Der ehemalige Chef des Bundesverfassungsschutzes, Hans-Georg Maaßen, ist einem Medienbericht zufolge bei Ermittlungen gegen die Reichsbürger-Gruppe um Heinrich XIII. Prinz Reuß aufgefallen. Die Fahnder entdeckten auf einem zwischenzeitlich beschlagnahmten Handy einen Austausch zwischen Maaßen und einem Bekannten von Prinz Reuß, wie der Spiegel berichtete. Dabei handele es sich um den rechtslibertären Buchautor und AfD-Sympathisanten Markus Krall. 

Laut Bericht gratulierte Maaßen per WhatsApp-Nachricht Krall im Herbst 2022 zu dessen Geburtstag. Dabei habe er auch geschrieben: "Wir müssen weiter kämpfen". Damit war dem Bericht zufolge offenbar die Bundesregierung und ihr Kurs im Ukrainekrieg gemeint. Krall habe zugestimmt.  

Den Fahndern sei bei der Auswertung von Kralls Daten zudem eine Mail an Prinz Reuß aufgefallen, berichtet der Spiegel. Die Zeit der großen Wende sei nahe, schrieb Krall den Angaben zufolge darin.  

Drei Monate später, am 7. Dezember 2022, nahm die Polizei Prinz Reuß und weitere Mitglieder der Reichsbürger-Gruppe fest. Sie sollen einen gewaltsamen Umsturz in Deutschland geplant haben.

Mitglieder der Reichsbürgerbewegung hängen einer Verschwörungserzählung an, nach der die Bundesrepublik Deutschland faktisch nicht besteht, sondern weiterhin das "Deutsche Reich" existiert. 2020 hat der Verfassungsschutz die Zahl der Mitglieder der Bewegung auf etwa 20.000 geschätzt. Rund 1.000 davon sind dem traditionellen rechtsextremen Spektrum zuzuordnen.

Krall wird in dem Terrorverfahren nicht als Beschuldigter geführt, sondern als Zeuge. Auf Anfrage des Spiegels teilte er mit, er habe von den mutmaßlichen Plänen von Prinz Reuß erst aus den Medien erfahren.

Maaßen spricht von "traurigem Höhepunkt" einer "Diffamierungskampagne"

Maaßen, der auch als Anwalt arbeitet, wollte sich "aus berufsrechtlichen Gründen" nicht zu Krall und seiner Kommunikation mit ihm äußern. Er kämpfe "für die freiheitlich-demokratische Grundordnung", der "Versuch, mich zu einem irren Reichsbürger zu machen" sei der "traurige Höhepunkt" einer gegen ihn laufenden "Diffamierungskampagne".

Maaßen war von 2012 bis November 2018 Präsident des Bundesverfassungsschutzes, ehe er nach umstrittenen Äußerungen um rechtsextreme Ausschreitungen in Chemnitz in den Ruhestand versetzt wurde. Seither fiel er immer wieder durch zweifelhafte Äußerungen auf. Die CDU-Spitze warf Maaßen unter anderem vor, eine "Sprache aus dem Milieu der Antisemiten und Verschwörungsideologen bis hin zu völkischen Ausdrucksweisen" zu gebrauchen, und forderte ihn zum Parteiaustritt auf, was Maaßen ablehnte. 

Mitte Februar 2023 beschloss der CDU-Bundesvorstand einstimmig, ein Parteiausschlussverfahren gegen den früheren Geheimdienstchef einzuleiten. Ein CDU-Parteigericht lehnte seinen Ausschluss im vergangenen Monat ab.