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Fußball Schlaganfall mit 48

Wie ein „Streifschuss“ Sammers Leben verändert hat

Aufgeräumt wie lange nicht mehr: Matthias Sammer lebt weniger intensiv als früher Aufgeräumt wie lange nicht mehr: Matthias Sammer lebt weniger intensiv als früher
Aufgeräumt wie lange nicht mehr: Matthias Sammer lebt weniger intensiv als früher
Quelle: dpa
Der 2016 erlittene Schlaganfall war ein Wendepunkt in Matthias Sammers Leben. Bayerns Ex-Sportvorstand erklärt, wie ihn die Krankheit verändert hat. Und wie ihn ein Erlebnis im Supermarkt faszinierte.

In seiner Fußball-Karriere kannte Matthias Sammer nur einen Modus: Vollgas – ob als Nationalspieler, Trainer oder zuletzt als Sportvorstand des FC Bayern München. Seine Einstellung war oftmals in seinem Gesicht und an seinen Gesten abzulesen. Als er mit getackerter Wunde an der blutigen Stirn die Mannschaft von Borussia Dortmund zum Äußersten trieb. Als er die Nationalmannschaft 1996 in England körperlich auf der letzten Rille und mit rudernden Armen zum Europameister-Titel puschte. Als er mit Borussia Dortmund zum jüngsten Meistertrainer der Bundesligageschichte avancierte. Und als er von 2013 an tagtäglich und mit maximalem Engagement die Umsetzung der Ideen des Trainers Pep Guardiola beim FC Bayern München forcierte.

Bis ihm im Frühjahr 2016 ein leichter Schlaganfall im Alter von gerade mal 48 Jahren die Grenzen seiner Belastbarkeit aufzeigte.

„Manchmal gibt es Wendepunkte im Leben“, sagte Sammer jetzt dem „Tagesspiegel“ zu diesem schweren gesundheitlichen Rückschlag. Und er erklärte, dass er danach ausschließlich auf seine „Gefühlswelt gehört“ und dabei gemerkt habe: „Ich wollte diese Intensität nicht mehr.“

Er will kein Getriebener mehr sein

Im Juli des vergangenen Jahres hatte der dreifache Familienvater die Notbremse gezogen, seinen aufreibenden Job beim FC Bayern aufgegeben und sich ins Privatleben zurückgezogen. Aufgetaucht ist Sammer, der ab der Saison 2017/18 auch als TV-Experte für Eurosport arbeiten wird, jetzt als Mentor eines Berliner Fußball-Förderprogramms für Jugendliche zwischen 16 und 19 Jahren. Der ehemalige „Feuerkopf“ erklärte ebenfalls wie ihn der Schlaganfall verändert habe und er empfinde: „Nicht mehr getrieben zu sein.“

Einen unaufgeregten und reflektierten Weg, so Sammer weiter, möchte er nach der Krankheit und seiner persönlichen Zäsur einschlagen. „Nach diesem Streifschuss, den ich erhielt, möchte ich mal innehalten.“ Er vertraue dabei auf seine innere Stimme, „weil die Gefühlswelt einem den weiteren Weg zeigen wird.“ Körperliche Probleme habe er aktuell nicht. „Ich bin heute fit, vielleicht fitter denn je, ich bin gesund, es geht mir gut“, erklärte Sammer. Und: „Jetzt bin ich dankbar für meinen Weg.“

Sammer hält Bayern mit Uli Hoeneß für unschlagbar

Der FC Bayern ist für Matthias Sammer weiterhin das Nonplusultra in der Bundesliga. Gerade nach der Rückkehr von Uli Hoeneß hält der frühere Bayern-Sportvorstand den Rekordmeister für unschlagbar.

Quelle: Die Welt/SID Sport

So frei und unbekümmert wie jetzt, gestand er, habe er sich zuletzt „vielleicht als kleiner Junge“ gefühlt. Und die Phase, in der er sich gerade befinde, erlebe er als extrem spannend. „Was mir im Moment imponiert, ist die Einfachheit des Lebens“, so Sammer. „Wenn ich zu Hause mit meiner Frau zum Einkaufen gehe und völlig fasziniert bin, was es alles zu kaufen gibt in einem Supermarkt. Lachen Sie nicht“, so der 49-Jährige launig. „Ich war dann mal allein da und wusste gar nicht, wo ich zahlen kann, weil es dort Selbstzahlerkassen gab, an der man seine Produkte selbst einscannen musste.“

Ohne Druck eine neue Intensität

In seinem neuen, vom Druck befreiten Leben, fühle er eine große Zufriedenheit. „Die habe ich auch früher empfinden können, bei allem Stress als Spieler und als Vorstand“, sagte Sammer. „Nur heute viel intensiver. Ich muss nicht daran denken, was ich morgen tun muss, um am Samstag zu gewinnen oder am Mittwoch in der Champions League. Ich nehme heute mein Umfeld in einer Intensität wahr, die ich lange nicht mehr kannte.“

Eine Rückkehr ins Fußball-Profigeschäft aber will der gebürtige Dresdner noch nicht gänzlich ausschließen. Sammer möchte es auch bei dieser Frage von seiner „Gefühlswelt abhängig machen. Ich kann Ihnen jetzt nicht sagen, was ich in zwei oder drei Jahren fühle.“

Der ehemalige „Motzki“ und „Brausekopf“ will und kann in aller Ruhe herausfinden, in welche Richtung sich seine Befindlichkeiten und Wünsche entwickeln. Ohne Vollgas und in aller erdenklichen Ruhe. „Vielleicht bleibt es so wie jetzt“, sagte Sammer. „Die Freiheit nehme ich mir.“

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