankenhaus wird ihr schnell bewusst, dass es sich um keinen harmlosen Sturz handeln konnte. Nach einer über fünfstündigen Not-Operation kommt der Arzt zur wartenden Familie und teilt ihr mit, dass man einen Metallsplitter aus dem Kopf entfernt habe und Janina noch um ihr Leben kämpft. Nach weiteren zwei Stunden kam die schreckliche Nachricht, dass ihre Tochter verstorben sei.
 


Projektil aus Kleinkaliberwaffe

Ging man zunächst davon aus, dass durch eine Silvesterknaller-Explosion ein Metallsplitter durch die Luft geflogen sei, wird nach der Obduktion deutlich, dass es sich bei dem Geschoss, das Janina traf, um ein Projektil aus einer Kleinkaliberwaffe handelte. "Ich kann nicht glauben, dass das passiert ist. Ich denke die ganze Zeit, dass Janina gleich heimkommt und mir alles erzählt."

Doch das einzige, was die Räumlichkeiten füllt, ist Leere und Fassungslosigkeit. Verwandte kümmern sich um Janinas neun Wochen alten Bruder, während Magdalena nach Antworten sucht: "Ich weiß bis heute nicht, was passiert ist. Aber diejenigen, die das waren, sollen wissen, dass sie mir meine Tochter, mein Leben weggenommen haben und ich weiß nicht, wie es weitergehen soll."

Sie zeigt auf das Bild ihrer Tochter und spricht weinend weiter: "Derjenige soll mein Kind anschauen. Das war meine Janina, die ihr ganzes Leben noch vor sich hatte. Mit einer Spielerei habt ihr ihr Leben beendet und auch meins."
 


Spürhunde und Metalldetektoren

Ob es wirklich eine dumme Spielerei war oder ein bewusstes Tötungsdelikt, dazu ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft auf Hochtouren. Mit Spürhunden und Metalldetektoren suchen sie das Gelände mehrfach ab. Ohne neue Ergebnisse. Pausenlos ist man damit beschäftigt, neue Hinweise zu finden, befragt die Anwohner, überprüft Nachbarn mit Waffenbesitzkarte oder Waffenschein. Im Fokus der Ermittlungen steht nicht nur die Frage, wer geschossen hat, sondern auch, ob es sich um ein tragisches Unglück oder eine bewusste Tat handelt.

Die Kriminalpolizei Schweinfurt ermittelt zurzeit wegen eines Tötungsdelikts in alle Richtungen und hat inzwischen eine Sonderkommission eingerichtet. Die rund 50 Beamten der SOKO "Unterschleichach" ermitteln in Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Bamberg, die Sachbearbeiter hoffen weiterhin auf Hinweise aus der Bevölkerung.

Das Mädchen war mit anderen Kindern und Erwachsenen auf der Straße "Am Käppela" gestanden, um das neue Jahr zu begrüßen. Gutachter des bayerischen Landeskriminalamtes hatten das tödliche Geschoss bereits am Samstag untersucht. Außerdem werden zahlreiche Vernehmungen durchgeführt.

Es laufen auch Überprüfungen bei Personen, die in der Nähe des Tatorts wohnen oder sich in der Silvesternacht dort aufgehalten haben.

Weiterhin bitten die Ermittler Zeugen, die zur Aufklärung der Tat beitragen könnten, sich unter der kostenlosen Telefonnummer 0800/101-1611 zu melden.