Comic-Helden im Vergleich

Entenhausen − Gallisches Dorf 5:0

03:30 Minuten
Dagobert Duck steht mit einem Bündel Geldscheine in seinem Geldspeicher.
Dagobert Duck ist klarer Sieger im Wettstreit mit den Galliern, meint der in New York lebende Kulturjournalist Hannes Stein. © Imago / United Archives
Von Hannes Stein · 30.07.2019
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Asterix wird 60 Jahre alt, ist das ein Grund zum Feiern? Aus amerikanischer Sicht kann das gallische Dorf nicht mit einem anderen Ort der Comic-Welt mithalten − mit Entenhausen. Journalist Hannes Stein findet fünf Gründe, warum die Ducks vorn liegen.
Erstens handelt es sich bei Entenhausen um eine Großstadt. Multikulturell und multiethnisch. In Entenhausen gibt es, wie schon der Name sagt, Enten, aber es gibt auch Hunde, Schweine, Eulen, Katzen und nicht zuletzt die Panzerknacker. Im kleinen gallischen Dorf dagegen gibt es nur Gallier. Wie langweilig!
Zweitens herrscht im kleinen gallischen Dorf die Magie. Der wichtigste Mann ist Miraculix, der Druide mit seinem Kupferkessel. In Entenhausen dagegen wird nach der wissenschaftlichen Methode vorgegangen: Der Erfinder Daniel Düsentrieb macht die erstaunlichsten Entdeckungen.
Drittens herrscht in Entenhausen vollkommene Freiheit der Kunst. Im kleinen, uns wohlbekannten gallischen Dorf dagegen hat der Barde Berufsverbot und wird regelmäßig rituell verprügelt.
Viertens befindet sich das kleine, uns wohlbekannte gallische Dorf im ständigen Kriegszustand. Unaufhörlich muss es gegen die Römer kämpfen. Entenhausen dagegen lebt im tiefsten, wunderbarsten Frieden.
Fünftens gibt es in Entenhausen einfach mehr Spaß: Mal findet ein "großer Korso ländlicher Fahrzeuge" statt, mal ein Oldtimer-Rennen, mal wird die Stadt von einer Perücken-Modewelle überschwemmt. Im kleinen gallischen Dorf dagegen gibt es nur drei Formen des Vergnügens. Die Bewohner verdreschen die Römer. Oder sie verdreschen sich gegenseitig. Oder es findet ein Festmahl statt, bei dem es immer dasselbe zu essen gibt: Wildschwein.
In vielen Ländern der Erde, leider auch in Amerika, haben sich völkische Massenbewegungen durchgesetzt. Es besteht Grund zu der Befürchtung, dass die Anhänger dieser Bewegungen uns alle in kleine, gallische Dörfer einsperren wollen.
Dagegen hilft nur eines: die Flucht. Ab nach Entenhausen!

Hannes Stein arbeitet als Kulturkorrespondent der Tageszeitung "Die Welt" in New York.

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